Dienstag, 16. Mai 2023

Was sich die Trainer dringend wieder abgewöhnen müssen

 Ist ja dieses Jammern über klare Fehlentscheidungen, die deutlich vor dem erzielten Tor getroffen wurden. Das ist einfach albern. Und das nimmt auch seine eigenen Verteidiger aus der Verantwortung, die sie eigentlich tragen sollten.

Also es gab ja in den letzten Wochen 3 konkrete Beispiele dafür. Über Edin Terzić's "12 Sekunden vorher" habe ich mich schon ausführlich aufgeregt. Dann sah Carlo Ancelotti eine Verwarnung, weil der Ball vor dem 1:1 im Champions League Halbfinale angeblich im Aus war. Rekordverdächtige 22 Sekunden, bevor der Ball im Netz einschlägt. Real Madrid ist zwischen der "Fehlentscheidung" und dem Treffer selber 2 Mal am Ball, verliert ihn aber sofort wieder. Und dann wurde den Leipzigern dieses Wochenende ein Tor aberkannt, weil der VAR tief in der eigenen Hälfte ein Foulspiel gesehen hat. 

Das ist alles in allem einfach albern. Also gerade Ancelotti sollte sich viel mehr darauf fokussieren, warum seine Mannschaft sich in den entscheidenden Zweikämpfen nicht konsequent durchsetzt. Dann hat man das Problem nicht. 

Dadurch, dass man als Trainer über einen einfachen und an sich bedeutungslosen Einwurf so aufregt, nimmt man vielleicht auch seinen Spielern den letzten Fokus. Weil auch die sich mit der Frage "War der Ball aus?" beschäftigen.
So was fällt mir auch gelegentlich auf (auch wenn ich jetzt kein konkretes Beispiel habe), wenn es einen unberechtigten Eckball gibt, der zu einem Tor führt. Also es schieben dann alle die Schuld zum Schiedsrichtergespann, anstatt sich zu fragen, ob man die Situation besser verteidigt hätte, wenn man direkt in den "Wir verteidigen dann halt die Ecke" Modus geschaltet hätte, anstatt sich über den Schiedsrichter aufzuregen. Das ist alles verschwendete Energie. Gerade wenn man bedenkt, wie selten Eckbälle zu Toren führen... Alfie von HITC Seven hat das gerade mal ausgerechnet. Wenn man als Abwehr wirklich konzentriert zu Werke geht, ist eine Ecke schon fast eine ideale Konter-Gelegenheit.

Und nur um das mal zu verdeutlichen: Wenn es ein Challenge System geben würde, hätte Ancelotti seine "Rote Flagge" nie wegen dieses Einwurfes geworfen. Aber trotzdem regt er sich über diese Kleinigkeit dermaßen auf. Genau das macht den Job der Schiedsrichter ja so unmöglich: Es wird sich über jede Kleinigkeit aufgeregt, als wenn es die wichtigste Entscheidung der Welt wäre.

Eigentlich zeigen diese Situationen ja auch nur das Grundproblem des VARs: Wir haben auch nach all diesen Jahren noch keinen wirklichen Plan und keine klaren Richtlinien, wann dieser eingreifen soll. Das führt halt auch dazu, dass der Kölner Keller manchmal übermotiviert eingreift und nach intensiver Detektivarbeit eine Fehlentscheidung findet... und nächste Woche lassen sie dann Fehlentscheidungen im Mittelfeld durchgehen, weil es halt kein so relevanter Zweikampf war.

Da müsste man einfach mal Klarheiten schaffen. Der krasseste Schritt wäre ja, den VAR nur bei Elfmetern und Abseitssituationen zu nutzen. Also die wirklich relevanten Szenen, die auch direkt zu einem Torerfolg führen. Dann wüssten alle schon mal grundlegend, wann ein Eingriff kommen kann und wann nicht. Der andere, etwas entspanntere Schritt, wäre den VAR nur in der Hälfte der verteidigenden Mannschaft zu nutzen. Mit der einfachen Begründung, dass die verteidigende Mannschaft zwischen der Entscheidung des Schiedsrichters und dem Erzielen des Tores selber noch genügend Fehler begehen muss, damit das Tor fallen kann. Variante 3 wäre halt ein Zeitlimit von 10 Sekunden, was im Fußball halt eine Ewigkeit ist.

Das klingt im ersten Moment vielleicht unnötig kompliziert und deswegen wäre "Nur Elfmeter oder Abseits" die beste Entscheidung. Aber es würde doch für Klarheit und einer größeren Nachvollziehbarkeit führen. Und es würde halt die Verantwortung wieder auf die Spieler schieben, die halt auch nach einer fragwürdigen Entscheidung weiter verteidigen müssen.

Ansonsten würde ich es mir ja wünschen, dass die Journalisten auch einfach mehr Kontra geben. Also wenn ein Terzić unbedingt meint, etwas von 12 Sekunden zu schwadronieren, kann man ja auch mal nach harken und fragen, wie viele Gelegenheiten Dortmund hatte, das Tor in diesen 12 Sekunden zu verhindern. Mal darauf hinweisen, dass Dortmund selber noch einige eigene Fehler begeht, damit dieses Tor erzielt werden kann. 

Auch einen Ancelotti könnte man damit konfrontieren, dass seine Mannschaft nach der potenziellen Fehlentscheidung genügend Möglichkeiten hatte, um einzugreifen, dies aber einfach nicht geschafft hat. Aber man lässt die Trainer ununterbrochen auf die Schiedsrichter fluchen, anstatt den Fokus auf die Fehler ihrer Mannschaft zu legen.

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