Mittwoch, 4. Dezember 2019

Was mich an der aktuellen "Poliziekosten" Diskussion ja am meisten irritiert

Und Vorsicht, jetzt wird es politisch. Also so richtig politisch.

Also laut Montags-Kicker weist Roger Lewentz auf der Innenministerkonferenz darauf hin, dass sich die DFL "mit Blick auf die steigenden Milliardenumsätze" an den Polizeikosten beteiligen könnte. "Eine bundeseinheitliche Gebührenordnung ist vorstellbar." Was nicht alle so sehen, andere wollen das Polizei-Monopol beim Staat lassen.

Und gestern streiten sich dann Karlheinz Rummenigge und Marco Bode über ihr Solidaritätsverständnis. Jeder aus seiner egoistischen Sichtweise. So, dass er weniger bezahlen muss.

Wisst ihr, was das faszinierende daran ist: Es gibt in diesem Land bereits eine bundeseinheitliche Gebührenordnung, die zumindest grob auf Solidaritätsbasis funktioniert. Also so, dass die die mehr haben zumindest theoretisch mehr bezahlen, als die, die nichts haben. Und durch diesen Beitrag wird dann der Staatsapparat finanziert. Also die Millionengehälter für Uschis Berater, ohne die hier alles zusammenbrechen würde. Diese Gebührenordnung nennt man ganz praktisch "Steuern".

Hier wurde ja schon mal grob vorgerechnet, dass ein Verein wie Werder Bremen verdammt viele Steuern für die Stadt Bremen generiert. Dass das von Werder Seite noch niemand erwähnt hat, ist schon irgendwie komisch.

Dass jetzt selbst die Innenministerkonferenz, auch wenn sie indirekt praktisch von einer Steuer sprechen, den Begriff an sich meiden. Weil der Ruf dieser Zwangsabgaben halt verdammt schlecht ist. Wir glauben halt, dass mehr Steuern Arbeitsplätze vernichtet... oder so.

Praktisch gesehen wäre es kein Problem Veranstaltungen mit einem garantiert erhöhtem Polizeiaufkommen (also Bundesligaspiele, Oktoberfeste und Nazi-Festivals) mit einer entsprechenden Steuer zu belegen, durch die die Polizeieinsätze finanziert werden. Die kann so hoch angesetzt werden, dass sie der DFL mit ihrem Milliardenumsätzen nicht mal schadet und trotzdem alle kosten deckt. Die Regierung kann das morgen beschließen, wenn sie das wollen.

Oder man macht es wie die Franzosen und hebt den Spitzensteuersatz an. Alle Bundesligaprofis zahlen den... Da kommt auch einiges an Kohle zusammen.

Oder sie rechnen durch, dass die Polizeikosten bereits durch all die Steuern, die solche Veranstaltungen generieren, bezahlt werden. Wenn man zu diesem Schluss kommt, kann man die Debatte dann auch beenden. Und jedes Mal, wenn ein "Zivilist" mit dem "Warum verschwenden wir dafür Steuergelder" Argument kommt, kann man dann mit dem "Wir haben das durch gerechnet, die zahlen mehr Steuern als du" kontern.

So oder so wäre es ein sachliches und definitives Ende dieser an sich sinnlosen Debatte.
Aber es ist echt faszinierend, wie viel Angst man in diesem Land vor Steuern hat. Wie dieser Begriff von allen Beteiligten krampfhaft vermieden wird. Und dadurch kann man die eigentlich nötige Debatte nicht führen: Zahlt die Bundesliga genug Steuern auf alles, was die so machen, oder nicht?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen