Kennt ihr das? Also ergibt die ganze Welt für euch auch manchmal so gar keinen Sinn? Guckt ihr euch die Nachrichten an und fragt euch, ob ihr vielleicht in einem Paralleluniversum gelandet seid? Dass ihr in einer Realität gelandet seid, die nicht für die Produktivität gedacht war?
Was ich dann immer mache? Ich warte auf das Spiel Bayern gegen Dortmund in der Allianz-Arena und frage mich, wie dumm sich die Borussia so anstellt. Wenn die Bayern dann zur Pause 3:0 führen und die Dortmunder realistisch gesehen keine Chance haben, dann bin ich noch in der richtigen Welt. Danke dafür.
Um das mal kurz festzuhalten: Das letzte Mal, als die Bayern ein Bundesliga-Heimspiel gegen Dortmund verloren haben, war 2014. Seit dem haben die Bayern alle Duelle mit einem Torverhältnis von 37:8 verloren. Im Schnitt also mit 4,11 zu 0,89 Toren. Und diese Serie begann mit einem knappen 2:1 Sieg für die Bayern, die Tendenz ist also eher noch schlimmer.
Aber hey, es ist ja auch wichtig, dass es stabile Faktoren in einer chaotischen Welt gibt. Und das wirklich schöne daran ist ja: Die Meisterschaft wurde trotzdem noch nicht endgültig entschieden. Es sind halt nur 2 1/2 Punkte Vorsprung. Den halben Punkt gönne ich den Bayern, weil das Torverhältnis so deutlich besser ist, dass sie bei Punktgleichheit trotzdem Meister werden.
Und ja, die Wahrscheinlichkeit, dass Bayern die Schale holte, liegt irgendwo bei 80 %. Das ist aber deutlich weniger als sonst.
Nebenbei fiel mir, als Thomas Müller zum 2:0 angeschossen wurde, eines auf: Der trägt dann wieder die Kapitänsbinde. Thomas Tuchel hat halt mal wieder den einfachsten Hebel bewegt und erstmal bedingungslos auf Müller gesetzt. Wie bedingungslos? Nun ja, Jamal Musiala musste auf die Bank. Müller dankte es dem Trainer mit Saisontoren 5 und 6. Warte, erst 5 und 6? Sollte Müller nicht weiter sein? Also gemessen an seinen unfassbar hohen Ansprüchen?
Viel wichtiger ist doch: Zuletzt hatte Julian Nagelsmann eben nicht mehr bedingungslos auf Müller gesetzt. Sein letzter Einsatz über 90 Minuten kommt vom 18. Spieltag. Gegen Augsburg, Köln, RB Leipzig und (fast am wichtigsten) in Paris St. Germain wurde er nur eingewechselt. Gegen Gladbach aus taktischen Gründen nach 11 Minuten rausgenommen... Und in diesen 3 Monaten hat Nagelsmann dann anscheinend so sehr die Kabine verloren, dass er direkt entlassen wurde. Also abgesehen von Joshua Kimmich, der deutlich zu Nagelsmann gehalten hat, jetzt aber eben nicht als Kapitän aufläuft.
Kommt euch das bekannt vor? Sollte. Denn sowohl Carlo Ancelotti, als auch Niko Kovac haben denselben Fehler begangen und dieselbe Kabine verloren. Es ist und bleibt eine einfache Rechnung: Wenn man nicht bedingungslos zu Müller steht, ist man zeitnah seinen Job los. Und Müller hat ja alle spüren lassen, wie unzufrieden er mit der Auswechslung gegen Gladbach war.
Es ist immer wieder faszinierend, wie schnell ein Trainer bei diesem Verein weg ist, sobald er Müller auch nur minimal infrage stellt. Was halt auch spannend wird, denn irgendwer muss ja den Wechsel von Müller als Fixpunt zu Musiala als Fixpunkt moderieren.Oder zu Sané und Gnabry. Die beiden werden ja regelmäßig kritisiert, weil sie... ähm... nur 15 Scorerpunkte gesammelt haben. Also genau so viele wie Thomas Müller.
Natürlich bleibt das "Grundproblem" der Bayern, dass die so viel besser als die restliche Liga sind, dass niemand sachlich beurteilen kann, ob Müller wirklich noch gut ist, oder ob er einfach nur eine schwache Liga dominiert. Die Antwort wird es gegen Manchester City geben. Wie immer. In der Champions League ist Müller bisher bei 2 Scorerpunkten... gegen Viktoria Pilsen. Ich erwähne es ja nur.
Und sonst so? Nun ja, es ist dann doch eingetreten. Auch wenn ich es kaum noch für möglich gehalten haben, weil Pelegrino Matarazzo ja auch in Hoffenheim kurz vor der Entlassung stand. Aber plötzlich hat Hoffenheim 2 Spiele infolge gewonnen und steht 5 Punkte vor dem VfB Stuttgart. Die haben damit durch ihre Trainerentlassung einen direkten Konkurrenten gestärkt, was ihnen jetzt auf die Füße fällt. #PassivesAbseitsleserwissenesfrüher. Und Bruno Labbadia als offiziell dritter VfB Trainer dieser Saison löst dagegen so gar keine Probleme. Immerhin bemüht haben sie sich. Als BawfulBonusFeatuer schießt der als routinierter Stabilisator aus Berlin geholte Genki Haraguchi ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein ein Eigentor. Und es wird schon fleißig über Labbadias Nachfolger spekuliert. Die einzige wirklich gute Nachricht lautet: Markus Gisdol wird es wohl nicht. Also Gisdol wäre so ziemlich der einzige Name, der noch uninspirierter als Labbadia klingt. Und er dürfte auch einer der wenigen Bundesligatrainer sein, der noch schlechter als Labbadia ist. Wie drücke ich das diplomatisch aus: Wenn es so klingt, als wäre der Wechsel von Labbadia auf Gisdol ein HSV-Move, dann liegt das daran, dass der Hamburger SV genau das durchgespielt hat. Und wo ich schon dabei bin: Gisdol war der letzte Trainer des 1.FC Köln, bevor dort Steffen Baumgart übernommen hat. Er war quasi die letzte Option im "Wir probieren jedes Jahr einen neuen Trainer aus" Modus. Danach merkten dann selbst die Kölner, wie dumm das ist. Geht Florian Kohfeldt nicht ans Telefon?
Und ja, so absurd das klingt: Bei Kohfeldt könnte ich mir zumindest noch einreden, dass der aufgrund der gesammelten Erfahrungen ein besserer Trainer geworden ist und deswegen seinem nächsten Verein helfen kann. Bei Gisdol und Labbadia, bei denen alle Trainerstationen gleich verlaufen, halte ich das für ausgeschlossen.
Stuttgart hat sich jetzt innerhalb eines halben Jahres vom "Wir suchen Lösungen, die auch langfristig funktionieren können"- zum "Wir gehen schonmal davon aus, dass wir in 13 Monaten wieder einen Trainer suchen"-Verein gewandelt. Und ich mache den Stuttgartern ja auch gar keinen Vorwurf, dass sie nach 18 Monaten im Abstiegskampf ohne erkennbare Fortschritte mal den Trainer wechseln... aber dass sie dann keine konstruktive Lösung gefunden haben, ist schon traurig. Der Verein war mal weiter.
Bleibt natürlich noch: Und wöchentlich grüßt der VAR. Dieses Mal wieder negativ. Man kann sich ja auch nicht daran gewöhnen, dass der wirklich hilft. Also wir haben hier einen Moment, wo ein Steffen Baumgart nach dem Ansehen der Bilder zugibt, dass man da Elfmeter gegen ihn geben muss.... und der VAR guckt sich dieselben Bilder nicht durch die emotionale Vereinsbrille an und entscheidet anders. Und wie immer erwähne ich, dass sich diese Situation wunderbare hätte lösen können, in dem man Daniel Farke die Möglichkeit gibt, genau diese Überprüfung zu erzwingen. Aber wir wollen diese in quasi allen anderen Sportarten erprobte Lösung ja nicht nutzen, weil Fußballverbände halt dumm sind. Anders kann man es halt nicht ausdrücken. Man kann es nicht oft genug sagen: Alle Probleme mit dem VAR würden sich durch ein Challenge System lösen lassen.
Und zu guter Letzt: Ich hätte es lassen sollen. Also seit dem ich am 16. März ein Loblied auf die Entwicklungen bei Eintracht Frankfurt veröffentlicht habe, geht da so richtig gar nichts mehr. Und es sah vorher schon ergebnistechnisch nicht gut aus. Jetzt haben sie ihre 9 Punkte Vorsprung zu Jahresbeginn auf Bayer Leverkusen quasi komplett aufgebraucht. Und Bayer sieht gerade richtig gut aus. Ähm... sorry? Vielleicht sollte ich mal ein Loblied auf RB Leipzig schreiben, damit es bei denen auch abwärts geht? Oh, RB kann das alleine...
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