Also "Die" sind "Die Bayern". Und "uns" ist der Rest der Liga.
Ich bin gestern über einen wirklich interessanten Artikel in der 11 Freunde getroffen, die mir zugelaufen ist. Da gingen die ganz offen mit einem für den deutschen Fußball beschissenen Jahr 2022 um. Und darum, dass die DFL gerade im schlimmsten Moment führungslos ist, weil die Hopfen ja entlassen wurde.
Und es ging auch darum, dass die DFL gerade ihre Medienrechte verkaufen will, um mehrere Milliarden zu generieren. Jetzt ein Mal einen großen Batzen Geld haben und dann entscheiden, wie man den dann clever investiert.
Und dann stand in einem Magazin für Traidionsfans auf ein Mal was vom "Trickle Down Effect". Also dass man das einfach nach sportlichen Leistungen verteilen könnte und es dann für alle gut ist, wenn die Bayern noch reicher werden. Die sind da natürlich dafür. Aber das ist genau die Idee, mit der Liz Truss gerade gescheitert ist. Also auf der ganz großen Bühne.
Um das ehrlich anzumerken: Es wird nur in dem Artikel diskutiert, es ist nicht so, dass sich die 11 Freunde Redaktion für diese Idee ausspricht. Es ist nur eine der Möglichkeiten, wie das Geld verteilt werden könnte. In Spanien muss man sich gerade für dieses Geld bewerben und ein nachhaltiges Projekt damit umsetzen. Und ja, die Spanier sind uns da gerade etwas voraus.
Nebenbei ging es auch beim Watzke und Zinglers Interviews: Man wollte als Vertreter der "Guten" die Fans darauf vorbereiten, dass solche Investoren notwendig sein werden.
Und dann kam einer der sinnvolleren Sätze: Im Ausland denkt sich niemand: Mainz gegen Bochum? Wie spannend! Und beide sind schuldenfrei! Die Fans in Amerika und Asien wollen Stars sehen, wie die verpflichtet werden, ist denen egal. Und denen ist im Endeffekt auch egal, ob der Verein pleite geht, dann kommt halt der nächste und verpflichtet die entsprechenden Stars. Die haben auch keinerlei moralische Bedenken, wo das Geld herkommt.
Das ist jetzt halt die grundlegende Debatte, die mal offen und ehrlich geführt werden muss: Wollen wir eine nachhaltig wirtschaftende Liga mit tollen Vereinen? Dann können wir uns von einem Erfolg in der Champions League verabschieden. Und auch von einem spannenden Meisterrennen, denn der Vorsprung der Bayern ist einfach zu groß. Denn ohne externe Investoren werden die Bayern auch die nächsten 10 Titel holen. Dann wird diese Saison, in der es wenigstens bis Ende April spannend war, die Ausnahme darstellen. Das muss all denjenigen, die sich dagegen wehren, bewusst sein. Weshalb es natürlich wieder faszinierend ist, dass die Dortmund Fans bei dem Protest in der ersten Reihe stehen. Die wollen anscheinend gar keinen Meistertitel... Interessant.
Aber gerade die Dortmunder schaffen es doch nicht wirklich einen Einzug ins Achtelfinale der Champions League und ein offenes Meisterschaftsrennen als "Erfolg" zu verkaufen. Obwohl das halt realistisch gesehen und ohne Losglück das Maximum ist, was sie in den nächsten 20 Jahren erreichen werden. Und klar, ganz selten werden sie das glückliche Los ziehen und einen machbaren Gegner bekommen. Aber es wird die Ausnahme darstellen. Was auch nur bedeutet: All die Rohdiamanten ziehen weiterhin frühzeitig weiter.
Man muss dann auch darüber reden, ob man den Fokus nicht viel mehr auf die Europa League legen muss. Denn anscheinend können da deutsche Mannschaften noch ihre Erfolge feiern. Vielleicht sollte man den Fokus wirklich auf diesen Wettbewerb legen. Und ja, mir selber fällt genau jetzt auf, dass auch da 2 italienische Mannschaften im Halbfinale stehen... was ist denn da los.
Und ich habe wirklich wenig dagegen, wenn Fußballdeutschland zu dem Schluss kommt, dass die unser Weg sein soll. Aber dann muss man ihn halt auch mit Konsequenz gehen. Das führt aber auch zu der Frage: Gibt es dieses Fußballdeutschland überhaupt?
Also klar, die Traditionalisten in der Kurve sind extrem laut. Sie haben aber auch die entsprechende Plattform. Und sie machen halt auch gut gehend Stimmung. Aber sind sie wirklich die Mehrheit? Ist deren Meinung wichtiger, als der gemeine Fan, der sich denkt: Einen Haaland noch in der Bundesliga zu haben, wäre schon geil, dafür brauchen wir aber mehr Geld?
Und dazu kommen ja auch noch die Bayern-Fans, für die eine Saison mit nur einem Titel eine Katastrophe ist. Das ist ganz sachlich gesehen der Verein mit den meisten Anhängern in Deutschland. Überraschung. Nebenbei sind die auch der mitgliederstärkste Sportverein der Welt. Und die werden definitiv wollen, dass mehr investiert wird. Also möglichst von ihrem eigenen Verein, aber die würden mit einem "trickle up effect" auch leben können. Solange sie sich nicht ständig mit einem Ausscheiden im Achtelfinale arrangieren müssen, ist denen alles recht.
Und dazu kommen natürlich mittlerweile auch die industriellen Interessen. Also es gibt einfach eine ganze Menge Leute, die mit diesem Spiel ihr Geld verdienen wollen und die wollen ihre Renditen natürlich steigern. Dabei rede ich nur bedingt von Windhorst und weiteren externen Investoren, die nach 5-10 Jahren weiterziehen. Ich rede von Fernsehstationen, die irgendwann darauf reagieren werden, dass die Meisterschaft im September entschieden ist und weniger Geld ausgeben wollen. Von den "Vereinen" selber, die ja mittlerweile auch alles GmbHs oder Kommanditgesellschaften auf Aktien sind, also irgendwo auch gewinnorientiert arbeiten muss. Von der Frage, ob es sich überhaupt lohnt, das Stadion auszubauen, wenn die Liga international den Anschluss verliert. Das sind halt auch Entscheidungen, die in 50 Jahren noch Auswirkungen haben werden. Die Ultras behaupten natürlich, dass sie auch dann noch kommen werden. Aber ich glaube, sie unterschätzen, was passiert, wenn nur noch sie kommen, weil der Rest das Interesse verloren hat.
Es ist praktisch unmöglich, mit dieser Gemengelage einen Konsens zu finden. Es ist sogar praktisch unmöglich, mit dieser Gemengelage eine Diskussion zu führen, weil man erstmal klären müsste, wer alles mitreden muss und wessen Stimme man wie viel Gewicht geben muss.
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