Mittwoch, 17. Januar 2024

Die Jadon Sancho Rückkehr ist eine schlechte Sache.

 Egal, wie sie ausgeht. Egal, wie man es betrachtet. Diese Rückholaktionen der Borussia sind "doomed to fail."

Sie sind ja bisher fast immer gescheitert, weil sie eine Sache eint: Die Spieler kehren nicht nach Dortmund zurück, weil sie wollen, sondern weil sie müssen.

Die einzige Ausnahme ist da logischerweise auch der einzige geglückte Versuch: Mats Hummels war bei den Bayern 3 Jahre lang weitestgehend Stammspieler. Nicht ganz unumstritten, aber er kam immer auf mindestens 21 Bundesligaeinsätze. Vielleicht kam er eine Degradierung zuvor, aber im Wesentlichen langweilte er sich beim Rekord- und Serienmeister und wollte zurück nach Dortmund. 

Wenn ein häufig kritisierter und für alle Probleme ein Gesicht bietender Mats Hummels aber schon das Vorzeigebeispiel ist, weiß man schon grob, wie die Rückkehr von Mario Götze oder Nuri Şahin verliefen. Beide kamen zurück, weil sie für Bayern München, Real Madrid und den FC Liverpool nicht gut genug waren. Beide bleiben als Enttäuschung in Erinnerung, obwohl sie Teil der legendären Meistermannschaft waren. Selbiges gilt praktisch auch für Shinji Kagawa, auch wenn der 2015 eine ordentliche Bundesligasaison ablieferte. Das war aber, gemessen an den Erwartungen aus den Meisterjahren, für die alle 3 stehen, viel zu wenig.

All diese Spieler, wie jetzt auch Jadon Sancho kehrten nicht nach Dortmund zurück, weil der Verein den entscheidenden Schritt nach vorne gemacht hat und man dort jetzt um internationale Titel (oder wenigstens um die Meisterschaft) ernsthaft mitspielen konnten. Sie kehrten nach Dortmund zurück, weil es für diese Vereine nicht gereicht hat. Weil sie ihre Karriere nach der Leistungsdelle wieder in Schwung bringen müssen. Das ist schon mal grundlegend eine schlechte Ausgangslage.

Und bei Sancho ist das ja sogar offiziell verbrieft: Wenn der einschlägt, "wird es schwer, es zu realisieren." "Es" ist hierbei ein langfristiger Verbleib. Dortmunds Fans müssen jetzt also hoffen, dass er gut genug ist, um zu bleiben, aber nicht zu gut, denn sonst ist er sofort wieder weg. Und sie müssen darauf hoffen, dass dieses "gut genug" entweder in der Champions League realisiert wird, oder gerade so für Platz 4 reicht. Was aber auch nur bedeutet: Im Best Case Szenario wird Jadon Sancho zum nächsten Julian Brandt: An guten Tagen ein begeisternder Fußballer, der aber zu häufig abtaucht und deswegen in Dortmund bleiben muss.

Dass diese Rückkehr auf Leihbasis überhaupt nötig ist, zeigt ein anderes Problem: Die aktuelle Generation an eingekauften Talenten entwickelt sich nicht entsprechend. Ich weigere mich ja, die als "eigene Talente" zu bezeichnen, wenn es sich fast ausschließlich gekaufte Rohdiamanten handelt.

Aber Jamie Byone-Gittens, Giovanni Reyna und Youssoufa Moukoko haben in dieser Saison alle nicht den entscheidenden Entwicklungsschritt nach vorne gemacht, den Dortmund dringend benötigt hätte. Paul Brunner und Julien Duranville sind noch nicht eingeschlagen, was bei ihrer Jugend kein Vorwurf sein soll. Wenn sich einer dieser Spieler als Sancho-Nachfolger etabliert (oder Marco Reus tatsächlich in den Vorruhestand geschickt hätte), würde Dortmund auf Platz 3 liegen und Dortmund hätte das Leihgeschäft dankend abgelehnt. 

Nebenbei sollte der Fakt, dass keines dieser Talente einen Schritt nach vorne gemacht hat, Grund genug sein, dass man über eine Entlassung von Edin Terzić nachdenkt. Denn solche Talente weiterzuentwickeln, ist die wichtigste Aufgabe eines Dortmund-Trainers. Die gesamte jüngere Vereinsphilosophie und ihre Erfolge basieren darauf. Wenn Terzić das nicht kann, ist er einfach der falsche Mann.
Und es ist ja nicht so, dass ein Talent nicht vorankommt... sondern eher so, dass 5 stagnieren. Und dass Moukoko gerade auf der Bank versauert, könnte eines der schlimmeren Verbrechen der jüngeren Fußballgeschichte sein... und ja, mir ist bewusst, dass Lionel Messi gerade zu "Fifa's Best" gewählt wurde, aber das finde ich weniger schlimm. Denn darüber lachen wir 4 Tage lang und dann gerät es in Vergessenheit. Also man muss jetzt schon verdammt weit runterscrollen und findet den Beitrag nur noch auf "Kicker-Kids". Aber vorher hat das Ergebnis für reichlich Traffic gesorgt. Besser kann es gar nicht laufen.
Dass Terzić die Weiterentwicklung eines der größten deutschen Talente (und seiner ausländischen Nebenleute) verkacken könnte, dürfte den Fußball auf Jahre prägen.

Und die ersten Anzeichen gibt es schon, schließlich will Claudio Reyna jetzt dringend weg. Sancho wird halt dessen Entwicklung behindern. Und seine Bilanz ist so schon eher dürftig. Wenn Reyna dann in Spanien durchstarten sollte, wird sich ein Terzić fragen müssen, warum das unter ihm nicht ging.

Direkt ausgedrückt: Man hat in Dortmund so viel Angst davor, dass man Platz 4 verpassen könnte, dass man bewusst und aktiv die Entwicklung der vorhandenen Rohdiamanten blockiert und alles auf den kurzfristigen Erfolg setzt. Und wenn die Diamanten dann im Sommer wegwollen, gucken alle verwirrt.

Sowie das gerade läuft, würde ich Moukoko noch nicht mal einen Vorwurf machen, wenn er im Sommer zu dem Schluss kommt, dass er woanders hin muss. Denn anscheinend wird er im eigenen Verein nicht wertgeschätzt.

1 Kommentar:

  1. Götze würde ich bei "nicht gut genug" nur begrenzt dazuzählen. Der hat bei Bayern im Verein durchaus gute Leistungen gebracht (60 Torbeteiligungen in weniger als 120 Spielen) und zu der Zeit auch die WM entschieden. Das Problem war halt das Pep eigentlich Neymar haben wollte und es überzogene Erwartungen gab usw. ...ich hatte immer mehr den Eindruck dass er als Zielscheibe aller Kritik irgendwann nur noch "nach Hause" nach Dortmund wollte wo ihm dann seine Stoffwechselerkrankung jegliche Spritzigkeit geraubt hat.

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