Montag, 30. September 2024

Worst of es "Ist das schon Kreisklasse" Wochenendes

 Also gar nicht spielerisch. Spielerisch war das alles schon in Ordnung. Also außer der SC Freiburg. Die weisen auch unter Julian Schuster mit, dass sie eine richtig gute Mannschaft sind... aber sie liefern aber auch hin und wieder eine richtige Grottenleistung ab. Ein mal im Quartal verlieren sie 3:0 gegen eine Mannschaft, die sie eigentlich schlagen sollten. 

Das ist auch kein Vorwurf. Es zeigt halt auch nur, dass die wirklich ihr Optimum abrufen müssen, um in der Bundesliga zu bestehen. Es ist eher faszinierend, wie oft Freiburg zumindest verdammt nah an dieses Optimum herankommt. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Vor allem, weil sie das ja über Jahre und mittlerweile 2 unterschiedliche Trainer so konstant abrufen.

Bei St. Pauli dachte sich Alexander Blessin anscheinend, dass das ja alles zu einfach ist. Deswegen zwang er der nicht von ihm trainierten Aufstiegsmannschaft ein neues System auf. Was an sich gar nicht sooo schlimm ist, schließlich muss man ja sein Aufstiegssystem auf die neuen Gegebenheiten anpassen. Aber ich sage das mal so: Sich ein System auszusuchen, in dem es prinzipiell keinen Platz für deine besten Spieler gibt, ist vielleicht... also kennt ihr diese "Kann man Spiel X nur mit der schwächsten Waffe durchspielen" Challenges? Blessin dachte sich: Ich übernehme nicht nur einen der schwächsten Kader, sondern nutze dann auch meine besten Optionen nicht.

Immerhin... hat er nur 3 Spieltage gebraucht, um seinen Fehler einzugestehen. Aber seit dem Elias Saad und Olapado Afolayan in die Startelf zurückgekehrt sind, sehen die Kiezkicker auch wie eine Bundesligamannschaft aus... und sie holten 4 Bonuspunkte. Denn weder mit einem Unentschieden gegen RB Leipzig, noch mit einem Sieg in Freiburg war wirklich zu rechnen.

Zum Glück ist es ja "nur die Bundesliga", da kann man es sich leisten, ein paar Spiele lang auf seine Besten zu verzichten. Schließlich gibt es ja auch noch Kiel und Bochum, die schon so aussehen, als würden sie nur gegeneinander punkten können. Da muss St. Pauli nur noch 2 Spiele gewinnen, um das Saisonziel "den Hamburger SV in der Relegation schlagen" sicher zu erreichen.

Und natürlich hat Bochum gegen Borussia Dortmund überraschend gut gespielt. Sie hätten ja sogar 3:0 führen MÜSSEN. Aber hier ist das Grundproblem: In diesen wenigen Spielen, in denen man zumindest halbwegs auf Augenhöhe ist, muss man zwingend punkten, wenn es was mit dem Klassenerhalt werden soll.

Aber kommen wir zum großen Aufregen des Wochenendes: Der Kreisklasse-Klassiker: Maximilan Arnold tritt seinen Gegenspieler im Mittelfeld... und fällt sicherheitshalber schreiend um und hält sich den Knöchel. Kann ja nicht schaden. Vielleicht denkt der Schiri ja, dass ich gefoult worden bin. Oh, tatsächlich... es gibt sogar Gelb-Rot...

Nebenbei... hatte auch Arnold schon Gelb. Also um zu verdeutlichen, wie krass diese Fehlentscheidung ist: Es hätte theoretisch einen Platzverweis für die andere Mannschaft geben können. Das ist schon brutal. Und es wird wieder mal der Spieler, der auf den Beinen bleibt, bestraft, während der Spieler, der sich am Boden wälzt, belohnt wird. Das ist wieder eine wunderbare Lektion für alle C-Jugendspieler dieser Welt: Theatralisch fallen und laut schreien hilft. Ohne jetzt Arnold zu sehr dafür angreifen zu sollen, denn Beleidigungen hat er dafür nicht verdient. Und den Fehler macht ja nicht er, sondern der Schiedsrichter. Trotzdem muss man erwähnen, dass dies ein richtiger Kack-Move vom Schiedsrichter war.

Es ist nebenbei der 1000ste Beweis, dass Challenges viele VAR Probleme lösen wurde. Denn natürlich hätte Stuttgart, wenn man ihnen die Option gibt, genau diese Szene überprüfen lassen. Stattdessen wird der spätere Platzverweis gegen Mohammed Amoura zurückgenommen. Das zwar zurecht, dass aber nur die eine Fehlentscheidung zurückgenommen werden kann, obwohl beide zum selben Ergebnis führen, ist einfach unfair. Damit erreichen wir an der Stelle weniger Gerechtigkeit, obwohl der VAR doch zu mehr Gerechtigkeit führen sollte.

Und all das nur, weil die alten weißen Männer zu dumm sind, die Lektion der anderen Sportarten zu lernen und ein Challenge System einzuführen. Wie kann man so ignorant sein? Aber wir müssen ja irgendwie darauf hoffen, dass ein wichtiges WM-Spiel durch so einen Scheiß beeinflusst wird, denn sonst interessieren sich die Regelhüter ja nicht so wirklich für den Fußball. Was einfach nur Schade ist.

Freitag, 27. September 2024

Was man sich nach einem Urlaub immer fragt:

Wer hat in der Woche eigentlich das Dümmste gesagt. Das ist immer ein guter Einstieg, wenn man ein Weilchen raus war.

Nach 2 Wochen mit einem quasi kaputten Laptop habe ich meinen Arbeitsplatz echt vermisst. Hier kann ich problemlos nachprüfen, ob Diego Maradona eigentlich im Stadio Bernabeau getroffen hat. Hat er. Es ist nebenbei lustig, wie diese Random Fun Facts von Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs dann von allen anderen übernommen wird... ohne dass Zeigler dafür als Originalquelle angegeben wird. Seitdem Arnd am Sonntagabend erwähnt hat, dass Maradona und Undav als einzige Spieler in Meppen und Madrid getroffen haben, ging das mehrmals durch meine Timeline... Aber Quellenangabe ist ja für Noobs...

Aber zu den dümmsten Aussagen. Der erste Kandidat war Claus-Dieter Wollitz: Der beschwerte sich über den Zustand der Trainingsplätze, auf denen er arbeiten muss. Kann man machen, wenn man damit seinen eigenen Verein kritisiert. Aber wenn man sich bei der Stadt Cottbus beschwert, dass der Ausweichsplatz in der Parzellanstraße nicht den Ansprüchen genügt. Ähm... Es ist nicht die Aufgabe der Stadt, ein professionelles Trainingsumfeld bereitzustellen. Es ist deren Aufgabe Plätze für den Breitensport bereitzustellen.
Das ist aber nicht mal das wirklich lächerliche. Der Grund, warum der Trainingsplatz in so einem bescheidenen Zustand vorgefunden wurde, war das Monats-Hochwasser. Die hatten einfach mit extremen Regenfällen zu kämpfen, die dazu führten, dass der Platzwart den Rasen nicht betreten konnte oder sollte. Cottbus trainierte trotzdem. Frei nach dem Motto "Nach uns die Sintflut"... Dass die Stadt Cottbus aber andere akute Probleme hatte und deswegen seine Energie nicht in seinen Verein stecken kann, hat Wollitz nicht auf dem Schirm.
Also falls ihr dachtet, dass nur die Champions League Vereine völlig abgehoben sind: Wollitz kann das auch als Drittliga-Aufsteiger.

Platz 2 geht an Sepp Meier, der sich direkt nach dem Ausfall von Marc-André ter Stegen ein Comeback von Manuel Neuer ausspricht. Was eine echte Option wäre, wenn Neuer von Julian Nagelsmann ausgebootet worden wäre. Wenn er sich nach dem Turnier auf ter Stegen als neue Nummer 1 festgelegt hätte... aber Neuer ist zurückgetreten. Von sich aus. Der hat seinen Platz freiwillig geräumt.
Und er hat halt (zumindest theoretisch, denn ob die wirklich so stattfindet, wie geplant, muss man noch sehen) eine Klub-WM vor der Brust. Was aber auch das einzige relevante Turnier ist, dass ter Stegen eventuell verpassen könnte...
Natürlich hat Neuer die Tür für ein Comeback nicht gänzlich geschlossen. "Man sollte so etwas nie ausschließen" ist sein Zitat zu dem Thema. Aber der wird nicht für die Qualifikationsspiele und die Nations League zurückkommen. Bedeutet ganz praktisch: Wenn sich ter Stegen im Januar 2026 schwer verletzt hätte, würde Neuer über ein Comeback nachdenken. Für den, aus seiner Sicht, belanglosen Scheiß wird er sich das nicht antun und geht lieber Skifahren.

Aber selbst das ist noch nicht das Dümmste

Dieser Preis geht an den Überexperten Lothar Matthäus. Dessen Reaktion auf die ebenfalls schwere Verletzung von Rodri war ein: Dann rotiert doch einfach. Ottmar Hitzfeld hat das "bereits Ende der 90er als Bayern-Trainer praktiziert."

Lasst uns mal im Detail auseinandernehmen, warum diese Aussage so unfassbar dämlich ist. Als allererstes muss man da mal eines festhalten: Eine Rotation zur Belastungssteuerung ersetzt keinen Urlaub. Man kann dadurch vielleicht kurzfristige Verletzungen vermeiden, aber die langfristigen Abnutzungserscheinungen werden dadurch nur bedingt vermindert. Auch als Profi braucht man mal so 2-3 Wochen Urlaub, in denen man komplett runterfahren kann. Und dann müsste man eine ordentliche Vorbereitung mit vernünftigem Aufbautraining einschieben. All dies ist mittlerweile praktisch nicht mehr möglich. Also ein Mal alle drei Jahre kann man grob damit rechnen... Das ist einfach nicht gesund.

Das bringt mich direkt zur nächsten Frage: Wann soll Pep Guardiola seinen wichtigsten Spieler raus rotieren? Gegen Chelsea, einem der reichsten Klubs der Welt? Gegen West Ham, die auch 140 Millionen in Ablöse ausgegeben haben? Gegen Brentford, die stark in die Saison gestartet sind? Gegen Inter Mailand, den italienischen Meister? Oder gegen Arsenal London, einem aufstrebenden, direkten Konkurrenten? Einzig gegen den Aufsteiger aus Ispwich Town wäre eine Rotation wirklich möglich gewesen.
Nebenbei... hat Rodri viel ausgesetzt. Bei 2en war er offiziell noch verletzt, gegen West Ham saß er komplett auf der Bank. Und gegen Brentford wurde er zur Pause eingewechselt. Er stand wirklich nur gegen Inter Mailand über die komplette Spielzeit auf dem Platz. Trotzdem hatte sein Körper sofort einen Totalausfall, von dem er sich jetzt 10 Monate lang erholen muss... Also nur um zu verdeutlichen, dass eine Rotation keinen Urlaub ersetzen kann...

Nebenbei hat Guardiola ja auch schon bekannt gegeben, dass er auf den nicht mehr League Cup scheißen wird und da konsequent seine B-Elf aufstellen wird. Der rotiert also schon, wenn er denn kann. Und wisst ihr, was das erste Ergebnis dieser Einstellung "pro Rotation, gegen diesen Pokal" ist? Der Wettbewerb in Deutschland nicht mehr ausgestrahlt wird. DAZN hat die Rechte abgegeben, niemand wollte sie übernehmen. Das ist doch genau das, was alle gewollt haben...

Damit kommt auch ein weiterer, verdammt wichtiger Punkt: Rotieren in der Premiere League ist etwas ganz anderes, als Rotieren in der Bundesliga. In der einen Liga werden die Bayern mit im Durchschnitt 8 Punkten Vorsprung Meister. In der anderen kann man mit 92 Punkten nur Vizemeister werden

2 der 4 Meisterschaften vom angesprochenen Ottmar Hitzfeld wurden mit mehr als 10 Punkten Vorsprung gewonnen. Die anderen waren überraschend knapp. Aber gerade die 2001 Saison beweist, wie viel anders die Bundesliga ist: Bayern wurde mit 7 Niederlagen Meister. Wisst ihr, wie oft sich der Meister in der Premiere League 7 Niederlagen erlaubt hat? NOCH NIE! Und das, obwohl da 20 Mannschaften mitspielen. Zwischenzeitlich waren es sogar mal 22 Teams. Man kann sich in dieser Liga einfach keinerlei Punktverluste erlauben. Wenn man davon ausgehen kann, dass die Konkurrenz schon in Unterhachingen patzen wird, kann man das alles wesentlich entspannter angehen.

Die 5 Niederlagen aus der 1999/2000er-Saison... hätten in der Premiere League letztes Jahr für Platz 4 gereicht. Bayern holte "damals" im Schnitt 2,14 Punkte. Liverpool holte letzte Saison 2,15. Glaubt Lothar Matthäus wirklich, dass Hitzfeld rotiert hätte, wenn die Qualifikation für die Champions League in Gefahr geraten wäre? Oder wenn er damit regelmäßig den Titel verspielen würde? Natürlich nicht. Und ein unglückliches Unentschieden mit dem 2. Anzug gegen Brentford kann dir in England halt die Meisterschaft kosten.

Das ist aber noch nicht alles. Auf die Rotation zu setzen, macht auch einfach mal die Liga kaputt. Ganz praktisches Beispiel: Im Wesentlichen sagt Matthäus, dass die Bayern Marcel Sabitzer behalten sollte, auch wenn sie den eigentlich nur als Rotationsspieler brauchen. Denn als Stammspieler hat er sich ja nicht durchgesetzt. Sabitzer war, auch wenn er für die Bayern keine direkte Bedrohung darstellt, ein verdammt wichtiger Spieler der Dortmunder bei ihrem Husarenritt ins Champions League Finale. Sein Notenschnitt in diesem Wettbewerb lag bei 2,75.

Am Extremsten ist es ja gerade bei Chelsea London, die laut Memes als einzige auf den neuen Rahmenterminkalender vorbereitet sind. Was auch nur bedeutet: Chelsea wurde für ihre "Kaderplanung" entweder ausgelacht oder kritisiert. Und vor allem sitzen jetzt bei Chelsea einige Kandidaten auf der Tribüne, die anderen Vereinen durchaus helfen könnten. Ich verweise ganz direkt auf Ben Chillwell, der für die Liga und Champions League nicht wirklich eingeplant ist, aber überraschend doch im Pokal randurfte... Wenn jetzt alle Champions League Teilnehmer auf 40+X Kader setzen, bedeutet das ganz praktisch, dass der Rest der Liga schwächer wird und die Schere noch weiter auseinander geht.

Die Bayern holen sich ja mittlerweile verdammt viele Ergänzungsspieler aus dem Ausland. Joao Palhinha, Sacha Boey, Eric Dier, Mathys Tel, Ryan Gravenberch, Noussair Mazraoui, Matthijs de Ligt, Sadio Mané und Bryan Zaragoza sein da mal demonstrativ genannt. Gefühlt die Hälfte dieser Spieler sind auch schon wieder weg. Man hat aber allein in den letzten 2 Jahren Alexander Nübel, Sabitzer, Paul Wanner, Armindo Sieb, Frans Krätzig und Jopsip Stanisic an die Bundesliga abgegeben. Wenn auch oft nur auf Leihbasis, Die Stanisic Leihe könnte ihnen die Meisterschaft gekostet haben. Ich habe mich ja mental schon darauf vorbereitet, dass der sich jetzt mit der Rolle als Ergänzungsspieler zufriedengibt und deswegen irgendwann Rekordmeister wird. Weil er als einziger 15 Jahre infolge diesen Titel geholt hat...
Aber wenn man sich anschaut, wie der Wanner gerade in Heidenheim abliefert, dann ist das definitiv etwas Gutes für die gesamte Liga. Wenn die Bayern für die Klub-WM ihren Kader aufblähen müssen, behalten die den, damit er 10 Bundesligaspiele gegen Bochum, Mainz und eben Heidenheim machen kann...

Dazu kommt, als letzte Ebene, dass die Spieler ja nur bedingt Bock auf die Rotation haben. Also klar, aus Loddas Perspektive war das kein Problem, weil er im Champions League Finale seinen Platz in der Startelf sicher hatte. Fun Fact: Der für ihn eingewechselte Rotationsspieler Thorsten Fink begeht den entscheidenden Fehler vor dem 1:1...

Aber ein Sabitzer hatte eben wenig Bock darauf, nur der "Notnagel" für die "unwichtigen Spiele" zu sein. Deswegen ist der nach 1 1/2 Jahren weitergezogen.
Als historisches Beispiel sei hier Ciriaco Sforza erwähnt, der es auch bei seinem 2. Versuch beim Rekordmeister "nur" zum Rotationsspieler unter genau eben Hitzfeld geschafft hat. Der beim schon verlinkten Champions League Finale nicht mal im Kader stand, obwohl er fit war. Nach 2 Jahren ging es zurück nach Kaiserslautern.

Einen Lothar mag das überraschen, dass Profis in den wirklich wichtigen Spielen auf dem Platz stehen wollen. Dass bis auf wenige Ausnahmen, alle irgendwie unzufrieden sind, wenn sie im Finale nur auf der Bank sitzen. Alexander Zickler ist der einzige Name, der mir aus dem Stehgreif einfällt und der diese Rolle perfekt angenommen hat. Alle anderen suchen sich dann nach 2 Jahren einen Verein, der sie in einem möglichen Finale aufstellen würde. Matthäus selbst war ja so überragend, dass ihm das nie passiert ist. Aber ohne den ultimativen Ehrgeiz, dass man im Finale auch spielen will, wird man einfach nicht gut genug, um auf dem Bayern Radar aufzutauchen. 

Seinen Kader an der Rotation auszurichten sorgt also für:
Bedingt zufriedene Spieler, die relativ schnell weiterziehen.
Aufgeblähte Kosten, weil die ja alle trotzdem Millionen verdienen müssen und Millionen an Ablöse kosten.
Eine direkte Schwächung der Konkurrenz.

Gleichzeitig löst sie das Problem mit dem Urlaub, der dringend benötigt wird, nicht. Aber hey, Lodda hat für Gesprächsstoff gesorgt. Genau so wie Meier und Wollitz. Und nur darum geht es am Ende doch.

Montag, 23. September 2024

Worst of des "Glückwunsch, Amiri" Wochenendes

 Nadiem Amiri hat es tatsächlich geschafft. Er ist der erste Spieler, der indirekt wegen der eigentlich gar nicht neuen "nennt sie nicht Meckerregel" vom Platz geflogen ist. Herzlichen Glückwunsch.

Also Amiri sah, laut Kicker-Ticker, in der 33. Minute Gelb, obwohl das Foul vom Kollegen kam. Er hat sich halt über den Pfiff beschwert. 2 Minuten später sah er die 2. Gelbe für einen klassischen "Trikotzupfer" im Mittelfeld. Nichts wirklich schlimmes, aber ein taktisches Foul.

Es ist echt super gut, dass der Schiedsrichter da dann nicht "Gnade vor Recht" walten ließ, weil es die erste Verwarnung ja "nur" fürs Meckern und nicht für ein Foulspiel gab. Dass er die Regel einfach konsequent durchgezogen hat. Und das Amiri als erster Spieler echte Konsequenzen für seine sinnlose Beschwerde bekommen hat: Wenn er das lässt und sich einfach auf seinen Job konzentriert, darf er länger mitspielen.

Nebenbei fiel mir das schon letzte Woche auf, aber der Post wurde durch technische Probleme aufgehalten: Anscheinend tut sich nach der Länderspielpause doch wieder was bei der neuen Regel. Also es war zum Beispiel angenehm, dass wirklich nur Maximilian Arnold nach einem wie immer fragwürdigen Handlefmeter gegen den Vfl Wolfsburg zum Schiedsrichter ging und der nicht von 8 Mann belagert wurde. Um nur eines der positiven Beispiele zu nennen, die mir in der letzten Woche aufgefallen sind. Wenn jetzt auch noch ein Bayern Spieler fürs Meckern verwarnt wird... Aber ich behalte das für euch im Auge.

Wo wir schon bei Wolfsburg sind: Deren Fans (alle 3) werden ja wohl in der 85. Minute abgeschaltet haben, weil eh fest stand, wie es ausgeht: Bayer Leverkusen trifft immer noch in der Schlussphase zum Sieg. Das ist ungefähr so verlässlich, wie ein Totalausfall der Dortmunder in Stuttgart. Oder der faktische Stillstand der Gladbacher unter Seoane. Die Gladbacher Offiziellen sehen schon, was Xabi Alonso in Leverkusen aus der Mannschaft geholt hat, die ih, Seoane hinterlassen hat? Nur so als Inspiration...

Das einzige, was wirklich "neu" ist, ist die Spielfreude der Bayern unter Vincent Kompany. Da merkt man mal, was für ein brillianter Trainer Thomas Tuchel ist: Unter Kompany schießen die einfach so 20 Tore in einer Woche. Unter Tuchel haben die so gut wie nie mehr als 3 pro Spiel geschossen, weil sie immer auf Ergebnis halten gespielt haben. Eine derart überlegene Mannschaft derartige Ketten anzulegen ist schon eine überragende Leistung. Es braucht viel Überzeugungsarbeit, dass die einfach das Offensivspiel einstellen. Ok, es wäre hilfreicher gewesen, wenn es auch einen funktionierenden Defensivplan gegeben und man das Ergebnis wirklich gehalten hätte. Aber der Ansatz ist schon beeindruckend.

Ok, es gibt auch eine geringe Chance, dass Kompany einfach gut ist. Aber bis jetzt können wir die frühen Erfolge einfach als "Dead Coach Bounce" abtun: Im wesentlichen sind die Bayern froh, dass sie ihren "Spielplan" nicht mehr am Gegner ausrichten müssen, sondern dass sie einfach zocken dürfen. Und das leben die halt gerade zum Leidwesen der Konkurrenz aus.

Um es mit dem Scheiß-Fussball Comic zu halten: Jetzt gegen Leverkusen wird er das erste Mal auf ein Team treffen, dass sich nicht einfach einigelt und dann ergibt. Wie die Bayern dieses Spiel angehen, ist wesentlich relevanter, als die 20 Tore in der letzten Woche.

Nebenbei hat Rene Maric damit jetzt seinen eigenen Charakter in dieser Comicserie. Nicht schlecht für jemanden, der als Taktikblogger angefangen und vom Kicker ausgelacht wurde. Das beweist mir auch wieder, dass die Leute, die sich wirklich mit dem Spiel beschäftigen und Ahnung vom Fußball haben, nicht für den Kicker arbeiten...

Donnerstag, 12. September 2024

Ich hoffe, ihr habt die letzte Pause genossen

An der Stelle muss man wieder erwähnen, wie wichtig die Länderspiel-Pausen mittlerweile sind. Denn die entschleunigen den Fußball halt doch ein wenig. Selbst wenn man an für die Spiele nominiert wird, hat man "nur" 2 Spiele in den 13 Tagen zwischen dem "regulären Betrieb". 

Dazu muss man auch festhalten, dass die Spiele, trotz des plötzlich ansehnlichen Niveau, welches Deutschland zum ersten Mal seit Jahren in der Nations League auf den Platz gebracht haben, nicht annähernd die Intensität eines Ligaspiels haben. Also man nehme den Extremvergleich zwischen Kasachstan - Norwegen und Manchester City - Chelsea London. Um nur mal zu erwähnen, dass das selbst für einen teilnehmenden Erling Haaland eher wie Urlaub ist.

Hier kommt aber das entscheidende: Solche "2 Spiele in 13 Tagen" Phasen werden eine echte Seltenheit sein. Die Bayern haben bis 21.12. 20 Pflichtspiele im Kalender stehen. Wie alle anderen Teilnehmer an der Champions League auch, da die alle im Pokal weiter sind. Die spielen also im Schnitt alle 4,85 Tage für ihren Verein. Dazu kommen noch 4 Länderspiele, die den Schnitt auf alle 4 Tage runterdrücken. 

Wobei man hier auch festhalten muss: Wenn die Länderspiel-Pause komplett abgeschafft werden würden, würden die gierigen Vereinsmannschaften Wege finden, auch diese Pausen mit Pflichtspielen vollzupumpen. Ohne die Nationalmannschaften würden die halt die Champions League auf 10 Spieltage strecken. Oder die Liga auf 20 Mannschaften aufstocken. Die würden Möglichkeiten finden.

Lasst es mich mal so verdeutlichen: Die nächste Länderspiel-Pause im Oktober unterbricht eine Serie von 4 englischen Wochen infolge für die Spitzenteams. Da es im neuen Modus auch wirklich wichtig ist, wie die einzelnen Gruppenspiele ausgehen, muss man sich in dieser Phase plötzlich auch Mühe geben. 

Also um auch das nochmal zu verdeutlichen, und diesen Beitrag zu einer Vorschau auf den neuen Modus zu erweitern: Bisher war es vollkommen egal, ob man seine Gruppe mit 18 Punkten, oder mit 13 Punkten, gewann. Wichtig war nur, dass man seine Gruppe gegen teilweise extrem unausgeglichene Gegner als erster abschließt, dann landet man in Lostopf 1. Oder dass man zumindest 2. wird. Alles andere war vollkommen egal.

Und das führte dann plötzlich dazu, dass Arsenal London am letzten Spieltag 8 Änderungen an der Startelf vornahm. Wollt ihr noch ein Extrembeispiel: Nico Paz hat für Real Madrid 39 Champions League Minuten absolviert. Unter anderem gegen Union Berlin. Er kommt im selben Zeitraum auf 19 La Liga Minuten. Man konnte es sich halt eher leisten, so ein Talent mal in der Königsklasse reinzuwerfen. In der Liga wäre das viel zu riskant, da könnte man wichtige Punkte verlieren, wenn die einen Fehler machen. Letztes Beispiel: Eine unmotivierte B-Elf von Barcelona sorgte dafür, dass Royal Antwerp FC seinen ersten Champions League Sieg einfahren konnte. Das ist einerseits historisch, andererseits auch nur für die Statistik wichtig.

Jetzt wird die Frage, ob du als 8. oder 9. die Gruppenphase beendest, einen massiven Unterschied machen. Schließlich bekommt der Tabellenneunte ein zusätzliches Heimspiel, welches er vermarkten kann. Gegen den 24., das ist also ein Spiel, welches man sicher gewinnen sollte.

Ok, auch wenn es extrem lustig wäre, wenn jemand bewusst verliert, damit er aus dem zusätzlichen Heimspiel Gewinne generieren kann, werden doch alle versuchen diese zusätzlichen Spiele möglichst zu vermeiden. Und Spoiler: Der Sieger wird am Ende aus den ersten 8 der Tabelle kommen. Auch wegen der 2 zusätzlichen Spiele für den Rest.

Aber nicht nur die "Playoffs" werden gesetzt. Auch der weitere Turnierbaum wird sich aus der Abschlusstabelle erschließen. Man will also möglichst weit oben in der Tabelle stehen, damit man den anderen Favoriten möglichst aus dem Weg geht. Der Tabellenerste kann auf den -zweiten erst im Finale treffen. Wenn man also Manchester City oder Real Madrid möglichst lange aus dem Weg gehen will, sollte man unter den Top 4 landen. Wer unter den besten Vieren landet, hat nochmal einen deutlichen Vorteil gegenüber den anderen, die die Zwischenrunde ebenfalls auslassen: Sie bekommen den leichteren Weg ins Halbfinale.

Praktisches Beispiel: Beim Duelle Borussia Dortmund - Schachtar Donezk am letzten Spieltag wird die eine Mannschaft alles dafür geben, um unter den ersten 8 zu landen. Während die andere Mannschaft alles dafür geben wird, mindestens 24. zu werden. Wer jetzt wer ist, lasse ich euch entscheiden...

Nebenbei dürfte es bei nur 8 Spieltagen und relativ wenigen direkten Duellen eine extrem enge Tabelle geben. Mich würde es überraschen, wenn Platz 10 und Platz 7 vor dem letzten Spieltag mehr als 2 Punkte trennen. Am Ende dürfte auch oftmals das Torverhältnis entscheiden. Wodurch auf einmal jedes Spiel und jedes Tor eine viel höhere Bedeutung bekommen wird.

Es wurden nicht nur 2 zusätzliche Spiele für alle Mannschaften eingeführt. Es wurde dafür gesorgt, dass all diese Spiele ein viel höhere Intensität haben werden. Das ist wesentlich schlimmer, als die reine Addition.

Für uns als Zuschauer ist das großartig. Ich habe ja die Gruppenphase der Champions League in den letzten Jahren komplett ausgeblendet, denn ich mir war bewusst: Selbst wenn es in dem einen oder anderen Spiel eine kleine oder große Sensation gibt, ändert das am Endergebnis wenig bis nichts. Jetzt werden sich die Favoriten keinerlei Aussetzer erlauben dürfen. Und wenn sie sich doch einen leisten, könnten sie noch Wochen oder Monate später dafür bezahlen, weil sie entweder in die Bonusrunde müssen oder halt schon im Viertelfinale auf die Topfavoriten treffen.

Für die Spieler ist das natürlich eine Katastrophe, weil sie jetzt in jedem Champions League Spiel auf dem Platz stehen müssen und dort auch mit maximaler Anspannung antreten müssen. Aber um das Wohlbefinden der Spieler schert sich ja eh niemand mehr. Wenn sie Pech haben...

Also der letzte Spieltag dürfte das wildeste sein, was wir jemals erlebt haben. 18 Spiele mit identischer Anstoßzeit. Und die eine oder andere Mannschaft wird nach 60 Minuten feststellen, dass sie plötzlich doch 5:0 und nicht nur 3:0 gewinnen müssen, wenn sie unter die Top 8 wollen. Während der Gegner feststellt, dass er sich "nur" eine 0:4 Niederlage erlauben darf... oder plötzlich doch noch auf den "Ehrentreffer" gehen müssen.

So wird dann selbst ein Duell wie Bayern München gegen Slovan Bratislava, das im alten Modus vollkommen irrelevant gewesen wäre, erstaunlich brisant. Klar, Bratislava hat nur Außenseiterchancen auf den 24. Platz und wird wahrscheinlich schon ausgeschieden sein. Wobei es, wenn 6 Punkte für Platz 24 reichen könnten, extrem schwierig wird, bereits ausgeschieden zu sein. Bayern wird sicher unter den Top 10 landen. Aber für die könnte es am Ende echt um das Torverhältnis gehen, wenn sie Platz 9 aus dem Weg gehen wollen.

Meine Prognose: Young Boys Bern gegen Roter Stern Belgrad wird die einzige Ansetzung am letzten Spieltag sein, die vollkommen irrelevant ist, weil beider bereits ausgeschieden sein werden.

Und natürlich macht dieser Modus das Turnier nur oberflächlich spannender. Genaugenommen ist es jetzt schon ausgeschlossen, dass die 16 besten Mannschaften die Playoffs verpassen. Eine "Todesgruppe" in die der AC Mailand und Newcastle United ausscheiden, wurde praktisch abgeschafft. Alle 5 deutschen Teilnehmer dürften auf genügend Punkte kommen, dass sie garantiert in den Playoffs landen. Selbiges gilt für alle Engländer, Italiener und wahrscheinlich auch Spanier... wobei der FC Girona da für mich eine absolute Wildcard ist. Sie haben also 10 statt 6 Spieler fest eingeplant. Genau darum ging es am Ende.

Aber der Weg zu diesem absehbaren Ende wird um einiges unterhaltsamer sein, als wir das bisher kannten.

Mittwoch, 11. September 2024

Jetzt jammern alle über den Schiedsrichter!

So oft, wie der Gelbe Karten gezeigt hat. Und das für Kleinigkeiten... wie taktische Fouls. Und vor allem wegen Spielverzögerung (bei Florian Wirtz in der 87. Minute) und Meckern (David Raum in der 32. Minute). DAS GEHT JA GAR NICHT!

Das ist zumindest mein erster Eindruck, wenn ich durch meine Timeline gehe. Ich muss zugeben, dass ich das Spiel selbst nicht gesehen habe... und weil es das nicht bei den Öffentlich-Rechtlichen zu sehen gab, kann ich es jetzt auch nicht nachschauen. In die RTL-Zusammenfassung haben es die Verwarnungen, im Gegensatz zum nicht gegebenen Elfmeter, nicht geschafft. Und kicker.de sagt mir nur, dass der Schiedsrichter schlecht war...

Es kann also sein, dass ich überreagiere. Oder die Fans. Oder beide. Lasst uns alle überreagieren.
Also gerade, dass sich über Wirtz und Raum aufgeregt wird, ist wieder bezeichnend. Wenn ein deutscher Angriff durch eine Spielverzögerung unterbrochen wird, würden all die, die sich jetzt üebr die Verwarnung aufregen, direkt einen Platzverweis fordern. Dazu haben wir gerade bei der EM beschlossen, dass wir dieses ständige Reklamieren und Jammern beim Schiedsrichter nicht mehr sehen wollen. Wir konnten auch sehen, wie viel angenehmer das Erlebnis wird, wenn diese Aktionen sanktioniert und damit abgeschafft wird.

Dann wurde das aber in der Bundesliga nur einen Spieltag lang angewendet. Aber auch nur einen Spieltag lang. Das reicht ja auch. Ich habe hier ja nach dem 2. Spieltag aufgelistet, dass es mindestens 4 Gelbe Karten wegen Meckerns hätte geben müssen... die allesamt stecken geblieben sind. 

Anderthalb Wochen später ist der gemeine Deutsche schon wieder entsetzt, wenn die geltenden Regeln des internationalen Fußballs plötzlich angewendet werden. Wenn die Schiedsrichter tatsächlich die Eier in der Hose haben und für das nervige Reklamieren eine Verwarnung verteilen.

Wisst ihr, was eine vernünftige Reaktion auf diese Verwarnung wäre: Hey, auch wenn es einen meiner Spieler trifft, finde ich es gut, dass diese neue Regel auch angewendet wird! Immerhin lernt er diese Lektion in einem relativ unwichtigen Wettbewerb und nicht im EM Viertelfinale. Aber hoffentlich lernt er einfach was daraus und rennt nicht weiterhin wegen jeder Kleinigkeit zum Schiedsrichter.

Ich weise ja immer wieder darauf hin, wie wichtig es ist, dass "wir Fans" diese neue Regel auch dann unterstützen, wenn sie gegen unsere Jungs angewendet wird. Denn die Spieler werden uns bei jeder Gelegenheit einreden, dass diese neue Auslegung total bescheuert und unnötig ist. Denen dann eine "Nein, ist es nicht. Wir wollen das so!" zu entgegnen, ist elementar wichtig.

Es sieht aber direkt so aus, als hätten "wir" das bei der ersten und einfachsten Gelegenheit direkt verkackt. Anscheinend bin ich der einzige, der offiziell sagt: "Ist doch gut, dass der Raum dafür Gelb sieht". Alle anderen reagieren eher mit einem "Weil der zu laut geatmet hat, wird er direkt verwarnt"...

Schade. Also das belegt für mich auch nur, dass es in der Bundesliga weiterhin ignoriert werden wird und dann bei internationalen Einsätzen alle entsetzt gucken. Also die deutschen Fans werden sich dann nicht fragen, warum man dieses wesentlich angenehmere Spiel nicht jedes Wochenende sehen kann, sondern warum "unsere Helden" ständig verwarnt werden...

Aber vielleicht habe ich Glück und das Ganze ist nur eine Überreaktion. Ich werde es weiterhin beobachten.

Donnerstag, 5. September 2024

Die andere lustige Frage in der Ausgabe

 ging an Manuel Neuer: "Gibt es ein Spiel, das sie gerne noch mal spielen würden?" Und die Antwort lautet: die EM Halbfinale 2012 und 2016...

Nicht das dritte Gruppenspiel der WM in Russland gegen Südkorea, obwohl das viel mehr Sinn ergeben würde. Also lieber nochmal die an sich ordentlichen Turniere nachspielen, als das historische Verkacken korrigieren. 

Aber das fällt ja gerade extrem auf: Über die letzten Weltmeisterschaften wird einfach nicht mehr geredet. Nicht nur das: Die Turniere werden bei der Bewertung der Weltmeister-Generation völlig außen vor gelassen. Natürlich wäre es auch unangenehm, beim großen Abschiedsinterview nach den absoluten Tiefpunkten zu fragen. Kritischer Journalismus würde aber genau das machen. Aber so was gibt es ja beim Kicker nicht.

Wenn man sich mit einem souveränen Sieg gegen Südkorea als Gruppenerster durchgesetzt hätte, wäre der Gegner im Achtelfinale aus der Schweiz gekommen. Da hätte man sich doch noch ins Viertelfinale schleichen können, wo es gegen England ging. Da hätte der Mythos der Turniermannschaft eingesetzt. 2014 war man schließlich auch erst ab dem Viertelfinale wirklich gut...

Aber gut, so ein Halbfinale ist natürlich traumatisierender. 

Die Turniere zwischen 2016 und 2024 werden ja aber allgemein einfach ausgeblendet. Also zumindest für die jetzt endgültig ausgeschiedene Weltmeister-Generation. Ein Joshua Kimmich muss sich damit immer noch bei jeder Gelegenheit rumschlagen. Wenn er in 2 Jahren nicht Weltmeister wird, werden wir bei ihm immer als Erstes ans Vorrundenaus denken... İlkay Gündoğan hat diesen Kampf jetzt ja aufgegeben. Aber sein wir ehrlich: Bei Kimmichs Abschiedsinterview werden die verkackten Turniere angesprochen werden.

Es fordern jetzt ja auch verdammt viele ein Abschiedsspiel für Thomas Müller. Dass der theoretisch nach der EM 2014 hätte zurücktreten können... oder spätestens nach dem 2. Vorrundenaus, welches er als Stammspieler miterlebt hat, zurücktreten müssen. Bei der kritischen Zählweise kommt der auf 50 Abschiedsspiele. Und ein letztes Abschiedsturnier. 50 Spiele, in denen er nebenbei als Offensivspieler wenig bis nicht für die Nationalmannschaft geleistet hat.

Um das nochmal zu verdeutlichen: Müller und Neuer waren Stammspieler bei der WM 2018 und 2022. Sie tragen als Führungsspieler eine elementare Verantwortung für diese katastrophalen Turniere. Trotzdem bringt sie niemand mit diesen Turnieren in Verbindung. Wer so viel Scheiße baut, ohne dass irgendwas hängen bleibt, sollte dringend in die Politik gehen. So viele Gelegenheiten zum Rücktritt lassen sonst nur CDU Politiker aus.

Wirklich absurd wurde es, als es Tage vor dem Rücktritt ja hieß, dass Neuer immer noch der Beste ist. So unsachlich ist die Debatte über diesen Torwart mittlerweile. Und dann zählt man alle Fehler, die er vor dem Turnier gemacht hat, auf und verdeutlicht damit, dass er eigentlich vorher auf die Bank gehört hätte... und dann kommt ein "Ja, aber vor dem Patzer gegen Real Madrid hat er doch gut gehalten."

Dabei habe ich höchsten Respekt davor, dass Neuer sich nach seiner schweren Skiverletzung wieder zurückgekämpft hat. Das wird natürlich auch im Interview erwähnt. Und 4 Seiten später wird dann darüber sinniert, wie weit weg Sepp Meier wäre, wenn sein Autounfall nicht die Karriere über Nacht beendet hätte.

Neuer hatte, obwohl er quasi alles gewonnen hat, den Ehrgeiz, sich zurückzuquälen. Davor habe ich den höchsten Respekt. Und darauf kann man als Nationaltrainer durchaus auch bauen. Als Ersatzkeeper kann man da wunderbar moralischen Support für die Mannschaft spenden. 

Aber Neuer hat halt auch seit seinem Comeback eine eklatante Schwäche: Er lässt zu viele Bälle, die er früher festgehalten oder zur Ecke geklärt hätte, nach vorne prallen. Damit ist es ausgeschlossen, dass er noch "der Beste" sein kann. Denn wenn man diesen Titel, den Neuer ja auch lange genug gehalten hat, innehaben will, darf man sich keinerlei Schwächen erlauben.

Ich habe hier ja bereits mehrfach ausgeführt, dass alle Torhüter sich mit einem Idealbild von Manuel Neuer vergleichen müssen. Also alle, außer Neuer selbst. Da wird selbstverständlich davon ausgegangen, dass er immer noch so gut ist, wie er damals war, auch wenn die Faktenlage ein anderes Bild aufzeigt.

Aber gut, das ist jetzt ja nur noch das Problem der Bayern. Die werden Neuer jetzt so lange spielen lassen, wie er will. Er wird noch den einen oder anderen Meistertitel einfahren, weil die Bayern in der Bundesliga einfach zu dominant sind, als dass seine einzelnen Patzer einen Unterschied ausmachen. Und in der heißen Phase der Champions League gucken dann alle entsetzt, wenn er wieder patzt...

Mittwoch, 4. September 2024

Man soll ja im Urlaub mal was neues ausprobieren

 Oder Dinge tun, die man viel zu lange nicht mehr gemacht hat. Freunde treffen, die man seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat. Einfach um mal zu gucken, was sich bei denen so getan hat.

Mein Freund, bei dem ich ein Mal im Jahr vorbeischaue, ist der Kicker. Hauptsächlich, weil das im Funkloch die einzige Möglichkeit ist, die Fußballergebnisse zu erfahren. Ernsthaft, wie schwer sich Bayer Leverkusen gegen Jena getan hat, habe ich erst am Freitag erfahren.

Ich habe ja jahrzehntelang den Kicker religiös gelesen, bis mir irgendwann aufgefallen ist, dass sie das "Fachmagazin" nicht nur aus dem Titel, sondern auch aus dem eigenen Anspruch gestrichen haben. Dass die sich immer komplett alle journalistischen Sicherungen rausknallen, wenn Deutschland spielt, war mir irgendwie immer bewusst, aber 2021 war es mir dann einfach zu viel. Jetzt habe ich mir aber die Ausgabe 70 geholt und am Strand gelesen. Und da gibt es einige interessante Episoden, die ich mit euch teilen will.

Als Erstes fand ich die brutale Ehrlichkeit im "business"-Interview mit Ilja Kaenzig wunderschön. Da wird halt über die wirtschaftliche Situation des VfL Bochums geredet. Da geht es dann auch um die Frage, inwieweit man in der 4. Bundesligasaison bereits ein etabliertes Mitglied der Liga ist. Und dann erwähnt Kaenzig, dass man ja auch verdammt viel Glück gehabt hat, weil entsprechend kleine Vereine aufgestiegen sind. Und dann geht es um Mannschaften, die potenziell von unten kommen und den Bochumern das Leben schwer machen könnten. Zitat: "Wenn Fürth, Paderborn oder Darmstadt hochgeht, haben wir einen Puffer. Wenn es der 1. FC Nürnberg ist, Hannover 96 oder der Karlsruher SC, der richtig boomt, also Klubs mit großen Stadien und großer Anziehungskraft, dann sind die direkt auf Augenhöhe mit uns, obwohl wir bereits vier Jahre oben sind. Da reden wir noch nicht von Schalke, Hertha BSC oder dem 1. FC Köln." 

Ich schwöre, dass das nicht editiert ist. Kaenzig zählt 9 Mannschaften auf, deren Aufstieg er anscheinend für realistisch hält. Eine dieser Mannschaften ist gerade 17. und hat bereits Thorsten Lieberknecht entlassen. Der eine Name, der nicht fällt, ist der Hamburger SV. Kaenzig hat einfach begriffen, dass ein Aufstieg der Hamburger absolut unrealistisch ist.

Unterschwellig bringt dieses Interview aber eine andere Wahrheit ans Licht: Die Qualität in der Liga muss verdammt stark nachgelassen haben. Die wirtschaftliche Kraft einiger Traditionsvereine wurde halt durch Heidenheim und St. Pauli ersetzt. St. Pauli kann auf dem Transfermarkt einfach nicht so agieren, wie der 1. FC Köln das könnte... also, wenn die denn dürften.

Mit dem Abstieg der Kölner spielen mittlerweile 4 Vereine, die wirtschaftlich in die Top 10 gehören sollten, in der 2. Liga. Das ist unfassbar viel Potenzial, welches, bei allem Respekt, nicht durch all die Kompetenz in diesen Vereinen ausgeglichen werden kann. 

An der Fieberkurve des VfLs kann man ja die Entwicklung der Bundesliga ganz gut nachvollziehen. Von 1972 bis 1993 galt man als "Unabsteigbar". Man steckte zwar verdammt häufig im Abstiegskampf, sicherte sich aber trotzdem jedes Mal irgendwie den Klassenerhalt. Die beste Platzierung in der herausragenden Saison war Platz 8. Mehr war einfach nicht drin.

Der erste Abstieg galt noch als Betriebsunfall. Doch nach dem 5. Abstieg konnte man nicht mehr ignorieren, dass man zur klassischen Fahrstuhlmannschaft geworden ist. Nach dem 6. Abstieg sah es plötzlich so aus, als hätte man den Anschluss zur Bundesliga endgültig verpasst. Man war plötzlich dichter an der dritten, als an der 2. Liga. Und natürlich gab es zwischenzeitlich diese eine Märchensaison unter Peter Neururer, in der man sich für den Europacup qualifiziert. Aber sachlich gesehen zeigte die Kurve der Bochumer 20 Jahre lang nach unten.

Bochum hat den Aufsprung auf den Kommerzialisierungszug, den Schalke und Dortmund so elegant genommen haben, dass die eigenen Fans es gar nicht bemerkt haben, verpasst. Sie haben ihn deutlich verpasst und wurden von Wolfsburg, Augsburg, Mainz, Freiburg, Hoffenheim und RB Leipzig links überholt. 

Und plötzlich steht man wieder in seiner 4. Bundesligasaison infolge. Ganz sachlich gesehen sieht es, auch wenn die aktuelle Tabelle etwas anderes sagt, gar nicht soo schlecht in Sachen Klassenerhalt aus, schließlich muss man "nur" Kiel und St. Pauli hinter sich lassen, den Rest regelt die Relegation. Und selbst Heidenheim hat laut Transfermarkt.de einen günstigeren Kader... 

Damit hat man zum ersten Mal seit dem Wiederaufstieg nicht einen der 2. (laut Marktwert) schwächsten Kader der Bundesliga. Das gab es seit 2008/09 nicht mehr. Aber hier kommt das ganz große Problem: Der Marktwert des Bochumer Kaders ist, während man von Rang 17 auf Rang 15 gesprungen ist, von 64,53 Millionen auf 59,7  Millionen Euro gesunken.
Hier muss man natürlich einschieben, dass der Marktwert zu Saisonende mit dem Marktwert zu Saisonbeginn verglichen wird. Also ein Jan-Niklas Beste hat seinen Marktwert verdoppelt. Heidenheim wird zu Saisonbeginn 2023 keinen teureren Kader gehabt haben, als die Bochumer. 

Aber die Bochumer sind halt auch nicht an den Heidenheimern "vorbeigezogen", weil sie sich verbessert haben, sondern weil der Substanzverlust dort noch größer war, als in den eigenen Reihen.

Das ist auch etwas, was allgemein bedacht werden muss: Die Bochumer haben sich jetzt nicht wieder etabliert, weil sie groß investiert haben. Sie haben dies geschafft, während sie einen Konsolidierungskurs fahren mussten.
Dass die Bochumer jetzt da sind, wo sie sind, hat, bei allem Respekt vor der herausragenden Arbeit, die da geleistet wird, auch mit den katastrophalen Vorstellungen der eigentlich enteilten Konkurrenz zu tun. Sie können nur dort sein, wo sie jetzt sind, weil die Liga deutlich schwächer geworden ist.

Dass die Liga zumindest in der unteren Tabellenhälfte deutlich schwächer geworden ist, darf man aber so nicht sagen, weil es dem hochpolierten Image der Liga schaden würde. Deswegen wird das indirekt auf Seite 82 angeschnitten, aber nicht vernünftig ausgeführt.

Denn vernünftige Analysen bekommt man halt nur in einem Fachmagazin und nicht im Kicker.

Montag, 2. September 2024

Worst of des "Warum wurde Kompany noch nicht entlassen?" Wochenendes

 Das ist doch unentschuldbar. Nicht nur, dass die Bayern nach 2 Spieltagen immer noch nicht von Platz 1 grüßen... die stehen HINTER dem 1. FC Heidenheim. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte.

Aber Heidenheim ist auch... Tabellenführer. In welche Realität sind wir denn hier abgedriftet? Also selbst nach 2 Spieltagen sollte das eigentlich unmöglich sein und zu einem permanenten Systemabsturz führen. Und da haben wir noch gar nicht darüber geredet, dass Bayer Leverkusen verloren hat.

Dass wir aber noch in "unserer" und "der richtigen" Realität sind, erkennt man an 2 Dingen: Erstens: Es wird immer noch über Handspiel und den VAR diskutiert. Es versteht weiterhin niemand, was jetzt ein Handspiel ist und wann der Videoassistent eingreifen darf oder muss. Und das war ja auch nach dem ersten Spieltag so. Und jetzt geht es direkt so weiter.

Das zweite beruhigende Merkmal: Bundesligaprofis meckern fleißig weiter. Ich habe ja urlaubsbedingt vom ersten Spieltag nichts gesehen, damit dauerte es nur 7 Minuten, bis auf meinem Bildschirm Kingsley Coman, Thomas Müller und Joshua Kimmich den Schiedsrichter bedrängten, weil der in der 95. Minute natürlich den zweiten fragwürdigen Handelfmeter gab. Alle 3 sind Stars... aber eben kein Kapitän. Gelb sahen sie nicht.

Gerade das Meckern der Bayern-Spieler ist so absurd. Also klar, der Elfmeter ist fragwürdig. Aber die führen 2:0 und nach dem Elfmeter wird ziemlich direkt abgepfiffen. Man sollte genügend Klasse in den eigenen Reihen haben, dass Freiburg nie wieder an den Ball kommt. Im schlimmsten Fall gewinnen die also nur 2:1 und nicht 2:0. Was überhaupt keinen Unterschied macht. Und wenn die nach der 95. Minute noch 2 Gegentore kassieren, liegt das eher daran, dass man sich selbst durchs Meckern abgelenkt hat, als durch die fragwürdige Entscheidung des Schiedsrichters.

Auch Victor Boniface hätte verwarnt werden müssen, da sich lautstark beschwerte, weil es für seinen heftigen Treffer im Gesicht des Gegners nur Gelb gab. Hier wird es halt doppelt absurd: Auch wenn man Boniface keine Absicht unterstellen kann, so kann er für die grobe Fahrlässigkeit direkt mit Rot vom Platz gestellt werden. Er sollte froh sein, dass es nur Gelb gab. Dass er dann noch Meckern darf, obwohl das ja mit großer Ankündigung untersagt worden ist, ist einfach nur lächerlich. 

Nach dem 2:2 durch Jonny Burkhardt beschweren sich 3 Stuttgarter beim Schiedsrichter über ein angebliches Handspiel. In der ersten Reihe steht der bereits verwarnte Julian Chabot, der, kurz nachgeschaut, nicht als Kapitän geführt wird.

Und dann beschwert sich Marvin Duksch, weil er einen auch eher als lächerlich einzustufenden Elfmeter nicht bekommt. Gut, war ein angebliches Handspiel, da sieht eh niemand durch und da kann man sich immer beschweren.

Auf der anderen Seite hat Marco Rose sehr schnell Gelb-Rot bekommen. Was absurd ist, weil wir hier ja von demselben Schiedsrichter reden, bei dem Boniface vergeblich um einen Platzverweis gebettelt hat. Also Matthias Jöllenbeck wusste durchaus, dass er aufs Meckern sehr schnell Gelb zeigen kann. Und dass er dies auch 2-mal nacheinander machen kann. Nur bei Boniface hat er es sich halt doch nicht getraut. Obwohl, zumindest nach dem Eindruck der Sportschau Bilder ein "Na gut, wenn du unbedingt willst, schicke ich dich halt doch zum Duschen, da hast du deine 2. Gelbe Karte" die richtige Reaktion gewesen wäre.

Das waren direkt 4 Szenen, die es laut neuster Ankündigung nicht mehr geben soll. Keiner dieser Spieler wurde dafür verwarnt. Das sind aber auch 2 Dinge, auf die ich gleich hingewiesen habe: 1.: Es gab gar keine neue Regel. Es gab nur die Anweisung, die vorhandenen Regeln endlich mal anzuwenden. 2.: Der Erfolg wird maßgeblich davon abhängen, ob und wie lange die Schiedsrichter das durchziehen. 

Da kann man die schöne neue Regel auch direkt in die Tonne treten. Was wirklich schade ist, denn die EM hat ja gezeigt, wie viel angenehmer das Spiel für uns Zuschauer wird, wenn so was konsequent unterbunden wird. Aber anscheinend trauen sich unsere Schiedsrichter dann doch nicht, einem Müller auch konsequent Gelb zu geben oder einen Spieler wegen solcher Aktionen vom Platz zu stellen. Das ist eine verpasste Chance.

Aber es wird ja auch weitestgehend ignoriert. Also weder Jöllenbeck noch Robert Hartmann oder Tino Gerach und Christian Dingert haben in ihrer Kicker Bewertung einen Anschiss bekommen, weil sie die ganz klare und eindeutige Anweisung von Fifa und DFB ignoriert haben. 

Man hätte den Fußball grundlegend verändern können und es für alle Beteiligten inklusive der Profis, die dank der zusätzlichen Sperren ihre dringend benötigten Regenerationspausen bekommen. Aber anscheinend besteht doch kein wirkliches Interesse daran und wir gucken lieber weiterhin weinenden Kleinkindern beim Kicken zu... Und es sind noch 4 Jahr Olympiade... bis wir das nächste mal mitbekommen, dass dies in anderen Sportarten viel besser läuft, weil dort das, was jetzt kurzzeitig angekündigt wurde, einfach umgesetzt und respektiert wird, wird noch viel Zeit vergehen.