Donnerstag, 16. Juli 2015

Das große Problem mit den Rückennummern

Wo fängt man da eigentlich an?

Im Umfeld der Bayern überlegen sie gerade, ob sie Rückennummer 31 von Bastian Schweinsteiger nicht mehr vergeben sollten.

Eins mal vorne Weg: Das im amerikanischen Sport (auf quasi jedem Niveau) die Rückennummern bedeutender Spieler "retired" und nicht mehr vergeben werden, ist eine der coolsten kulturellen Gimmicks jenseits des Atlantiks. Es ist ungefähr vergleichbar mit dem Brauch, dass der Stadionsprecher hier bei jeder Gelegenheit nur die Vornamen ansagt und die Fans den Nachnamen zurückbrüllen. Was in Amerika vollkommen unbekannt ist...

Und in Amerika werden diese Nummern ja auch wirklich an die Hallen- oder Stadiondecke gehangen. In einer wunderbar emotionalen Zeremonie. Von dort aus schauen sie für immer auf die nachfolgenden Generationen herab.

Aber: Die Amis hatten auch schon immer ein anderes Verhältnis zu Rückennummern. Die haben halt noch nie ihren Kader von 1 bis 22 durchnummeriert. Deswegen sind Rückennummern wie die 74 relativ normal. Im Fußball schreiben die Verbände vor, welche Rückennummern man vergeben darf. Was eigentlich total sinnlos ist.

Frankreich hat darüber nachgedacht, die Nummer 10 eines Zinedine Zidane nicht mehr zu vergeben... bis ihnen bewusst wurde, dass die Fifa und Uefa darauf bestehen, dass Frankreich diese Nummer beim nächsten Turnier auf ein Trikot druckt. Damit verpufft so eine Geste nach 2 Jahren.

Wirklich lustig wird die Debatte ja, wenn Lucas Scholl auf ein Mal mit der 31 auf dem Trainingsanzug gesichtet wird. Ist der etwas so dreist und schnappt sich sofort Schweinis legendäre Nummer? Jein... wie sich herausstellt würde die Bayern nicht nur Schweinis Nummer... sondern auch die von Scholls Sohn in der 2. Mannnschaft in den Ruhestand schicken. Und ja, er hat sich diese Nummer wahrscheinlich herausgesucht, weil Schweini eines seiner Vorbilder im Verein ist. Schweini sollte ja auch DAS Vorbild schlecht hin für alle Mittelfeldspieler beim FC Bayern sein. Schließlich hat er es (im Gegensatz zu einem Philipp Lahm) geschafft, sich ohne Lehrjahre bei einem anderen Verein beim Rekordmeister durchzusetzen. Zu einer Zeit, als das eigentlich unmöglich war.

Aber ja: Die Bayern haben ein eigenes Nummernsystem für jede ihrer Mannschaften. Es dürften derzeit also 5 Mann mit der Nummer 10 rumrennen, die eigentlich für Toni Kroos reserviert war... Das wäre nebenbei einer der Dinge, die ich sofort ändern würde: Ich würde meine Spieler von der U17 bis zu den ersten Herren durchnummerieren. Allein schon um dem B-Jugendlichen den "du wirst unsere nächste Nummer 10" Druck zu ersparen.
Aber ja: Auch dieser Fakt macht es schwieriger, Nummern an die Decke zu hängen.

Kommen wir aber zum eigentlichen: Wo fangen wir an? Denn ganz ehrlich: Wenn die Bayern eine Rückennummer nicht mehr vergeben sollten, dann ist das die Nummer 5... von Franz Beckenbauer. Oder die Nummer 1 von... ja wem eigentlich? Sepp Meier? Oliver Kahn? Welche Rückennummer gehörte eigentlich Uli Hoeneß?
Gerade die Bayern der 70er Jahre haben doch das Fundament dieses Vereins errichtet... und die Bayern der Jahrtausendwende dann das Haus drauf gebaut... in dessen Whirlpool Schweinsteiger es sich jetzt gut gehen lässt. Natürlich hat er auch das Recht im Whirlpool zu chillen, den hat er schließlich selber gebaut... Aber das Haus musste er nicht selbst errichten...

Und ja, Schweinsteiger ist ein guter und wichtiger Spieler in der Bayern-Geschichte. Der wird seinen Platz im internen Bayern Museum finden. Wobei er da schon an genügend Stellen hängen wird. Aber er ist historisch gesehen auch nur eine von vielen. Ihn jetzt mit dieser Geste über den Rest zu erheben, erscheint auch irgendwie unangebracht.

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