Freitag, 2. Juni 2023

Um das mal festzuhalten:

 Nur weil der HSV bei mir auf ewig das Recht verspielt hat, sich über die Relegation aufzuregen, bedeutet das nicht, dass der VfB Stuttgart sich diesen Rettungsanker verdient hat. 

Man könnte jetzt ja die Tatsache, dass der HSV gestern krass überfordert und mit einem 3:0 noch gut bedient war, nutzen, um sich einzureden, dass dieser Verein ja gar nichts in der Bundesliga verloren hat... aber sie haben sich halt in dem geschlossenen Wettbewerb "Zweite Liga" dafür qualifiziert. Also sie hätten es getan. 

Nebenbei muss man mal festhalten, dass 66 Punkte letztes Jahr zur "Meisterschale" gereicht hätten. Oder sogar in 3 von 4 Jahren. Und seit 2016, als Eintracht Braunschweig mit derselben Punktzahl in die Relegation musste, immer zu Aufstieg gereicht hätte. Ich kann den Frust der Hamburger schon nachvollziehen, aber sie haben halt in ihren beschissenen Jahren zu krass davon profitiert... und Karma is halt ne Bitch

Trotzdem müssen wir an der Stelle auch mal festhalten, dass der VfB den Abstieg auch einfach verdient hätte. Nicht nur, dass der HSV, auch wenn es mir echt schwerfällt, das zu schreiben, den Aufstieg verdient hätte, der VfB hat auch monatelang darauf hingearbeitet, dass man nächste Saison zweitklassig spielt. Da reißt auch dieses eine gute Spiel nichts raus.

Und gerade beim VfB ist das ja richtig traurig, denn diese Mannschaft hat unter Sebastian Hoeneß ihre eigentliche Identität halbwegs wiederentdeckt: Sie sind eine Mannschaft, die richtig guten Fußball spielen kann, der es aber für höheres an Effektivität und Konstanz mangelt. Deswegen holt man einen überraschenden Punkt gegen Dortmund, aber verliert dann unmotiviert gegen die Hertha. Also vom "Wir fordern einen Champions League Teilnehmer" zu "Wir verlieren beim Tabellenletzten" war da halt alles drin. 

Im Schnitt kam man aber mit Hoeneß, also einem potenziell guten und auf jeden Fall entwicklungsfähigen Trainer, auf 2 Punkte im Schnitt. Wenn man das auf die Saison hochrechnet, spielt man damit um die Champions League mit. Auch wenn Hoeneß diese Konstanz garantiert nicht über die gesamte Saison gehalten hätte. 

Auch unter Michael Wimmer als Interimstrainer holte man auf ebenfalls beachtliche 1,7 Punkte im Schnitt. Das ist eine mehr als ordentliche Bilanz, reichte den Verantwortlichen nicht. Man musste unbedingt Bruno Labbadia zurückholen. Eine absolut uninspirierte Entscheidung, die nur dazu geführt hätte, dass man spätestens im Frühjahr 2024 eh wieder auf Trainersuche geht.

Und ganz ehrlich: Labbadia sollte für seine erbrachte Leistung eine Auszeichnung bekommen. Also diesen komischen "Trainer des Jahres" Award, den Florian Kohfeldt in der Vitrine hat. Wie er es geschafft hat, das ja durchaus vorhandene Potenzial dieser Mannschaft komplett zu verstecken. Unter diesem Genie holte man 0,75 Punkte im Schnitt. Man erzielte in den 12 Spielen 11 Tore...  Und das ist eine Mannschaft, die, wenn sie nicht von Bruno trainiert wird, 34 Tore in 22 Spielen erzielt. Diese Mannschaft hat ein unfassbares Potenzial. Gerade in der Offensive. Aber plötzlich spielten die einen absurden Rumpelfußball. Also nicht nur gelegentlich, wie das bei dieser Mannschaft halt vorkommt, sondern auf ein Mal mit genau der Konstanz, die sonst immer fehlte.

Den offensichtlichen Richtungswechsel vom progressiv ausgerichteten Verein mit jungen Trainern, hin zum Dead Coach Bounce Approach, habe ich ja direkt nach der Verpflichtung von Labbadia kritisiert. Das mann dann einen Genki Haraguchi verpflichten wird, habe ich ebenfalls vorhergesagt

Und unter Bruno Labbadia war Haraguchi halt auch Stammspieler, weil sich der Trainer mehr Stabilität versprach. Die erste Amtshandlung von Hoeneß lautete dann, den Japaner als Bankwärmer zu nutzen. Einzig im Pokal und bei der Niederlage gegen die Hertha stand er in der Startelf. Nur 2 Mal wurde er eingewechselt. Stattdessen wurde der 22-jährige Josha Vagnoman als Stammspieler auf der rechten Seite etabliert. Und ja, sein erstes Spiel absolvierte er noch unter Labbadia, aber davor spielte er in 3 Spielen 30 Minuten...

Ganz ehrlich: Wenn ich mich als Verein halt dafür entscheide, mein vorhandenes Potenzial über Monate systematisch zu verstecken, weil ich lieber auf einen alten, etablierten, auf Sicherheit ausgerichteten Trainer hole, als den jungen und an sich erfolgreichen Mann weitermachen zu lassen. Dann habe ich halt auch den Abstieg verdient, auch wenn das für die Liga echt Schade wäre.

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