Klar, darauf wartet man schon seit Jahren. Diese Übersättigung des Marktes sollte vor 15 Jahren einsetzen, stattdessen werden immer neue, immer hungrigere Märkte erschlossen. Und diese neuen Märkte interessieren sich auch hauptsächlich für die Champions League, da ist es ihnen egal, dass dieser Wettbewerb die nationalen Ligen kaputt gemacht hat.
Und diese Menschen freuen sich auch, aus ihrer Perspektive völlig zurecht, auf die neue Klub-WM. Denn für die Fußballfans in Asien ist die Aussicht auf ein ernst gemeintes Kräftemessen mit Real Madrid ein absoluter Fiebertraum... der demnächst wahr werden dürfte. Selbst wenn in Europa kein einziger Mensch einschaltet, werden sich in der restlichen Welt genügend Zuschauer finden, dass sich das für die Fifa lohnt.
Der Markt ist nicht das Problem. Die Spieler sind es. Denn die schlagen mittlerweile Alarm, dass sie einfach nicht mehr Einsätze ertragen können. Also weder mental noch physisch. Und direkt nachdem Rodri einen Streik ins Gespräch gebracht hat, zieht er sich einen Kreuzbandriss zu. Was auch nur verdeutlichen sollte, wie weit über dem Limit die mittlerweile sind.
Die UEFA buttert da mit ihrer Aufblähung der Champions League auch munter rein. Ich finde es ja an der Stelle lustig, dass sich die Dortmunder Fans nach dem ersten Auswärtsspiel über die Qualität der Toiletten aufgeregt haben. Ich dachte, das wäre genau die urige Form des Fußballs, die ihr unbedingt erhalten und erleben wolltet. Diese Woche hängen sie dann "UEFA MAFIA" Plakate auf. Was niedlich ist. Denn nur dank dieser "Mafia" und ihrer Machenschaften dürfen die Dortmunder dieses Jahr überhaupt mitspielen. Sie sollten also eigentlich den gesamten Wettbewerb boykottieren. Oder ihr sorgt für einen Spielabbruch. Aber so ein bisschen Aufregen beruhigt das eigene Gewissen, das reicht ja auch.
Die ersten Spieltage deuten an, dass einige Vereine begriffen haben, dass sie diese Spiele jetzt ernster nehmen müssen. Deswegen gibt es auf einmal so viele noch deutlichere Siege: Im alten Modus hätte den Bayern ein 3:0 gegen Dinamo Zagreb gereicht, jetzt gehen sie konsequent auf das 9. Tor. Und Dortmund gegen Celtic auf das siebte.
Wie schlimm ist die Lage? Diego Simeone hat auf Sieg spielen lassen... weil er das musste. Für uns Fans ist das etwas Großartiges... für die Spieler ist es grausam. Dazu kommt halt für die Besten der Besten die Klub-WM.
Und ja, noch befindet sich der neue Modus in den Kinderschuhen. Und auch wenn es diese Woche viele überraschende Ergebnisse mit Niederlagen für Real Madrid, Paris St. Germain und Manchester City gab, nehmen alle diese Gruppenphase jetzt ernster. Oder lasst es mich korrigieren: Gerade an den Niederlagen erkennt man das. Denn die werden nicht einfach mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen.
Im "alten Modus" würde diesen Mannschaften ein Sieg im Rückspiel reichen, um den Ausrutscher auszumerzen und sich den ersten Platz in der Gruppe zu sichern. Und zumindest für Sporting wäre eine 0:4 Niederlage im Rückspiel eine bedrohlich reale Drohung...
Jetzt werden sie diese Ergebnisse bis in den April spüren. Real und den Bayern drohen 2 zusätzliche Spiele in der Zwischenrunde... und dann ein wesentlich härterer Spielplan für den Rest des Turniers.
Eines muss man der UEFA lassen: Dieser neue Modus ist für die Zuschauer genial.
Warum könnte das jetzt den Giganten schaden? Nun ja. Erinnert ihr euch noch daran, wie sich ein völlig übermüdeter Jamal Musiala sich zum Ende der Saison 2022/23 über den Platz geschleppt hat? Also klar, der hat am Ende das Tor zur Meisterschaft erzielt... nachdem er vorher für ihn unfassbare 11 Spiele am Stück nicht getroffen.
Oder ist euch aufgefallen, wie träge sich Florian Wirtz in diesem Sommer während er Heim-EM über den Platz geschleppt hat? Der war so müde, dass Julian Nagelsmann ihn im Achtelfinale auf die Bank gesetzt hat. Und auch im Viertelfinale kam er nur als Joker.
Dabei war Wirtz nicht mal wirklich schlecht. Er war nur nicht auf dem Niveau, dass er vorher in Leverkusen gezeigt hat... und welches er jetzt nach einer gewissen Pause wieder zeigt.
Ein weiteres offensichtliches Beispiel war Jude Bellingham. Klar, der konnte auch während der EM vereinzelt für geniale Momente sorgen. Aber zwischen diesen raren genialen Momenten frage man sich immer wieder, warum der nicht ausgewechselt wurde. Schließlich grenzte das an Leistungsverweigerung...
Diese 3 Spieler zeigten uns, wie sich die permanente Dauerbelastung auf das Leistungsniveau jetzt schon auswirkt. Und genau deswegen erwähne ich ja das "historische" Beispiel Musiala und dessen Wahnsinnspensum während der Pandemie. Fifa und Uefa denken sich derweil: 3 Jahre am Stück spielen? Das dürft ihr ab sofort immer.
Denn für die Spieler von Real Madrid, Bayern München und Manchester City wird es ab sofort völlig normal sein, dass sie 3 Jahre am Stück durchspielen: EM, Klub-WM, WM und erst dann gibt es wirklich eine Pause.
Wir haben jetzt schon den Punkt erreicht, an dem die größten Stars im Sommer so durch sind, dass die Qualität der Spiele darunter leidet. Zum Glück für die Uefa konnten das die jungen Stars wie Nico Williams und Lamine Yamal kompensieren. Aber kann man sich darauf verlassen, dass jedes Turnier die Jungstars so durchstarten?
Dazu kommen die zahlreichen verletzungsbedingten Ausfälle. Mittlerweile ist es völlig normal, dass das Invalidenteam ein absoluter Titelfavorit wäre, weil so verdammt viele richtig geile Spieler ausfallen.
Den Spielern ist ja bewusst, dass sie das nicht ewig so durchziehen können. Dass der Körper einfach seine Pausen braucht. Und wenn man sich diese Pausen nicht gönnt, nimmt der Körper sich die halt und fällt verletzt aus.
In logischer Konsequenz werden diese Spieler nach Möglichkeiten suchen, sich ihre Pausen zu gönnen. Und dann fällt ihnen auf, dass es da diese eine Option gibt, die sie finanziell nicht mal viel kosten dürfte.
Ich werfe jetzt mal folgende dreiste These in den Raum: Musiala, Wirtz und Bellinham werden ihre Nationalmannschaftskarriere vor dem 31. Geburtstag beenden. Die werden im Vollbesitzt ihrer Kräfte auf diese Zusatzbelastung verzichten. Und die Fifa oder Uefa werden nichts dagegen machen können.
Immer mehr Spieler werden einfach irgendwann sagen: "Ich würde gerne noch für die Nationalmannschaft auflaufen, aber ich kann einfach nicht mehr. Ich muss jede Gelegenheit zur Regeneration nutzen." Und wenn dann mit dem "Team Verletzt" und dem "Team Ruhestand" 2 Titelfavoriten auf der Couch sitzen, wird das der Strahlkraft der Turniere doch schaden. Und am Ende sind es diese beiden Turniere, die die Grundlage für die herausragende Stellung dieser Verbände sind. Selbst die Champions League hat nicht dieselbe Strahlkraft, wie eine Weltmeisterschaft. Also noch nicht.
Mich wundert es ja an der Stelle, dass ein Kevin de Bruyne noch nicht zurückgetreten ist. Es ist ja bei dem offensichtlich, dass er mit dem Zustand der Nationalelf unzufrieden ist. Und dass er seinen Höhepunkt mit dem Team schon erreicht hat. Allerdings ist de Bruyne auch offiziell die letzte Generation "vor der Klub-WM". Sobald bei den Spielern diese Zusatzbelastung wirklich in den Knien ankommt, werden sie sich auch früher zurückziehen. Und dass ein Ausnahmespieler wie de Bruyne dann als Ü31 Spieler noch für eine relativ kleine Nation spielt, wird die Ausnahme darstellen.