Donnerstag, 31. März 2016

Kann ein Profi überhaupt ein Vorbild sein?

Ok, the big one...

Rainer Holzschuh stellt in seiner Kolumne die Frage, ob ein Profi ein Vorbild sein muss... meines Erachtens ist das der völlig falsche Ansatz. Viel spannender ist doch die Frage, ob er das überhaupt kann...

Aber vorher muss man mal eins fest halten: Max Kruse war an diesem Samstag, der ihn die Nationalmannschaft gekostet hat, ein gutes Vorbild. Lasst uns mal kurz festhalten, was Kruse gemacht hat: In seinen Geburtstag rein gefeiert. Ein völlig normaler Vorgang, wenn ein Geburtstag auf einen Sonntag fällt. Er hat also versucht, als Profi nebenbei ein ganz normales Privatleben zu haben.
Danach hat er sich darüber echauffiert, dass seine Privatsphäre von einem Bildjournalisten nicht respektiert worden ist... all das Tage nachdem genau dieses Medium eine (relativ gesehen) alte Geschichte (von der der Arbeitgeber bereits wusste) ausgegraben hat.
Jetzt wirkt es auf ein Mal so, als würde Kruse jede Woche das Partyanimal in Berlin geben. Wenn er es offiziell 2 mal in einem Jahr gemacht hat... wisst ihr, wer auch 2 mal im Jahr besoffen in Berlin ist? Ich.

Jetzt vergleiche man dieses für einen jungen Mann völlig normale Verhalten mal mit einem Marco Reus... der Jahrelang ohne Führerschein gefahren ist, dafür aber keine Probleme mit Jogi Löw bekam... Ich sag das mal so: wenn man den einen rausschmeißt, weil er ein schlechtes Vorbild ist...


Aber die viel spannendere Frage ist ja... Kann ein Star überhaupt ein Vorbild sein.
Reden wir dafür über mein eigentliches Lieblingsthema: Beyonce Knowles.
Ich verehre diese Frau. Ich halte sie für die beste Sängerin seit Ella Fitzgerald und Nina Simone... Und wer seinen Superbowl Auftritt so politisch gestaltet, dass FoxNews und Rudi Giuliani einen hinterher kritisieren, hat man auf jeden Fall etwas richtig gemacht... Die ist halt auch seit Jahren im "I don't give a fuck, I just do what i want" Modus... und kann es sich leisten...

Aber, und jetzt kommt die spannende Frage: Würde ich meiner Tochter sagen: "Nimm dir die als Vorbild!"? Verzichte auf eine Kindheit. Arbeite seit dem du 9 bist an deiner Karriere als Musikerin... Und wenn du dann mit dem Talent gesegnet bist, kannst du vielleicht auch diesen Lebensweg einlegen... Auch wenn es statistisch gesehen wahrscheinlicher ist, dass du nicht als gestandene Frau sonder als ein Wrack wie Britney Spears endest...
Und ja, es ist faszinierend, dass Spears und Knowles bis zum Absturz der einen den exakt selben Lebensweg hingelegt haben...

Das Problem ist: Superstars sind absolute Ausnahmetalente. Die haben alle besondere Voraussetzungen, um die wir sie genau genommen nur beneiden können. Also selbst wenn ich mit 9 Jahren angefangen hätte, mich absolut professionell zu verhalten und mit den besten Ausbildern dieser Welt an meiner Fußballer Karriere gearbeitet hätte, wäre ich ein schlechterer Fußballer als Max Kruse geworden. Oder Maik Frantz um einen realistischeren Namen zu nennen. Selbst dieser wird wesentlich mehr Talent haben als ich. Es gibt schließlich gute Gründe, dass ich den Jugendtrainern von Hansa Rostock nie aufgefallen bin, obwohl die mich 2 Mal im Jahr gesehen haben... während deren Jungs mich mit 0:18 Toren abgeschossen haben... Also in einem Spiel...

Aber, und hier kommt die nächste spannende Erkenntnis: Die müssen nicht nur unfassbar talentiert sein, sie müssen auch einen krankhaften Antrieb haben. An der Stelle verweise ich auf Kevin Pannewitz. Den kenne ich halt, weil es eines der letzten Rostocker Talente mit Bundesliga-Niveau war. Also einer dieser Leute, die es echt hätten packen können. Der aber einfach nicht für die komplette Belastung Profifußball ausgelegt war.
Ich habe letztens ein Interview in dem Basketball Magazin "Five" gelesen (welches leider bei meinem letzten Umzug verschwunden ist...), in dem es genau um diesen Aspekt ging: Sind Profisportler eigentlich allesamt Psychisch Krank? Also selbst diejenigen, die niemals irgendwie auffallen und ganz normal erscheinen...
Und selbst wenn man nur die Belastung des rein physischen Teils betrachtet, kann man einem Pannewitz da kaum einen Vorwurf machen. Natürlich wird jeder Stammtisch-Experte behaupten "Wenn ich dessen Talent gehabt hätte, hätte ich auf jeden Fall"... ja, genau, trink erst Mal dein Bier aus...

Erschwerend hinzu kommt ja die Komponente "Neue Medien"... Früher war es gar kein Problem. als Fußballer seine Jugendsünden auszuleben. Und neben der Profikarriere ganz normal erwachsen zu werden. Heute wirst du zum einen immer und überall erkannt. Sobald du in deiner Freizeit irgendeinen Laden deiner Wahl betrittst, kennen dich 7 von 10 Leuten. Irgendwann bist du so groß, dass du eigentlich nirgends mehr ohne irgendeiner Form von Bodyguards das Haus verlässt...
Was das mit deiner Persönlichkeit anstellt, will ich eigentlich gar nicht wissen...

Random Thought: Wisst ihr, was amerikanische Experten einem Max Kruse vorwerfen würden? Dass er keinen Schlägertrupp am Start hatte, der das für ihn geregelt hat. Dass er nicht irgendjemanden aus seinem Freundeskreis auf die Bild Reporterin angesetzt hat, der das Problem für ihn löst, ohne dass er selbst einen Finger krumm machen muss...

Ich würde meinen Kindern niemals Superstars zum Vorbild geben. Lasst euch von denen unterhalten. Bewundert sie. Bewundert sie noch mehr, wenn sie neben dem ganz Chaos, der mit dem Leben als Star so mit sich kommt, trotzdem noch ein normal erscheinendes Leben führen. Aber richtet auf keinen Fall euer Leben nach ihnen und ihrem Lebensweg aus. Und da kommt der Begriff Vorbild ja eigentlich her... denn das, was die machen, werdet ihr mit 95%iger Wahrscheinlichkeit niemals erreichen können...
Und wenn ihr es doch könnt, werden euch da schon genügend andere Menschen drauf hinweisen... Dann könnt ihr euch auch fragen, welchem Pfad des Profisports ihr folgen wollt...

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