Dienstag, 9. Dezember 2014

Kann die Torlinientechnologie eigentlich auch Abseits?

Nein? Dann müssen wir dafür wohl auf den Videobeweis warten...

Oder wie der Mainzer Manager Christian Heidel vorher so treffend sagte: "Ich möchte wegen so etwas nicht absteigen."

Dumm nur, dass wir bei dem "so etwas" die völlig falschen Prioritäten haben... Und es gibt dafür kein besseres Beispiel als das erste Bundesligaspiel nach der Entscheidung für die Torlinientechnologie.

Es gab in diesem Spiel 2 (vom Einfluss aufs Spiel gesehen) krasse Fehlentscheidungen... die man mit Hilfe von Technik innerhalb von Sekunden hätte lösen können...

Die erste Szene ist logischer Weise das Abseitstor zum theoretischen 2:0 von Pierre-Emerick Aubameyang. Gerade in dem Moment ein eigentlich unentschuldbarer Fehler des Linienrichters: Wir reden von einer Standartsituation, einer Kopfball-Verlängerung und einem ganz klaren Tor. Dass man bei Diagonalpässen auf einen durchstartenden Stürmer... gegen eine herausrückende Abwehr über 30 Metern beim Abseits mal daneben liegt... genau genommen ist es ein Wunder, wie oft die Linienrichter bei solchen Aktionen richtig liegen... Aber bei einem Quasi Querpass nach einem ruhenden Ball auf Abseits zu entscheiden... aber hey, das wird entsprechenden Linienrichter mittlerweile selbst so sehen...

Dennoch ist euch bewusst, dass man relativ leicht die Position eines jeden Spielers auf dem Feld orten kann? Also allein schon in dem Moment, wo wir die Laufleistung eines jeden Spielers erfassen lassen... jetzt ein Programm zu schreiben, dass diese Daten sofort im Zusammenhang setzt und den Assistenten auf Nachfrage per Kopfdruck mitteilt, ob da jemand im Abseits steht, wäre nicht das ganz große Problem... Nur an der Auslegung des Passiven Abseits würde so ein Programm wahrscheinlich scheitern... da müsste man halt mal 500.000 in einen ordentlichen Programmierer stecken...

Die 2. Szene ist genau so klar und es geht um den nicht gegebenen Elfmeter... Schiedsrichter Felix Zwayer wird sich selber fragen, wie er diese Szene nicht als Foul werten konnte... Schließlich gilt immer noch Regel eins: Ein Fußball-Feld ist keine Liegewiese...

Natürlich kann der neutrale Zuschauer jetzt behaupten, dass sich das ja ausgeglichen hat und das bei perfekten Schiedsrichtern das Spiel 2:1 geendet hätte... und wie oft entscheidet denn ein erzieltes Tor über Abstieg und Klassenerhalt?

Aber, und das ist an der Stelle das Wesentliche: Die Fragen "Abseits oder nicht?" und "(Hand-)Elfmeter oder nicht?" kommen jedes Wochenende aufs neue... Die Frage "Tor oder nicht?"... wesentlich seltener... und dann auch meistens mit einem "Ja, wir sind uns alle ziemlich sicher, dass das Schiedsrichter-Gespann richtig entschieden hat." als Antwort...

Um mal die Absurdität der gemeinen Logik darzustellen: Wenn der Linienrichter die Fahne unten gelassen, Aubameyang dann denn Ball aber an die Unterkante der Latte geköpft hätte... hätten das alle als das ultimative Pro-Argument für die neue Technologie interpretiert... Da sich der Wahrnehmungsfehler aber nur auf "Abseits oder nicht" beschränkte, sagen jetzt alle "Ach, mein Gott, kommt vor, das war ja nicht so schlimm"... Obwohl der Effekt (es fehlt dem Spiel ein Tor) derselbe ist...
Und... um noch einen Schritt weiter zu gehen: Für den äußerst selten Aufkommenden Fall stecken wir 200.000 Euro in jedes Bundesligastadion... das sind insgesamt erst Mal 3,4 Millionen Euro, die man auch an Gute Zwecke spenden könnte... wenn man dann aber die Situation, die in jedem Spiel aufkommt, lösen will... sagen alle "Ach, mein Gott, das ist doch zu viel Aufwand... so wichtig ist uns die Geschichte mit der Gerechtigkeit doch nicht..."

Bis irgendwann jemand wegen eines Abseitstores absteigt...

Oh, und nur so nebenbei: Die These, dass das Originale Wembley Tor dem Fußball eher geholfen als geschadet hat, hat meine Wenigkeit schon letztes Jahr aufgestellt... Dummer Weise ist keiner unsere gut bezahlten Journalisten gewillt so weit zu denken...

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