wie Experten, die sich offensichtlich nicht mit ihrem Gebiet beschäftigen. Und gerade im Fußball passiert das viel zu häufig. Da ist oftmals die einzige Qualifikation, die man braucht, um Weisheiten in Mikrofone zu erbrechen: Er hat selber ganz ordentlich gespielt. Und je ordentlicher man gespielt hat, umso dümmer dürfen seine Kommentare sein.
An und für sich ergibt das ja auch Sinn. Also selber gespielt zu haben, gibt einem schon eine einzigartige Perspektive. Auch wenn man immer anerkennen sollte, dass das Spiel sich seit den 90ern weiterentwickelt hat. Also mein größtes Problem ist ja, wenn die "alten Säcke" behaupten, dass Trainer wie Pep Guardiola mit ihren ständigen taktischen Anforderungen und Änderungen die Spieler überfordern. Das mag in den statischen Zeiten des Fußballs gegolten haben. Also früher als man als Vorstopper 90 Minuten lang an einem Diego Maradonna hing. Als die taktische Anweisung lautete: Wenn der auf Klo geht, folgst du ihm trotzdem. Mittlerweile wird man aber schon als 16-Jähriger viel variabler ausgebildet. Und natürlich fällt es einem dann einfacher, sich während der 90 Minuten auf neue Anweisungen einzustellen. Man ist es halt mittlerweile auch gewöhnt. Und ja, dieses "Das Spiel hat sich weiterentwickelt" sollte viel häufiger zu tragen kommen.
Viel schlimmer ist es aber, wenn man sich zu internen Abläufen äußert. Auch das ergibt ja auf der ersten Ebene Sinn: Man hat selber jahrelang mit Mitspielern. Managern und Trainern zu tun gehabt. Da kann man sich schon eine Meinung zu aktuellen Abläufen bilden. Aber auch da sollte man zugeben, dass man mittlerweile vielleicht einfach isoliert ist.
Und niemand ist so isoliert, wie Lothar Matthäus. Der hat es ja irgendwie geschafft, alle Brücken mit seinen ehemaligen Vereinen und dem DFB niederzubrennen, obwohl er eigentlich der designierte Nationaltrainer in Ausbildung war. Ob das jetzt alles Loddars Schuld ist, soll jetzt erstmal zweitrangig sein. Aber es gibt, glaube ich, keinen Experten, der so wenige Kontakte zu den Vereinen hat. Also es gab ja die legendäre Ansage von Uli Hoeneß, dass der nicht mal als Greenkeeper angestellt wird. Nun ist mittlerweile viel Gras über diese Aussage gewachsen, aber Angestellter bei den Bayern wird Matthäus trotzdem nicht mehr werden.
Dennoch äußert er sich zu den Vorgängen in München und kritisiert die Leute, die das geschafft haben, was ihm verwehrt blieb: Hoeneß Nachfolger zu werden. Und das geht ja mal gar nicht. Also werden Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić regelmäßig kritisiert. Und die Kritik ist recht simple: Robert Lewandowski muss ein neuer Vertrag angeboten werden. Dass man den so in der Luft hängen lässt, hätte es früher nicht gegeben!!! Und das wird dann immer wieder wiederholt, solange bis man es glaubt. Hier ist die Version von vor 8 Tagen.
Das Problem ist aber: Diese Aussage sollte Matthäus als Experte auf ewig aus dem Verkehr ziehen, denn sie beweist, dass er sich einfach nicht mit Fußball oder den Bayern beschäftigt. Denn Kahn und Salihamidžić führen ja die Vereinsphilosophie von Hoeneß und Rummenigge nahtlos fort. Sie halten sich genau an die Vorgaben ihrer Mentoren. Was auch wenig überraschend ist. Diese Vorgaben lauten aber halt: keine langfristigen Verträge für alternde Stars. Wer älter als 32 ist, bekommt maximal ein 2 Jahres Angebot. Danach verlängern wir immer um ein Jahr. Und Robert Lewandowski ist 33 und hat noch einen Vertrag bis 2023. Danach sieht man von Saison zu Saison. Man hält sich also konkret ans Protokoll. Jetzt zu behaupten, dass es das früher nicht gegeben hätte, ist einfach nur dumm.
Vor allem, weil Salihamidžić ja selber weiß, wie das bei den Bayern läuft. Der gehört nämlich zu der langen Liste von Spielern, die den Verein ablösefrei verlassen "durften."
Also ich werfe hier mal ein paar Namen in den Raum: Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Miroslav Klose, Franck Ribery, Arjen Robben und Luca Toni. Alles mehr oder weniger große Bayern Legenden. Und alle verließen den Verein mit Anfang oder Mitte 30. Einzig Schweinsteiger brachte eine Ablöse ein. Als Bayern München lässt man solche Spieler lieber ablösefrei ziehen, als ihnen frühzeitig langfristige Verträge anzubieten, die man dann auch ausbezahlen muss, wenn der Spieler seine Leistung nicht mehr bringt. Und der Erfolg gibt ihnen ja recht.
Und klar, man hat dann, siehe Ribery, der am Ende einfach nicht mehr gut war, den Hang dazu, diesen Spielern immer wieder Ein-Jahres-Verträge anzubieten, auch wenn sie für die Champions League Ansprüche nicht mehr gut genug sind. Aber man hat halt am Ende mit diesen Spielern von Jahr zu Jahr verhandelt.
Ich bleibe ja dabei: Der Uli Hoeneß Move wäre es, Thomas Müller für überteuertes Geld nach Newcastle zu verkaufen und sich Wirtz und Haaland zu holen. Und Haaland lässt er dann ein Jahr mit Lewy zusammen spielen. So wie er es mit Luca Toni und Mario Gomez gemacht hat. Oder mit "Robbery" und Gnabry/Sané. Es gibt mehr als genügend Beispiele, wo "Legenden" wie Lewandowski dann doch ganz pragmatisch durch jüngere, aufstrebende Spieler ersetzt worden sind.
Der Umgang mit Robben und Ribery beweist ja eher, dass die von Sentimentalitäten geprägten Entscheidungen dem Verein genau genommen nicht helfen. Denn erst als man die beiden 2 Jahre zu spät gehen ließ, spielte man auch wieder um den Champions League Titel mit. Und klar, in der Liga ist das vollkommen egal. Aber an der Liga richtet man ja nicht seine Vereinspolitik aus.
Zu behaupten, dass es das früher nicht gegeben hätte, ist einfach faktisch falsch. Und wenn man immer wieder falsche Aussagen wiederholt, sollte man irgendwann einfach kein Experte mehr sein...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen