Wie katastrophal sich die Bayern präsentieren. Also auf allen Ebenen. Mittlerweile lässt sich ja selbst Yann Sommer von der allgemeinen Verunsicherung anstecken und winkt einen "Den hätte Neuer während der WM auch kassiert" Ball durch. Plötzlich diskutieren die tatsächlich über einen Wechsel zu Sven Ullreich, als wenn Sommer das Problem wäre.
Das Problem ist doch eher, dass niemand Sommer geschützt hat, als völlig unmotiviert auf den eingeprügelt wurde.
Thomas Tuchel als angebliches Trainer Upgrade wirkt nach 3 1/2 Wochen völlig ratlos. Und vor allem wirkt er so, als bräuchte er dringend ein Sabbatjahr: 3 Jahre ausgebrannt.
Und am schlimmsten ist ja der Vorstand. Also allein schon deren Körpersprache. Da sitzen Herthas Vorstandsvorsitzender souveräner auf der Bank, und für den geht es wirklich um alles. Wenn man sich Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić so anguckt, könnte man denken, dass die Bayern in einer wirklich bedrohlichen Lage sind. Dass der Verein pleite geht, wenn sie nicht Meister werden. Dass Kahn dann von einer "Katastrophe" spricht, falls man nicht Meister wird, hilft auch nicht wirklich.
Vielleicht sollte man Kahn mal über den Sudan mit einem Fallschirm abspringen lassen, dann merkt wer, was wirkliche Katastrophen sind. Oder im Jemen. Oder in der Ukraine. Oder, oder, oder. Es gibt genügend wirkliche Katastrophen.
Und auch sportlich... das muss man nochmal so festhalten: 99 % aller Vereine der Welt würden liebend gerne mit den Bayern tauschen. Auch in dieser Saison. Sie haben immer noch die Qualifikation für die Champions League sicher, sitzen also weiterhin an den großen Fleischtöpfen. Sie sind in den letzten 20 Jahren nur 2 Mal nicht mindestens 2. geworden. In diesen 20 Jahren war man ebenfalls immer mindestens im Achtelfinale der Champions League. In 9 der letzten 10 Jahre stand man dort im Viertelfinale.
Dazu steht man, im Gegensatz zur direkten Konkurrenz um den Champions League, finanziell auf gesunden Beinen. Einzig Manchester City und Real Madrid können eine ähnliche Bilanz vorweisen. Da erdreistet man sich von einer Katastrophe zu sprechen, weil man vielleicht ein Jahr lang seinen Briefkopf nicht ändern muss? Da wäre zum ersten Mal seit 2011 der Fall. Welch ein Elend.
Die einzige wirkliche Katastrophe ist ja der Fakt, dass Olli und Hasan diese Situation, mit ihrer absolut unmotivierten Trainerentlassung diese Situation selber herbeigeführt haben. Ihre eigene Panik hat die Problematik zumindest verstärkt. Und man schafft es halt auch nicht, das Erreichen des Viertelfinales als Erfolg zu verkaufen. Dabei ist es genau das. Das ist aber auch das Grundproblem der Bayern. Sie können sich öffentlich schlecht damit zufriedengeben, was sie diese Saison international erreicht haben. Theoretisch sollte jede Saison, in der man unter den besten 8 Europas war und sich wieder souverän für die Champions League qualifiziert, als solide bezeichnen. Und wenn man das ändern will, dann muss man halt seine Vereinspolitik ändern und mehr ins Risiko gehen.
Als die Bayern das letzte Mal vor dieser "Wahl" standen, haben sie ja genau das gemacht und damals gigantische 40 Millionen für Javi Martinez ausgegeben. Mittlerweile würde so ein Spieler halt 80 Millionen kosten und für den ordentlichen Angreifer, den man auch noch braucht, gibt man 100 Millionen aus.
Und ja, die Bayern müssen diese Spieler kaufen, denn ihre eigene Aus- und Weiterbildung läuft seit Jahren bescheiden. Man kann nicht darauf setzen, dass man selber einen Jan Fiete Arp zur Weltklasse entwickelt... um die drastischste Enttäuschung zu nennen. Da dies aber weder Flick, noch Nagelsmann oder Kovac hinbekommen haben, kann man dies nur bedingt Salihamidžić vorwerfen. Also da muss man halt mal die grundlegenden Probleme hinterfragen.
Nebenbei wird ja dem Manager mittlerweile auch gerne vorgeworfen, dass er schon 500 Millionen in den Kader investiert hat, man dies aber nicht sieht. Besser geworden ist der halt nicht. Und da sind wir wieder bei dem Anspruchsdenken. Denn das Problem ist halt: Er hat auch 300 Millionen an Transfererlösen erzielt. Und wenn man derzeit am Ende 200 Millionen Euro in Ablöse investiert, ist das halt mehr eine Instandhaltung... Also um das mal zu verdeutlichen: Manchester City hat im selben Zeitraum 1 Milliarde Euro in Ablösen gesteckt und etwas unter 500 Millionen Verlust gemacht. Real Madrid ist trotz einiger brillanter ablösefreier Transfers bei 640 Millionen Euro an Ablösen. Barcelona ist zwar angeblich pleite, steckte aber trotzdem auch über 1 Milliarde Euro in seinen Kader. Chelseas aktuelle Transferbilanz für diese Saison liegt bei -543 Millionen.
Das sind die Vereine, mit denen sich die Bayern sportlich messen wollen. Wenn sie das wirklich vorhaben, müssen sie auch entsprechend investieren. Oder sie sehen ein, dass dies wahnsinnig ist, dann müssen sie halt auch zugeben, dass das regelmäßige Erreichen des Viertelfinales ein echter und respektabler Erfolg ist. Das können sie aber anscheinend nicht.
Nebenbei muss man da dann nochmal auf die Fans und ihre "Ziele dürfen verfehlt werden" Plakates ansprechen. Die schreiben danach nämlich irgendwas von Werten, was ich bei den Bayern immer wieder lustig finde. Schließlich sind Titel das einzige, was es von Wert bei diesem Verein gibt.
Also klar, Uli Hoeneß und Karlheinz Rummenigge haben sich immer so aufgeführt, als hätte der Verein irgendwelche anderen Maßstäbe. Aber am Ende ging es immer nur darum, Titel für die Bayern zu holen. Wenn man dafür nebenbei die Seele an den Katar verkaufen muss und dadurch dabei mithilft, die WM in den Winter zu verlegen... dann ist das halt so. Und wenn man dann einen da schon leicht senilen Franz Beckenbauer vor Ort nach Sklaven suchen lassen muss. Ich finde es immer niedlich, wenn diese Erfolgsfans irgendwas von Werten schwadronieren.
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