Also am Ende schon schneller als erwartet. Sandro Wagner ist dann in Augsburg schon wieder Geschichte. Aus der geplanten Ära wurde eine kurze Episode. Wenn selbst Manuel Baum einen besseren Punkteschnitt hat, als du, steckst du tief in der Scheiße...
Aber Manuel Baum ist jetzt ja zurück. Fast genau 5 Jahre, nachdem Schalke 04 festgestellt hat, dass der nicht die Lösung ist. Und sich alle einig waren, dass der eher in ein Nachwuchszentrum gehört. Was jetzt nicht schlimm ist. Er hat ja auch 75 % seiner Karriere in diesem Bereich gearbeitet. Aber die Anforderungen dort sind einfach andere.
Aber hey, wenn er jetzt 4 Punkte aus 2 Spielen holt, dann behalten die den. Aus Nostalgie-Gründen: "Zurück in die gute alte Zeit, als wir eine graue Maus waren." Ist doch auch schön, wenn man sich nach einem kurzen Irrweg auf seine eigentliche Identität zurückbesinnt.
Und in 5 Jahren erzählen sich dann alle das Gruselmärchen vom "attraktiven Fußball in Augsburg": Weißt du noch, wie wir das versucht haben und wie katastrophal das gescheitert ist? Boah nie wieder!
Für mich gibt es zu dieser Entlassung ja zwei Seiten. Erstens: Sandro Wagner ist noch ein Trainer-Azubi. Er war mit der Aufgabe in Augsburg am Ende überfordert und das scheint er ja auch selbst zugegeben zu haben. Das bedeutet nicht, dass aus Wagner kein guter Trainer werden kann. Er wurde halt auch in eine extrem undankbare Situation geworfen. Aber ich würde das grob mit Nuri Şahin in Dortmund vergleichen.
Viel interessanter ist aber, dass diese Episode uns zeigt, wie gering der Einfluss von Trainern wirklich ist. Denn ein Trainer kann nur das spielen lassen, was der Kader spielen kann. Und der Kader in Augsburg ist halt extrem limitiert. Wer von diesem Kader mehr als ehrlichen Arbeiterfußball erwartet, muss ein gnadenloser Optimist sein.
Oder man müsste die Stabilität und Infrastruktur schaffen, die diesen Fußball ermöglichen. Also eine entsprechende Akademie bauen und pflegen. Und halt nur 2 Trainer in 15 Jahren anstellen, die beide für dieselbe Philosophie stehen. Das klappt halt nur in Freiburg.
Wenn man ehrlich ist, war Wagner von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er sollte die Nachfolge eines der erfolgreichsten Trainer der Vereinsgeschichte antreten. Das geht dabei immer unter, aber unter Jess Thorup spielte Augsburg die drittbeste Saison ihrer Vereinsgeschichte. Der hat schon das Maximum aus diesem Kader herausgeholt. Und der ist ja nicht freiwillig gegangen.
Wagner sollte jetzt noch mehr aus diesem Kader holen, ohne ihn substanziell zu verbessern. Also ja, man hat in der Summe 11 Millionen Euro mehr investiert, als man eingenommen hat. Für das Geld bekommt man halt Fabian Rieder und Cédric Zesiger. Also die Rollenspieler anderer Bundesligisten. Den untalentierteren der Schlotterbeck-Brüder. Den besten Angreifer von der schlechtesten Offensive der Liga. Mit Han-Noah Massengo einen Ergänzungsspieler von Frankreichs U21 Nationalmannschaft.
Und versteht mich nicht falsch: Das sind schon gute Transfers für Augsburger Verhältnisse. Ein Christian Eriksen kommt halt einfach nicht nach Augsburg. Und ja, die Situation in Wolfsburg ist ähnlich katastrophal, aber Eriksen war zumindest in der Theorie ein Spieler, der das spielerische Niveau einer Mannschaft anheben kann. Also zumindest konnte er das mal, es wird ja auch Gründe haben, warum der Spieler Vereinslos war.
Und auch das nächste große Talent wird eher einen Bogen um Augsburg machen und lieber nach Freiburg gehen. Dort sind die Voraussetzungen einfach viel besser, um sich weiterzuentwickeln. Denn der letzte Trainer, der mehr als 2 Jahre am Stück im Amt war, war... Manuel Baum. Man steckt permanent im Abstiegskampf, was es für jeden Trainer schwieriger macht, auf junge Talente zu setzen. Und man ist auch von einem verschworenen Haufen ehrlicher Arbeiter umgeben, die es einem nicht leicht machen, spielerisch zu glänzen.
Anders ausgedrückt: Es gibt gute Gründe, warum Kevin Danso praktisch der einzige Jugendspieler ist, den man für 5 Millionen verkaufen konnte. Den hat man, damit er sich vernünftig entwickeln kann, permanent verliehen, bis er am Ende eine Saison in Augsburg als Stammspieler absolvierte...
Oder, um das andere Beispiel zu bringen: es verwundert nicht, dass dieser Verein für Pepi nicht der richtige Entwicklungsschritt war. Pepi spielt mittlerweile in genau der Champions League, von der er damals geträumt hat. Nur halt in Eindhoven und nicht in Augsburg. Und wo er diese Saison mit 2 Toren in die Gruppenphase gestartet ist, würde es mich nicht überraschen, wenn der nächsten Saison in England spielt.
Damit man in Augsburg den Fußball spielen lassen kann, von dem Michael Ströll träumt, müssen erstmal ganz andere Grundlagen schaffen. Hier ist mal eine interessante Statistik: Augsburg hat mit Anton Kade gerade einen einzigen U-Nationalspieler in seinem Verein. Und den hat man im Sommer aus Basel geholt. Dagegen sieht die Dortmunder Nachwuchsakademie richtig erfolgreich aus...
Aber anscheinend glaubten sie in Augsburg wirklich, dass aus all ihren ehrlichen Arbeitern plötzlich Balletttänzer werden, wenn man nur den Trainer austauscht. Dass eine derart gravierende Änderung so einfach durchgesetzt werden kann, war irgendwo zwischen wirklich naiv und richtig dumm.
Stroll sollte viel mehr in der Kritik stehen, als Wagner. Denn der hat ja die Anforderungen gestellt, die sachlich gesehen einfach nicht zu erfüllen war. Und er ist derjenige, der auf der strukturellen Ebene dafür sorgen muss, dass diese Anforderungen irgendwann erfüllt werden können.
Für "uns" als Content Creators ist das wirklich schade, denn die polarisierende Persönlichkeit Wagner hätte uns garantiert noch mehr Stoff geliefert...
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