Freitag, 4. August 2023

Die "Wir haben den Urlaub schon gebucht" Elf

 Was macht man nicht alles, im Sinne der Gleichberechtigung. Also wo der Postillion mich über den Gender-Häme-Gap informiert hat, ist es natürlich richtig und wichtig, dass auch die Frauen die erste offizielle "Wir haben den Urlaub schon gebucht"-Elf bekommen.

Hier werden nun die Spielerinnen nominiert, deren Leistungen sich am ehesten dadurch erklären lassen, dass sie den Rest des Augusts lieber im sonnigen Nimbin als im verregneten Sydney verbringen. Nimbin soll ja auch sehr schön sein... obwohl es dort den ersten medizinisch nachgewiesenen Haschisch-Toten gab.

Young-Geul Yoon

Mengwen Li - Benadetta Orsi - Vanessa Gilles - Ruthny Mathurin

Rose Lavelle -Sara Däbritz - Lina Magull

Marta - Christine Sinclair - Megan Rapinoe

Einzelkritik:

Young-Geul Yoon - Südkorea: Kurz bevor sie den harmlosen Schuss von Linda Caicedo zum 2:0 durchwinkte, erwähnte der Kommentator, dass sie unbedingt nach England will. Da dachte ich dann sofort: dafür imitiert sie dann auch direkt einen englischen Nationaltorwart. Genial. Das eigentlich wichtige: Das war der einzige wirklich krasse Patzer einer Torhüterin bei dieser WM. Da sieht man auch, was sich im Frauenfußball alles so tut. Dummerweise reicht dann auch ein Patzer, obwohl sie später im Turnier gegen Popp großartig parierte und Deutschlands aus mitbesiegelte...

Mengwen Li - China: Ok, ich muss zugeben, dass es super schwierig ist, Verteidigerinnen zu nominieren. Oder allgemein Defensivspielerinnen. Es gibt halt immer noch keine Kicker-Noten, an denen man sich orientieren kann. Also außer, wenn Deutschland spielt. Jetzt kann ich die Sofascore Seite nehmen und einfach die am schlechtesten bewerteten Spielerinnen nehmen, aber das erscheint auch ein wenig unfair. Vor allem war Mengwen Li laut dieser Statistik eine der besten Chinesinnen. Am Ende gewinnt der Pragmatismus: Ich muss eine chinesische Verteidigerin für das 1:6 Debakel gegen England nominieren und ich entscheide mich für die Dame, die bei Paris St. Germain unter Vertrag steht.

Benadetta Orsi - Italien: Was natürlich nicht bedeutet, dass sie am schlechtesten bewertete Spielerin hier nicht trotzdem auftaucht. Aber nur, weil ich sie wegen des katastrophalen Eigentores zum 1:1 gegen Südafrika eh auf dem Schirm hatte. So kann man eine Wende im Spiel auch einleiten. Realistisch gesehen wird das die einzige Szene dieser Frau sein, die wir jemals gesehen haben werden... aber immerhin haben wir sie gesehen.

Vanessa Gilles - Kanada: Ich hätte hier auch ihre Kollegin Kadeisha Buchanan nominieren können, die beiden nehmen sich wenig. Vielleicht wäre es sogar fairer gewesen, die alten Veteraninnen von Olympique Lyon und Chelsea WFC der jungen Italienerin vorzuziehen. Die andere der beiden sitzt definitiv auf der Ersatzbank. Beide müssen als Innenverteidigerin halt das 0:4 gegen Australien verantworten. Und damit auch das Vorrundenaus der Olympiasiegerinnen.

Ruthny Mathurin - Haiti: Eigentlich wollte ich ja keine Spielerinnen der "kleinen Nationen" nominieren. Aber wenn jemand trotz Überzahl in der Schlussphase einen Elfmeter verursacht und damit das Ausscheiden seiner Mannschaft besiegelt, kommt man halt nicht dran vorbei. 

Rose Lavelle - USA: Lavelle war ja quasi die personifizierte Hoffnung vor dem 3. Gruppenspiel, dass bei den Amerikanerinnen vielleicht doch alles gut wird. Mit ihrer Hereinnahme gegen die Niederlande ging schon ein Ruck durch die Mannschaft. Im dritten Spiel sollte sie endlich wieder fit genug für die Startelf sein... und dann holt sie sich direkt ihre 2. Gelbe Karte im 2. Spiel ab. Da hat jemand anscheinend keinen Bock auf ein schwieriges Achtelfinale.

Sara Däbritz und Lina Magull - Deutschland: Das Ganze ist ganz einfach erklärt: Dass Deutschland nur die eine Waffe in der Offensive hatte, lag im Wesentlichen daran, dass diese beiden Spielerinnen nie ins Turnier gefunden haben. Magull war nach dem Kolumbien-Spiel so weit raus, dass sie nicht mal als Einwechselspielerin gebracht wurde. Laut FoxSports kommen die beiden zusammen auf eine "kreierte Chance"... Trotz des 6:0 gegen Marokko. Das waren am Ende die beiden Positionen, in denen Deutschland nicht gut genug war. Der "Rest" sind dann Folgefehler. Also dass Bühl und Brand auf den Außen so isoliert waren, hängt halt auch mit den beiden zusammen.

Marta - Brasilien: Marta im letzten Spiel in die Startformation zu stellen, war eher ein Verzweiflungsakt. Und vor allem wahrscheinlich strategisch falsch, sie nach der Pause als belebendes Element zu bringen, damit sie noch Luft hat, wenn die anderen müde werden, wäre der Ansatz gewesen. In der ersten Halbzeit konnte sie noch die Mitläuferin geben, in der 2. tauchte sie dann komplett ab. Aber hey, immerhin fiel sie nicht negativ auf...

Christine Sinclair - Kanada: Sinclair eröffnete ihre persönliche WM mit einem verschossenen Elfmeter gegen Nigeria. Im zweiten Spiel kam sie zur Pause und war damit bei den einzigen starken 20 Minuten der Kanadierinnen zumindest anwesend. Im letzten Spiel wurde sie dann beim Stand von 0:2 zur Pause ausgewechselt. Da gab es nicht mal einen Verabschiedung-Applaus.

Megan Rapinoe - USA: Ja, Rapinoe ist noch dabei. Wie auch Lavelle. Aber bei keiner Spielerin ist die Diskrepanz zwischen Außenwirkung und spielerischer Leistung so extrem. Also als sie gegen Portugal eingewechselt wurde, ging ein richtiger Ruck durchs Stadion. Die ersten Fehlpässe wurden aus Prinzip frenetisch bejubelt. Das ließ dann aber doch deutlich nach, als man merkte, dass sie derzeit einfach nicht in der Lage ist, einen positiven Einfluss auf das Spiel zu nehmen. Ob das an tieferliegenden Problemen bei den Amis liegt oder sie halt einfach zu alt ist, werden wir in den nächsten Tagen erfahren. Wahrscheinlich hat sie am Ende den Zeitpunkt zum Rücktritt aus der Nationalmannschaft verpasst. Aber wer will das der wohl wichtigsten Fußballerin der letzten 10 bis 15 Jahre ins Gesicht sagen? Die ist halt so groß, dass sie alleine entscheidet, wann Schluss ist.

Ersatzspielerinnen.
Kadeisha Buchanan haben wir schon erwähnt. Klara Bühl und Jule Brand sollen auch nicht ganz ungeschoren davon kommen, von beiden hätte man mehr erwarten müssen. Aber die wichtigste Personalie auf der Bank ist:
Ada Hegerberg ist ebenfalls interessant: Also mit ihr verliert Norwegen gegen Neuseeland, ohne sie gewinnen sie 6:0 gegen Panama. Und Hegerberg war jahrelang die beste Spielerin der Welt. Da ist es kein gutes Zeichen, wenn deine Nationalmannschaft ohne dich besser spielt, als mit dir.

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