Donnerstag, 5. November 2015

Wenn ihr definitiv nicht als Feind haben wollt.

Ist Dr. Theo Zwanziger... deswegen muss ich auch jetzt sehr vorsichtig sein...

Ach was soll's, ich habe erst Montags gegen Yvonne Catterfeld geschossen... oh und Dienstag gegen Matthias Sammer... der eine mehr...

Für mich haben die ganzen schwarzen Kassen eine sehr, sehr interessante und bisher völlig unterschätzte Dimension: Warum gerade jetzt? Und da muss man sich mit der Person Zwanziger beschäftigen... sehr detailliert...

In den 2 Spiegel-Titelstorys gibt es einen sehr sehr schönes Zitat. "Aus Gründen des Quellenschutzes verzichtet der Spiegel darauf, diese und weitere Unterlagen, die sich in seinem Besitz befinden, seit sie die Redaktion in den vergangenen Wochen auf unterschiedlichen Wegen erreicht haben, zu faksimilieren."

Das steht in dem 2. Artikel vom 24.10. Ein schöner Satz. Das lustige daran ist: Der gesamte erste Artikel ist um ein Fax mit Handschriftlichen Notizen von Wolfgang Niersbach aufgebaut. Der Kreis der Leute, die dieses Fax jemals gesehen haben, dürfte sehr klein sein. Der Kreis derjeniger, die ein Interesse daran haben dieses Fax zu veröffentlichen, ist noch kleiner.

Vor allem: In dem 2. Akt des Dramas wird Theo Zwanziger als einer von seinem Gewissen Getriebener beschrieben. Und wie der Kronzeuge bei der Aufklärung dieses Skandals.

Fakt ist aber auch: Zwanziger wusste schon sehr lange von der Faktenlage. Seit 2005 um genau zu sein. Da hat das Gewissen aber ganz schön lange gebraucht, um sich durchzusetzen. Genau genommen so lange, bis mögliche Tatbestände verjährt sind... oh und bis der Niersbach kurz davor war, die nächste epischte Stufe seiner Karriere zu erklimmen: Der Nachfolger von Michel Platini zu werden. Als Uefa- oder Fifa-Pärsident. Je nach dem.

Und die restlichen Medien haben ihn schon mal in Stellung gebracht.

Hier meine These: Der Theo hat ihm das einfach nicht gegönnt.

Um das zu verstehen, muss man sich halt ein bisschen intensiver mit Zwanziger beschäftigen... und der öffentlichen Darstellung seiner Person.
Dass Zwanziger dem Niersbach nichts gönnt, wurde schon deutlich, als er die Rentenzahlungen an Niersbach hinterfragte. Und hey, die Vorwürfe, die Zwanziger da erhebt, sind durchaus legitim: Warum kriegt Niersbach schon mit schon mit 63 eine Altersvorsoge, die ihm erst mit 66 zusteht?
Damals wurde Zwanziger aber als verwirrter und verbitterter Alter Mann dargestellt.
Fakt ist aber: Wenn Zwanziger und Niersbach als gute Freunde auseinander gegangen wären, hätte er diese Zahlungen einfach verschwiegen. Von alleine wäre ja keiner auf die Idee gekommen so was zu hinterfragen.

Im Kicker war letztens ebenfalls ein sehr interessanter Artikel über die Bewertung von Zwanzigers Arbeit zu lesen. Da ging es zunächst darum, dass das Klima unter Niersbach jetzt so viel offener und freundlicher wäre. Ähm.. ja klar... So was hängt an der Stelle immer davon ab, wen man fragt... Viel interessanter war allerdings die Aussage, dass einige Projekte aus Zwanzigers Zeit gestoppt worden sind... genau genommen nur mit einer Begründung: Weil sie vom Theo kommen...

An der Stelle muss man auch mal erwähnen, dass Zwanziger ein verdammt guter DFB Präsident war. Der Umgang mit der Tragödie Enke, die Förderung des Frauen- und Breitenfußballs (Und ja, Zwanziger war als einziger wirklich ein Präsident für alle Mitglieder), das Eintreten gegen Homophobie und Fremdenfeindlichkeit... für all das stand der Präsident Zwanziger. Wenn mir jetzt einer von euch sagen kann, wofür Niersbach steht...
Anders ausgedrückt: Es gibt gute Gründe, warum Zwanziger das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse hat... und Niersbach dieses nie bekommen wird.

Dass dieser Mann jetzt von den Medien gerne als verwirrter und verbitterter alter Mann dargestellt wird... ist schon irgendwie komisch... Vor allen Dingen, weil diese Einschätzung keinerlei halt hat, wenn man sich mal mit dem Mann Zwanziger beschäftigt. Aber die Medien wollten ja verhindern, dass wir das tun...

Was uns zu der eigentlichen Frage bringt: Warum gerade jetzt?

Es hätte in den letzten Monaten so viele gute Zeitpunkte gegeben, die 6,7 Millionen Euro anzusprechen. Als Michael Garcia im Juli 2012 die Ermittlungen wegen der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 aufgenommen hat, hätte es ihm bestimmt auch geholfen, wenn man ihm Beweise, das bereits ältere Weltmeisterschaften verkauft worden sind, zugespielt worden wären.

Als die Fifa keine schwerwiegenden Verstöße feststellen konnte, hätte er im November 2012 mal veröffentlichen können, was alles als nicht so schwerwiegend angesehen wird (und die Fifa hat die 6,7 Millionen ja für das WM OK "gewaschen"...)

Als dann im Mai die ganze Korruptionsblase endgültig platzte... hätte man noch zusätzliches reinigendes Öl ins brennende Feuer kippen können...

Wenn es dem vom Gewissen getriebenen Zwanziger wirklich nur um eine Reinigung des ihm so wichtigen Fußballs gegangen wäre. Aber er schwieg jeweils. Erst jetzt lässt er sich zum Kronzeugen in den Medien machen. Und bringt sich damit natürlich auch selber in Bedrängnis.

Schließlich ist er Teil des OKs, dass jetzt ins Blickfeld der Staatsanwaltschaft rückt. Nur um mal zu erwähnen, dass Zwanziger durchaus gute Gründe hätte, weiterhin zu schweigen. Das würde ihm auch keiner vorwerfen. Es wir ihm eher vorgeworfen, dass er nicht das Maul hält, sondern als erster ausbricht und offen über die dunklen Geheimnisse spricht...

Im Wesentlichen macht Zwanziger gerade eine Sache: Er ruiniert die Karriere vom Niersbach. Er verhindert, dass dieser noch mal ein noch höheres Amt ausführen wird. 

Die wirklich lustige Pointe kommt aber ganz zum Schluss: Die Reaktion unserer Medien ist halt echt großartig. Vor dem 17.10. träumten alle davon, wie Wolfgang Niersbach bei der Fifa aufräumt. Der perfekte Kandidat für den Posten. Endlich, nach 111 Jahren, stellt der mitgliederstärkste Einzelverband auch den wichtigsten Mann. Und das ist nebenbei auch noch ein Journalist.

Seit dem ist es auf dieser Schiene verdammt ruhig geworden. Vielleicht haben die Medien auch einfach verstanden, dass es keinen deutschen Fifa-Präsidenten geben wird, solange dieser in irgendeinem Zusammenhang mit Zwanziger steht. Und da der Jahrelang beim DFB war, hat er zu jedem einen Zusammenhang...

Genau so lustig... ist die Bilderserie der Sportschau zum bitteren Ende einer Funktionärskarriere... Wenn ich mit meiner These richtig liege (und, was nebenbei auch mal erwähnt werden sollte, ich lag schon bei meiner "Niersbach kann gar nicht sauber sein" These richtig...) wird Zwanziger seine Karriere auch ohne Amt immer weiter führen.
Was ich nebenbei wirklich nicht verteufeln will... mir ist ein Zwanziger, der uns ab und zu unangenehme Wahrheiten auftischt, lieber als ein Franz Beckenbauer, der im Katar keine Sklaven gesehen hat.

Fest stehen aber 2 Dinge: Die Person Dr. Theo Zwanziger wird der Deutsche Fußball so schnell nicht wieder los.
Und den Mann will man nicht zum Feind haben.
Mit diesen beiden Fakten müssen sich jetzt alle Leute, die beim DFB etwas zu sagen haben, arrangieren.

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