Dienstag, 2. Dezember 2025

Das ging ja schnell

 Also am Ende schon schneller als erwartet. Sandro Wagner ist dann in Augsburg schon wieder Geschichte. Aus der geplanten Ära wurde eine kurze Episode. Wenn selbst Manuel Baum einen besseren Punkteschnitt hat, als du, steckst du tief in der Scheiße...

Aber Manuel Baum ist jetzt ja zurück. Fast genau 5 Jahre, nachdem Schalke 04 festgestellt hat, dass der nicht die Lösung ist. Und sich alle einig waren, dass der eher in ein Nachwuchszentrum gehört. Was jetzt nicht schlimm ist. Er hat ja auch 75 % seiner Karriere in diesem Bereich gearbeitet. Aber die Anforderungen dort sind einfach andere. 

Aber hey, wenn er jetzt 4 Punkte aus 2 Spielen holt, dann behalten die den. Aus Nostalgie-Gründen: "Zurück in die gute alte Zeit, als wir eine graue Maus waren." Ist doch auch schön, wenn man sich nach einem kurzen Irrweg auf seine eigentliche Identität zurückbesinnt.

Und in 5 Jahren erzählen sich dann alle das Gruselmärchen vom "attraktiven Fußball in Augsburg": Weißt du noch, wie wir das versucht haben und wie katastrophal das gescheitert ist? Boah nie wieder!

Für mich gibt es zu dieser Entlassung ja zwei Seiten. Erstens: Sandro Wagner ist noch ein Trainer-Azubi. Er war mit der Aufgabe in Augsburg am Ende überfordert und das scheint er ja auch selbst zugegeben zu haben. Das bedeutet nicht, dass aus Wagner kein guter Trainer werden kann. Er wurde halt auch in eine extrem undankbare Situation geworfen. Aber ich würde das grob mit Nuri Şahin in Dortmund vergleichen. 

Viel interessanter ist aber, dass diese Episode uns zeigt, wie gering der Einfluss von Trainern wirklich ist. Denn ein Trainer kann nur das spielen lassen, was der Kader spielen kann. Und der Kader in Augsburg ist halt extrem limitiert. Wer von diesem Kader mehr als ehrlichen Arbeiterfußball erwartet, muss ein gnadenloser Optimist sein.

Oder man müsste die Stabilität und Infrastruktur schaffen, die diesen Fußball ermöglichen. Also eine entsprechende Akademie bauen und pflegen. Und halt nur 2 Trainer in 15 Jahren anstellen, die beide für dieselbe Philosophie stehen. Das klappt halt nur in Freiburg.

Wenn man ehrlich ist, war Wagner von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er sollte die Nachfolge eines der erfolgreichsten Trainer der Vereinsgeschichte antreten. Das geht dabei immer unter, aber unter Jess Thorup spielte Augsburg die drittbeste Saison ihrer Vereinsgeschichte. Der hat schon das Maximum aus diesem Kader herausgeholt. Und der ist ja nicht freiwillig gegangen.

Wagner sollte jetzt noch mehr aus diesem Kader holen, ohne ihn substanziell zu verbessern. Also ja, man hat in der Summe 11 Millionen Euro mehr investiert, als man eingenommen hat. Für das Geld bekommt man halt Fabian Rieder und Cédric Zesiger. Also die Rollenspieler anderer Bundesligisten. Den untalentierteren der Schlotterbeck-Brüder. Den besten Angreifer von der schlechtesten Offensive der Liga. Mit Han-Noah Massengo einen Ergänzungsspieler von Frankreichs U21 Nationalmannschaft.

Und versteht mich nicht falsch: Das sind schon gute Transfers für Augsburger Verhältnisse. Ein Christian Eriksen kommt halt einfach nicht nach Augsburg. Und ja, die Situation in Wolfsburg ist ähnlich katastrophal, aber Eriksen war zumindest in der Theorie ein Spieler, der das spielerische Niveau einer Mannschaft anheben kann. Also zumindest konnte er das mal, es wird ja auch Gründe haben, warum der Spieler Vereinslos war.

Und auch das nächste große Talent wird eher einen Bogen um Augsburg machen und lieber nach Freiburg gehen. Dort sind die Voraussetzungen einfach viel besser, um sich weiterzuentwickeln. Denn der letzte Trainer, der mehr als 2 Jahre am Stück im Amt war, war... Manuel Baum. Man steckt permanent im Abstiegskampf, was es für jeden Trainer schwieriger macht, auf junge Talente zu setzen. Und man ist auch von einem verschworenen Haufen ehrlicher Arbeiter umgeben, die es einem nicht leicht machen, spielerisch zu glänzen.

Anders ausgedrückt: Es gibt gute Gründe, warum Kevin Danso praktisch der einzige Jugendspieler ist, den man für 5 Millionen verkaufen konnte. Den hat man, damit er sich vernünftig entwickeln kann, permanent verliehen, bis er am Ende eine Saison in Augsburg als Stammspieler absolvierte...
Oder, um das andere Beispiel zu bringen: es verwundert nicht, dass dieser Verein für Pepi nicht der richtige Entwicklungsschritt war.  Pepi spielt mittlerweile in genau der Champions League, von der er damals geträumt hat. Nur halt in Eindhoven und nicht in Augsburg. Und wo er diese Saison mit 2 Toren in die Gruppenphase gestartet ist, würde es mich nicht überraschen, wenn der nächsten Saison in England spielt.

Damit man in Augsburg den Fußball spielen lassen kann, von dem Michael Ströll träumt, müssen erstmal ganz andere Grundlagen schaffen. Hier ist mal eine interessante Statistik: Augsburg hat mit Anton Kade gerade einen einzigen U-Nationalspieler in seinem Verein. Und den hat man im Sommer aus Basel geholt. Dagegen sieht die Dortmunder Nachwuchsakademie richtig erfolgreich aus...

Aber anscheinend glaubten sie in Augsburg wirklich, dass aus all ihren ehrlichen Arbeitern plötzlich Balletttänzer werden, wenn man nur den Trainer austauscht.  Dass eine derart gravierende Änderung so einfach durchgesetzt werden kann, war irgendwo zwischen wirklich naiv und richtig dumm. 

Stroll sollte viel mehr in der Kritik stehen, als Wagner. Denn der hat ja die Anforderungen gestellt, die sachlich gesehen einfach nicht zu erfüllen war. Und er ist derjenige, der auf der strukturellen Ebene dafür sorgen muss, dass diese Anforderungen irgendwann erfüllt werden können. 

Für "uns" als Content Creators ist das wirklich schade, denn die polarisierende Persönlichkeit Wagner hätte uns garantiert noch mehr Stoff geliefert...

Montag, 1. Dezember 2025

Das dümmste an dieser Bundesligasaison ist ja

 Sie ist endlich da, die Novemberkrise. Was ja, da die Bayern den ganzen Sommer über unterwegs waren und der gesamte Kader keine Chance zur Regeneration hat, abzusehen war. Dass die Offensive, abgesehen von dem Spiel gegen Freiburg, nicht mehr in die höchsten Gänge schalten würde, ist keine Überraschung. Und auch Manuel Neuers "nennt es nicht Patzer" könnte man damit erklären, dass er seit Januar im Dauerstress ist. Und das sind ja auch keine eklatanten Fehler, aber er spielt halt gerade konstant ein wenig zu zaghaft. 

Das Ergebnis: Man brauch Heldentaten in den Schlussminuten, um in der Bundesliga zu punkten. Gegen Union erzielte man den Ausgleich in der 93. Minute, gegen St. Pauli den Führungstreffer. Neuers Notenschnitt in der Liga im November liegt bei 4,0, in der Champions League gab es sogar eine 5,0 für ihn.

Und ich habe ja schon in der Vorschau ausgeführt, wie wichtig es sein dürfte, dass die Bayern mit einem gewissen Polster in den Dezember gehen. Da ging es hauptsächlich darum, dass man Jamal Musiala dann wieder langsam heranführen kann, anstatt ihn direkt wieder in die erste Elf zu stellen... was ihm ja während der Klub-WM eher geschadet hat. 

Dass es ein kleines Down gibt, erkennt ja sogar Neuer persönlich an. Wobei ich hier nochmal einschieben muss: Dass die Bayern jeweils in der Schlussphase getroffen haben, hat wenig mit Glück zu tun. Die haben halt mit aller Konsequenz auf das 2:1 gedrückt, weil sie sich nicht mit dem Unentschieden zufriedengeben wollten. Dabei, und das ist das richtig Dumme, wussten sie ja, dass dies für sie reichen würde.

Denn der "gefährlichste" Verfolger aus Leipzig ließ ja schon am Freitag Federn und spielte "nur" Unentschieden. Auch wenn die Bayern sich damit abgefunden hätten, dass es heute halt nicht so läuft, hätten sie ihren Vorsprung gehalten. So bauten sie ihn weiter aus. Wie schon mit dem Unentschieden gegen Union. 

Trotz des kleinen Krischen, dass die Bayern gerade durchleben, bauen sie ihren Vorsprung von 5 auf 8 Punkte aus. Die ersten 9 Spieltage konnte man sich wenigstens einreden, dass RB Leipzig trotz der heftigen Pleite zum Auftakt gegen die Bayern gar nicht so weit weg ist. Die könnten zumindest ein wenig Druck aufrechterhalten und somit die Illusion von Spannung in der Bundesliga erzeugen. Das Unentschieden gegen Gladbach hat diese Illusion endgültig zerstört.

Und somit ist das Rennen um die Meisterschaft nach einem drittel der Saison endgültig entschieden. Es gibt einfach kein realistisches Szenario, in dem diese Bayern 8 Punkte Vorsprung auf diese Konkurrenz´ verspielt. Wer das glaubt, glaubt auch an den Weihnachtsmann. Und klar, den Kleinkindern würde ich diese Illusion lassen... aber auch nur denen.

Nur um das mal ganz praktisch festzuhalten: 2012/13 hatten die Bayern zuletzt nach 8 Spieltagen 12 Punkte Vorsprung. Vor Schalke 04. Das ist so lange her, da war Schalke, die derzeit in der 2. Liga spielen, noch ein Spitzenteam. Bayern wurde danach mit 25 Punkten Vorsprung Meister... Und das war es schon mit historischen Beispielen. Die Bayern hatten ein paar mal 6 oder 7 Punkte Vorsprung, aber bei 8 waren sie wirklich nur das eine Mal.

Jetzt müssen uns die ganzen Experten und Kommentatoren irgendwie erklären, dass wir trotzdem weiterhin einschalten müssen. Denn sonst verlieren sie ja ihre Relevanz. Das bedeutet auch: Die große Hoffnung ruht auf den Hoffenheimern. Wenn die den derzeit wirklich ansehnlichen und erfolgreichen Fußball bis zum Saisonende durchziehen, könnte es wirklich ein Hauen und Stechen um den 4. Champions League Platz geben. Im Wesentlichen könnten sich da Bayer Leverkusen, Hoffenheim, Stuttgart und Frankfurt um den letzten Platz am königlichen Buffet streiten. Aber ist noch nicht abzusehen, welche dieser Mannschaften wann in ihre persönliche Krise schlittern wird. Sich jetzt schon darauf zu versteifen, ist also relativ sinnlos.

Genauso wie Prognosen im Abstiegskampf, die durch ein überraschendes Comeback von Heidenheim über den Haufen geworfen werden kann. Das sind alles Dinge, die man sich im März anguckt und nicht im Dezember. Da hofft man, dass es vorne 2 Mannschaften gibt, die wirklich um die Meisterschaft kämpfen. Das wird dieses Jahr nicht passieren.

Wer also von jetzt bis Anfang April abschaltet, wird nichts Relevantes verpassen. Das kann kein gutes Zeichen sein.