Freitag, 12. Januar 2024

Die wichtigsten Fragen zur Rückrunde

Der ja erst nächste Woche ist. Ich bin also meiner Zeit noch voraus. Oder wie ich das sonst nenne: Die einzige Rückrunden-Vorschau, die ihr bekommt.#

1. ) Halten Bayer Leverkusen und der VfB Stuttgart das durch?

Fangen wir mit den positiven Überraschungen an. Beide haben bisher eine verdammt gute Saison gespielt, weshalb sie in Regionen unterwegs sind, in denen sie eigentlich nichts verloren haben. Beide müssen dieses Niveau halten, damit die Rückrunde keine komplette Katastrophe wird. Denn sein wir ganz ehrlich: Die wenigsten neutralen Fußballfans interessieren sich für die Frage, wer in die Europa League oder in die Conference League einzieht. Selbst die Fans, die es betrifft, werden sich nicht vor dem 30. Spieltag ernsthaft damit beschäftigen. Außer sie sind Dortmund Fans, die sich dann ernsthaft fragen müssen, ob sie plötzlich doch für die Champions League Reform sind. Was natürlich mein bevorzugter Ausgang ist, weil ich denen dann jahrelang vorwerfen kann, dass sie gar nicht gegen die fortschreitende Kommerzialisierung sind, sondern nur dagegen, dass andere auch was davon haben.

 Bei den Stuttgartern bin ich da schon sehr skeptisch. Aber sie haben halt auch 7 Punkte Vorsprung. Und Dortmund reagiert halt mal wieder mit einer emotionalen Rückholaktion, obwohl das bisher eher selten (also genau genommen nur bei Mats Hummels) funktioniert hat. Andererseits setzen sie auch darauf, dass sie mal wieder eine emotionale Aufholjagd unter Edin Terzić starten werden... schließlich ist dies das einzige, was er wirklich kann.

Bayer Leverkusen ist dagegen richtig gut. Bei Florian Wirtz bekomme ich richtige Mario Götze Vibes. Auch wenn mir gerade auffiel, dass Götze in der Rückrunde 2011 verletzt ausfiel und Dortmund trotzdem Meister wurde. Man hat zwar einerseits verdammt viele junge Spieler, die auch noch die nächste Stufe ziehen können, sondern den einen oder anderen erfahreneren Haudegen, der weiß, wie es ist, eine Meisterschaft zu verspielen. Granit Xhaka zum Beispiel... auch wenn der Arsenals "Weihnachten" ja geschickt umgangen hat. Alejandro Grimaldo wurde bereits 4-mal Meister in Portugal. Exequiel Palacios ist, wenn auch als Ergänzungsspieler, Weltmeister. Man sollte einige Spieler im Kader haben, die den Jungspunden in kritischen Situationen Halt und Orientierung geben können.

Wobei der Kader überraschend dünn sein könnte. Hier ist eine absurde Statistik: 10 Spieler waren bisher in 15 von 16 Spielen im Einsatz. Da konnte jemand wirklich auf eine eingespielte Stammelf setzen. Das wird sich jetzt dank des Afrika-Cups ändern, wir werden also schnell herausfinden, ob man genügend Alternativen auf der Bank hat, um auf drei Hochzeiten zu tanzen.

Ein viel größeres Problem bleibt aber: Die sind nur da oben, weil sie selber richtig gut sind. Das klingt jetzt erstmal nach einem Luxusproblem, aber die Bayern sitzen denen halt direkt im Nacken, obwohl sie noch ungeschlagen sind. Was ja all diese Probleme, die die Bayern angeblich unter Tuchel haben, so absurd macht: Normalerweise wären die mit 3 Punkten Vorsprung Tabellenführer. Das ist nebenbei auch ein gewaltiger Unterschied zur 2011er-Meisterschaft der Borussia: Damals holte der Rekordmeister nur lächerliche 65 Punkte. Weniger holte man in diesem Jahrtausend nur 2 Mal. Das wird eine dieser Jahre, in denen man mehr als 80 Punkte holen muss, um die Bayern vom Thron zu stoßen. Bayer könnte also in dem Dortmunder Dilemma stecken, die mit 78 und 76 Punkten nur Vize-Meister wurden.

Leverkusen darf sich also nicht mal die kleinste Schwächephase leisten. Dabei muss man auch nochmal festhalten: Ob Bayer Meister wird, oder das Vize-Kusen Meme wiederbelebt, ist dabei relativ egal. Wir haben letzte Saison gesehen, wie wunderbar emotional so ein Meisterschaftsfinale sein kann. Wichtig ist nur, dass sie bis zum 33. Spieltag die Illusion aufrechterhalten, dass sie Meister werden können. Gerade weil sie schon jetzt abliefern müssen, geben sie uns einen Grund jeden Samstag und Sonntag einzuschalten.

Ich bin aber auch da pessimistisch, weil bei ihnen ja jetzt gar nichts mehr schieflaufen darf. Also da Victor Boniface verletzt ausfällt, ist Patrick Schick jetzt kein Joker mehr, sondern die einzige wirkliche Option als Stürmer.
Und gerade der Afrika-Cup könnte zu einer richtigen Hürde werden, schließlich muss Bayer im Worst-Case-Szenario gegen RB, Gladbach und Bayern auf einige Leistungsträger verzichten. Das sind schon die Gegner, gegen die man seine A-Mannschaft aufstellen muss. Ich hoffe wirklich darauf, dass Bayer mich widerlegt, aber gehe davon aus, dass die Meisterschaft Ende März quasi entschieden ist.

2. ) Gönnt Steffen Baumgart sich einen Englisch-Kurs, oder stürzt er sich ins nächste Abenteuer?

Beim Boltzplatz-Beitrag zur Lage der Kölner kam ein wichtiges Detail zum Vorschein: Baumgart spricht ausschließlich Deutsch, was schon in Köln zu Einschränkungen beim Scouting geführt haben soll. Wenn Baumgart wirklich mal höhere Aufgaben in Angriff nehmen will (sprich: Terzić beerben), muss er diese Schwachstelle ausmerzen. Bei einem Klub von internationalem Format muss man da mehr bieten.
Und das könnte halt auch für diesen Abstiegskampf entscheidend sein. Der einfachste Plan ist ja: 2 Mannschaften hinter sich lassen und den HSV in der Relegation schlagen. Wenn dieser HSV dann aber von Baumgart trainiert wird, dürfte das schwierig werden. Denn einen Dead Coach Bounce wird er auf jeden Fall auslösen. 

3. ) Werden Werder Bremen und der VfL Bochum einbrechen?

6 Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge sind schon ein Brett. Wenn sich Union Berlin auf seine eigentlichen Tugenden beruft und damit halbwegs die Kurve bekommt, stehen die letzten 3 in der Tabelle quasi schon fest. Es sei denn Bochum und oder Bremen legen eine dieser "10 Spiele ohne Sieg" Serien hin. Das ist beiden ja durchaus zuzutrauen. Bochum ist einfach nicht wirklich gut besetzt. Und Werder präsentiert sich ja jetzt schon wie eine Mannschaft, die unbedingt in den Abstiegskampf eingreifen will. Und es ist kein Verein, der sich in solchen Phasen durch entschlossenes Handeln und eine starke Führungsetage auszeichnen.
Am Ende rutscht in so einer Saison immer jemand da unten rein, mit dem man nach der Hinrunde nicht rechnet. Aber das ist irgendwie auch die einzige Hoffnung, dass im Abstiegskampf wirklich was passiert, weil Darmstadt, Köln und Mainz sich schon sehr schwach präsentiert haben. Die haben jetzt auch alle keine einfachen Lösungsansätze, damit Dinge plötzlich besser werden. Kölns größte Hoffnung ist ja, dass die von Baumgart verschmähten Regionalligaspieler das Ding jetzt drehen...

Aber das waren schon die wesentlichen Geschichten, die die Rückrunde für uns schmackhaft machen sollen. Dazwischen wird es verdammt viel Fußball geben, der irgendwie absolviert werden muss, damit die Tabelle ausgefüllt wird. Gerade Heidenheim, Wolfsburg, Augsburg und Gladbach müssen eigentlich nur die Spannung hochhalten, während es für sie selber eigentlich um nichts mehr geht. Für 2 dieser Mannschaften ist dies ein riesiger Erfolg. Wenn sie dies schaffen, rutschen sie nicht in den Abstiegskampf. Aber der Abstand nach oben ist schon gewaltig. 

Und wenn Frankfurt, Freiburg und Hoffenheim ehrlich sind, machen sie den Max Kruse und geben zu, dass sie gar nicht so viel Bock auf den 3. europäischen Wettbewerb haben. Einer von den Dreien muss da aber hin.
Wobei ich das mit einem Sternchen versehen sollte: Die Frankfurt Fans werden auch da ihre Partys veranstalten. Aber der neutrale Fußballfan wird deswegen trotzdem nicht zitternd vor dem Fernseher sitzen und sich fragen, wie diese Konferenz jetzt ausgeht...

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