Montag, 28. Juni 2021

Sensationelle Erkenntnis: Fußball ist spannender

Wenn man beim Stand von 0:1 nicht auf "Ergebnis halten" spielen kann. Oder einfach nur sagen kann "Unentschieden reicht uns!" 

Diese beiden Faktoren haben ja die Vorrunde ruiniert. Es hatte eigentlich selten jemand nach der 60. Minute noch wirklich einen Anlass um ernsthafte Angriffsbemühungen zu starten. Und gerade nach einer derart anstrengenden Saison heißt es halt: Warum mehr machen als nötig? Das ist nicht mal ein Vorwurf an die Spieler, die können nichts dafür, dass der Modus so beschissen ist.

Dennoch war es wirklich erfrischend zu sehen, wie verzweifelt sich die Portugiesen sich gegen das drohende Ausscheiden gestemmt haben. Gut, sie hätten damit ein wenig früher anfangen können, aber besser spät, als nie.

Vor allem wäre es halt auch schön, wenn das 1:0 wenigstens aus einer gewissen Konsequenz fallen würde. Also ernsthaft: Wenn ihr das 1:0 der Dänen mit dem Siegtreffer der Belgier vergleicht, ist das exakt dieselbe Aktion: Eine halbherzig vorgetragene Kombination über die linke Seite, ein kurzer Haken und dann schießt man einfach mal aufs Tor. Mit der naiven Hoffnung, dass da schon was passieren wird. Vor allem hatte der Angreifer auch keine anderen Optionen als "Draufhalten und Beten"... Konsequent heraus gespielte Tore sehen irgendwie anders aus. Vor allem war selbst dieser Abschluss ja auch nicht das Ergebnis einer Druckphase. Der einzige Abschluss der Belgier vor dem Tor war... exakt dieselbe Aktion nur auf der rechten Seite. Meuniers Schuss sah noch kunstvoller aus, weil er den Außenriss genutzt hat. Bei dem Versuch hätte sich der durchschnittliche Kreisklassekicker den Fuß gebrochen.

Aber es wäre halt mal wirklich schön, dass das 1:0 nicht durch eine beherzte Einzelaktion fällt, sondern als Ergebnis einer Druckphase. Doch derzeit sieht es so aus, dass keine Mannschaft mehr als 5 Minuten am Stück nach vorne spielen kann oder will. Danach gibt man erst Mal den Ball ab und holt Luft.

Der Unterschied zwischen den Belgiern und den Dänen war dann natürlich, dass Wales als Gegner der Skandinavier komplett auseinandergebrochen ist, währen Portugal sich gewehrt hat. 

Wobei man da den Walisern fast schon wieder ein Lob aussprechen muss: Auseinanderzubrechen war wenigstens eine Reaktion. Bei den Niederländern blieb diese komplett aus. Die hatten halt den dummen Fehler begangen, ihre einzige gute und konsequente Aktion nicht erfolgreich abzuschließen. Im Gegensatz zu den Belgiern war das sogar mal ein Angriff, der mit hoher Geschwindigkeit und zielgerichtet vorgetragen wurde, aber Donyel Malen dachte sich: Dann doch lieber Urlaub...

Es war aber echt faszinierend, wie das Spiel nach dem auf wirklich dummen Platzverweis gekippt ist. Also die Tschechen waren ja am Ende die Mannschaft, bei denen das 1:0 als logische Konsequenz der letzten Minuten gefallen ist. Wo man sich als neutraler Zuschauer nach der 55. Minute nur noch fragte "Wann" und nicht "Ob" das Tor fällt.

Nebenbei... war die Erklärung vom ARD Experten Lutz Wagner auch wieder verwirrend: Da kann man Platzverweis geben, deswegen ist der Eingriff des VARs richtig. Ähm... ok. Also klar, das ist ein ehemaliger deutscher Schiedsrichter. Aber sollte der VAR nicht nur bei klaren Fehlentscheidungen eingreifen? Also nicht beim "Kann man" sondern "muss man" geben? Und klar, das eigentliche Problem ist, dass die restlichen Holländer Matthijs de Ligt alleine lassen. Wenn die anderen Verteidiger sich in die Position bringen ihrem Kameraden zu helfen, gibt es für das Handspiel nur Gelb. Aber nach Wagners erster Erklärung war das Eingreifen des VARs eben doch falsch, weil es eben keine klare Fehlentscheidung war.

Also um noch mal zu meiner persönlichen Schlüsselszene zu kommen: Ich bin mir nach wie vor sicher, dass der Schiedsrichter bei Mats Hummels "herausragender Grätsche" auf Elfmeter entscheidet, wenn er sich das nochmal genau anguckt. Aber ich sehe auch ein, dass die Berührung so gering war, dass man den nur "durchaus geben kann" und nicht "zwingend geben muss". Deswegen sehe ich sogar ein, dass der VAR da nicht eingreift. Aber jetzt bei den Niederländern wird es doch wieder anders gehandhabt. Es interessiert hier halt nur keinen, weil es ja nur die dummen Holländer geht, und wenn's um Fußball geht, hass ich Holland wie die Pest

Aber nur um mal nachzuweisen, dass der VAR bei der EM nur besser funktioniert, weil er "uns" bisher bevorteilt hat und diejenigen, die unter ihm gelitten haben, uns egal sind: Wenn ein Deutscher Spieler diesen Platzverweis nach VAR Eingriff bekommt, diskutieren wir noch im Januar darüber, dass man da ja nicht hätte eingreifen dürfen...

Bleiben noch... die Italiener und ihre tolle Serie. Die jetzt zum Glück endlich vorbei ist. Also ich ging ja davon aus, dass die Italiener doch ganz plötzlich scheitern werden, wenn sie das erste Mal auf Widerstand treffen. Aber das haben sie jetzt gegen die Österreicher früher erlebt, als erwartet. Und sie haben es bestanden. Aber diese Torlos-Serie... ist zum Glück endlich vorbei. Aber immer, wenn solche Serien hochgejubelt werden, denke ich mir: Die muss man doch mal in Perspektive setzen. Denn das Mannschaft X vor einem Turnier seit Monaten ungeschlagen ist, war früher (also bevor Jogi Löw reihenweise Testspiele verloren hat) nichts Ungewöhnliches. Man trifft halt direkt vor einem Turnier nur selten auf die ganz großen Gegner, da man denen ja auch keine Geheimnisse verraten will. Und man sucht sich Gegner, die die Konkurrenz aus der Gruppenphase simulieren kann. Dazu spielt man in diesem Fall noch die Qualifikation fürs nächste Turnier, wo man, wenn man nicht Löw heißt, auch keine Niederlagen einsammelt.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die einzige Mannschaft, die nicht mit einer fetten Serie ohne Niederlage zum Turnier fährt, sind die Deutschen. Und bei den Italienern ist sie ein wenig länger... und kommt halt mit einem neuen Rekord: 1000 Minuten ohne Gegentor! Boah!

Aber auch hier muss man genauer hingucken: Die einzige "gute Angreifer" auf den die Italiener während dieser Serie getroffen sind, war Robert Lewandowksi. Beim Nations League Spiel gegen die Polen. Dazu kam ein Testspiel gegen die Tschechen, die Patrick Schick zur Halbzeit eingewechselt haben. Man muss dabei zwingend erwähnen, dass das noch nicht der "4 Tore bei einem Turnier? Geil, verkauft den für 75 Millionen" Stürmer war. Sondern eher der "Warum hält Peter Bosz an dem fest und lässt nicht Alario spielen?" Schick.

Natürlich wirkt es auf den ersten Blick super beeindruckend, wenn man seit dem 14.10.2020 ohne Gegentor ist. Aber wenn man dann feststellt, dass die Gegner San Marino oder Bulgarien hießen und nicht Frankreich oder Spanien.

Andererseits... haben wir Deutschen es Jogi sei Dank auch vergessen, wie es ist, wenn man 2 Spiele in Folge ohne Gegentor bleibt. Da kann man dann als Reporter natürlich auch hysterisch werden, wenn man so was sieht...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen