Montag, 8. Mai 2023

Worst of des "Wenn es um nichts geht, sind die auf ein Mal richtig gut!" Wochenendes

 Ok, "um nichts" ist natürlich ein wenig übertrieben. Es ging schließlich zumindest darum, den Anschein eines spannenden Meisterschaftsrennens zu bewahren. Aber es ging eben auch nicht darum, die Tabellenführung zu übernehmen oder zu verteidigen. Und dann spielt sich Dortmund halt auch in einen Rausch.

Nur um das mal festzuhalten: Gegen die 3. beste Defensive der Liga erzielt man 6 Tore, gegen die schlechteste nur ein einziges. Aber gegen diese Schlechteste reiste man halt auch als Tabellenführer an, da kann man nichts machen.

Was ich an der Stelle auch nochmal einschieben muss: Ist den Dortmundern Terzic und Kehl eigentlich bewusst, dass sie mit ihren Aussagen zu den Morddrohungen gegen Sascha Stegemann beigetragen haben? Denn sie haben ja eindeutig die Schuld für die verspielte Tabellenführung beim Schiedsrichter gesucht und nicht bei dem Fakt, dass man sich in der 2. Halbzeit viel zu wenige Chancen erspielt hat.

Ich möchte da mal ganz konkret auf Edin Terzics Analyse zum 1:0 und dem Foulspiel an Emre Can eingehen. Also er sagt am Ende selber "Und daraus entsteht das Tor. 12 Sekunden später." ZWÖLF SEKUNDEN. Das ist im Fußball, wo Angriffe häufig nach 8 Sekunden entweder erfolgreich abgeschlossen oder abgewehrt werden, eine Ewigkeit. Man hätte selber genügend Möglichkeiten gehabt, dieses Tor nach dem Foulspiel zu verhindern, der Zweikampf im Mittelfeld war keinesfalls die letzte Möglichkeit einzugreifen. Anstatt aber selbstkritisch damit umzugehen, dass eine spielerisch beschränkte Mannschaft wie der VfL Bochum so lange den Ball in der Dortmunder Hälfte halten kann.

Also um das mal festzuhalten: Wenn ein Terzic sich hinterher hingestellt hat und deutlich sagt: "Der Elfmeter war eine klare Fehlentscheidung, aber wir müssen hier halt trotz so eines Fehlers des Schiedsrichters gewinnen und dafür müssen wir in der 2. Halbzeit anders auftreten und uns mehr Strafraumszenen erarbeiten.", dann gibt es vielleicht die Morddrohungen nicht. Aber er kippt da als Verantwortlicher fleißig weiter Öl ins Feuer.

Was ich im Eifer des Gefechts am Freitag sogar nachvollziehen kann. Aber gab es danach wenigstens mal so einen "Aha" Moment, in dem man Stegemann vor den eigenen Fans verbal schützt? In dem man sich öffentlich hinstellt und deutlich sagt, dass Morddrohungen gegen irgendwelche Menschen gar nicht geht und dass es nicht sein kann, dass ein Schiedsrichter nach einem Bundesligaspiel Polizeischutz in Anspruch nehmen muss? Natürlich nicht. Es gibt zumindest öffentlich keinerlei Selbstreflexion, dass man zu diesem Problem mit beigetragen hat. Und auch nicht die Erkenntnis, dass seine eigenen Aussagen solche Auswirkungen haben könnten. Das ist halt echt schade.

Hans Joachim Watzke macht zumindest eine halbherzige Ansage an seine eigenen Fans. Mehr kommt da aber auch einfach nicht. Aber wahrscheinlich ist es auch zu viel erwartet, schließlich haben Trainer und Spieler noch nie weiter als die aktuellen 90 Minuten gedacht. Es war ja nicht mal der krasseste nicht gegebene Elfmeter mit Adeyemi's direkter Beteiligung in dieser Saison. Aber das letzte Mal hat diese Fehlentscheidung den Dortmundern 2 Punkte beschafft hat, deswegen blendet man diese Fehlentscheidung einfach aus... Faszinierender Weise war jeweils Sascha Stegemann der Schiedsrichter. Die Dortmunder Fans bedrohen jetzt also genau den Schiedsrichter, dank dessen Fehlentscheidung sie langfristig gerechnet erst zur Tabellenführung kamen...

Am anderen Ende ist es echt faszinierend, wie die Abstiegskandidaten plötzlich punkten. Also Schalke spielt still und heimlich schon die gesamte Rückrunde über eine sehr solide Saison.18 Punkte in 13 Spielen ist eine Bilanz, die mindestens fürs gesicherte Mittelfeld reichen sollte. Der VfL Bochum holte 9 Punkte aus 9 Spielen. Das sollte eigentlich auch reichen, wenn man wie ich davon ausgeht, dass man mit 32 Punkten die Relegation erreichen wird. Und klar, Bochum hat lange nicht mehr gewonnen, aber sie haben halt trotzdem 5 überraschende Bonuspunkte gegen Leipzig, Union Berlin und Dortmund geholt. Nur sind diese "Bonuspunkte" plötzlich ihre einzige Lebensgrundlage. Der VfB Stuttgart war vor der eigentlich unnötigen Niederlage gegen die Hertha 4 Spiele am Stück unbesiegt. Hoffenheim holte zwischenzeitlich 3 Siege in Folge und dann einen Punkt gegen den designierten Meister aus München. In der Summe sind sie bei 13 Punkten aus den letzten 7 Spielen. Und gerade, als es richtig hoffnungslos aussah, holt die Hertha plötzlich einen elementar wichtigen Heimsieg. Das Ergebnis: Selbst Augsburg ist trotz 3 Spielen ohne Niederlage noch nicht wirklich weg.

Normalerweise würde eine dieser Serien reichen, um sich im Abstiegskampf einen ordentlichen Puffer zu erarbeiten. Also ich werde das morgen mal an einem Beispiel aus der 2. Liga verdeutlichen, wie das normalerweise läuft. Da aber alle irgendwie einen (gemessen an den sonstigen Abstiegskandidaten) Lauf haben, bleibt es unten erstaunlich eng.

Um das mal zu verdeutlichen: An den letzten 2 Spieltagen haben die 6 Kellerkinder zusammen 14 Punkte geholt. Die 6 Mannschaften oben kommen im gleichen Zeitraum auf 20 Punkte. Ich hätte da einen größeren Unterschied erwartet... obwohl der Tabellenführer so gut wie nie punktet. Der Tabellenletzte sollte dies aber ebenfalls nicht tun.

Das ist halt super faszinierend, weil alle Mannschaften von Bochum bis Hoffenheim mit einem "Wenn wir so weitermachen, packen wir das... zumindest über die Relegation" Gefühl in die letzten 3 Spieltage gehen könnte. Trotzdem muss es einen von denen noch erwischen. Und selbst die Hertha, die als Nächstes gegen schon gerettete Kölner und dann zu Hause im direkten Abstiegskrimi gegen Bochum antreten müssen, sind noch nicht endgültig weg. Wie lange ist es eigentlich her, dass der Tabellenletzte 3 Spieltage vor Schluss noch realistische Chancen auf den Klassenerhalt hat?

Rechnen wir das mal kurz nach: 3 Punkte Rückstand auf den Relegationsrang hatte der Tabellenletzte zuletzt 2014/15. Das ist verdammt lang her. Und das war damals einer der legendärsten Abstiegskämpfe aller Zeiten, weil Hannover und Stuttgart mit einem starken Finish noch direkt rettete... während die eigentlich schon gesicherte Hertha fast noch unten reingerutscht wäre, weil sie nur noch einen Punkt holte. Und wie spannend das am letzten Spieltag ablief, kann man hier in einem SZ-Ticker nochmal nachlesen. Also nur um zu verdeutlichen, wie viel Feuer in diesem Abstiegskampf stecken könnte.

1 Kommentar:

  1. Wie jetzt?! Kein Kommentar zu der Nichtleistung von Frankfurt in der Rückrunde (wie letztes Jahr!) und Glasners "Blut im Urin"-Rant? ;)

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