Montag, 18. August 2025

Endlich wieder richtiger Fußball!

 Nicht diese Eventscheiße mit dem friedlich zahlenden Publikum. Richtiger Sport, mit richtigen Emotionen und einer richtigen Konferenz. Darauf haben wir doch gewartet. So nett die Frauen-EM war, genau das haben wir doch vermisst.

Leider scheinen die wesentlichen Emotionen Hass und Rassismus zu sein. Das ging praktisch schon los, bevor die Bundesligisten eingreifen. Die Fans von Hannover 96 und Rot-Weiß Essen trafen sich am Bahnhof zu einem kleinen Scharmützel... Das gehört sich halt so, wenn Traditionsfans sich lange nicht gesehen haben.

Die Fans von Hansa Rostock vielen zur Abwechslung mal nur im Zug und noch nicht im Stadion negativ auf. Wir haben den Punkt erreicht, wo Spieler in Testspielen rassistisch beleidigt werden. Und dann wurde am DFB-Pokal Wochenende direkt doppelt nachgelegt. In Potsdam und bei Lok Leipzig wurden Spieler rassistisch beleidigt.

Alles bedauerliche Einzelfälle. Also das kann man sich zumindest als RSV Eintracht Stansdorf einreden, wo der Täter gestellt und aus dem Stadion entfernt wurde, während die Fans Nazis Raus brüllten. In Leipzig... wurde der Betroffene Christopher Antwi-Adjei für den Rest des Spiels konsequent ausgepfiffen. Das ist anscheinend die logische Konsequenz auf eine "unterlasst rassistische Beleidigungen": eine rassistisch motivierte Kollektivstrafe. Also vom Kollektiv ausgeführt.

Und machen wir uns nichts vor: Wenn ein Deutscher mit afrikanischen Wurzeln dafür ausgepfiffen wird, dass er sich über eine rassistische Beleidigung beschwert, ist auch dies Rassismus. Und es beweist, dass dies bei Lok eben kein Einzelfall ist, sondern die ganze Gruppe so denkt. Was mich zu der offensichtlichen Frage bringt: Warum wurde dieses Spiel, in dem ein Spieler konstant rassistisch motiviert angegriffen wird, überhaupt zu Ende gespielt? Die solidarische Reaktion des Lok-Blocks wäre doch ein Anlass gewesen, dieses Elend zu beenden, wenn man wirklich gegen Rassismus wäre und nicht die Konsequenzen fürchten würde. So musste der Spieler da halt durch. War ja auch alles nicht so schlimm, der ist Schalker. Der würde sich wahrscheinlich eher wundern, wenn er nicht unmotiviert ausgepfiffen wird. Oder so.

Die Bundesligasaison hat noch nicht mal angefangen und wir hatten schon genug Vorfälle für das gesamte Jahr. Warum können wir uns da nicht mal an den Trendsetterinnen des Sommers orientieren und Fußball in ein friedliches und stimmungsvolles Familienfest verwandeln?

Stattdessen übernehmen wir die dämlichen Trends des Sommers: das Versagen vom Punkt. Jetzt nehmen die uns auch noch die Grundlage für all die sexistischen Sprüche. Wie fies ist das denn. 
Um das mal nachzuvollziehen: TomiakBux und Bero verschossen ihre Elfmeter "aus dem Spiel heraus". Nur einer von denen ist ein Amateur, die anderen spielen für Hannover und Bochum. Der Fehlschuss in Cottbus besiegelte sogar das Ausscheiden. 
Illertissen und Nürnberg vergaben in der Summe 3 Mal beim Elfmeterschießen. Das ist fast noch gut. Und Eintracht Norderstedt und der FC St. Pauli sammelten 4 Fehlschüsse in den ersten 3 Versuchen. Richtig gelesen: Joel Chima Fujita durfte nach seinem ersten Elfmeter nochmal antreten und verschoss erneut. Das schaffen nicht mal die Frauen.

Maarten Vandevoordt und das Torwortproblem. Der Belgier soll ein guter Torwart sein. Und ein noch besserer Torwart werden. Aber er ist im Moment anscheinend schlechter als Péter Gulácsi, weshalb er jetzt im DFB-Pokal spielt. Ich halte das auf 2 Ebenen für problematisch: Zum einen erschwert man sich selbst unmotiviert das Saisonziel. Und bei RB geht ja alles darum, nächstes Jahr wieder international zu spielen. Und der einfachste, 2 Mal erfolgreich absolvierte Weg, wäre ein Sieg im DFB-Pokal. Dazu holt man auch noch einen Titel, was sich immer gut auf dem Briefkopf macht. Und Arminia Bielefeld hat erst letzte Saison bewiesen, wie man sich in einen Rausch spielen kann. Der VfB Stuttgart hat eine mäßige Saison mit einem Pokalsieg gecrosst. In dem Fall ist es erlaubt, ein mäßiges Graffiti einfach zu übermalen. Aber überraschend viele Bundesligisten entscheiden sich mittlerweile dafür, auf einer sensiblen Position zu rotieren und sich selbst in den Fuß zu schießen, wie es sonst nur der HSV macht.
Das bringt mich zum Übergang: Das HSV-Mitglied Yannick Grieß erzielte das 1:0 für den FK Pirmasens. Die hätten fast die Sensation geschafft. Und genau um diese Geschichten geht es doch.
Aber man sollte diese Geschichten auch als Bundesligist mit dem nötigen Anstand angehen. Also der DFB-Pokal ist ja quasi das Bonuslevel zum Tag der Amateure. So unwahrscheinlich das ist: Es ist die einzige Möglichkeit für Normalsterbliche, ein Pflichtspiel gegen Manuel Neuer zu absolvieren. Und auch wenn dies das Extrembeispiel ist: Genau darum geht es an diesem Wochenende. Nur damit der Torhüter dann sagt "Vielleicht bin ich gar nicht Manuel Neuer"... weil wir uns dafür entschieden haben, im Pokal auf den Ersatztorhüter zu setzen... ist für mich irgendwie ein Vertragsbruch. Macht das von mir aus in den späteren Runden, wenn ihr gegen die Bundesligisten antretet. Aber nicht gegen die Amateure.

Vor allem, wenn der Ersatztorwart ganz realistisch nichts von diesem Spiel haben kann. Er kann dieses Spiel nichjt gewinnen. Im Normalfall hält er 2 Bälle, die er aber auch halten muss. Selbst wenn die Amateure sich überraschend widerspenstig zeigen, wird niemand in deinem Verein jemals das Video zu diesem Spiel wieder auspacken. Und wenn die Kollegen vor dir sich richtig dumm anstellen, hast du den Makel einer epischen Blamage in deinem Lebenslauf stehen... Obwohl die 90 Minuten und 30 Torschüsse Zeit hatten, um deinen Patzer zum 1:0 zu revidieren. Though Luck, jetzt viel Spaß auf der Bank.

Apropos Bonuslevel: VfB Stuttgart - Bayern München: Dass die DFL in Kooperation mit dem DFB diesen Bonustag der Amateure kapert, um seinen völlig irrelevanten Supercup auszutragen, ist ein dreister Arschloch-Move. Dieses Jahr hatte man wenigstens das Losglück, dass beide im Pokal gegen Profimannschaften antreten. Aber Teutonoa Ottensen hat ja schon die Erfahrung machen müssen, wie beschissen es für eine Amateurmannschaft ist, wenn die plötzlich unter der Woche ihr Pokalspiel austragen müssen. Da wird aus dem größten Fest der Vereinsgeschichte ein trostloses Auswärtsspiel. Trotzdem muss der Supercup weiterhin am Pokalwochenende ausgetragen werden. 

Dass der Rahmenterminkalender zu voll ist, um einen vernünftigen Termin zu finden, ist tragisch. Aber daran kann man ja nichts ändern. Und wenn keine Klub-WM gewesen wäre, wären die Bayern freiwillig nach Amerika geflogen, also kann man den Pokal "schlecht" am 10.08. austragen. Aber dann legt doch den irrelevanten Spaß-Wettbewerb auf einen Mittwoch und nicht den einen Berührungspunkt zwischen Amateuren und Profis.

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