Es ist echt faszinierend: Man ist der größte nationale Sport-Fachverband der Welt, was natürlich auch wirklich spezifisch ist. Man sollte damit eigentlich auch einer der Vorreiter in Sachen Innovationen sein. Aber man traut sich einfach nicht.
Also beim großem Schiedsrichter-Report auf Kicker.de kam raus, dass das alles gar nicht bedauerliche Einzelfälle sind. PassivesAbeitsLeserwissenesfrüher. Aber das wirklich interessante Detail findet man am Ende der VAR Debatte, wenn es um Challenges geht. Da sagt Urs Meyer dann den wichtigsten Satz: "Wenn kein Antrag da ist, muss sich das IFAB auch nicht damit beschäftigen." Man beschwert sich selber darüber, dass die IFAB keine ordentlichen Regeln vorschreibt, bringt sich da aber auch nicht ein.
Vergleichen wir das mal kurz mit der Premiere League: Die haben einfach mal einen zusätzlichen Wechsel bei Kopfverletzungen eingeführt. Einfach so. Mitten in der Saison im Februar 2021. 2 Jahre später wurde das still und heimlich von der Fifa eingeführt. Und dann haben sie die Abseitslinien einfach etwas dicker gemacht, um die unsägliche Diskussion, ob eine Haarspitze reicht, um das Tor abzuerkennen, zu entschärfen. Wenn denen etwas wirklich nicht passt, dann ändern sie das einfach. Und am Ende passiert dann nichts.
Der DFB fährt dagegen die "Wenn die IFAB dazu nichts sagt, können wir da nichts machen" Schiene. Das ist gut für die, denn dann müssen sie selber nichts machen und können die Schuld auf die anderen schieben.
Man könnte stattdessen einfach mal progressiv agieren und auf seine Mitglieder und Fans hören. Also zumindest so probeweise. Also ganz ehrlich: Was würde die Fifa machen, wenn der DFB sagt: 2024 probieren wir im DFB-Pokal Challenges aus. Die Vereine und die Fans wollen das. Wir wollen einfach mal gucken, wie das funktioniert und ob dadurch die seit Jahren aufkommenden Probleme gelöst werden. Die Challenges funktionieren dann so:
Jedes Team hat 2 Mal pro Spiel die Gelegenheit, eine Überprüfung anzufordern. Bei 2 erfolgreichen Überprüfungen bekommen sie noch eine 3. Überprüfungen können vom angeblich gefoulten Spieler, dem Kapitän oder dem Trainer ausgelöst werden. Dafür haben sie 30 Sekunden Zeit.
Und ja, die Spieler führe ich nur auf, damit dieses unsägliche zum Schiedsrichter Gerenne und Rumgeheule endlich aufhört. Eigentlich sollte der Trainer die rote Flagge werfen, wie das im Football üblich ist. Dann wird bei der nächsten Unterbrechung draufgeguckt. Das wäre technisch kein Problem.
Dafür werden dann alle vom Schiedsrichter oder vom Keller ausgelösten Überprüfungen abgeschafft. Das macht man dann eine Pokalsaison lang. Da man den Keller damit abschafft, kann man das eventuell sogar in der ersten Runde so machen, denn man muss dem Schiri ja nur einen Bildschirm bereitstellen. Und ja, ich würde mich einfach auf die "Soll ich das jetzt überprüfen? Nein? Gut, dann heule auch nicht rum" Dialoge freuen.
Und wenn man dann feststellt, dass sich diese Änderung positiv auf das Spiel auswirkt, geht man damit zur IFAB und sagt denen: Guckt mal, wir haben wir was Geiles gefunden, das solltet ihr auch übernehmen. Oder man stellt fest, dass es eine absolute Katastrophe ist und schafft es wieder ab.
Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass die Fifa den DFB dafür sanktionieren würde? Und wenn ja, wie? Also praktisch können die einen ja nur von der WM ausschließen. Das werden sie vermeiden wollen. Vielleicht gibt es noch eine Geldstrafe. Ärgerlich, aber bezahlbar. Am Ende zieht man dann vors CAS und die stellen fest, dass die Fifa dem DFB gar nicht vorschreiben darf, wie die Dinge in ihren eigenen Wettbewerben regeln.
Am Ende könnte der internationale Sportgerichtshof feststellen, dass sich die IFAB wesentlich breiter aufstellen muss und dass es gar nicht sein kann, dass 8 willkürlich ausgesuchte Menschen entscheiden, wie alle Menschen Fußball spielen müssen. Also nur um das mal festzuhalten: Wenn 3 der 8 abstimmungsberechtigten Experten von einer Idee nicht überzeugt sind, blockieren sie die für die gesamte Welt. Da die 4 Fifa Mitglieder im Block abstimmen, können sie einfach alles blockieren, wenn ihnen danach ist.
Nebenbei hat man es als DFB echt geschafft, dass in dem ganzen Buchstabensalat von BoD, FAP, TSC und TAP kein einziger Deutscher sitzt. Aber die Sekretäre stellen "wir" dann. Wie hat man es geschafft, dass seine Stimme in diesem Organ so gar nicht vertreten ist? Wie hat der DFB das denn verkackt? Und noch viel wichtiger: Wie ändert man das und kommt da mit rein?
Man kann das ja auch dieses Mal ordentlich mit der Fifa kommunizieren. Also dass es dieses Mal nicht darum geht, gegen die Fifa zu protestieren, sondern ausschließlich darum den Sport eventuell zu verbessern. Irgendwo muss man so was halt mal ausprobieren. Viel wichtiger wäre es an der Stelle, mit den Vereinen zu klären, ob sie das wollen.
Aber man müsste es sich halt trauen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen