Ich bin verwirrt. Einfach nur verwirrt.
Also für Kontext: In der NFL gab es in der Nacht zu Dienstag einen Christian Eriksen Unfall. Damar Hamlin erlitt auf dem Platz einen Herzstillstand und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Die Lage ist alles in allem noch schlimmer als bei Eriksen, weil Hamlin noch Tage später in Lebensgefahr schwebte, jetzt aber zumindest auf dem Weg der Besserung sein soll. Das konnte man Montagabend Ortszeit aber noch nicht wissen.
Und die NFL... hat das Spiel einfach abgebrochen und die Mannschaften nach Hause geschickt. Wie sich das gehört. Die Coaches haben sich beraten, aber niemand hat die Spieler gefragt, ob sie weiterspielen wollen, weil das an sich auch einfach keine Option war. Wir wissen ja mittlerweile auch, dass man dann nicht einfach weiterspielen kann, denn Dänemark und Finnland haben das ja eindrucksvoll nachgewiesen. Aber die UEFA hat ihnen im Wesentlichen die Wahl zwischen "Spielt jetzt oder spielt morgen" gegeben.
Wir haben mittlerweile Donnerstag und es weiß immer noch niemand, was jetzt aus dem Cincinatti Bengals vs Buffalo Bills Spiel wird. Wie und ob das nachgeholt werden kann? Wie das am Ende gewertet werden muss? Alles egal.
Und wenn ihr jetzt denkt: Ist doch nur so ein reguläres Saisonspiel. Das ist es halt nicht. Es ist das vielleicht wichtigste verbleibende Spiel in der AFC, mit massiven Auswirkungen auf die Playoffs. Und es ist halt auch der vorletzte Spieltag.
Also Buffalo könnte mit einem Sieg noch um Platz 1 spielen, was praktisch bedeutet, dass sie in der ersten Runde freibekommen. Weiterhin führt es dazu, dass sie bis zum Superbowl Heimrecht bekommen würden. Cincinnati könnte Buffalo noch von Platz 2 verdrängen, was ihnen bei einem designierten Halbfinale dieser beiden Mannschaften das Heimrecht gibt. Gerade bei K.O. Spielen ist dieses Heimrecht verdammt wichtig. Das sind nicht 2 schlechte Mannschaften, die ausspielen, wer früher draften darf. Und trotzdem hat die NFL dieses Spiel abgebrochen.
Dazu muss man halt auch anmerken, dass Football ein extrem brutaler Sport ist. Da kann man nicht mal fix unter der Woche ein Nachholspiel ansetzen. Man braucht die Zeit zwischen den Spielen halt, um nach all den Kollisionen wieder auf die Beine zu kommen. Es gibt genau genommen nur 2 Möglichkeiten: 1. Das Spiel als Unentschieden werten, weil das den geringsten Einfluss auf die Tabelle hätte. 2. Die Playoffs um eine Woche nach hinten verschieben, was technisch gesehen möglich ist, weil zwischen Conference Championship und Superbowl eine "freie" Woche liegt. Man darf gespannt sein, wofür man sich entscheidet.
Ich möchte nur jetzt mal festhalten, wie absurd es ist, dass sich die NFL in diesem Moment besser verhält, als die UEFA es getan hat. Denn die NFL ist normalerweise die absolute Arschloch-Organisation, wenn es um die Spieler und Angestellten geht. Zumindest so lange es nicht um die Quarterbacks geht. Die NFL hat Jahre gebraucht, um anzuerkennen, dass die vielen Gehirnerschütterungen bei den Profis Langzeitfolgen haben könnten. Wer hätte das gedacht? Sie haben jetzt zwar ein "Concussion Protocol", aber der Fakt, dass Tua Tagovailoa weiterspielen konnte, nachdem er fast auf dem Feld zusammengebrochen wäre, zeigt nur, wie "gut" dieses Protokoll im Zweifelsfall funktioniert. Dieses Protokoll wurde danach verschärft, aber Tagivailoa hat danach schon wieder ein Spiel trotz Gehirnerschütterung beendet.
Oh und er durfte 4 Tage nach seiner "das war gar nicht das Gehirn, das war der Rücken" Vorfall wieder auflaufen, obwohl es allgemein nicht sinnvoll ist, nach 4 Tagen schon wieder auf dem Platz zu stehen. Drastisch ausgedrückt ist es der NFL sonst echt egal, ob die Spieler kurzfristig oder langfristig sterben.
Gerade die Donnerstagsspiele sind halt ein faszinierendes Beispiel dafür, wie egal der NFL die Gesundheit ihrer Spieler ist: Früher gab es die ein Mal im Jahr. Dann wurde festgestellt, dass man damit noch mehr Kohle machen kann, also spielt man jetzt jeden Donnerstag. Dann legte Amazon 1 Milliarde Dollar auf den Tisch, was auch nur bedeutet, dass es kein zurück mehr gibt. All das, obwohl allen bewusst ist, dass diese Spiele eine relativ gesehen grausame Qualität haben und ein erhöhtes Risiko für die Spieler darstellen.
Richard Sherman war einer der lautesten Kritiker an diesen Donnerstagabend Spielen. Er riss sich bei genau so einem Spiel die Achillessehne. Vielleicht hätten 2 zusätzliche Tage Ruhe geholfen, so was zu verhindern.
Oh und als Gratisbonusfeature schützt die NFL Rassisten und sexuelle Straftäter. Oder zumindest werden die Täter nur halbherzig bestraft. Wenn man sich aber erdreistet, bei der Nationalhymne gegen Rassismus und Polizeigewalt zu protestieren, bekommt man nie wieder einen Job. Also die unterschiedliche Behandlung von Deshaun Watson und Colin Kaepernick kommt direkt aus einem schlechten Hollywood Film. Nur das in der Realität Watson irgendwann die Superbowl-Trophäe in die Hohe recken wird.
Diese Organisation steht jetzt offiziell vor der UEFA, wenn es um die Behandlung von Spielern in Extremsituationen geht. Das muss man erstmal hinbekommen.
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