Donnerstag, 24. Februar 2022

Endlich wieder Fans im Stadion!

 Sogar relativ viele. In Saarbrücken waren es 6.400, was deutlich über den zugegebener Weise aus Regionalligazeiten stammenden Vor-Corona Schnitt liegt. In Essen waren es 10.000, was wiederum als ausverkauft galt. Da wäre also tatsächlich noch viel mehr gegangen. Beide wurden als Beispiele natürlich ausgewürfelt.

Und eines vorne weg: Ich persönlich halte es durchaus vernünftig bei den Lockerungen mit Fußballspielen und nicht mit Clubkonzerten angefangen wird. Zum einen ist die Bundesliga halt der kleinste gemeinsame Nenner, andererseits gleichzeitig der größte gemeinsame Teiler... Also da Fußball immer noch die dominierende soziale Veranstaltung ist, haben von diesen Lockerungen dann tatsächlich die Meisten etwas. 

Dazu ist es Open Air, was es dem Virus ja allgemein schwieriger macht sich zu verbreiten. Und die Stadien sind ja in den meisten Fällen auf ganz andere Auslastungen ausgelegt, sollten also die 10.000 Fans gut abfertigen können, ohne dass lange Schlangen entstehen. Dass dies nicht für die LVB gilt, die die Leute dann mit überfüllten Straßenbahnen in die Innenstadt brachten, damit die sich in gastronomischen Einrichtungen, aber nicht in Bars, betrinken konnten... aber so viel Weitsicht kann man ja nach 2 Jahren Pandemie nicht erwarten.

Nebenbei ist mein Totschlagargument an der Stelle immer: Es wäre auch überhaupt kein Problem, in einem Stadion ein Konzert mit 10.000 Fans zu veranstalten. Das wäre als Open Air Großveranstaltung in vielen Bundesländern machbar. Das Problem ist nur: Das bucht halt niemand. Fußballvereine haben halt den riesigen Vorteil, dass ihnen diese Stadien entweder gehören, oder sie langfristige Mietverträge haben, also keine Extrakosten für sie entstehen, wenn sie wenigstens ein paar Fans hereinlassen. Wenn man jetzt Juju anstatt in die Barclays Arena ins Volksparkstadion hoch verlegt, müsste man dafür extra dieses Stadion mieten. Und dann kommt man nicht mehr mit 44 Euro pro Ticket hin... Also ganz abgesehen davon, dass es auch extrem komisch wäre, wenn die dann auf einer überdimensionierten Bühne vor einem grob verteilten zu spielen.

Aber wie sich die Fans in Saarbrücken und Essen dann präsentiert haben. Wobei man in Essen ja zumindest nicht von der Mehrzahl sprechen kann. Da hat ja im Zweifelsfall ein Einzelner sofort einen Spielabbruch herbeigeführt. Aber andererseits ist der Tatverdächtige immer noch nicht identifiziert. Da hat also jemand aus dem Fanblock einen Böller geschmissen und wird jetzt von diesem Fanblock geschützt... nur damit die dann was von "False Flag Operation" faseln können und darüber spekulieren, ob das überhaupt ein RWE Fan war.. Wenn die Leute, die im direkten Umkreis desjenigen, der einen Böller auf andere Menschen geworfen hat, festgehalten (oder wenigstens hinterher identifiziert) hätten, dann wüssten wir schon, ob das vielleicht jemand aus Münster war... Nebenbei bräuchte es Eier aus Stahl, um sich bei so einem Derby in den Fanblock der gegnerischen Mannschaft zu schleichen, nur um dann einen verbotenen Böller auf die eigenen Spieler zu werfen...

Derartige Aktionen gibt es genau genommen nur, weil man als Täter davon ausgehen kann, dass sich die Leute um dich herum schützend vor dich stellen, anstatt dich auszuliefern. Das gilt praktisch auch rassistische und homophobe Beleidigungen. Da gibt es halt immer eine "War doch nicht so schlimm, war doch nur..." Haltung.

Und natürlich ist auch der Block, aus dem der Böller kam, eine Minderheit der Essener Fanszene. Aber weil der Tatverdächtige schützt werden muss, ist es halt eben doch kein Einzeltäter, sondern ein größeres Problem.


Die Einzeltäter Frage stellt sich in Saarbrücken natürlich nicht. Da erdreistete sich die Mannschaft zum ersten Mal seit über 100 Tagen ein Heimspiel zu verlieren... Und die Fans stürmten darauf hin sofort den Platz. Eine einzelne Heimniederlage ist halt nicht zu tolerieren. 

Man hätte dieses Wochenende echt nutzen können, um zu verdeutlichen, wie schön es ist, wenn die Fans die Heimmannschaft bedingungslos unterstützen. Und auch wenn ich Fußball hauptsächlich am Fernseher verfolge, muss ich doch zugeben: Geisterspiele ohne Stimmung sind einfach Scheiße. Stattdessen muss man sich direkt wieder mit Spielabbrüchen und Ausschreitungen beschäftigen. Das ist doch genau das, was wir vermisst haben... Dennoch muss man mal wieder über die Negativbeispiele reden, anstatt einfach nur zu genießen, dass die Fans wieder für Stimmung sorgen können.

Und wie die Ruhrpott-Assis aus dem Dezember und der Spielabbruch in Duisburg beweisen, sind das ja alles nur bedauerliche Einzelfälle...

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