Mittwoch, 7. Oktober 2015

Darf Pep Guardiola sich wirklich so viel mehr erlauben als andere?

Oder macht er nur andere Dinge als Markus Gisdol?

Zunächst muss man mal eines festhalten: Wer zum Linienrichter rennt und den am Arm packt, weil dieser im falschen Moment den Arm gehoben hat, gehört auf die Tribüne verbannt. Gerade als Bundesligatrainer. Stellt euch vor was in den Kreisklassen dieses Landes abgeht, wenn wir das durchgehen lassen... Und das sieht Gisdol mittlerweile garantiert genau so.

Jetzt fragt euch aber mal: Wann hat Guardiola das letzte Mal einen der 3 wirklich das Spiel leitenden Schiedsrichter angefasst? Während der Ball läuft?

Klar, Guardiola umarmt ab und zu den 4. Offiziellen am Ende einer auch mal längeren Debatte. Achtet aber das nächste Mal einfach auf die Körpersprache die er in diesen Situationen an den Tag legt. Und vergleicht diese mit den chronischen Trbünengäste wie Christian Streich oder Jürgen Klopp... Gerade bei Klopp dachte man regelmäßig: Wenn der Schiedsrichter ihn nicht auf die Tribüne schickt, frisst er diesen gleich auf.
Guardiola nutzt die Umarmungen dagegen, um die Situation zu deeskalieren. Deswegen kriegt er von den Schiedsrichtern auch eine andere Reaktion als Gisdol.

Der nächste entscheidende Punkt ist ja, warum Guardiola überhaupt mit den Vierten Offiziellen in Kontakt gerät. Das passiert relativ selten wegen eines falschen Pfiffes. Was ja auch in der Natur der Sache liegt: Wenn man als Bayern seine Spitzenspiele im Schnitt mit 5:1 gewinnt... und in den wenigen engen Momenten den entscheidenden Pfiff geschenkt bekommt... hat man  natürlich auch viel weniger Gründe sich über einen einzelnen Abseitspfiff zu beschweren... während bei Gisdol die Abseitsentscheidung seinen Job gefährdet, ist sie für Guardiola vollkommen belanglos. Der denkt sich halt "Nun gut, erzielen wir das Tor halt in der nächsten Szene"...

Und obwohl Guardiola selten mit entscheidenden Falschen Pfiffen konfrontiert wird, muss er trotzdem in jedem Spiel mit dem Assistenten argumentieren... Warum? Weil Guardiola der Trainer ist, der am meisten coacht... Was ihm ja schon von unseren Experten in den Medien gerne vorgeworfen wird. Guardiola ändert in jedem Spiel mehrmals die Taktik. Dass muss er dann allen 11 Mann irgendwie vermitteln... vor 76.000 Fans... Und ja, dabei verlässt er häufig die Coaching-Zone. Sogar zu häufig... aber wie soll er das denn auch sonst tun?

Aber: Coachingzonen und der 4. Offizielle sind nicht erfunden worden, um die Trainer bei ihrer Arbeit zu behindern. Sie wurden erfunden um den Schiedsrichtern die Arbeit einfacher zu machen. Oder anders ausgedrückt: Weil wir zu Viele Vorfälle wie den von Gisdol hatten und zu wenige Guardiolas die einfach nur ihrer Mannschaft helfen wollen.

Mich erinnert das ein bisschen... an den guten alten Fifa-Manager... da konnte man in der 3D Simulation seinen Spielern ebenfalls kurze Befehle wie "Schieß" zurufen... und wenn man das zu oft getan hat, wurde man auf die Tribüne geschickt... ohne dass man sich überhaupt über Fehlentscheidungen aufregen konnte...

Anstatt also darüber zu klagen, dass Pep mehr darf als alle anderen... sollten sich die anderen Trainer lieber fragen, was Pep anders macht (und machen kann): Sich also weniger mit den eh nicht zu verändernden Schiedsrichterentscheidungen und mehr mit der eigenen Mannschaft beschäftigen, dann landet man auch nicht auf der Tribüne...

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