Mittwoch, 30. Oktober 2024

Suri Sahin zu entlassen, wird nicht wirklich helfen.

 Die Dortmunder Probleme sitzen tiefer. Was auch keine Neuigkeit ist.

Ich kam ja gestern pünktlich zum doch vermiedenen Elfmeterschießen nach Hause. Das Tor habe ich dann direkt gesehen. Was auch der erste Schuss aufs Tor war. Anscheinend haben die auf mich gewartet, wie nett von denen. Bei den Highlights fällt mir vor allem eines auf: Keiner der beiden Torhüter musste eine Parade zeigen, um bis die 117. Minute die 9 zu halten. Klar, Maximilan Beier traf den Pfosten, da hatte Kamil Grabara ein Mal Glück. Aber alle anderen Versuche gingen am Kasten vorbei. Das ist der ganz große Sport, der uns im frei empfangbaren Fernsehen geboten wurde.

Wirklich geil ist auch, dass das einzige Highlight des Spiels, also das Tor, mit dem Gewusel im Strafraum anfängt. Wer die Flanke zum Tor geschlagen hat, werden wir nie erfahren. 

Oder wie es Tom Bartels so schön ausdrückte: Dieses Spiel hätte ein Elfmeterschießen verdient gehabt. Das ist nur ein Kompliment, wenn ein großartiges Fußballfest mit 7 Toren gegeben hat. Wenn beide Mannschaften konsequent am Tor vorbeigeschossen haben, ist es eher eine 1 mit Stern im Armutszeugnis.

Die geilste Analyse kam dann zum Führungsspieler Emre Can: Der hat immerhin... nicht so viel falsch gemacht. Julian Brandt hat in der für ihn ungewohnten, tieferen Rolle ordentlich gespielt. Das war alles nicht schlimm. Also verglichen mit Marcel Sabitzer, der vor dem 1:0 eben nicht in den Zweikampf kommt.

Aber wenn im Arbeitsnachweis deiner Führungsspieler "hat immerhin nichts falsch gemacht" steht, ist das kein gutes Zeichen. Das ist genau eines dieser Spiele, in denen Can und Brandt vorne weg marschieren müssen. Also zwingend, denn das sollen ja deine Führungsspieler sein. Wenn man gemeinsam Titel holen will, müssen sie in solchen Momenten gute bis überragende Leistungen zeigen. Nicht einfach nur Mitlaufen. Aber in Dortmund laufen die Führungsspieler einfach nur mit.

Das zeigt aber auch das strukturelle Problem dieses Kaders. Man scoutet und kauft immer wieder hochtalantierte Spieler, die aber zu schnell weiterziehen. Übrig bleiben nur die ordentlichen Talente, die nicht gut genug sind, für den Sprung zu den Bayern. Oder es kommen die Spieler, die es bei Juventus Turin langfristig nur zum Ergänzungsspieler schaffen. Julian Brandt und Emre Can halt. Und weil diese Spieler dann nach dem plötzlichen und überraschenden Abgang von Marco Reus am längsten im Verein sind... werden sie zu Führungsspielern gemacht. Und das, obwohl sie auf dem Niveau, auf den Dortmund mitspielen will und die überragenden Talente mitspielen müssen, nur Mitläufer sind.

Wenig überraschend kamen Can und Brandt bei den Niederlagen gegen Union Berlin und dem FC Augsburg auf einen gemeinsamen Notenschnitt von 4,875. Beim 5:1 gegen den VfB Stuttgart geht Brandt mit einer 5,0 mit unter. Es ist also keine große Überraschung, dass von den beiden in den wichtigen Momenten viel zu wenig kommt. Es ist deren Modus Operandi.

Und zumindest bei Brandt hätte man das ja erahnen können. Also ja, der lässt seine unfassbar guten technischen Fähigkeiten immer wieder aufblitzen. Aber er taucht auch in aufeinanderfolgenden Spielen gegen Bayern und Stuttgart komplett ab und bekommt 2 mal infolge eine 5,0. In genau den Spielen, in denen es am wichtigsten wäre, vorne weg zu marschieren. Gegen den VfB Stuttgart, also einem der plötzlichen Hauptkonkurenten kommt er auf 3 unsichtbare Spiele inklusive Pokal. Und der BvB verliert alle 3 Duelle. Gegen RB Leipzig kam er bei 2 Niederlagen immerhin auf 2 Assist. Aber wirklich gut war er bei der 2:3 Hinspielniederlage laut Kicker trotz der 2 Vorlagen nicht. Das muss man erstmal schaffen, normalerweise bekommen alle Spieler mit 2 Vorlagen mindestens eine 2,5. Bei den beiden Unentschieden gegen Bayer Leverkusen war seine Leistung in Ordnung, aber nicht überragend. Und so gewinnt man, auch wenn man als einzige Mannschaft nicht gegen Leverkusen verloren hat, nur eines der 9 Spiele gegen die Top 4 in der Tabelle. Und Brandt liefer, laut Kicker Noten, in diesen 9 Spielen nicht ein Mal eine gute Leistung ab. 

Und als Belohnung wird er Vize-Kapitän und Führungsspieler. Das ist dann der Mann, an dem sich all die Talente aufrichten sollen, wenn es mal nicht funktioniert... Großartige Idee. Und ja, es gab den absurden Lauf durch in Champions League Finale, in dem sich die Dortmunder in einen Rausch steigerten und auch Brandt auf internationaler Bühne wirklich gute Spiele hatte. Aber sollte man die 3 Spiele gegen Paris St. Germain und Atletico Madrid höher einschätzen, als die jahrelange Erfahrung, die man in der Liga gemacht hat? Und das Brandt in wichtigen Ligaspielen immer wieder abtaucht, ist keine neue Erkenntnis. 

In seiner gesamten Karriere hat er insgesamt 2 gute Spieler gegen die Bayern (also Kickernote 2,5 oder besser) im Zeugnis stehen: am 4.12.21 war er wirklich gut, auch wenn es am Ende eine Niederlage gibt. Bester Dortmunder. Und beim 3:1 Sieg von Bayer Leverkusen bekam er eine 2,0. Richtig gelesen: Sein 2. gutes Spiel war noch nicht mal im Dortmunder Trikot, sondern stammt aus der Saison 2018/19. Im Gegensatz bekam er 8 mal die Note 5,0 oder schlechter. Inklusive einer 6,0 bei einem 4:0 in München.

Das ist ja die nächste wichtige Erkenntnis: Brandt ist kein junger Spieler mehr. Der kann dem Tod gelassen ins Auge sehen. Und er hat schon in verdammt jungen Jahren verdammt viel Erfahrung gesammelt. Er hatte viele verschiedene Trainer... und keiner von denen schaffte es, dieses ständige Abtauchen abzustellen. 

Damit will ich nicht sagen, dass Brandt per se ein schlechter Spieler ist. Für 14 Bundesligisten wäre er eine ganz klare Verstärkung. Und wenn er, umgegeben von Führungsspielern, ein stabiles System vorfinden würde, könnte er auch auf gehobenem Niveau mitlaufen. Er ist aber ganz offensichtlich nicht der Spieler, der für dieses stabile System sorgen kann.

Dass er zum Führungsspieler hochgestolpert ist, war aber auch alternativlos. Irgendjemand musste es ja machen. Marcel Sabitzer ist so ein wenig das Gegenteil von Brandt, weil er an den Feiertagen groß aufspielen kann... aber ihm fehlt auch definitiv die Konstanz. Pascal Groß hat mit 32 den Schritt vom englischen Mittelklasseverein in die Königsklasse geschafft. Der muss primär erstmal froh sein, dass er überhaupt in der Champions mitspielen darf. Emre Can ist der lebende Beweis, dass dieses Mentalitätsding ja ganz nett ist, dass man aber ab einem gewissen Niveau auch ordentlich kicken können muss. Nilas Süle musste sich erstmal selbst aus seinem persönlichen Motivationsloch herausarbeiten. Ramy Bensebaini ist nur ein Ergänzungsspieler. Serhou Guirassy spielt ebenfalls seine erste Champions League Saison und ist halt mehr der Vollstrecker, als ein Vorneweg Marschierer. Alle anderen Feldspieler sind jünger als Brandt. Teilweise deutlich jünger. 

Die kurzfristigste Lösung wäre ja ein Nico Schlotterbeck, dem ich den Sprung zum Führungsspieler mit seinen noch 24 Jahren am ehesten zutrauen würde. Aber wenn der Junge wirklich den Sprung zum Innenverteidiger auf gehobenen internationalem Niveau macht, macht er als nächstes auch den Absprung zu einem besseren Verein. Die einzige Hoffnung ist und bleibt, dass sich Schlotterbeck so in diesen Verein verliebt, dass er bleibt, obwohl er zu einem besseren Verein gehen kann. Was halt relativ unwahrscheinlich ist, weil er seine Wurzeln halt in Freiburg und nicht in Dortmund hat.

Bleibt also die langfristige Hoffnung, dass Dortmund das Problem löst, indem sie selber einen Jungen aus dem Ruhrpott ausbilden, der die BvB DNA mit der Muttermilch aufgenommen hat und deswegen, wie ein Marco Reus, die Angebote der größeren Konkurrenz ausschlägt. Man muss dann nur noch darauf hoffen, dass der Körper dieses Spielers der Belastung auch standhält, was ja bei Reus auch immer ein Problem war. Also realistisch bedeutet dies, dass sie Tom Rothe und Felix Passlack so entwickeln, dass man die in 2 Jahren für jeweils 30 Minuten zurückkaufen muss... Geiler Plan.

Denn da sind wir aber schon wieder an dem Punkt, dass seit 15 Jahren kein Dortmunder Junge den Durchbruch bei den Profis geschafft hat. Und ja, dass Rothe jetzt bei Union so durchstartet, ist ein ganz schlechtes Zeichen für die "Wir haben denen doch eine Perspektive aufgezeigt" Fraktion im Verein. Denn anscheinend ist der Junge schon gut genug, um die Außenbahn in der Bundesliga zu beackern. Aber im eigenen Verein wurde er halt nicht geschätzt und man setzt weiter auf andere, eingekaufte Spieler wie Julian Ryerson. Und Ryerson ist auch einer der Spieler aus der Kategorie "Nett, aber nicht gut genug für die Bayern". Rothe könnte das vielleicht noch werden, man entschied sich aber dafür, ihn zu verkaufen. 

Dortmund wird es also nie schaffen, die Führungsspieler, die sie zwingend brauchen, einzukaufen, weil sich diese Spieler immer für einen größeren Verein entscheiden werden. Sie werden es aber auch nie schaffen, diese Spieler selbst auszubilden, weil ihre eigene Jugendarbeit beschissen ist und sie lieber auf ausländische als auf eigene Talente setzen. 

Damit wird man sich auch in den nächsten 5 Jahren in genau dieser Endlosschleife befinden: Man hat eine hochtalentierte Mannschaft, die an guten Tagen fast jeden Gegner an die Wand spielen kann, der es aber an Stabilität mangelt, um auch an nicht so guten Tagen die Spiele konstant zu gewinnen. So wird der Vorstand immer denken, dass da eigentlich mehr gehen müsste, aber nie begreifen, dass es dafür ein grundlegendes Umdenken an der Akademie geben muss.

Dass Nuri Sahin anscheinend kein wirklich guter Trainer ist, hilft in diesem Moment nicht wirklich weiter. Einen Azubi mit dieser beinah unlösbaren Aufgabe zu beauftragen, ist aber auch naiv. Zu glauben, dass ein anderer Trainer dieses Problem lösen kann, ist aber ebenfalls naiv.

Freitag, 25. Oktober 2024

Da schreiben sich die Witze ja von alleine

 Von "Das sieht ja wieder aus wie bei Flick" zu "Das sieht ja aus, wie bei Klinsmann" in 90 Minuten... das ist schon stark. Macht echt Spaß, da ins Stadion zu gehen.

Ich fand die ganzen Loblieder auf Vincent Kompany etwas übertrieben. Klar, mehr Spektakel und so... aber am Ende wird er entlassen, wenn er keine Titel holt. Und bisher...

Hat der Dynamo Zagreb und den VfB Stuttgart geschlagen. 2 Siege gegen Champions League Teilnehmer... Dazu kommen 2 Unentschieden gegen Leverkusen und Stuttgart und die Niederlagen gegen Aston Villa und Barca. Und das, obwohl Barca jahrelang quasi ein Freilos für die Bayern waren. Ist schon nicht sooo überzeugend. Jetzt rechnet man schon nach, wieviele Punkte man eigentlich fürs weiterkommen braucht... Und Zagreb ist an ihnen vorbeigezogen.

Damit sind wir bei Eberl und selbst schreibende Witze: Der Kicker titelte nach der Klatsche, dass das auch neben dem Platz nicht Bayern-like war. Unter anderem, weil Eberl ja nach der Partie scharf austeilte. Und ich dachte so: Stimmt, die Schuld wurde gar nicht bei Julian Bernat gesucht.

Ganz ehrlich: Ich war überrascht, wie schnell Eberl sich da integriert hat. Wie gut er jetzt schon von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge gelernt hat. Denn sinnlos und scharf gegen andere zu schießen, ist doch deren Modus Operandi. Das hat beim Kicker nur niemals jemand mitbekommen, da kritisch über die beiden berichten dort nie eine Option war. Deswegen gingen die Shit Storms auch meistens an Georg Holzner vorbei. Deswegen ist der jetzt auch überrascht, wenn Bayern Verantwortliche Bayern-Dinge tun. 

Lustiger war ja nur... Real Madrid. Die dachten sich "Uns reichen auch 30 Minuten, um Dortmund 5:0 abzuschießen. Und um das zu verdeutlichen, haben sie Dortmund erstmal 2 Tore gegönnt. Das ist die Arroganz eines Champions...

Nebenbei hat dieses Wochenende echt nur der VfB Stuttgart gewonnen. Das war ihr erster RB Leipzig wartet nach 3 Spieltagen noch auf den ersten Sieg. Bayerl lässt gegen Brest Punkte liegen und Dortmund stellt nach 60 Minuten die Arbeit ein. Das sieht nicht so wirklich gut für die Dortmunder aus. Wenn das so weiter geht, müssen die dieses Jahr echt Vierter werden, um sich nächste Saison für die Königsklasse zu qualifizieren. Und wirkliche Fortschritte sind unter Nuri Sahin ja nicht zu erkennen, da ist das schon eine ernst zunehmende Hürde.

Aber es bleibt dabei: Der neue Modus macht schon Spaß. Also zumindest für zynische Arschlöcher wie mich.

Montag, 21. Oktober 2024

Wie geht es denn dem Lazarett so?

 Digitale Helfer gezückt, ich bin halt so ein Typ: Wenn ich behaupte, dass all die verletzten Nationalspieler am Wochenende wieder fit sein werden, muss ich das ja auch nachgucken, wie diese Prognose so ausging.

Wir fangen mal direkt mir Florian Wirtz an, der ja auch angeschlagen ausgefallen ist... und am Samstag tatsächlich nur als Joker gebracht wurde, um den Punktverlust gegen Frankfurt abzuwenden. Den erwähne ich vor allem, weil wieder deutlich wurde, wie absurd gut der Mann ist. Der hebt seine Mannschaft auf ein völlig neues Level. Und ja, er war wieder einsatzbereit, er wurde nur geschont.

Sein Partner in National Crime Jamal Musiala saß tatsächlich nur auf der Tribüne. Der wird also erst in der Champions League wieder fit sein.

Der dritte Offensivspieler im Bund, Kai Havertz, konnte, wie Robin Koch, 90 Minuten lang auf dem Platz stehen. 

Bei RB wurde Benjamin Henrichs nur eingewechselt, war aber Verfügbar. David Raum ist dagegen weiterhin verletzt. Damit standen 2 der 6 kurzfristigen Ausfälle am Wochenende nicht auf dem Platz. Das ist eine bessere Trefferquote als bei Didi Hamann, so werde ich nie zum Experten.

Nebenbei ist auffällig, dass die deutschen Champions League Teilnehmer von den Verletzungen am schlimmsten "gebeutelt" wurden, während die Spieler bei Arsenal und der Eintracht in der Startformation standen. Auch wenn es Arsenal nicht gehlofen hat und die wichtige Punkte im Titelrennen liegengelassen haben. Dabei ist doch noch gar nicht Dezember...

Da bleibt aber die Frage, ob die wirklich noch angeschlagen und verletzt waren, oder ob sie für die wichtigeren Aufgaben unter der Woche geschont wurden. Was sich Bayern und RB halt eher leisten kann, als Arsenal. Klar, ich rede mir meine eigene Statistik schön, aber genau das macht man als Experte halt... Hier stößt man aber auch auf das Problem, dass niemand wissen kann, wie schlimm diese "Rückenprobleme" halt sind. Vielleicht hat Jamal auch einfach unter der Woche beim Umzug geholfen und sein Ausfall hat gar nichts mit dem Sport zu tun...

 

Und sonst so? Da ist die wichtigste Frage: Ab wann muss Christian Streich sich für seine Arbeit kritisch hinterfragen lassen? So, wie die Mannschaft unter Julian Schuster spielt, muss die Frage erlaubt sein, was ein besserer Trainer aus dieser Mannschaft in den letzten Jahren herausgeholt hätte? Ernsthaft... ich war ein wenig überrascht, dass Streich das bei seiner Sportschau-Cameo nicht selber angebracht hat. Ich hätte dem Mann genügend Ironie zugetraut, dass er seine "Analyse" zum aktuellen Saisonstart der Freiburger mt einem "Da sieht man mal, was ein guter Trainer aus der Truppe rausholen kann" beginnt...

In Gladbach hatte Tim Kleindienst das dümmste "Revenge Game" gegen seinen Ex-Verein der Saison. Starke Leistung... Schöner Doppelpack! Das bedeutet aber auch nur, dass Seoane weiterhin sein Trainer bleibt und nicht durch Schmidt ersetzt werden kann. Das wird ihm langfristig nicht helfen.
Kleindiest nach Gladbach könnte nebenbei die neuste Version des Oliver Baumann nach Hoffenheim Wechsels werden: Dieses "Ich gehe zum dem Verein, weil ich da mehr Potenzial sehe"... nur damit der alte Verein an dir vorbeizieht. Und dass ich mir dieser Gedanke durch den Kopf schießt, soll nur als Beleg genutzt werden, wie absurd gut die Arbeit von Frank Schmidt ist.

In München hat Harry Kane erst den Gomez der Woche produziert, um dann einen Hattrick nachzulegen. Das er beides in einem Spiel kann, zeigt auch nur, wie gut der Mann wirklich ist. Nur Schade, dass es dafür keine echten Titel gibt...

Er hatte aber auch Hilfe von Alexander Nübel. Klingt böse, da der Treffer zum 0:1 kein wirklicher Torwartfehler war. Das war halt nur einer dieser "Als designierter Bayern- und damit designierter National-Torwart solltest du solche Bälle halten" Momente. Oder: Ein junger Manuel Neuer hätte den gehabt, der Alte eher nicht.

In Bochum gab es die erste Trainerentlassung der Saison. Sieht fast so aus, als würden die diese Saison mehr als einen Dead Coach Bounce brauchen, um eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben. 

Und natürlich wurde wieder über den VAR diskutiert. Was auch sonst. Das lustigste ist ja Knut Kirchers Erklärung, warum bei der "Rettungsaktion" von Jonathan Tah in letzter Minute nicht eingegriffen wurde: Die Situation war so offensichtlich, dass es gar keine Fehlentscheidung gewesen sein kann, weil der Schiedsrichter ja freie Sicht hatte... Gut, die hat er bei den meisten Handspielen auch, aber Details. 

Also ja, Kircher hat im Kern recht: Es kann nicht sein, dass Felix Brych bei so einer einfachen und übersichtlichen Szene die Hilfe des VARs braucht. Er muss das in "seinem Ermessenspielraum" beurteilen können. Es ist aber ein Problem, wenn alle außer Brych, Kircher und Xabi Alonso zu einer anderen Auslegung der Regel kommen und Elfmeter geben würden.
Es ist auch doppelt lustig, weil Leverkusen selbst vorher einen fragwürdigeren Elfmeter bekommen hat. Also in der 5. Minute hat ein geringerer Pfiff trotz VAR Eingriff zum Elfmeter gereicht. In der 91. reicht mehr Kontakt, obwohl Tah nicht mal die Aussicht auf den Ball hat, nicht aus. Das ist doch logisch, oder?

Freitag, 18. Oktober 2024

Die größte Überraschung der Woche:

 Der Mann, der das Geld einer Kommanditengesellschaft auf Aktien angenommen hat, nimmt auch das Geld von Red Bull an! Was für ein Skandal!!!

Dabei war das doch der letzte Romantiker!!1ELF!! Wie kann der nur?

Den wollen wir nicht mehr vor der Süd sehen! Sagt Kevin Großkreutz... Was absurd ist, denn Jürgen Klopp hatte eh nie vor, sich nocchmal da hinzustellen. Da müsste er ja zunächst an die Seitenlinie zurückkehren, und da hat er keine Energie mehr für. 

Also vielleicht irgendwann als Nationaltrainer... aber dann wird er sich nach einem relativ belanglosem Nations League Spiel auch nicht vor der Tribüne feiern lassen. Nach einem Sieg in einem WM Halbfinale würden sie ihn alle auf Händen durch die Süd tragen, aber das wird ja nicht mehr auf dem Kalender stehen.

Nebenbei hat Klopp schon bei seinem Abschied angekündigt, dass er sich genau so einen Job vorstellen könnte. Es ist also nichts verlogen daran, dass er das jetzt macht, denn er hatte keine Kraft mehr für die tägliche Arbeit auf dem Platz. Strukturelle Arbeit in einem Büro ist etwas ganz anderes...

Das Grundproblem Nummer Eins ist ja, dass die Dortmunder glauben, dass sie die Guten sind. Bin ich froh... 

Wenn das überhaupt noch ein Verein wäre... aber die Komanditengesellschaft auf Aktien, die die Turbo-Kommerzialisierung zur Jahrtausendwende aktiv vorangetrieben hat. Konzerne wie die Borussia haben den Sport erst so groß gemacht, dass er für Red Bull interessant wurde. Die habem fianziell alles gemacht, um mit den Bayern mitzuhalten. Die jetzt das Geld eines Rüstungskonzerns annehmen, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Es ist nebenbei echt niedlich, wie die Dortmunder Fans dagegen ein Mal protestiert haben... Die haben es (wenn auch nicht alleine, sondern mit den anderen Ultras) geschafft, die Montagsspiele abzuschaffen. Sie haben den Einstieg eines Investors verhindert. Aber wenn Dortmund einen moralisch fragwürdigen Sponsor ankündigt, kommt da ein Mal was und dann 6 Monate relativ wenig. Außer die Erkenntnis, dass man ja noch andere fragwürdige Sponsoren hat... Am Ende ist Profisport auch einfach nicht mehr ohne dreckiges Geld möglich...

Ich werfe jetzt mal eine dreiste These in den Raum: Das Geld bei RB ist das sauberste, das es im Profisport gibt. Verglichen mit:

Rheinmetall, einem Konzern, der Tötungsmaschinen herstellt. Anders kann man das ja nicht ausdrücken.
Gazprom, Putins Handlanger, die Jahrelang auf der Schalker Brust präsentiert wurden. Und ja, es ist albern, wenn die Schalker sich jetzt über den "Kriegstreiber-Deal" lustig machen, wenn sie Jahrelang kein Problem mit russischen Sportswashing hatten.
Qatar Airways: wo wir schon beim Sportswashing waren: auch die Bayern nehmen das Geld arabischer Ölscheiche. Und Rolexuhren für eine WM auf der individuellen Ebene.
BitPanda, einer Kryptowährung. Die Bayern schließen nach dem Beginn des Mega Prozesses gegen FTX einen Werbedeal mit einer derartigen Firma ab... lange nachdem man wissen könnte, dass das im wesentlichen ein Scam ist.
Wettanbietern. Obwohl, die gibt es in Leipzig seit dieser Saison auch. Nur dass die RB Fans dagegen protestieren. Also als Einzige.
Um da nochmal zu verdeutlichen, wie absurd die Fans sein können: Wenn Bekannte von ihnen in die Spielsucht abdriften und dank Online Wetten in der Schuldenfalle landen, ist das kein Problem. Aber wenn Red Bull den Sport als Marketingtool verwendet, muss das zwingend verachtet werden. DAS geht gar nicht... auch wenn es genau genommen niemanden weh tut.

Und nicht, dass Red Bull jetzt ein wirklich sauberes Unternehmen ist. Allein schon, dass die darauf bestehen, dass ihr Gesöff ausschließlich in Alluminiumdosen verkauft werden darf. Ein Dietrich Mateschitz vertrat viele fragwürdige Positionen. Fehlt eingentlich nur ein "Wir können uns nicht gegen Rassismus engagieren, Rassisten kaufen auch Energydrinks..." Ähm... ich meine natürlich, dass das ein rein amerikanisches Problem ist. Aber man muss halt nicht "gut" sein, um im direkten Vergleich zu all den anderen Geldgebern "gut zu wirken".

Aber die Traditionalisten werden jetzt ja behaupten, dass das andere nur Sponsoren sind, während RB den ganzen Verein übernommen hat. Stimmt. Bedeutet aber auch nur, dass all eure GmbHs und ähnliches mal eine Seele hatten, die sie verkauft haben. Am Ende des Tages ist Rasenball Leipzug nur ehrlicher, als der Rest.

Aber kommen wir zurück zum "angeblich letzten Romantiker" Jürgen Klopp. Den hat es nämlich nie gegeben. Klopp ist ein genialer Trainer und ein großartiger Menschenfänger. Aber er war auch immer Opportunist. Wenn er wirklich Romantiker gewesen wäre, hätte er nie bei einer Kommanditengesellschaft auf Aktien unterschrieben. Als extremer Romantiker wäre er in Mainz geblieben, einem der letzten e.V.s in der Liga. Er hätte gegen das Establishment gekämpft, dafür aber nie Titel geholt. Man nehme einfach mal den Werdegang eines Christian Streich. Also um zu beweisen, dass man so eine Karriere hinlegen und trotzdem zur Legende werden kann. Frank Schmidt ist in Heidenheim das nächste aktuelle Beispiele. Beide Trainer hätten ihre persönliche Karriere vorantreiben können, indem sie den Verein wechseln. Streich war mal kurz davor nach Schalke zu gehen

Klopp ging nebenbei formell gesehen als Zweitligatrainer nach Dortmund. Der verpasste Wiederaufstieg gab ihm die Gelegenheit, die Mainzer im Guten zu verlassen. Er hatte da auch alles erreicht, von daher war das legitim. Dortmund war zu dieser Zeit keine Spitzenmannschaft, aber sie hatten wesentlich mehr Potenzial als die Mainzer. Dinge, die ein Signal Iduna Park so mit sich bringt. Für Klopp war das weniger Romantik, sondern der logische nächste Karriereschritt. Das war natürlich eine perfekte Symbiose, weil er Dortmund zurück zur europäischen Spitze führte, während Dortmund ihn als Weltklassetrainer legitimierte. Aber die brauchten sich ganz sachlich gesehen auch Gegenseitig. 

Man muss nebenbei auch festhalten, dass der Aufschwung vom Abstiegskandidaten zum Meister in 3 Jahren vollzogen wurde. Es gab zumindest in Deutschland verdamm schnell nur noch die Bayern, zu denen er gehen konnte, um sich zu verbessern. 2013 stand er bereits im Champions League Finale.

Das einzige, was minimal romantisch war, ist der Fakt, dass Klopp nicht bei der erstbesten Gelegenheit zur direkten Konkurenz gegangen ist. Hier sind die Aussagen von Klopp nebenbei nicht ganz eindeutig. Er hätte wohl mehrere Male zu den Bayern gehen können, aber erst, nachdem er in Liverpool unterschrieben hatte. Vorher soll es keinen Kontakt gegeben haben.

Apropos Liverpool: Er ging dann zu einem der Big 4 aus der Premiere League. Der durchkommerzialisiertesten Fußballliga der Welt. Wo man ohne große (und häufig moralisch fragwürdige) Investoren nie was erreichen wird. Im Fall von Liverpool ist das die Fenway Sports Group. Sind das die Besten? Wahrscheinlich. Aber Romantiker sind das keinesfalls, sondern Investoren, die mit dem Sport Geld mithilfe des Sports vermehren wollen.

Und natürlich suchte Klopp sich den perfekten Verein aus, bei dem er sein Image weiter vermarkten und in relativer Ruhe langfristig arbeiten konnte. Der Mann ist ja nicht dumm, sondern weiß genau, was er macht. Er ging aber auch zu einem Verein, der ihn die realistische Chance gab, um den ihn fehlenden Champions League Titel dauerhaft mitzuspielen. Das war aber auch eine sehr gut durchkalkulierte Entscheidung.

Nebenbei "drohen" die Ultras ja immer mit "englischen Verhältnissen". Also dass die Fanszene hier so ausgenommen wird, wie in England und dass die Ultras aus dem Stadion vertrieben werden. Genau dafür hielt Klopp auch sein Gesicht hin. Die Premiere League wurde ja überhaupt nur gegründet, um die Gewinne zu maximieren... und das ist ihnen sehr sehr gut gelungen. Aber man muss schon verdammt viel ignorieren, um da so etwas wie "Romantik" zu finden. Aber als Menschenfänger war Klopp so gut, dass er seinen Anhängern genau das verkaufen kann.

Der lustigste neue Vorwurf ist ja, dass Klopp sich jetzt als "geldgeil" outet... Weil er einen Vertrag über 11 Millionen im Jahr abschließt. Der hat vorher 18 Millionen pro Jahr verdient. Nicht nur das, er hat auch, während er ständig über die steigende Belastung gejammert hat, Zeit gefunden um Werbespots zu drehen. Er hat sein Gesicht ja gefühlt überall hingehalten. Habe ich schon erwähnt, dass er 18 Millionen im Jahr verdient hat? Über mehrere Saisons. Trotzdem suchte er noch nach weiteren Einnahmemöglichkeiten.

Unter anderem bei der Deutschen Vermögensberatung AG. Einer moralisch eher fragwürdigen Beraterfirma, der Klopp mit seiner Ausstrahlung mehr Legitimtät verschafft hat. Der arme Mann hatte es aber auch wirklich nötig.

Dass Geld, was er dort angenommen hat, ist wesentlich schlimmer, als das Geld von RB jetzt. Und auch wenn er es mit der Vereinsauswahl relativ gut verstecken konnte, beweisen solche Werbedeals, dass Klopp am Ende immer ein Kapitalist und kein Romantiker war. Wir haben das nur ignoriert. Aber so ist das halt im modernen Sport: man muss verdammt viel ignorieren, um sich seine Helden aufzubauen...

Dienstag, 15. Oktober 2024

Der Fußball zeigt sich von seiner perversesten Seite

 Und das, obwohl gerade Länderspielpause ist. Oder gerade deswegen, schließlich hat man jetzt mal die Zeit um die Teilzeitnationalspieler zu Autogrammstunden zu schicken... im normalen Spielrhytmus wäre dafür gar kein Platz.

Dass sich Kevin Behrens dann als homophob outet... ist ungünstig. Dass das ja nur ein spontaner Ausfall war, macht es eher schlimmer als besser. Dass dann Leute behaupten, es sei ja kein Hass, sondern nur seine Meinung, zeigt, wie tief das Problem wirklich sitzt. Da muss man plötzlich erklären, was an dem Ausdruck "schwule Scheiße" denn Hass sein soll. Alles. 

Also er hat ja nicht irgendwie diplomatisch artikuliert, dass es sich nicht mit seinem Glauben vereinigen lässt. Was immernoch homophob ist, aber die christliche Kirche darf das ja. Aber dann würde ich mich jetzt nicht darüber aufregen. Aber dass er einfach so einen hasserfüllten Begriff raushaut, ist ein richtiges Problem. 

Das war aber bei weitem nicht DAS SCHLIMMSTE.

Das schlimmste war der Fakt, das Spiel England gegen Griechenland ausgetragen wurde. 2 Tage nachdem George Baldock plötzlich verstorben ist. Eine Trauerminute muss reichen, aber das Spiel zu verlegen ist keine Option. Also weil es auch einfach keine Möglichkeit mehr gibt, Spiele zu verlegen. Da kann man auf persönliche Tragödien keine Rücksicht mehr nehmen. The show must go on.

Also falls es noch irgendeinen Beweis gebraucht hat, dass der Rahmenterminkalender überfüllt ist... dann ist es dieses Spiel.

Oder... der Fakt, dass Julian Nagelsmann doch wieder experimentieren muss, was er ja eigentlich nicht wollte. Denn direkt nach der EM haben wir doch sehr schnell wieder den "Da kuriere ich mich lieber aus" Modus erreicht: Alle leicht angeschlagenen Spieler nutzen die Gelegenheit, um eine kurze Pause einzulegen. Das kann man ihnen ja auch nicht vorwerfen. Benjamin Henrichs (der wenigstens angereist ist, um zu gucken, ob was geht), David Raum (Sprunggelenk), Jamal Musiala (Hüftgelenk), Kai Havertz (Knie) und Robin Koch (Hüfte) sagten kurzfristig ab. Alle mit Pseudoverletzungen. Fehlte eigentlich nur, dass einer "Grippeähnliche Sympthome" angegeben hat. Ich wage mal einen Blick in die Glaskugel und behaupte, dass die am Wochenende alle wieder einsatzbereit sein werden.

Das sollten all die Idioten, die sich über die Länderspielpausen aufregen, auch endlich mal verstehen: Das ist die einzige Möglichkeit die kleineren Leiden, die sich in dem Allgemeinen Wahnsinn so ansammeln, auszusitzen. Denn zu den Nations League Spielen fahren ja wirklich nur noch die Spieler, die zu 100% fit sind. Wenn ein Musiala diese Pause jetzt nicht bekommen, sondern die sonst normalen 3 Spiele in den 9 Tagen durchgezogen hätte, würden sich seine Leiden langfristig eher verschlimmern. Die Bayern werden also von dieser Pause still und heimlich profitieren. Das wird aber niemand zugeben.

Und dann kommt ein Aleksander Ceferin um die Ecke und behauptet: "Es motzen nur die, die Millionen verdienen." Die kleinen Vereine, die "kaum 11 gute Spieler" haben, haben irgendwie keine Probleme mit der Überlastung. Wie weit weg von der Realität kann man eigentlich sein?

Also... nehmen wir mal Rodri. Der kam in der letzen Saison auf 58 Einsätze. Wenn man in der Champions League weit kommt und Europameister wird, ist das eine völlig normale Anzahl an Spielen. Tatsächlich waren es, aufgrund des "frühzeitigen" ausscheidens in der Champions League, sogar relativ wenige Einsätze. Im Jahr davor kam er auf 70 Einsätze. Die Nations League knallt halt doch rein. Jetzt nehmen wir mal als Vergleich einen Spieler von so einem kleinen Pissverein: nehmen wir Ermedin Demirovic vom FC Augsburg. Der ist das perfekte Beispiel, weil er letzte Saison unumstrittener Stammspieler war und gleichzeitig für die Nationalmannschaft auflief. Der kommt in der Saison 2024/24 auf 36 Spiele. Im Jahr davor waren es 45. Rodri hat also innerhalb von 2 Jahren... boah, da brauche ich nen Taschenrechner... 47 Spiele mehr absolviert. Eine gesamte zusätzliche Saison im direkten Vergleich zu dem "armen" Spieler. Natürlich beschwert sich ein Dermirovic da nicht. 

Der hat auch deswegen kein Problem mit der aufgeblähten Klub WM, weil er an dem Turnier gar nicht teilnehmen wird. Spieler von Rodris Kaliber müssen da hin, das sind wieder 6 zusätzliche Spiele. Ernsthaft: So ignorant kann man doch gar nicht sein. In welcher Realität lebt dieser Ceferin? Es hat mich keine 5 Minuten gekostet, den Unterschied zwischen Demirovic und Rodri auszurechnen und er behauptet, dass beide die gleiche Belastung haben?

Diese Aussage alleine sollte eigentlich dazu führen, dass alle Spieler der Rücktritt von ihm fordern. Und streiken, bis er eingesehen hat, dass das richtig Müll war, die er da von sich gegeben hat. Er ist entweder zu dumm um einen großen Verband zu führen... oder, was wahrscheinlicher ist, zu hinterhältig und ihm ist das Wohl der Spieler komplett egal.

Aber hey, wir regen uns ja lieber über Jürgen Klopp auf... ist auch viel vernünftiger. Mach ich als nächstes also auch.

Dienstag, 8. Oktober 2024

Bekommt Deutschland ein Torwartproblem?

 Wenn nicht jetzt, dann gleich?

Die Verletzung von Marc-André ter Stegen zeigt uns gerade, dass die Torhüterposition überraschend dünn besetzt ist. Also, das muss dazu gesagt werden, für deutsche Verhältnisse... Denn zum ersten Mal seit Ewigkeiten sitzt kein Weltklassemann auf der Bank oder steht im Tor.

Klingt übertrieben? Aber guckt euch mal die Liste der Torhüter an. Dann nehmt die "Eintagsfliegen", die bei den Testspielen der C-Mannschaft gegen Dänemark ran durften... dann bleiben wir bei:

Sepp Meier: Welt- und Europameister. 3-maliger Champions League Sieger. Der Beste seines Faches.

Toni Schumacher: Stand in 2 WM-Finalen, Europameister, Deutscher Meister mit dem 1.FC Köln. Laut Kicker Rangliste 9-mal Weltklasse und 6-mal innerhalb von 7 Jahren "Torwart des Jahres". Oh und Zweitbester Spieler der WM 1986 als Torwart.

Bodo Illgner: Weltmeister, zweiter bei der EM, zweifacher Champions League Sieger mit Real Madrid.

Andreas Köpke: Europameister. Aber die eine Ausnahme, weil er die Angewohnheit hatte, sich für richtig schlechte Vereine zu entscheiden, weshalb er alleine 7-mal abgestiegen ist. Am besten lässt sich seine Karriere mit dem gescheiterten Doppelwechsel zum VfB Stuttgart und Barcelona zusammenfassen. Aber...

Oliver Kahn saß 1996 schon auf der Bank. Er hätte 1998 schon im Kasten stehen müssen, weil er spätestens da der bessere Torhüter war. Er legte eine legendäre Karriere hin und wurde, was vor 2006 eigentlich unvorstellbar war, nach der Karriere sogar sympathisch. 

Jens Lehmann war so gut, dass er einen Oliver Kahn verdrängte... weil er in der gesamten Champions League Saison kein einziges Gegentor kassierte. Wenn Arsenal ein Gegentor schlucken musste, stand immer Ersatzmann Manuel Almunia im Tor. Er war Teil der "Invincibles", verlor also mit Arsenal in der gesamten Premiere League kein einziges Spiel. Oh und Lehmann gewann den UEFA Cup mit Schalke und wurde Meister in 3 Ländern. Nach der Karriere ging er den gegensätzlichen Weg zu seinem jahrelangen Konkurrenten Kahn und entpuppte sich als Arschloch.

Danach kam schon Manuel Neuer, der das Torhüterspiel auf ein völlig neues Level gehoben hat. Bis zu seinem Skiunfall war der man ein Jahrzehnt lang sehr konstant Weltklasse.

Auf ihn folgte nach Jahren auf der Bank, ter Stegen, der in vielen anderen Ländern schon 100 Länderspiele auf dem Buckel hätte, aber nie an Neuer vorbeikam.

Wenn man sich also, wie 1998, gegen einen Weltklasse-Torhüter entscheiden wollte, konnte man den auf die Bank setzen. Aber keinen einzigen zur Verfügung haben... das gab es seit den 70ern nicht mehr. 

Jetzt steht, bei allem Respekt, Oliver Baumann im Tor. Ein guter Torhüter. Gehobener Bundesligadurchschnitt. Der ist aber auch schon 34 und wird niemals mehr als gehobener Bundesligadurchschnitt sein. Bernd Leno hat abgesagt, weil er zu alt für die Bank ist und er, sachlich gesehen, eh für kein Turnier infrage kommt. Janis Blaswich wurde als Nummer 3 nominiert, obwohl er in Salzburg stark in der Kritik steht... und sein ehemaliger Verein aus Leipzig ungeschlagen ist, seitdem er durch Péter Gulácsi ersetzt wurde. Ein Paradebeispiel für den Einfluss eines guten Torhüters auf den Erfolg einer Mannschaft. 

Als "junger Hoffnungsträger": Alexander Nübel. Der ist auch schon 28. Er hat bisher eine starke Saison beim VfB Stuttgart im Lebenslauf stehen. Ersteht aber jetzt schon bei 11 Gegentreffern in 6 Spielen. Und er muss sich anscheinend erstmal hinter Baumann anstellen, was Julian Nagelsmanns erster Fehler sein dürfte.

Vielleicht entwickelt sich Nübel noch zur Weltklasse. Aber mit 28 ist er es noch nicht. Internationale Klasse würde ich ihm geben, aber zu den Besten fehlt ihm noch ein Stückchen. Und der ist jetzt der designierte Thronfolger, falls ter Stegen nach der WM in den Ruhestand geht... Bei allem Respekt: Er ist der schlechteste Herausforderer, den Deutschland seit 1996 hatte.

Hier kommt aber das eigentliche Problem: Es kommt so richtig auch keiner nach. Die Lage ist so schlimm, dass Werder Bremen sich einreden wollte, dass Michael Zetterer nominiert werden könnte. Ein Torhüter, der sich erst mit 28 Jahren in der Bundesliga durchsetzen konnte. Kevin Trapp ist auch schon verdammt alt und hat sich auf höchstem Niveau, also bei Paris St. Germain, nicht durchsetzen können. Robin Zentner ist ein Torhüter für den Abstiegskampf. Kevin Müller hat seine erste Bundesligasaison gespielt... mit 33 Jahren. Moritz Nicolas hat letzte Saison die Chance, einen ebenfalls nicht überragenden Jonas Omlin zu verdrängen, nicht wirklich genutzt. Nicolas ist 26. 

Noah Atubolu zeigt sich immer wieder verdammt inkonstant. Für den SC Freiburg kann der, wenn er will, 15 Jahre im Tor stehen, aber ich sehe da keinen angehenden Weltklassetorhüter. Der ist aber, im Gegensatz zum Rest, wenigstens noch jung. Er ist aber auch der einzige deutsche U25 Keeper. Der muss also, Stand jetzt, 2026 oder 2028 übernehmen. Also das ist dann alternativlos. Das ist der Pfad, auf dem sich die Torhüternation bewegt.

Wirklich aufgefallen ist mir das vor ein paar Wochen, als Kaua Santos für Kevin Trapp übernehmen musste. Ich dachte mir da: wirklich? Die müssen ihren Ersatztorwart aus Brasilien importieren? Haben die extra einen Scout nach Flamengo geschickt, um nach Torwarttalenten zu suchen, anstatt sich im Ruhrpott umzugucken? Findet man keinen halbwegs brauchbaren Torhüter in der Region? Anscheinend nicht. Das kann kein gutes Zeichen für die Jugendarbeit sein.

An der Stelle muss ich zugeben, dass die Eintracht letzten Sommer Diant Ramaj für 5 Millionen an Ajax Amsterdam abgegeben hat, damit der da irgendwann Stammtorwart werden kann. Aktuell vertraut man da aber eher dem 40-jährigen Remko Pasveer. Ramaj war zum Ende der letzten Saison verletzt, dass er jetzt aber nicht an einem alten Sack vorbeikommt, ist kein gutes Zeichen. Aber mit einem Marktwert von 18 Millionen ist er, laut Transfermarkt, der zweit-wertvollste deutsche Torwart... nach dem verletzten ter Stegen.

Das einzige, worauf man sich immer verlassen konnte, waren Weltklasse Torhüter. Selbst wenn einer verletzt ausfallen sollte, stand sofort der Nächste bereit. Wenn die Karriere eines Rene Adlers durch zu viele Verletzungen ausgebremst wurde, kam sofort ein Neuer nach. Selbst ein für die Nationalmannschaft völlig irrelevanter 4. Torwart wie Bernd Leno wäre in England als Nummer 1 im Gespräch gewesen. 

Jetzt läuft alles auf das Duell Atubolu gegen Ramaj aus. Es gibt kaum noch hoffnungsvolle Talente. Während Neuer, Adler, ter Stegen und Leno mit Anfang 20 den Durchbruch in der Bundesliga geschafft haben, sind die Ersatztorhüter mittlerweile 28. Die Hälfte der Bundesliga-Torhüter kann gar nicht für Deutschland auflaufen (oder, im Fall von Neuer, will nicht mehr). Ein 34-Jähriger gibt sein Debüt mit dem Adler auf der Brust...

Da sieht man mal, wie krass es gerade im deutschen Tor bergab geht.

Donnerstag, 3. Oktober 2024

Wie konnte das denn passieren?

 In der Champions League ist gerade etwas passiert, was selbst der Bundesliga peinlich wäre. Und das soll schon was heißen. Schließlich ist das DIE Liga, von der sich mehr und mehr Traditionsvereine distanzieren, indem sie einfach absteigen. Trotzdem...

Borussia Dortmund führt nach 2 Spieltagen die Tabelle an. Im Jahr 2024! Wo ist eigentlich Heidenheim, wenn man es braucht?
Natürlich ist die Tabelle noch völlig verschoben. Auch wenn Dortmund tatsächlich 2 Teams aus Lostopf 2 und 3 besiegt hat. Das überrascht doch irgendwie. Man hat aber auch definitiv das schwächste Team aus Topf 2 gezogen. Und der Leistungsabfall zwischen Topf 2 und 3 ist einfach krass.

Und es ist ja sogar dem Kicker aufgefallen, dass Teams das Ergebnis bewusst nach oben schrauben. #PassivesAbseitsleserwissenesfrüher... Wir hatten jetzt schon mehr Siege mit 3 Toren Unterschied, als in der gesamten Gruppenphase im alten Modus. Und die eine oder andere Mannschaft hat eindeutig verstanden, dass das Torverhältnis entscheidend sein dürfte. Nur Pep Guardiola ist das egal. Dem reichte ein 4:0 und er wechselte Erling Haaland aus... Aber das ist schon eine absurde Konstellation: Es wird jetzt hinterfragt, ob es richtig war, seinen besten Stürmer auszuwechseln, weil er "nur" 4:0 gewonnen hat. Direkt nachdem ihm von Lothar Matthäus mitgeteilt wurde, dass er doch mehr rotieren kann. Und es gibt ein gar nicht so theoretisches Szenario, in dem ihm diese Entscheidung weh tun könnte...

Viel wichtiger ist natürlich, dass Manuel Neuer die wichtigste Lektion aus der Pandemie vergessen hat: Man geht Abends einfach nicht sinnlos spazieren. Man könnte da auf Nazis treffen unnötige Gegentore kassieren. Aber gerade der überraschende Sieg von Aston Villa beweist, wie viel großartiger der neue Modus ist. Auch wenn die Ansetzung belegt, wie viel Losglück Dortmund wirklich hatte. Denn Villa kommt aus dem 4. Lostopf, ist aber trotzdem stärker als alles, was Dortmund so vorgesetzt bekam.

Im "Alten Modus" könnte Neuer jetzt beruhigt schlafen: Solange wir im Rückspiel 2:0 gewinnen, landen wir vor den Engländern. Das ist also alles nicht so dramatisch. Das wird schon werden.
Jetzt haben sie ein Spiel gegen ein Team aus Lostopf 4 verloren, was man sich definitiv nicht erlauben kann, wenn man in die Top 4 kommen will. Das ist eine ganz einfache Rechnung. Sie haben als nächstes Barcelona und Paris St. Germain vor der Brust und können sich da nicht mal ein Unentschieden leisten. Und selbst das könnte am Ende nicht reichen...

Damit könnte zum ersten Mal seit Jahren im Oktober was Relevantes passiert sein. Neuer könnte sich tatsächlich einen Patzer geleistet haben, der nicht mehr reparierbar ist. Auf einmal lohnt es sich damit auch, wieder hinzuschauen.

Das ist echt das erste Mal in bestimmt 10 Jahren, dass ich die "Gruppenphase" wirklich ins Auge fassen werden. Ich habe das gerade mal nachgeschlagen: in meinem letzten und beinahe einzigen "Champions League" Beitrag im Oktober ging es um Fußball als Superspreader und die Belastung während Corona. Aber halt nicht um das, was auf dem Platz geschah. Dass ich mich mit einzelnen "Patzern" beschäftigt habe, war halt überflüssig, weil diese Patzer am Ende völlig belanglos waren.

Für uns als Zuschauer ist das, wie ich immer wieder erwähnen werde, etwas Großartiges.