Mittwoch, 30. Dezember 2020

Passives Abseits: Albumcharts 2020

Let's have some fun, shall we? Traditionen müssen halt gepflegt werden. Und weil man ja nicht nur auf den ganzen negativen Scheiß zurück blicken will... hier die Liste meiner neuen Lieblingsalben, über die ich in den letzten 12 Monaten und paar Wochen gestolpert bin...
Apropos: Noch ein wichtiger Hinweis an alle, die in den nächsten Tagen darüber nachdenken ein "2020 war so Scheiße, aber ist ja zum Glück vorbei... 2021 kann nur besser werden" posten wollen: Scrollt mal ein Jahr in eurer persönlichen Timeline zurück und überlegt, wie viele in eurem Umfeld genau das Ende des letzten Jahres gesagt haben... anscheinend dachte sich 2020 da: Challenge accepted. Lasst uns 2021 also nicht unnötig provozieren.

Platz 24: Chef'Special - Unfold: Ist das Album besser als Amigo, welches es auf Platz 16 des Vorjahres schaffte? Wahrscheinlich nicht, es fehlt aber dieses Live-Flashback Feeling. So bleibt dann Kaleidoscope als bestes Feel Good Stück übrig.

Platz 23: Joy Denalane - Let yourself be loved: Irgendwie ist es unfair. Also spätestens als ich die Frau letztes Jahr mit ihrem Ehemann live sehen durfte, stellt sich die Frage nach der besten Deutschen Gesangsstimme für mich nicht mehr: Joy ist einfach überragend. Aber trotzdem sind die Alben am Ende "nur" nett. Jetzt liefert sie ein super solides Soul Album ab. Mit den ganz großen Produzenten und amerikanischen Feature Gästen. Und da ist auch viel gutes dabei. Aber am Ende fehlen die herausragenden Stücke... Das geht aber nicht nur diesem Album so, sondern auch:

Platz 22: Murs and Slug - Felt 4 You: Als ich Atmosphere von der letzten Liste gestrichen habe, dachte ich nicht, dass Slug in den nächsten 12 Monaten 3 Alben raushaut. Also für nen bisschen Kontext: Murs und Slug sind dicke Freunde, die sich in unregelmäßigen Abständen treffen und Alben "for the fun of it" machen. Das war, weil Slug ja immer so ein emotionaler, komplexer Lyriker war, früher durchaus wichtig. Mittlerweile haut er aber auch mit Atmosphere regelmäßig wesentlich entspanntere Dinger raus. Und macht allgemein den Eindruck, dass er hauptsächlich noch rappt, weil er immer noch Bock auf Rap hat. Was halt den Felt Projekten diesen Sonderstatus, den vor allem die ersten beiden Teile hatten, nimmt. Dafür gibt sich Slug beim Rappen mittlerweile wieder richtig Mühe, was er zwischenzeitlich auch vernachlässigt hat... Und Murs is better then your favorite Rapper. Always has been. Aber am Ende ist er trotzdem nicht mein Lieblingsrapper...

Platz 21: Die Sterne - Die Sterne: Eine Band, die so alt ist, dass sie die Hamburger Schule gegründet haben. Also zumindest Frank Spilker der als einziges Gründungsmitglied noch übrig ist. Wer also Bock auf Indie und extrem gute deutsche Texte hat, sollte sich dieses Album auf jeden Fall gönnen. Und sich daran erinnern, dass wir in den besten Demokratien leben... Nebenbei muss ich an der Stelle erwähnen, dass Die Sterne die letzte Band war, die ich vor dem ersten Lockdown gesehen habe. Quasi am Abend, bevor alles vorbei war. Und ja, das war extrem unvernünftig, aber es war halt auch bis heute das letzte Konzert, welches ohne Abstandsregeln und ähnlichem kam. Ich vermisse solche Veranstaltungen dermaßen...

Platz 20: Tina Dico - Fastland: Denn Live-Konzerte sind, mehr noch als Songs, Something you can keep. Und ja, dieser Song ist an sich nichts überragendes... wenn man ihn aber mitten in einer Pandemie während des jährlichen Reeperbahn-Festivals plötzlich live hört, trifft er einen ganz anders. Und von all den Skandinavischen Liedermachern, die dieses Jahr auf diesem Festival auftreten konnten, (weil halt alles, was gerade so ging, nur ne Nummer kleiner ging,) war sie die herausragendste. 

Platz 19: Juse Ju - Millenium: Genau genommen hat sich Juse Ju ja bisher nur als "Feature Gast" oder "Crewmitglied" hervorgetan. Also klar, in Kombination mit Edgar Wasser oder Fatoni... Oder anders ausgedrückt: Nur Nazis haben Vorurteile! Aber dann kam dieses Album und vor allem "Model in Tokio"... Und dann fällt einem auf, dass der neue Juse Ju Scheiß auch ohne Fatoni funktioniert.

Platz 18: Reinhard Mey - Das Haus an der Ampel: Die Art und Weise, wie Reinhard Mey mit Sprache umgeht, ist einfach einzigartig. Die Liebe zum Detail in den Bildern ist der absolute Wahnsinn. Und natürlich kommt hier wie immer der Disclaimer, dass er sich nicht mehr auf dem Niveau des an sich gar nicht mehr Jungen Reinhard Meys aus den 80ern messen lassen kann. Aber das kann halt auch sonst niemand. Dazu kommt halt der Fakt, dass ich den Titelsong direkt nach der Veröffentlichung nachspielen durfte... Manchmal sind es halt die kleine, emotionalen Momente, die einen die Musik lieben lassen.

Platz 17: Klan - Sommerseite/Winterseite: Klan klingen nen bisschen wie Clueso, nur ohne die hardcore nerd Vergangenheit, die Cluesos Frühwerk so sympathisch macht. Was auch nur bedeutet: Im Gegensatz zu Clueso müssen sie sich nicht mit dem herausragenden "Gute Musik" Album vergleichen lassen. Deswegen dürfen die seichte Popmusik in deutscher Sprache machen, ohne dass es dafür Vorwürfe von mir gibt.

Platz 16: Samy Deluxe - Hochkultur: Samy ist und bleibt DER BESTE RAPPER im Land. Also technisch gesehen kommt da keiner ran. Vor 20 Jahren hätte das auch gereicht, um garantiert DAS ALBUM DES JAHRES abzuliefern. Mittlerweile hat man sich halt irgendwie dran gewöhnt, dass Samy auf einem Niveau rappt, an das keiner ran kommt. Aber, und das muss dringend festgehalten werden: Auf diesem Album sagt er auch einige richtig sinnvolle Sachen. So redet mann nicht über Mama sei da mal als explizites Beispiel erwähnt.

Platz 15: Sa-Roc - The Sharecropper's Daughter: Wo wir schon dabei sind die richtig guten Rapper abzuarbeiten: Sa-Roc. Nur weil es mich nicht mehr so begeistert, wie vor 20 Jahren, bedeutet dies ja nicht, dass ich nicht immer noch gerne guten Rap höre. Und "Forever" ist einer dieser "Deswegen liebe ich Indie-Rap" Songs.

Platz 14: Sketches on Duality - Spectrum: Stellt euch vor, ihr stolpert an einem Donnerstag Abend (oder war es Mittwoch? Details) ziemlich erschöpft und nach 8 Live-Bands in den "Where the Beatles played first" Laden und seht da dann um kurz vor 12 diese obskure Band, die perfekt Jazz mit Rap verbindet... und denkt dann: Genau so muss das laufen! Und ja, Sketches on Duality ist eine der zahllosen Reeperbahn-Festival Entdeckungen. Das Album ist deswegen hervorragend, weil Jahson The Scientist als Rapper so gut ist, dass die Musiker sich nicht seinetwegen zurückhalten müssen...
Oh und dann noch ne kurze Story Time: Mein Bruder und ich haben uns monatelang davor gedrückt, das Album als MP3 zu kaufen... Aber als die dann doch ein limitiertes Vinyl-Release bekannt gaben, bestellte mein Bruder gleich 2, ohne mich überhaupt zu fragen, ob ich auch eine brauche. Das beschreibt unser Verhältnis zur Musik ganz treffend.

Platz 13: Blond - Martini Sprite: Ich mag solche Alben einfach. Also Songs, bei denen man zunächst denkt: Ist ja lustig... und dann bei genaueren Hinhören feststellt, dass es um richtig ernsten Scheiß geht. Also nehmen wir mal "Sie" als Beispiel, welches mit einem euphorischen "Mein Herz macht Boom Boom" anfängt, dann aber ganz schnell in die Angst von Frauen nachts alleine heim zugehen abdriftet. Das hätte ich denen so nicht zugetraut.
Das ganze kommt dann mit einem klaren feministischen Anstrich. Dafür, dass sie oft so ernste Themen ansprechen, machen die viel zu viel Spaß...

Platz 12: Dota - Kaléko: Was, jetzt schon? Ist doch noch viel zu früh für ein Dota Album auf dieser Liste? Ok, dies hier ist "nur" ein "Nebenprojekt", in dem Gedichttexte von Mascha Kaléko vertont werden. All das auf dem musikalischen Niveau, an das man sich mittlerweile auch irgendwie gewöhnt hat. Und mit einigen überraschenden Gastauftritten. Also dass sie Hannes Wader für dieses Projekt aus dem Ruhestand geholt hat, sagt schon einiges aus. Und seit dem das Album im Umlauf ist, versuche ich den Begriff "kognakfroh" wiederzubeleben. Mit eher mäßigen Erfolg, aber gewöhnt euch schon mal dran...

Platz 11: Falk - Ist das glutenfrei? Dieses Album hat 2 große Probleme: Zum einen kannte der Konzertjunkie 80% der Lieder schon vorher von den Konzerten. Zum anderen hat sich das zynische Arschloch gegen den Melancholiker durchgesetzt. Beides sind absolute Luxusprobleme. "Im Biomarkt" ist seit 2017 halt nicht schlechter geworden. Wer also Bock auf zynische Geschichten hat, ist hier genau richtig...

Platz 10: Chloe, Halle - Ungodly Hour: Mittlerweile ohne X in der Mitte. Trotzdem ein regelmäßiger Gast in dieser Liste. The Ungodly Hour ist dann die Antwort auf die Frage: Was werden die wohl machen, wenn sie endlich trinken dürfen... Die Antwort: Fluchen und Fremdgehen. Also geflucht wird relativ wenig, übers Betrügen geht es überraschend häufig. Und faszinierender Weise aus allen möglichen Perspektiven. Also "Busy Boy" kommt mit folgender Zeile:

"You sendin' me too many pictures of your... (Oh)
Baby, are you drunk?
Or did you mean to send it to another girl? (Another girl)
And by the way
I think I just stumbled on your girlfriend's page (Oh, no)
Congratulations
She sayin' that the baby comin' any day"

"Wonder what she thinks of me" fängt dagegen mit

"I wonder what she thinks of me when you're coming home
I know that she smells my perfume under your cologne"

an... Aber mach mir keine Vorwürfe, ich bin schließlich nicht die Erste, mit der du deine Frau betrügst... An der Stelle bleibt zu erwähnen, dass die beiden praktisch alles selber schreiben und produzieren. Vielleicht sind sie doch nicht so gut erzogen, wie wir alle vor 2 Jahren dachten... Anyhow, ich warte weiterhin auf den ganz großen Durchbruch, der eigentlich bei jedem Grammy oder VMA Auftritt angekündigt wird...

Platz 9: Kinderzimmer Production - Todesverachtung to go: Oh yeah! Ganz ehrlich: Mit einem Kinderzimmer Productions Comeback habe ich nicht mehr gerechnet... Und das dieses Album dann so sehr nach dieser einzigartigen Band klingt... "Ja, liebe Nachbarn, da verdiene ich Geld mit!" "Lass die Putzfrau entschieden ob das Kunst ist oder weg kann." Und klar, auch nach 20 Jahren weiß niemand, ob Textor unfassbar tiefgründig oder unglaublich flach ist. Aber genau das macht den Reiz aus. Und es gibt keine andere Band, die so klingt...

Platz 8: Alicia Keys - Alicia: Dieses Album könnte langfristig noch deutlich nach oben schießen, denn das Ticket zur Live Show, datiert mit Juni 2020, liegt immer noch auf meinem Schreibtisch. Und Songs wie "Underdog", "Perfect way to die" und "Good Job" durch entsprechende Gänsehautauftritte mehrere Kategorien nach oben zu rutschen. Da sie mit dem "Here" Album nie auf Tour gegangen ist, gibt es da einiges, was unbedingt mal gespielt werden sollte. 

Platz 6+7: Atmosphere - Whenever / The Day Before Helloween: Habe ich schon erwähnt, dass mein absoluter Lieblingsrapper Slug dieses "Jahr" 3 Alben veröffentlicht hat? Scrollt hoch... Ja, habe ich, Habe ich auch schon darauf hingewiesen, dass ich aus diesen Alben nicht wirklich schlau werde? Also eigentlich kam Whenever schon nen knappes Jahr zu früh. Ich war noch nicht annähernd fertig mit dem "La Vida Loca" Album. Dann war ich mir nicht ganz sicher, ob dies nicht eines dieser "Übergangsprojekte" ist. Also Atmosphere hatten jahrelang die Angewohnheit die Zeit zwischen den alle 3 Jahre erscheinenden Alben mit "Sad Clown Bad Dub" EPs oder Gratisdownloads" zu überbrücken. Diese Projekte funktionierten auch immer als "Wegweiser" zum nächsten richtigen Album. Und häufig wurden dort einfachere Geschichten verpackt. "Postal Lady" klingt genau so. Was für sich genommen gar nicht weiter schlimm ist, aber irgendwie doch Teil des Problems. Denn während man beim Durchhören der "richtigen Releases" immer genau wusste, in welcher künstlerischen Phase man sich gerade befindet, könnte dieser Song auf 4 Zwischenprojekte passen. Oder nen Murs Part vertragen, was es zu Dirty Girl Part 2 werden lassen würde.
Auf der anderen Seite wurde halt auch in der Präsentation viel zu viel Aufwand betrieben, um es als Nebenprojekt zu kategorisieren. Also wir reden von hochwertigen Videos für "Bde Maka Ska" und "Lovely" Lovely kommt sogar mit nem richtigen Ant Auftritt, das hätte es früher nie gegeben. Also ist Whenever am Ende einfach das erste Atmosphere Album, dem dieser richtige Übertrack fehlt.
Und weil das dann nicht reicht, gibt es "The Day Before Helloween". Mit von Jason Goldwatch produzierten 40 Minuten Video... Welches aber mit einer dringenden Warnung kommt: Ihr solltet euch vorher "The Wall" von Pink Floyd angucken... und wenn euch das nicht verstört, könnt ihr euch auch an diesem Projekt ausprobieren. Ihr seid gewarnt. Vor allem hat mir das gucken des Filmes auch beim 3. Versuch nicht wirklich beim verstehen des Albums geholfen... Aber auch The Day Before Helloween ist definitiv zu komplex um als "Haben wir so nebenbei gemacht" durch zugehen. Vor allem klingt es gerade im Vergleich zu Whenever wieder komplett eigen. Also wenn man zufällig in der Playlist auf einen Song dieses Albums stolpert, wird man sofort wissen, wo man gerade ist. Und so was mag ich halt immer sehr. 

Platz 5: 100 Kiloherz - StadtLandFlucht: Heute in der beliebten Serie: Warum habe ich die alten Feine Sahne Fischfilet Sachen eigentlich nie so wirklich gefeiert? Also ja, 100 Kiloherz klingen wie Feine Sahne in ihren Anfangsjahren. Die Bläser können ungefähr 2 Variationen einer Melodie spielen, die ständig wieder verwendet wird. Das Album ist definitiv eher Punk als Abwechslungsreich. Dafür kommt es mit verdammt viel Energie und es hat hat mit "An Ampeln" auch einen dieser Überhits des Jahres. Also wie in dem Text immer nur wenige kleine Worte ausgetauscht werden, sich trotzdem alles ändert, ist einfach nur großartig.

Platz 4: Theodor Shitstorm - Sie werden dich lieben: Heute in der beliebten Serie: Wie konnte ich das so lange verpassen? Also das Album ist von 2018. Und spätestens 2019 sagte mein Vater mir, dass ich das unbedingt mal hören muss. Ich kam aber erst Anfang 2020 dazu. Jetzt könnte ich einfach auf das nächste Album warten, welches für 2021 angekündigt wurde... aber dafür ist das Album zu gut. "Depression" ist eine perfekte musikalische Umsetzung dieses so ernsten Themas. Nur echt mit Ohrwurm-Chorus... "Mama, schick mir die Platten von Reinhard Mey" ist wunderbar melancholisch. 

Platz 3: Die Ärzte - Hell: Womit ich definitiv nicht mehr gerechnet habe... ist ein relevantes Ärzte Album. Dabei habe ich Farin Urlaub immer für einen überragenden Lyriker gehalten. Man könnte allein über die Zeile "Ich hab dir nie gesagt, dass du mir fehlst" Doktorarbeiten schreiben... Aber das war halt "13" und das ist verdammt lange her. Und auch wenn es danach noch das ebenfalls überragende "Geräusch" gab, waren "Jazz ist anders" und "Auch" zwar nett... sind aber irgendwie an mir vorbei gegangen. Und selbst Auch ist halt schon 8 Jahre alt. Das letzte Mal lief mir Bela B über den Weg, als er seinen Heimatroman vorstellte... Es wirkte einfach so, als wären die fertig. Aber dann traten sie auf ein Mal in den Tagesthemen auf. Und stellten die eigentlich essenzielle Frage, "was Beyoncé morgen trägt"... ich meine natürlich "WARUM SPRICHT NIEMAND ÜBER GITARRISTEN?" Und ich frage mich, ob es wirklich so schlimm ist, dass ich ein gesamtes Album wegen einer Queen B Referenz feiere. Ok, ganz so schlimm ist es auch nicht, es gibt ja auch noch "Woodburger". Auch wenn ich da immer denken muss, dass ein gewisser Götz Widmann das Thema schon mal besser abgehandelt hat. Und ganz ehrlich: Ein Bier wollt ich schon immer sein... Kurz gesagt: Es sind sehr viele sehr schöne Ärzte Songs auf dem Album. Und wie immer dieser eine verwirrende Rod Song...

Platz 2: Sarah Lesch - Der Einsamkeit zum Trotze: Ich bin ja seit Corona Freund völlig absurder Verschwörungstheorien. Also ich entwickele sie selber. Einfach "Bill Gates will uns verchippen" nachzuplappern ist viel zu langweilig. Dann fällt einem plötzlich auf, dass Sarah Lesch mein Leipzig im ersten Lockdown mit pinken "Der Einsamkeit zum Trotze" Plakaten zugepflastert hat... Und rechtzeitig zum Weihnachtsfest gab es dann wieder einen Lockdown, was schenkt man sich da am besten? Da stellt sich schon die Frage: Kann es sein, dass sie dieses Virus erschaffen hat um ihre neue Platte zu promoten? Und es dann zu Weihnachten in einer neuen Welle zu verkaufen?
Ich sag das mal so: Der Titeltrack trifft einen live ganz anders, wenn man ihn nur während Pandemie gerechten Konzerten sehen darf, bei denen man Mindestabstand zum Nebenmann halten muss... "Wir schaffen das nur Gemeinsam, der Einsamkeit zum Trotze!"
Dazu kommt noch absurdes Storytelling mit dem Rosa Elefanten. Das definitiv beste Lied, welches sie je ausgeschwiegen hat. Beute in Bauch ist ein zumindest seltsames Liebeslied. Und alles in allem pflegt die Frau genau den detailverliebten Umgang mit Sprache, den ich bei Reinhard Mey immer so geliebt habe.

Platz 1: Götz Widmann - Tohuwabohu: Das Album muss einfach großartig sein, es hat meinen alten Plattenspieler zerstört. Oder es ist so furchtbar, dass mein treuer Freund an genau der Stelle sagte: Jetzt reicht's. den Scheiß mach ich nicht mehr mit. Ich tendiere zu ersterem. Was auch nur bedeutet, dass das erste Album des Jahres auch das Beste war...
Und natürlich ist Götz sprachlich wesentlich brachialer als Sarah oder Reinhard. Das bedeutet aber nicht, dass er nicht auch perfekt den Nerv treffen kann. Und "Europa" macht genau das. Die letzte Strophe sollte man allen vorspielen, die sich nicht mehr an die Geschichten ihrer (Ur-)Großeltern erinnern können. Die Frage, warum es keinen Europafeiertag gibt, an dem wir uns alle mal gemeinsam besaufen, ist mehr als berechtigt. Auch wenn es irgendwie nach einer Forderung von der Partei DIE PARTEI klingt.
"Maria" ist einfach nur schön. Dass sich dann noch jemand die Mühe gemacht hat Originalaufnahmen aus der beschriebenen Bar zusammenzuschneiden... Und wer solche kleinen Kaschemmen nicht kennt, hat halt nicht gelebt.
Als jemand, der eine Bierleitung in seinem "Wohnzimmer" liegen hat, kann ich euch bestätigen, dass "Fließendes Bier" eine absolut geniale Idee ist. Und "Babydinosaurier" beweist, dass es den absolut albernen Götz immer noch gibt. Wenn das einzige "Problem" auf dem Album der Fakt ist, dass "Klimakatastrophe" als Gedicht ohne Musik live wesentlich besser war, hat man ein verdammt gutes Album.

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