Freitag, 27. September 2024

Was man sich nach einem Urlaub immer fragt:

Wer hat in der Woche eigentlich das Dümmste gesagt. Das ist immer ein guter Einstieg, wenn man ein Weilchen raus war.

Nach 2 Wochen mit einem quasi kaputten Laptop habe ich meinen Arbeitsplatz echt vermisst. Hier kann ich problemlos nachprüfen, ob Diego Maradona eigentlich im Stadio Bernabeau getroffen hat. Hat er. Es ist nebenbei lustig, wie diese Random Fun Facts von Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs dann von allen anderen übernommen wird... ohne dass Zeigler dafür als Originalquelle angegeben wird. Seitdem Arnd am Sonntagabend erwähnt hat, dass Maradona und Undav als einzige Spieler in Meppen und Madrid getroffen haben, ging das mehrmals durch meine Timeline... Aber Quellenangabe ist ja für Noobs...

Aber zu den dümmsten Aussagen. Der erste Kandidat war Claus-Dieter Wollitz: Der beschwerte sich über den Zustand der Trainingsplätze, auf denen er arbeiten muss. Kann man machen, wenn man damit seinen eigenen Verein kritisiert. Aber wenn man sich bei der Stadt Cottbus beschwert, dass der Ausweichsplatz in der Parzellanstraße nicht den Ansprüchen genügt. Ähm... Es ist nicht die Aufgabe der Stadt, ein professionelles Trainingsumfeld bereitzustellen. Es ist deren Aufgabe Plätze für den Breitensport bereitzustellen.
Das ist aber nicht mal das wirklich lächerliche. Der Grund, warum der Trainingsplatz in so einem bescheidenen Zustand vorgefunden wurde, war das Monats-Hochwasser. Die hatten einfach mit extremen Regenfällen zu kämpfen, die dazu führten, dass der Platzwart den Rasen nicht betreten konnte oder sollte. Cottbus trainierte trotzdem. Frei nach dem Motto "Nach uns die Sintflut"... Dass die Stadt Cottbus aber andere akute Probleme hatte und deswegen seine Energie nicht in seinen Verein stecken kann, hat Wollitz nicht auf dem Schirm.
Also falls ihr dachtet, dass nur die Champions League Vereine völlig abgehoben sind: Wollitz kann das auch als Drittliga-Aufsteiger.

Platz 2 geht an Sepp Meier, der sich direkt nach dem Ausfall von Marc-André ter Stegen ein Comeback von Manuel Neuer ausspricht. Was eine echte Option wäre, wenn Neuer von Julian Nagelsmann ausgebootet worden wäre. Wenn er sich nach dem Turnier auf ter Stegen als neue Nummer 1 festgelegt hätte... aber Neuer ist zurückgetreten. Von sich aus. Der hat seinen Platz freiwillig geräumt.
Und er hat halt (zumindest theoretisch, denn ob die wirklich so stattfindet, wie geplant, muss man noch sehen) eine Klub-WM vor der Brust. Was aber auch das einzige relevante Turnier ist, dass ter Stegen eventuell verpassen könnte...
Natürlich hat Neuer die Tür für ein Comeback nicht gänzlich geschlossen. "Man sollte so etwas nie ausschließen" ist sein Zitat zu dem Thema. Aber der wird nicht für die Qualifikationsspiele und die Nations League zurückkommen. Bedeutet ganz praktisch: Wenn sich ter Stegen im Januar 2026 schwer verletzt hätte, würde Neuer über ein Comeback nachdenken. Für den, aus seiner Sicht, belanglosen Scheiß wird er sich das nicht antun und geht lieber Skifahren.

Aber selbst das ist noch nicht das Dümmste

Dieser Preis geht an den Überexperten Lothar Matthäus. Dessen Reaktion auf die ebenfalls schwere Verletzung von Rodri war ein: Dann rotiert doch einfach. Ottmar Hitzfeld hat das "bereits Ende der 90er als Bayern-Trainer praktiziert."

Lasst uns mal im Detail auseinandernehmen, warum diese Aussage so unfassbar dämlich ist. Als allererstes muss man da mal eines festhalten: Eine Rotation zur Belastungssteuerung ersetzt keinen Urlaub. Man kann dadurch vielleicht kurzfristige Verletzungen vermeiden, aber die langfristigen Abnutzungserscheinungen werden dadurch nur bedingt vermindert. Auch als Profi braucht man mal so 2-3 Wochen Urlaub, in denen man komplett runterfahren kann. Und dann müsste man eine ordentliche Vorbereitung mit vernünftigem Aufbautraining einschieben. All dies ist mittlerweile praktisch nicht mehr möglich. Also ein Mal alle drei Jahre kann man grob damit rechnen... Das ist einfach nicht gesund.

Das bringt mich direkt zur nächsten Frage: Wann soll Pep Guardiola seinen wichtigsten Spieler raus rotieren? Gegen Chelsea, einem der reichsten Klubs der Welt? Gegen West Ham, die auch 140 Millionen in Ablöse ausgegeben haben? Gegen Brentford, die stark in die Saison gestartet sind? Gegen Inter Mailand, den italienischen Meister? Oder gegen Arsenal London, einem aufstrebenden, direkten Konkurrenten? Einzig gegen den Aufsteiger aus Ispwich Town wäre eine Rotation wirklich möglich gewesen.
Nebenbei... hat Rodri viel ausgesetzt. Bei 2en war er offiziell noch verletzt, gegen West Ham saß er komplett auf der Bank. Und gegen Brentford wurde er zur Pause eingewechselt. Er stand wirklich nur gegen Inter Mailand über die komplette Spielzeit auf dem Platz. Trotzdem hatte sein Körper sofort einen Totalausfall, von dem er sich jetzt 10 Monate lang erholen muss... Also nur um zu verdeutlichen, dass eine Rotation keinen Urlaub ersetzen kann...

Nebenbei hat Guardiola ja auch schon bekannt gegeben, dass er auf den nicht mehr League Cup scheißen wird und da konsequent seine B-Elf aufstellen wird. Der rotiert also schon, wenn er denn kann. Und wisst ihr, was das erste Ergebnis dieser Einstellung "pro Rotation, gegen diesen Pokal" ist? Der Wettbewerb in Deutschland nicht mehr ausgestrahlt wird. DAZN hat die Rechte abgegeben, niemand wollte sie übernehmen. Das ist doch genau das, was alle gewollt haben...

Damit kommt auch ein weiterer, verdammt wichtiger Punkt: Rotieren in der Premiere League ist etwas ganz anderes, als Rotieren in der Bundesliga. In der einen Liga werden die Bayern mit im Durchschnitt 8 Punkten Vorsprung Meister. In der anderen kann man mit 92 Punkten nur Vizemeister werden

2 der 4 Meisterschaften vom angesprochenen Ottmar Hitzfeld wurden mit mehr als 10 Punkten Vorsprung gewonnen. Die anderen waren überraschend knapp. Aber gerade die 2001 Saison beweist, wie viel anders die Bundesliga ist: Bayern wurde mit 7 Niederlagen Meister. Wisst ihr, wie oft sich der Meister in der Premiere League 7 Niederlagen erlaubt hat? NOCH NIE! Und das, obwohl da 20 Mannschaften mitspielen. Zwischenzeitlich waren es sogar mal 22 Teams. Man kann sich in dieser Liga einfach keinerlei Punktverluste erlauben. Wenn man davon ausgehen kann, dass die Konkurrenz schon in Unterhachingen patzen wird, kann man das alles wesentlich entspannter angehen.

Die 5 Niederlagen aus der 1999/2000er-Saison... hätten in der Premiere League letztes Jahr für Platz 4 gereicht. Bayern holte "damals" im Schnitt 2,14 Punkte. Liverpool holte letzte Saison 2,15. Glaubt Lothar Matthäus wirklich, dass Hitzfeld rotiert hätte, wenn die Qualifikation für die Champions League in Gefahr geraten wäre? Oder wenn er damit regelmäßig den Titel verspielen würde? Natürlich nicht. Und ein unglückliches Unentschieden mit dem 2. Anzug gegen Brentford kann dir in England halt die Meisterschaft kosten.

Das ist aber noch nicht alles. Auf die Rotation zu setzen, macht auch einfach mal die Liga kaputt. Ganz praktisches Beispiel: Im Wesentlichen sagt Matthäus, dass die Bayern Marcel Sabitzer behalten sollte, auch wenn sie den eigentlich nur als Rotationsspieler brauchen. Denn als Stammspieler hat er sich ja nicht durchgesetzt. Sabitzer war, auch wenn er für die Bayern keine direkte Bedrohung darstellt, ein verdammt wichtiger Spieler der Dortmunder bei ihrem Husarenritt ins Champions League Finale. Sein Notenschnitt in diesem Wettbewerb lag bei 2,75.

Am Extremsten ist es ja gerade bei Chelsea London, die laut Memes als einzige auf den neuen Rahmenterminkalender vorbereitet sind. Was auch nur bedeutet: Chelsea wurde für ihre "Kaderplanung" entweder ausgelacht oder kritisiert. Und vor allem sitzen jetzt bei Chelsea einige Kandidaten auf der Tribüne, die anderen Vereinen durchaus helfen könnten. Ich verweise ganz direkt auf Ben Chillwell, der für die Liga und Champions League nicht wirklich eingeplant ist, aber überraschend doch im Pokal randurfte... Wenn jetzt alle Champions League Teilnehmer auf 40+X Kader setzen, bedeutet das ganz praktisch, dass der Rest der Liga schwächer wird und die Schere noch weiter auseinander geht.

Die Bayern holen sich ja mittlerweile verdammt viele Ergänzungsspieler aus dem Ausland. Joao Palhinha, Sacha Boey, Eric Dier, Mathys Tel, Ryan Gravenberch, Noussair Mazraoui, Matthijs de Ligt, Sadio Mané und Bryan Zaragoza sein da mal demonstrativ genannt. Gefühlt die Hälfte dieser Spieler sind auch schon wieder weg. Man hat aber allein in den letzten 2 Jahren Alexander Nübel, Sabitzer, Paul Wanner, Armindo Sieb, Frans Krätzig und Jopsip Stanisic an die Bundesliga abgegeben. Wenn auch oft nur auf Leihbasis, Die Stanisic Leihe könnte ihnen die Meisterschaft gekostet haben. Ich habe mich ja mental schon darauf vorbereitet, dass der sich jetzt mit der Rolle als Ergänzungsspieler zufriedengibt und deswegen irgendwann Rekordmeister wird. Weil er als einziger 15 Jahre infolge diesen Titel geholt hat...
Aber wenn man sich anschaut, wie der Wanner gerade in Heidenheim abliefert, dann ist das definitiv etwas Gutes für die gesamte Liga. Wenn die Bayern für die Klub-WM ihren Kader aufblähen müssen, behalten die den, damit er 10 Bundesligaspiele gegen Bochum, Mainz und eben Heidenheim machen kann...

Dazu kommt, als letzte Ebene, dass die Spieler ja nur bedingt Bock auf die Rotation haben. Also klar, aus Loddas Perspektive war das kein Problem, weil er im Champions League Finale seinen Platz in der Startelf sicher hatte. Fun Fact: Der für ihn eingewechselte Rotationsspieler Thorsten Fink begeht den entscheidenden Fehler vor dem 1:1...

Aber ein Sabitzer hatte eben wenig Bock darauf, nur der "Notnagel" für die "unwichtigen Spiele" zu sein. Deswegen ist der nach 1 1/2 Jahren weitergezogen.
Als historisches Beispiel sei hier Ciriaco Sforza erwähnt, der es auch bei seinem 2. Versuch beim Rekordmeister "nur" zum Rotationsspieler unter genau eben Hitzfeld geschafft hat. Der beim schon verlinkten Champions League Finale nicht mal im Kader stand, obwohl er fit war. Nach 2 Jahren ging es zurück nach Kaiserslautern.

Einen Lothar mag das überraschen, dass Profis in den wirklich wichtigen Spielen auf dem Platz stehen wollen. Dass bis auf wenige Ausnahmen, alle irgendwie unzufrieden sind, wenn sie im Finale nur auf der Bank sitzen. Alexander Zickler ist der einzige Name, der mir aus dem Stehgreif einfällt und der diese Rolle perfekt angenommen hat. Alle anderen suchen sich dann nach 2 Jahren einen Verein, der sie in einem möglichen Finale aufstellen würde. Matthäus selbst war ja so überragend, dass ihm das nie passiert ist. Aber ohne den ultimativen Ehrgeiz, dass man im Finale auch spielen will, wird man einfach nicht gut genug, um auf dem Bayern Radar aufzutauchen. 

Seinen Kader an der Rotation auszurichten sorgt also für:
Bedingt zufriedene Spieler, die relativ schnell weiterziehen.
Aufgeblähte Kosten, weil die ja alle trotzdem Millionen verdienen müssen und Millionen an Ablöse kosten.
Eine direkte Schwächung der Konkurrenz.

Gleichzeitig löst sie das Problem mit dem Urlaub, der dringend benötigt wird, nicht. Aber hey, Lodda hat für Gesprächsstoff gesorgt. Genau so wie Meier und Wollitz. Und nur darum geht es am Ende doch.

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