Montag, 25. November 2019

Worst of des ultimativen "Dead Coach Bounce" Wochenendes

Wenn das nicht das perfekte Konzept für eine Comeback ist.

Und klar, Hansi Flicks "Dead Coach Bounce" setzte bereits letzte Woche ein. Aber er dürfte auch am heftigsten ausfallen. Also ernsthaft: Gibt es irgendwelche Anzeichen, dass Hansi Flick ein guter Coach ist?

Mich erinnert das alles an, um ein ganz großes Bild zu erschaffen, den Friedensnobelpreis für Barrack Obama. Der hat den bekommen, weil er... ähm... ja... also... offiziell für seine „außergewöhnlichen Bemühungen, die internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern zu stärken“. Praktisch bekam er ihn, weil er auf George W. Bush folgte. Und ohne in der Außenpolitik irgendwas anders zu machen, wirkte er wie ein Held.
(Btw: Ist der Nobelpreis 2025 eigentlich schon für den auf Donald Trump folgenden Präsidenten reserviert?)
Genau so ist es jetzt bei Hansi Flick. Zuletzt war der im Jahr 2005 bei der TSG 1899 Hoffenheim als Cheftrainer angestellt. Das war in der Regionalliga. Danach machte Jogi Löw ihn zum Co-Trainer seiner Nationalmannschaft. Darauf folgten 5 Jahre als Sportdirektor... also Jogis treuer und ergebener Mitarbeiter wurde zu seinem Vorgesetzten. Das hat auch überraschend gut funktioniert. Also mit einer relativ enttäuschenden EM und einer katastrophalen WM. Vielleicht hätte man doch Matthias Sammer mehr Kompetenzen geben sollen.

Jedenfalls wurde Flick dann im Sommer Co-Trainer bei den Bayern. Also quasi das Sicherheitsnetz, falls das mit Niko Kovac nicht gut gehen sollte. Und weil das nicht gut ging, ist er jetzt Cheftrainer.
Nur um das mal festzuhalten. Das einzige Pflichtspiel oberhalb der Regionalliga, in der Hansi Flick jemals als Cheftrainer die Verantwortung trug, war das Viertelfinale bei der EM 2008 gegen Portugal. Aber hey, damit ist er praktisch als Cheftrainer seit 2005 ungeschlagen.
Und der Erfolg gibt ihm ja Recht. Er ist schließlich bei 8:0 Toren und 3 Siegen. Und er hat Thomas Müller reanimiert.
Aber es ist ja nicht so, dass er irgendwelche revolutionären Ansätze hätte. Also wenn er jetzt der erste wäre, der Joshua Kimmich auf die 6 setzt und er dadurch die Lösung für die Defensiven Probleme gefunden hätte. Die Problemlösung lautet eher: Jetzt werfen sich halt alle in die Torschüsse des Gegners. Verteidigen gemeinsam. Und haben dann zusammen mehr Spaß.
Anders ausgedrückt: Das einzig neue, was Hansi Flick gebracht hat, ist der Fakt, dass er nicht Niko Kovac ist. Die Mannschaft hatte mit dem alten Trainer abgeschlossen und brauchte dringend einen neuen Besen. Wer dieser Besen ist, ist fast egal.
Das ist nebenbei kein Vorwurf an die Bayern-Mannschaft. Als Trainer ist es deine Aufgabe, deinen Kader auf Linie zu halten, wenn man daran scheitert, ist das nicht wirklich die Schuld der Mannschaft, sondern deiner eigenen Führung.

Aber das wirklich faszinierende ist ja, dass jetzt alle so tun, als wäre Hansi Flick ein Genie. Als müssten die Bayern ihn jetzt unbedingt einen Vertrag bis 2025 anbieten. Und "Experten" wie Olaf Thon tun so, als würde dies nur nicht passieren, weil der Name "Hansi Flick" zu klein für einen Weltverein, der sich an Pep Guardiola oder Carlo Ancelotti gewöhnt hat. Vor allem wo dieser Trainer mit diesem komischen Namen von diesem irrelevanten Londoner Verein plötzlich verfügbar ist.

Für Hansi Flick ist das wunderbar. Ohne selber wirkliche Kompetenz als Trainer nachzuweisen, ist sein Marktwert auf ein Mal extrem gestiegen. Er kann sich jetzt im Winter aussuchen, ob er zurück ins 2. Glied rutscht, oder ob er diesen gestiegenen Marktwert nutzt um den dann eventuell frei werdenden Trainerposten bei Borussia Dortmund zu übernehmen.

Das wäre nebenbei ein übelster Uli Hoeneß Move. Also von dem Jungen Hoeneß, der als Manager ein verdammtes Genie war: Wir verkaufen unseren inkompetenten Trainer, der nur vom Dead Coach Bounce profitiert, an die direkte Konkurrenz, damit die dann auch rauskriegen, dass der eigentlich gar nicht so gut ist...

Für Flick ist das, wenn er die Hinrunde ungeschlagen zu Ende bringt, die Perfekte Position. Er wird dann auf ein Mal Angebote bekommen, für die ihm eigentlich jegliche Vorqualifikation fehlt, weil er ja mal erfolgreicher Bayern-Trainer war. Oder er bleibt bei seinem sicheren Job in München und wiederholt das ganze Spiel, wenn die Mannschaft den nächsten Trainer ausblendet.

Achim Beierlorzer und der andere effektive "Dead Coach Bounce": Ernsthaft, so wie die Mainzer dieses Wochenende abgingen, bin ich ein wenig überrascht, dass nicht alle anderen Verlierer des Wochenendes auch ihre Trainer entlassen. Gerade wenn man bedenkt, wie die ihren Gegner in Unterzahl auseinander genommen haben. Da ist es plötzlich auch völlig egal, auf welchem Tabellenplatz man selber steht. Auch als Tabellenführer kann man einen derartigen Effekt durchaus gebrauchen. Natürlich sollte der Dead Coach Bounce, wenn man Meister werden will, länger als für ein Spiel anhalten. Aber gerade jetzt sieht es wie eine vernünftige Taktik aus... Also abgesehen von dem einen Gegenbeispiel

Markus Gisdol und der 1.FC Köln: Horst Heldt wird sich genau jetzt ärgern, dass Achim Beierlorzer schon einen neuen Job gefunden hat. Und das auch noch bei einem direkten Konkurrenten. Das könnte sich als schlechtester "Transfer" der Bundesligageschichte herausstellen. Denn im Gegensatz zu den anderen Probanden stellen die Kölner jetzt fest, dass es gar nicht am Trainer lag. Man erlebt quasi einen "Reverse Dead Coach Bounce": Vorher war man mit einem Kandidaten fürs Internationale Geschäft noch auf Augenhöhe und verlor wegen Kleinigkeiten oder dem fehlenden Matchglück. Und weil der VAR natürlich wie immer gegen die Kölner war. Sachlich gesehen war dieses Spiel aber ein Schritt in die richtige Richtung, aber trotzdem wurde der Trainer entlassen.  Trainer wegen dem fehlenden Matchglück zu entlassen, ist halt genau so dumm, wie sie zu behalten, weil man extrem glücklich gewonnen hat, obwohl der Gegner deutlich überlegen war.
Vor allem, wenn man sich anguckt, was für eine Bruchlandung man unter Gisdol hinlegte.

Gerade Spieler wie Jonas Hector oder Anthony Modeste belegen doch, dass das Problem der Kölner nie der Trainer war. Hector ist ein Deutscher Nationalspieler. Der hat unter der Woche die EM-Qualifikation gesichert. Mit einer starken Leistung gegen Nordirland, wie ich gelesen habe. Als würde irgendjemand diese Quali freiwillig gucken. Und sobald er wieder in seiner Vereinskluft unterwegs ist, geht er beim Untergehen vorne weg.
Auch ein Anthony Modeste hat schon nachgewiesen, dass er einen brauchbaren Bundesligastürmer mimen kann. Nur ist das in dem derzeitigen Kölner Umfeld anscheinend nicht mehr möglich.
Ich fand es sowieso faszinierend, wie die Kölner zu Saisonbeginn ihren Kader klein reden wollten. Wie viele Aufsteiger fallen euch ein, die 2 deutsche WM Teilnehmer in ihren Reihen haben? Dazu noch den einen oder anderen mehr als brauchbaren Bundesligaspieler. Also verglichen mit Düsseldorf, Mainz, Augsburg oder Union hat man mehr als genug Qualität im Kader. Man spielt trotzdem eher auf Augenhöhe mit Paderborn.
Ich bin ja hauptsächlich enttäuscht, dass die Kölner nicht Sandro Schwarz als Problemlösung verpflichtet haben. Zumindest noch nicht, wenn das so weiter geht... dann könnte man endlich mal wirklich nachvollziehen, wie sehr es bei den jeweiligen Vereinen am Trainer liegt. Das wäre doch das ultimative Humanexperiment... und wer wenn nicht die Kölner ist für so was Bescheuertes geeignet?
Am Ende sollten sich alle anderen Trainer bei den Kölnern bedanken, schließlich bewiesen die, dass ein Trainerwechsel nicht alle Probleme löst. Besonders gilt dies natürlich für die als nächstes anstehenden Dead Coach Bounces:

1. Lucien Favre und Borussia Dortmund. Es ist immer gut, wenn man nur nicht entlassen wird, weil das nach einer "Panikreaktion" aussehen würde. Bessere Voraussetzungen zum Weiterarbeiten kann es doch gar nicht geben. Vor allem, wenn als nächstes der FC Barcelona auf dem Spielplan steht. Also das praktische Gegenteil des SC Paderborns.
Und Paderborn hat halt genau genommen auch nur nachgewiesen, dass sie wirklich nicht bundesligatauglich sind. Denn als Bundesligist musst du eine 3:0 Halbzeitführung nach Hause fahren. Gerade wenn sich dein Gegner derart desinteressiert präsentiert, wie Dortmund in Hälfte Eins.
Nebenbei die 2. grausame Hälfte in Folge.
Wenn Dortmund nicht gegen das mit Abstand schwächste Team der Bundesliga gespielt hätte... Nun bekommen die Paderborner (nicht zum ersten Mal) den Beweis, dass sie selbst dann nicht gewinnen können, wenn der Gegner eine Halbzeit lang nicht am Spiel teilnimmt. Was keine guten Voraussetzungen sind um das "Was fehlt, sind mehr Tore als der Gegner" Problem zu lösen.
Und klar kann ich es verstehen, dass sich die Paderborner jetzt selber einreden wollen, dass es auch an ihnen lag, dass die Dortmunder in Halbzeit eins so schwach aussahen. Aber realistisch gesehen wären die chancenlos gewesen, wenn die Dortmunder einen Trainer hätten, der die vorhandenen Probleme im Kader lösen kann.
Nur um das Problem Favre mal an einer praktischen Zahl festzumachen: 3. In einem Heimspiel gegen den Tabellenletzten setzt Lucien Favre auf 3 ausgewiesene Offensivexperten (Sancho, Reus und Paco Alcacer). Da klingt es nicht mal nach einer Überreaktion, wenn ich sage: Als Achim Watzke hätte man den Trainer entlassen müssen, sobald man diese Aufstellung gesehen hat.
Und natürlich hat Favre Guerreiro als Offensivspieler eingesetzt. Wichtig ist hierbei aber, dass es sich nicht um Paolo, den ehemaligen Hamburger, sondern um Raphael, der als Linksverteidiger verpflichtet worden ist, handelt.
Und natürlich absolviert Guerreiro unter Favre relativ viele Spiele in einer offensiven Rolle. Das verdeutlicht doch aber nur das Grundproblem: Er setzt dort prinzipiell lieber auf Spieler, die nach der Sicherheitsvariante riechen, anstatt seine offensiven Talente wirklich von der Leine zu lassen.
Dass man sich dann noch mit 3 echten Offensivspielern auskontern lässt, verdeutlicht nur, wie tief die Dortmunder Probleme eigentlich liegen.

2.) Ante Covic und Hertha BSC Berlin. Kurz Kicker.de öffnen, um sicher zustellen, dass der nicht doch schon entlassen ist. Sieht noch gut aus. Die Hertha stellt jetzt gerade fest, dass Pal Dardai doch ein guter Trainer ist. Also zumindest kein schlechter. Und die Hertha steht genau jetzt vor dem Szenario, welches hier in der pessimistischen Saisonvorschau beschrieben worden ist: Wie reagiert die Hertha, wenn sie plötzlich hinter Union Berlin steht?
Dabei waren die spielerischen Fortschritte, wegen denen man von Pal Dardai weg wollte, ja zumindest in Ansätzen zu sehen. Nur schaffte man dies nur auf Kosten von elementarer Eigenschaften, ohne die die Hertha halt nur bedingt bundesligatauglich ist.
Ich finde es nebenbei niedlich, wie die Hertha-Spieler in Form von Niklas Stark es vermeiden vom "Abstiegskampf" zu reden. Ähm... ihr steht gerade hinter Union, wenn dies passiert,steckt man garantiert im Abstiegskampf. Und ihr habt gegen einen der designierten Abstiegskandidaten gerade mit 4:0 verloren, was ebenfalls kein gutes Zeichen sein kann. Aber hey, redet es such nur ein, das wird bestimmt gut gehen.
Genau so wie bei den Bremern, die ja auch zu viel Qualität für den Abstiegskampf haben.

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