Freitag, 18. Oktober 2024

Die größte Überraschung der Woche:

 Der Mann, der das Geld einer Kommanditengesellschaft auf Aktien angenommen hat, nimmt auch das Geld von Red Bull an! Was für ein Skandal!!!

Dabei war das doch der letzte Romantiker!!1ELF!! Wie kann der nur?

Den wollen wir nicht mehr vor der Süd sehen! Sagt Kevin Großkreutz... Was absurd ist, denn Jürgen Klopp hatte eh nie vor, sich nocchmal da hinzustellen. Da müsste er ja zunächst an die Seitenlinie zurückkehren, und da hat er keine Energie mehr für. 

Also vielleicht irgendwann als Nationaltrainer... aber dann wird er sich nach einem relativ belanglosem Nations League Spiel auch nicht vor der Tribüne feiern lassen. Nach einem Sieg in einem WM Halbfinale würden sie ihn alle auf Händen durch die Süd tragen, aber das wird ja nicht mehr auf dem Kalender stehen.

Nebenbei hat Klopp schon bei seinem Abschied angekündigt, dass er sich genau so einen Job vorstellen könnte. Es ist also nichts verlogen daran, dass er das jetzt macht, denn er hatte keine Kraft mehr für die tägliche Arbeit auf dem Platz. Strukturelle Arbeit in einem Büro ist etwas ganz anderes...

Das Grundproblem Nummer Eins ist ja, dass die Dortmunder glauben, dass sie die Guten sind. Bin ich froh... 

Wenn das überhaupt noch ein Verein wäre... aber die Komanditengesellschaft auf Aktien, die die Turbo-Kommerzialisierung zur Jahrtausendwende aktiv vorangetrieben hat. Konzerne wie die Borussia haben den Sport erst so groß gemacht, dass er für Red Bull interessant wurde. Die habem fianziell alles gemacht, um mit den Bayern mitzuhalten. Die jetzt das Geld eines Rüstungskonzerns annehmen, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Es ist nebenbei echt niedlich, wie die Dortmunder Fans dagegen ein Mal protestiert haben... Die haben es (wenn auch nicht alleine, sondern mit den anderen Ultras) geschafft, die Montagsspiele abzuschaffen. Sie haben den Einstieg eines Investors verhindert. Aber wenn Dortmund einen moralisch fragwürdigen Sponsor ankündigt, kommt da ein Mal was und dann 6 Monate relativ wenig. Außer die Erkenntnis, dass man ja noch andere fragwürdige Sponsoren hat... Am Ende ist Profisport auch einfach nicht mehr ohne dreckiges Geld möglich...

Ich werfe jetzt mal eine dreiste These in den Raum: Das Geld bei RB ist das sauberste, das es im Profisport gibt. Verglichen mit:

Rheinmetall, einem Konzern, der Tötungsmaschinen herstellt. Anders kann man das ja nicht ausdrücken.
Gazprom, Putins Handlanger, die Jahrelang auf der Schalker Brust präsentiert wurden. Und ja, es ist albern, wenn die Schalker sich jetzt über den "Kriegstreiber-Deal" lustig machen, wenn sie Jahrelang kein Problem mit russischen Sportswashing hatten.
Qatar Airways: wo wir schon beim Sportswashing waren: auch die Bayern nehmen das Geld arabischer Ölscheiche. Und Rolexuhren für eine WM auf der individuellen Ebene.
BitPanda, einer Kryptowährung. Die Bayern schließen nach dem Beginn des Mega Prozesses gegen FTX einen Werbedeal mit einer derartigen Firma ab... lange nachdem man wissen könnte, dass das im wesentlichen ein Scam ist.
Wettanbietern. Obwohl, die gibt es in Leipzig seit dieser Saison auch. Nur dass die RB Fans dagegen protestieren. Also als Einzige.
Um da nochmal zu verdeutlichen, wie absurd die Fans sein können: Wenn Bekannte von ihnen in die Spielsucht abdriften und dank Online Wetten in der Schuldenfalle landen, ist das kein Problem. Aber wenn Red Bull den Sport als Marketingtool verwendet, muss das zwingend verachtet werden. DAS geht gar nicht... auch wenn es genau genommen niemanden weh tut.

Und nicht, dass Red Bull jetzt ein wirklich sauberes Unternehmen ist. Allein schon, dass die darauf bestehen, dass ihr Gesöff ausschließlich in Alluminiumdosen verkauft werden darf. Ein Dietrich Mateschitz vertrat viele fragwürdige Positionen. Fehlt eingentlich nur ein "Wir können uns nicht gegen Rassismus engagieren, Rassisten kaufen auch Energydrinks..." Ähm... ich meine natürlich, dass das ein rein amerikanisches Problem ist. Aber man muss halt nicht "gut" sein, um im direkten Vergleich zu all den anderen Geldgebern "gut zu wirken".

Aber die Traditionalisten werden jetzt ja behaupten, dass das andere nur Sponsoren sind, während RB den ganzen Verein übernommen hat. Stimmt. Bedeutet aber auch nur, dass all eure GmbHs und ähnliches mal eine Seele hatten, die sie verkauft haben. Am Ende des Tages ist Rasenball Leipzug nur ehrlicher, als der Rest.

Aber kommen wir zurück zum "angeblich letzten Romantiker" Jürgen Klopp. Den hat es nämlich nie gegeben. Klopp ist ein genialer Trainer und ein großartiger Menschenfänger. Aber er war auch immer Opportunist. Wenn er wirklich Romantiker gewesen wäre, hätte er nie bei einer Kommanditengesellschaft auf Aktien unterschrieben. Als extremer Romantiker wäre er in Mainz geblieben, einem der letzten e.V.s in der Liga. Er hätte gegen das Establishment gekämpft, dafür aber nie Titel geholt. Man nehme einfach mal den Werdegang eines Christian Streich. Also um zu beweisen, dass man so eine Karriere hinlegen und trotzdem zur Legende werden kann. Frank Schmidt ist in Heidenheim das nächste aktuelle Beispiele. Beide Trainer hätten ihre persönliche Karriere vorantreiben können, indem sie den Verein wechseln. Streich war mal kurz davor nach Schalke zu gehen

Klopp ging nebenbei formell gesehen als Zweitligatrainer nach Dortmund. Der verpasste Wiederaufstieg gab ihm die Gelegenheit, die Mainzer im Guten zu verlassen. Er hatte da auch alles erreicht, von daher war das legitim. Dortmund war zu dieser Zeit keine Spitzenmannschaft, aber sie hatten wesentlich mehr Potenzial als die Mainzer. Dinge, die ein Signal Iduna Park so mit sich bringt. Für Klopp war das weniger Romantik, sondern der logische nächste Karriereschritt. Das war natürlich eine perfekte Symbiose, weil er Dortmund zurück zur europäischen Spitze führte, während Dortmund ihn als Weltklassetrainer legitimierte. Aber die brauchten sich ganz sachlich gesehen auch Gegenseitig. 

Man muss nebenbei auch festhalten, dass der Aufschwung vom Abstiegskandidaten zum Meister in 3 Jahren vollzogen wurde. Es gab zumindest in Deutschland verdamm schnell nur noch die Bayern, zu denen er gehen konnte, um sich zu verbessern. 2013 stand er bereits im Champions League Finale.

Das einzige, was minimal romantisch war, ist der Fakt, dass Klopp nicht bei der erstbesten Gelegenheit zur direkten Konkurenz gegangen ist. Hier sind die Aussagen von Klopp nebenbei nicht ganz eindeutig. Er hätte wohl mehrere Male zu den Bayern gehen können, aber erst, nachdem er in Liverpool unterschrieben hatte. Vorher soll es keinen Kontakt gegeben haben.

Apropos Liverpool: Er ging dann zu einem der Big 4 aus der Premiere League. Der durchkommerzialisiertesten Fußballliga der Welt. Wo man ohne große (und häufig moralisch fragwürdige) Investoren nie was erreichen wird. Im Fall von Liverpool ist das die Fenway Sports Group. Sind das die Besten? Wahrscheinlich. Aber Romantiker sind das keinesfalls, sondern Investoren, die mit dem Sport Geld mithilfe des Sports vermehren wollen.

Und natürlich suchte Klopp sich den perfekten Verein aus, bei dem er sein Image weiter vermarkten und in relativer Ruhe langfristig arbeiten konnte. Der Mann ist ja nicht dumm, sondern weiß genau, was er macht. Er ging aber auch zu einem Verein, der ihn die realistische Chance gab, um den ihn fehlenden Champions League Titel dauerhaft mitzuspielen. Das war aber auch eine sehr gut durchkalkulierte Entscheidung.

Nebenbei "drohen" die Ultras ja immer mit "englischen Verhältnissen". Also dass die Fanszene hier so ausgenommen wird, wie in England und dass die Ultras aus dem Stadion vertrieben werden. Genau dafür hielt Klopp auch sein Gesicht hin. Die Premiere League wurde ja überhaupt nur gegründet, um die Gewinne zu maximieren... und das ist ihnen sehr sehr gut gelungen. Aber man muss schon verdammt viel ignorieren, um da so etwas wie "Romantik" zu finden. Aber als Menschenfänger war Klopp so gut, dass er seinen Anhängern genau das verkaufen kann.

Der lustigste neue Vorwurf ist ja, dass Klopp sich jetzt als "geldgeil" outet... Weil er einen Vertrag über 11 Millionen im Jahr abschließt. Der hat vorher 18 Millionen pro Jahr verdient. Nicht nur das, er hat auch, während er ständig über die steigende Belastung gejammert hat, Zeit gefunden um Werbespots zu drehen. Er hat sein Gesicht ja gefühlt überall hingehalten. Habe ich schon erwähnt, dass er 18 Millionen im Jahr verdient hat? Über mehrere Saisons. Trotzdem suchte er noch nach weiteren Einnahmemöglichkeiten.

Unter anderem bei der Deutschen Vermögensberatung AG. Einer moralisch eher fragwürdigen Beraterfirma, der Klopp mit seiner Ausstrahlung mehr Legitimtät verschafft hat. Der arme Mann hatte es aber auch wirklich nötig.

Dass Geld, was er dort angenommen hat, ist wesentlich schlimmer, als das Geld von RB jetzt. Und auch wenn er es mit der Vereinsauswahl relativ gut verstecken konnte, beweisen solche Werbedeals, dass Klopp am Ende immer ein Kapitalist und kein Romantiker war. Wir haben das nur ignoriert. Aber so ist das halt im modernen Sport: man muss verdammt viel ignorieren, um sich seine Helden aufzubauen...

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