Nicht, dass der wirklich etwas falsch gemacht hat. Aber er war halt loyal. Im Profisport. Als Trainer, wo man immer das schwächste Glied in der Kette ist. Und das, obwohl das Ende lange absehbar war. Denn das war ja eine Trennung mit Ansage. Die einzige Überraschung ist, dass Matarazzo nicht als Erstes entlassen worden ist, sondern Peter Zeidler.
Um das mal kurz nachzuvollziehen: Pellegrion Matarazzo übernahm Hoffenheim im Februar 2023 von Andre Breitenreiter. Er hatte einen schwierigen Start mit 5 Niederlagen infolge und wäre fast direkt wieder entlassen worden. Aber er schaffte den Umschwung nach dem Absturz auf Platz 18 und führte die TSG zum souveränen Klassenerhalt. Platz 13 in der Endabrechnung.
In der folgenden Saison führte er Hoffenheim auf Platz 7, was zur Qualifikation für die erneuerte Europaleague reichte. Klar, es reichte auch nur, weil dieses Jahr fast die Hälfte aller Bundesligisten europäisch spielen dürfen. Es war aber auch die beste Platzierung seit 2009/10. Das war aber schon eine ordentliche Leistung. Vorallem, wenn man bedenkt, dass Hoffenheim 50 Millionen auf dem Transfermarkt erwirtschaftet durfte... Das Kader sollte also eigentlich schwächer sein, als in der Vorsaison.
Trotzdem wurde seine Arbeit schon im Sommer hinterfragt. Es fehlte einem jungen Kader halt an der nötigen Konstanz um noch mehr zu erreichen... Wer hätte das ahnen können?
Stattdessen ging zum dümstmöglichen Zeitpunkt Alexander Rosen. Der Manager wurde genau zu dem Moment entlassen, in dem er den größten Einfluss auf die Saison hatte: Mitten in die Verhandlungen des Transfersommers. Einfach nur, weil Dietmar Hopp und Roger Wittmann ihn nicht wollten. Die beiden wollten nebenbei schon im Februar einen anderen Trainer. Also nur um zu verdeutlichen, wie lange dieser Konflikt schon gärt und dass Materazzo schon die Skepsis von ganz oben entgegenkam, bevor er überhaupt aus dem Zug gestiegen war.
Eine Aktion, die so dumm war, dass Hopp die TSG Ultras gegen sich aufbrachte. Und dank der der Rest der Welt mitbekam, dass es diese Ultras überhaupt gibt. Die Ultras mussten nebenbei auch ihren Stimmungsboykott ankündigen, da der neutral und uninformierte Zuschauer sonst kaum einen Unterschied zu sonst gemerkt hätte.
Das ist für einen Trainer eine richtig beschissene Ausgangslage. Denn die Spieler bekommen so was ja auch mit. Der einzige Unterstützer wurde abgesägt, die eigene Transferphase sabotiert und der Boss ganz oben ist mehr oder weniger dein direkter Gegenspieler.
Und dann... brachte die Brieftaube ein lukratives Angebot: Der Amerikaner sollte die eigenen Nationalmannschaft übernehmen. Nur die Herren, also deren 2. Beste Auswahl. Aber dafür sollte der die Mannschaft in ein Tunier in eigenem Land führen. Also quasi den Nagelsmann machen und denen die Heim-WM retten. Und Materazzo sagte denen ab.
Er blieb lieber in Hoffenheim, obwohl er wusste, dass der Boss ihn am liebsten ersetzen würde und dass eine schwierige Saison bevorsteht. Also obwohl abzusehen war, dass er die Saison nicht überstehen würde.
Für Hoffenheim war das nebenbei großartig. Auch wenn eine einvernehmliche Trennung im Sommer eigentlich wie die perfekte Lösung ausgesehen hätte, stünde man plötzlich in der Vorbereitung ohne Trainer und Manager da.
Die Kombination aus starker Vorsaison und Loyalität sollte eigentlich dafür sorgen, dass er bis zur Winterpause unkündbar ist. Stattdessesn wird er entlassen, obwohl er nicht mal auf einem Abstiegsrang steht.
Und natürlich sind die Leistungen, die Hoffenheim anbietet, nicht toll. Das war aber nach der konfusen Saisonvorbereitung auch nicht zu erwarten. Man steht aber über dem ominösen Strich und hat mit Bochum, Kiel und St. Pauli 3 herausragende Kandidaten, die noch deutlich schlechter sind, als man selbst. Es gibt also keinen Grund zur Panik.
Und natürlich zeigt die Tendenz gerade nach unten, das ist aber auch zu erwarten, wenn bei jeder Gelegenheit der Trainer hinterfragt wird. Das kommt alles einfach nicht überraschend.
Am Ende wird Materazzo für seine Loyalität bestraft und die Hoffenheimer kommen ohne größere Schäden davon. In einer gerechteren Fußballwelt würden die anderen Trainer jetzt geschlossen sagen "Nach Hoffenheim gehen wir nach der Nummer nicht.", aber da guckt, berechtigterweise, auch nur jeder auf sich selbst.
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