Montag, 27. Juni 2022

Lasst mal die dümmsten Argumente gegen Red Bull auseinander nehmen. Teil 1:

 Und damit will ich mich gar nicht beschweren, dass gegen Red Bull argumentiert wird. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Problematisch ist es halt, wenn die Argumente so dumm sind, dass sie einfach nur meine Intelligenz beleidigen. Aber irgendwie werden mir diese Argumente auch immer wieder von an sich intelligenten Menschen in persönlichen Gesprächen entgegengebracht. 

Aber zunächst mal müssen wir über die Auswärtsfans reden. Denn das war ja das größte Thema des letzten Saisonfinales. Und gerade den Vergleich mit Eintracht Frankfurt hat man halt krass verloren. Aber da sah ja selbst Barcelona bei einem Heimspiel bescheiden aus. Mit allerhöchstem Respekt sage ich an der Stelle: Das, was die da abgerissen haben, war auch einfach nicht normal.

Frankfurt hat halt auch jahrelange gewachsene Strukturen, die es in Leipzig noch nicht geben kann. Aber, und auch das muss zwingend bedacht werden, diese Strukturen waren am Entstehen, wurden aber von den Traditions-Fans systematisch bekämpft. Anders kann man das nicht ausdrücken. Und ja, ich habe mich letztens nochmal mit jemanden unterhalten, der beim Auswärtsspiel in Dortmund dabei war. Also dem Auswärtsspiel, wo mit Mülltonnen beworfen wurde. Wo 11 Fans ins Krankenhaus geschickt wurden. Wo weder auf Frauen noch Kinder Rücksicht genommen wurde.

Dabei muss man eines immer bedenken: Der gemeine RB Fan ist genau davor damals geflohen. Der wurde durch die Gewaltexzesse in die Arme des Dosenvereins getrieben, weil sie einfach nur friedlich und in entspannter Stimmung Fußball gucken wollten... während das eigentliche "Lokalderby" bis heute gerne mal kurz vor dem Abbruch steht. Dann kommst du tatsächlich in der Bundesliga an. Du denkst dir: Der ganze Scheiß mit den schlimmen Anfeindungen, den wir seit der Regionalliga erfahren haben (und ja, ich kenne Leute, die schon in der Regionalliga im Block standen... mehrere), liegt jetzt hinter uns, denn die anderen sind ja auch Fans von Kommanditgesellschaften auf Aktien... und dann wirst du so begrüßt. Dann musst du bei Auswärtsfahrten damit rechnen, dass du oder deine Angehörigen im Krankenhaus landen. Und Dortmund war ja nur die Spitze des Eisbergs, man wurde überall zumindest angepöbelt.

Das Ergebnis? Im Jahr darauf fuhren schon deutlich weniger Fans mit nach Dortmund. Im 3. Jahr blieb dann auch mein Kumpel zu Hause. Die alteingesessenen Wertehüter haben halt ein Klima erschaffen, dem die RB Fans einfach nur fernbleiben. Und dann werfen sie jetzt den Fans vor, dass sie nicht zu Auswärtsfahrten fahren, obwohl einzig und allein sie Schuld daran sind, dass dies nicht passiert.

Und um das nochmal ganz deutlich festzuhalten: Ich habe kein Problem mit kreativen und lauten Protest gegen RB. Wenn der Fanblock auf St. Pauli geschlossen "Wir wollen keine Bullenschweine" skandiert, um die Absoluten Beginner zu feiern. Gerne. Von mir aus könnt ihr auch aggressive Plakate hochhalten, solange die nicht rassistisch, sexistisch oder homophob sind. Aber an der Stelle, wo ihr Menschen körperlich angreift, nur weil die ein Trikot tragen, dass euch nicht gefällt, habt ihr verloren. Dafür gibt es keine Rechtfertigung, sondern nur Verachtung.

Ich empfehle nebenbei an genau der Stelle diese alte Dokumentation von Y-Kollektiv aus den Anfangstagen, als RB Fans noch gereist sind. Da muss der Schalke-Fan am Ende zugeben, dass der Sport durch ganz andere Dinge wie "nicht-lineare Zweitverwertungsrechte Internet an der Bundesliga" kaputt gemacht wird... und nicht durch ein paar friedliche Hanseln, die zu Auswärtsfahrten ihrer aus Traditionssicht sicherlich fragwürdigen Mannschaft fahren wollen. Da kämpft ihr an der vollkommen falschen Front.

Und dass es haufenweise RB Fans gibt, die aber einfach nicht zu Auswärtsfahrten reisen, ist halt auch eine wichtige Präambel für Frage 1: 

Was, wenn Red Bull morgen den Stecker zieht?

Wie geht es dann weiter? Dadurch, dass das alles doch nicht organisch gewachsen ist, kann der eine Geldgeber morgen halt auch alles dichtmachen... So wie das in Krefeld oder bei Türkgücü München passiert ist. Die Antwort darauf ist zweiteilig.

Erstens: Das wird nicht passieren. Denn RB ist ja in Leipzig ein absolutes Erfolgsmodell. Die werden nächstes Jahr einen Zuschauerschnitt nördlich von 40.000 haben. Also das sind Zahlen, die sie schon vor der Pandemie erreicht haben. Die Tendenz dürfte eher steigend sein. Sie werden sich in 8 von 10 Jahren für die Gruppenphase der Champions League qualifizieren. Und in 5 von 10 Jahren fürs Achtelfinale. Das Projekt wird also einerseits vor Ort sehr gut angenommen und ist andererseits sehr erfolgreich. Das bedeutet auch nur: Red Bull hat alles erreicht, wovon sie geträumt haben. Da gibt es einfach kein realistisches Szenario, warum sie den Stecker ziehen könnten.

Aber zweitens: Selbst wenn... Also gehen wir mal davon aus, dass der Wirkstoff zur Droge erklärt wird, Mateschitz wegen Geldwäsche zu 20 Jahren Haft verurteilt wird und sich die Marke davon wirklich nicht erholt und alles eingestellt wird... was würde dann in Leipzig passieren?

Nun ja... innerhalb von 2 Wochen würde halt Porsche auf dem Trikot stehen. Und die Werbebanden würden an andere mit Leipzig verbundenen Firmen übernommen werden. Die Messe pumpt dann bestimmt was rein. DHL auch. Und klar, es würde nicht weiter steil bergauf gehen. Und ein modernisiertes, großes Stadion hat man ja auch. Man müsste durchaus auch einige Starspieler verpflichten und könnte nicht mehr beliebig Talente verpflichten. Man würde vielleicht sogar mal in den Abstiegskampf rutschen. Aber verglichen mit allem, was der gemeine Leipziger Fußballfan vorher so erlebt hat, ist das immer noch gehobenes Niveau.
Es ist ja nicht so, dass im Stadion nur die eine Marke zu sehen ist, weil hier sonst niemand Interesse daran hat, sich zu präsentieren... sondern weil die eine Marke sehr genau darauf achtet, dass die anderen Partner nicht allzu präsent zu sehen sind. Aber Porsche und die Fenger Gruppe investieren ja jetzt schon, so weit man sie lässt. 

Nebenbei hatten wir ja gerade genau dieses "Was, wenn der Hauptsponsor aussteigt, dann geht der Verein doch pleite" Szenario... weil ja Schalke all die Kriegsverbrechen der Russen so lange ignoriert hat, weil sie vom Gas abhängig waren. Und alle dachten: Wenn Gazprom aussteigt, haben wir keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Es wurde dann aber innerhalb von 2 Wochen ein neuer Trikotsponsor gefunden. In Leipzig würde genau dasselbe passieren. Und klar, es würde bei einem Ausstieg finanzielle Einbußen geben, aber keinen kompletten Kollaps.

So, und die 2. Frage dürfte noch etwas weiter ausarten, deswegen mache ich das morgen...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen