Mittwoch, 9. Februar 2022

Das absurdeste an der Handspielregel ist ja:

 Wir stellen uns immer noch die Frage: Absicht, oder nicht?

Ernsthaft: Warum beschäftigen wir uns damit überhaupt. Also ganz ehrlich: Das interessiert doch sonst keinen.

Also einfaches Beispiel: Ich gehe als Verteidiger mit einer Grätsche in einen Zweikampf. Mein Gegenspieler macht eine Finte, deswegen treffe ich sein Bein und nicht den Ball. Meine Absicht war es aber definitiv den Ball zu spielen. Dummer Weise hat die Finte das verhindert. Aber diese Finte ändert doch nichts an meiner Absicht...

Nach der Logik müsste es dann ja keinen Elfmeter geben. Gibt es aber trotzdem, weil ich beim Versuch den Angriff abzuwehren halt die Regeln gebrochen habe. Und weil ich mit meiner Grätsche das Risiko eingegangen bin, dass dies passiert. Aber beim Handspiel wollen wir das auf ein Mal anders handhaben?

Die einzige Frage, bei der die Absicht relevant ist, ist doch das Strafmaß. Also wenn ich mit einem robusten Eingreifen bewusst einen schnellen Gegenangriff unterbinde, gibt es dafür Gelb... ok, sollte es Gelb geben, das wird aber viel zu selten gemacht.
Oder wenn ich zur Paolo Guerrero Gedächtnisgrätsche ansetze und den Gegner auf Kniehöhe umtrete, bekomme ich Rot, weil ich die Verletzung des Gegners billigend in Kauf nehme.

Aber für die Frage "War dies ein Foul und sollte es dafür einen Freistoß geben?" ist die Absicht sonst immer vollkommen irrelevant. Nur beim Handspiel versuchen wir uns auf einmal in die Köpfe der Spieler zu versetzen und wollen erraten, was er eigentlich vorgehabt hat.

Ich finde es faszinierend, wie selbstverständlich alle immer von der Absicht reden. Der neuste Kandidat ist ja der sonst an sich großartige Manu Thiele. Das ist halt etwas, was wir unbedingt aus dem Regelwerk und aus den Köpfen kriegen müssen. Denn im Wesentlichen sind fast alle Handspiele, egal ob sie zum Elfmeter führen oder nicht, unabsichtlich. Aber wenn man leichtfertig die Körperfläche vergrößert, geht man halt das Risiko ein, dass man ein Foulspiel begeht. Genauso wie man dieses Risiko eingeht, wenn man zu einer Grätsche ansetzt. Oder wenn man den Ellenbogen im Luftkampf nutzt. Genau so muss man ein Handspiel auch behandeln. Nur dann kann es fair und transparent entschieden werden.

Wir waren doch schonmal nen Stück weiter. Also als die vergrößerte Körperfläche zwingend zum Pfiff führte, war die Regel nachvollziehbarer. Vielleicht zu hart, aber nachvollziehbarer. Wenn man jetzt einfach eine Lösung dafür finden würde, eine weniger harte Strafe einzuführen... 

Oder wir stellen demnächst einfach Psychologen an, die nach jedem Zweikampf rauskriegen, was den die Absicht des Spielers war und ob man dafür Foul geben kann... Hey, viel länger als die Unterbrechungen wegen Schauspieleinlagen und simulierten Verletzungen kann das ja auch nicht dauern...

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