Die Bayern sind Meister. Große Überraschung. Ganz stilecht wurden sie es natürlich vor dem eigenen Anpfiff, quasi beim Aufwärmen. Wenn das keine wunderbare Symbolik ist, weil ja die Bundesliga mittlerweile nicht mehr als ein Aufwärmprogramm für die Champions League ist.
Wobei ich an der Stelle schon mal das erstren WTF an den Kicker schicken muss. Denn die schreiben von einem frühen Aus in der Champions League. Ähm... hallo? Ernsthaft, die Bayern waren mal wieder unter den Top 8 Europas und sind dann knapp gescheitert. Wer da wirklich von einem frühen Ausscheiden spricht, legt die Messlatte so hoch, dass die Saison meistens in Enttäuschungen enden muss.
Aber das spiegelt ja auch nur das Grundproblem, welches ich hier dargelegt habe wieder: Mit Chelsea, Manchester City, Manchester United, dem FC Liverpool, Juventus Turin, Barca, Real Madrid und eben den Bayern gibt es 8 Vereine, die quasi das Halbfinale der höchsten Liga erreichen müssen. Bei einigen von denen ist es sogar finanziell Notwendig. Es gibt aber nur 4 Plätze. Deswegen brauchen die ja auch die Super League.
Man könnte natürlich auch so Wirtschaften und Kommunizieren, dass schon das Erreichen der Top 8 als ordentliches Ergebnis dargestellt wird. Aber wer will das schon...
Der Rest der Liga... nun ja... eigentlich sollte Platz 4 ja vergeben sein, aber es ist Borussia Dortmund. Zum gefühlt 5. Mal in dieser Saison lese ich, dass die jetzt "endlich den Fußball spielen, den man erwarten konnte"... Bis jetzt war das immer genau der Moment, in dem sie rückfällig geworden sind. Es würde mich also nicht überraschen, wenn Eintracht Frankfurt mit 2 Unentschieden in die Champions League einzieht. Das wäre auch die deutscheste Art in der "besten Liga" Vierter zu werden.
Gleichzeitig versucht Borussia Mönchengladbach krampfhaft die Teilnahme an der Europa Conference League zu vermeiden. Da sollen doch die Osteuropäer scheinen, also schicken wir doch lieber Union Berlin... Gerade an diesem Wochenende lieferten die Gladbacher beeindruckende Argumente für die "Gerd Müller würde heute 80 Tore erzielen" These. Was auch nur bedeutet, dass es eine Frage gibt, in der ich mit Franz Beckenbauer übereinstimme. Gladbach hat also so kolossal versagt, dass ich einer Meinung mit dem Kaiser bin. DAS muss man erst Mal schaffen.
Wirklich spannend ist aber tatsächlich der Abstiegskampf. Auch wenn hier festzuhalten gilt: Es wäre wesentlich spannender, wenn der Tabellen-15. in die Relegation müsste. Dann würde nur das Torverhältnis den direkten Abstiegsplatz und das rettende Ufer trennen... und für den 1.FC Köln würde sich wenig ändern.
Ganz stilecht "plant" Werder Bremen anscheinend, mit 12 sieglosen Spielen in Folge über die Relegation den Klassenerhalt einzufahren. Es ist echt faszinierend, wie sie sich in Bremen für Selbstverständlichkeiten feiern und ihre Leistungen im luftleeren Raum beurteilen. Also schon das DFB-Pokal-Halbfinale: Das bisher alle Mannschaften nach der Bekanntgabe des Trainerwechsels eine Niederlage einstecken mussten und Werder die einzige Mannschaft war, die diese Unruhe nicht ausnutzen konnte, wird vollkommen ignoriert.
Jetzt feiert Florian Kohfeldt nach einem torlosen Unentschieden gegen Leverkusen "die kämpferische Leistung und die Mentalität, die an den Tag gelegt wurde." Sollte das nicht selbstverständlich sein? Vor allem wirkt man schon viel zu zufrieden, weil man in einem Heimspiel gegen Bayer wenig bis nichts zugelassen hat. Obwohl Bayer seit dem Hannes Wolf den Trainerposten übernommen hat, die Angriffsbemühungen weitestgehend eingestellt hat und nur noch mit 4 Offensivspielern auftritt. Aber hey, gegen eine Safety First Mannschaft steht man hinten gut, das ist doch schon mal ein Fortschritt.
Aber in Bremen sieht man halt nur den Tabellenplatz des Gegners und denkt sich "Geil, gegen eine Spitzenmannschaft einen Punkt geholt." Wenn man aber genauer hinguckt und bemerkt, dass die Werkserlf 2021 erst 3 Auswärtstore erzielt hat. Seit 4 Auswärtsspielen ist man schon ohne Treffer. Und ja, die Frage, wie man so Platz 6 hält, darf gestellt und mit "beste Liga" beantwortet werden.
Dass Werder schon fast stolz darauf ist gegen eine derart inkompetente Mannschaft "nur" 4 Torchancen zuzulassen, zeigt halt das Grundproblem dieses Vereins: Man gibt sich nach wie vor mit viel zu wenig zufrieden und schraubt die Ansprüche so weit runter, dass irgendwann der Klassenerhalt als Sensation gefeiert wird. Ich habe letztens irgendwo (ich glaube auf Facebook) einen Kommentar gelesen, dass der Klassenerhalt für Werder ja "keine Selbstverständlichkeit" sei. Doch, ist er. Also Freiburg, Mainz, Augsburg, Köln, Bielefeld, Suttgart als Aufsteiger und Union Berlin haben alle wesentlich schlechtere Voraussetzungen als Werder. Von diesen 7 Mannschaften sollte man 5 locker hinter sich lassen. Das muss eigentlich der Anspruch in der Hansestadt sein. Ist es aber nicht.
Aber hey, am Ende hilft ihnen ja... der bedauerliche Einzelfall des Wochenendes. Dieses Mal kein Rassismus. Hey, Fußballdeutschland hat es geschafft 6 Tage ohne dämlich-rassistische Aussage auszukommen! Und es gibt auch keinen neuen Skandal aus dem DFB-Präsidium. Das muss man doch mal feiern dürfen. Am besten, in dem man zu den eigentlichen bedauerlichen Einzelfällen zurückkehrt:
Denn eines bleibt festzuhalten: Marco Fritz hat auf skandalöse Art und Weise in den Abstiegskampf eingegriffen. Unterstützt von Sören Storks. Während ich denen beim Elfmeter noch gönne. Also das kann man als eine dieser Stellen auslegen, wo die Entscheidung auf dem Platz stehen bleibt. Den muss man natürlich nur geben, wenn man durch die Köln Brille guckt, aber immerhin kann man ihn genau dann geben. Aber warum das Handspiel von Jonas Hector beim Stand von 1:2 nicht überprüft worden ist. Holy Shit. Genau diese Inkonsequenz ist doch der Grund, warum der VAR keine Akzeptanz findet. Es ist das Gegenbeispiel zur kontroversen, aber regel technisch richtigen, Entscheidung im DFB Pokal gegen Paderborn: An der einen Stelle wird so lange gesucht, bis man etwas findet, an der anderen wird die Review Area nicht mal betreten.
Und klar, am Ende ist es verdammt eng. Aber das ist halt wieder eine dieser Stellen, wo die Schiedsrichter eine exklusive Sicht auf das Regelwerk haben und als einzige ein Handspiel sehen. Und wir haben doch genau für solche Fehlentscheidungen im Saisonfinale den VAR eingeführt. Warum kommt er dann, wenn er am dringendsten gebrauch wird, nicht zum Einsatz?
Schalke 04: Ach, ich werde sie vermissen. DIE sinnloseste Debatte der letzten Woche war ja, ob es nicht Wettbewerbsverzerrung sein könnte, wenn Schalke sich jetzt gehen lässt und abschenkt. Da frage ich mich ja immer: Gucken die eine andere Bundesliga als ich? Also, wenn Schalke sich plötzlich zusammenreißen und ordentlichen Fußball spielen würde... DAS wäre Wettbewerbsverzerrung, denn das haben sie ja bisher konsequent vermieden. Und man muss die Saison schon in diesem Modus Anti-Operandi zu Ende bringen. Alles andere wäre unfair.
Und ja, was die in der ersten Halbzeit gegen Hoffenheim abgeliefert haben, war ein Skandal: Die Andeutung, dass es ja doch gegangen wäre, wenn man sich richtig bemüht hätte. Zum Glück war das nach 45 Minuten vorbei. Andererseits ging es gegen Hoffenheim. Stand jetzt hat Schalke 30 % seiner Tore gegen den Dorfverein erzielt. 6 von 20. Wenn die jede Woche gegen die spielen dürften, wäre sogar die Champions League drin.
Noch absurder wird es ja, wenn man die bayrische Provinz aus Augburg dazu zählt. Also gegen diese beiden Vereine erzielte man 9 seiner 20 Tore und holte damit 7 seiner 13 Punkte. Und wo ich schon dabei bin: Man lag ja als Schalke so gut wie nie in Führung. Also gegen Stuttgart von der 30. bis zur 56. Minute das 1:0 zu halten war ja schon fast DAS Saisonhighlight. Gegen (natürlich, die waren ja am Ende stolz gegen Schalke überhaupt was geholt zu haben) Werder führte man von der 38. bis zur 77. Minute. Und das war es schon. 65 Minuten.
Also außer man rechnet die Spiele gegen Hoffenheim und Augsburg mit ein, da führte man in Augsburg von der 52. bis zur 93. Minute. Und im Rückspiel seit der 4. Minute bis zum Abpfiff in der 94.. Und gegen Hoffenheim ging man beim historisches verhindernden Hinspielsieg in der 42. Minute in Führung. Und auch im Rückspiel sah es von der 12. bis zur 51. Minute gar nicht schlecht aus. Sprich: gegen diese beiden Mannschaften lag man insgesamt 208 Minuten lang in Führung. Das ist Stand jetzt 3,2-mal so lang, wie gegen den gesamten Rest der Liga.
Das ist eine dieser "Fußball ist mit Logik nicht zu erklären" Statistiken. Also es ist völlig absurd, wie schlecht Schalke im Vergleich mit dem Rest der Liga ist. Wenn es Augsburg und Hoffenheim nicht gegeben hätte, hätten die Schalker wirklich ALLE Tasmania Berlin Rekorde gebrochen. Aber gegen diese beiden Mannschaften sieht diese Trümmertruppe dann plötzlich zumindest statistisch wie eine kompetente Bundesligamannschaft aus... eine Mannschaft, die im 57 % ihrer Spielzeit in Führung liegt. Um diese 57 % weiter in Relationen zu setzen: In den restlichen 27 Spielen lag man 2,67 % der Spielzeit vorne. Da fehlen einem echt die Worte...
Aber dann fällt einem auf, dass Schalke im Jahr 2021 schon 6 Auswärtstore erzielt hat. Das sind, kurz hochgescrollt, DOPPELT so viele wie der Tabellensechste.
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