Eines der absurdesten Argumente für die Super League ist ja, dass der sportliche Wettbewerb eh schon ausgehebelt wurde. Es gibt halt in den europäischen Ligen keinen fairen Wettbewerb mehr. Deswegen ist die einzige Hoffnung für die Bundesliga ja, dass die Bayern einen richtig inkompetenten Trainer wie Jogi Löw verpflichten. Wobei ja selbst der ein wenig überforderte Niko Kovac das Double holte... und Carlo Ancelotti hat auch mehr seinen Vertrag abgesessen als wirkliche Trainerarbeit gemacht und trotzdem mehrere Titel geholt. Also selbst Löw dürfte die Dominanz der Bayern nicht sofort beenden... so unfassbar groß ist deren Vorsprung.
Wahrscheinlich könnten die Bayern ihre Aufstellungen in der Liga ein Jahr lang auswürfeln und sie würden trotzdem Meister werden... also zumindest, solange die Spieler die Herausforderung annehmen.
Dennoch haben selbst die Bayern Angst vor einem Abstieg. Was völlig absurd erscheint, es gibt kein realistisches Szenario, in denen einer der 12 Superteams oder Bayern und Paris absteigen. Eine andere Bedrohung gibt es aber schon: Dass es richtig Scheiße läuft und man die Champions League verpasst. Und das würde schon ein richtig heftiges Problem auslösen. Deswegen wird man in München ja auch sofort entlassen, wenn man auf Platz 4 abrutscht. Die reagieren dann halt genauso panisch wie ein Kellerkind im Abstiegskampf... weil die Auswirkungen für die Bayern genauso drastisch wären, wie ein Abstieg für eines dieser Kellerkinder.
Das zeigt ja, wie krank das System Spitzenfußball mittlerweile ist: Die Millionen aus dem Europapokal sollten eigentlich ein netter Zuverdienst sein... aber mittlerweile sind sie der Sauerstoff, den die Mannschaften zum Überleben brauchen.
Also es gibt genügend Beispiele von Vereinen, die überraschend die Qualifikation und dann extrem eingebrochen sind. Schalke 04 ist das aktuell drastischste Beispiel, weil da der Niedergang im Zeitraffer verlief. Und für Schalke gibt es Leeds United als historisches Beispiel, wie weit bergab es noch gehen kann: Die wurden nach dem Verpassen der Champions League bis in die Dritte Liga durchgereicht, bevor sie jetzt langsam wieder auf die Beine kommen.
Manch einer erinnert sich vielleicht noch an die Beinah-Insolvenz von Borussia Dortmund, die im Wesentlichen durch das einmalige überraschende Ausscheiden in der Champions League Qualifikation ausgelöst worden ist. Nun werden die Dortmunder jetzt sagen: Wir haben ja daraus gelernt! Aber wenn sie ganz ehrlich sind, wollen sie nicht wirklich ausprobieren, wie viel besser man derzeit wirtschaftet und ob man sich einen 5. oder 6. Platz wirklich leisten kann...
Vor allem steht eines fest: Dauerhaft kann man sich das nicht leisten. Vielleicht kann man Erlin Haaland ein Jahr ohne Champions League halten, danach muss man ihn dann aber verkaufen. Und man wird nur bedingt in der Lage sein sich weiterhin herausragende Talente zu verpflichten. Sprich: Wenn man jetzt nur Platz 5 erreicht, wird einen das auf Jahre zurückwerfen.
Das sind auch Dinge, die man bei der Gründung dieser Super League bedenken muss. Denn das an sich Absurdeste war ja, dass die Premiere League bei dieser Idee so stark vertreten war. Das ist doch die reichste Liga der Welt. Einer Eier legende Wollmilchsau. Die können doch gar keine finanziellen Probleme haben.
Und dann fängt man an zu zählen... Und wenn man nicht beim DFB angestellt ist, kann man wahrscheinlich bis 6 Zählen: Manchester City und United, Liverpool, Chelsea, Arsenal und Tottenham sind 6 Vereine, die in ihren Plänen beinahe zwingend auf die Champions League Millionen angewiesen sind. Es gibt aber "nur" 4 Startplätze.
Also gab. Denn still und heimlich kommt die neue Champions League Reform mit zwei weiteren Tickets, "die über eine Koeffizientenregel an Klubs vergeben, die die Qualifikation über den nationalen Wettbewerb verpasst haben, allerdings den höchsten UEFA-Klub-Koeffizienten aus den vergangenen fünf Jahren aufweisen." Und zumindest einer dieser beiden Plätze wird garantiert an den 5. Premiere League Klub gehen. Wahrscheinlich gehen sogar beide nach England.
Gerade Arsenal ist ja DAS Paradebeispiel für den schleichenden Abstieg eines Champions League Teilnehmer: 2006 stand man noch im Finale. Dann begann der schleichende Abstieg. Bis 2010 war es noch die Ausnahme, wenn man vorm Viertelfinale ausschied. Danach wurde das Aus im Achtelfinale plötzlich die Norm. 7 Jahre in Folge scheiterte man dort. Bis ein mal überraschend die Qualifikation komplett verpasste. Damals dachte man sich noch: Kann bei 5 Kandidaten ja ausnahmsweise mal passieren. Damals hat man allerdings auch noch jährlich St Totteringham's Day gefeiert. Aber sobald die Einnahmen aus der Champions League einmalig ausblieben, blieb auch dieser Feiertag aus.
Mittlerweile ist man Tabellenneunter... und um Weihnachten rum drohte ein Absturz in die Abstiegszone. Die realistischste Hoffnung auf eine Rückkehr in die Champions League stellt die Europa League dar, die man dieses Jahr gewinnen könnte. Nebenbei muss sich die Vereinsführung mit der Frage beschäftigen, wo die Reise langfristig hingeht, wenn man nicht schnell wieder an der ganz großen Tafel speist.
Und Arsenal ist ja nur die Mannschaft, die am weitesten ins Hintertreffen geraten ist. Auch Manchester United hatte zuletzt immer wieder Probleme sich für die Champions League zu qualifizieren... Selbst beim ehemals reichsten Klub der Welt erlebt man gerade den Wandel von "Finalteilnehmer 2011" zu "Es reicht nur noch fürs Achtelfinale... wenn überhaupt". Seit 2011 scheiterte man 3 Mal in der Gruppenphase und verpasste 2014/15 und 2019/20 sogar diese. Dagegen erreichte man nur 2 Mal das Viertelfinale. Für eine Mannschaft, die vorher 3 von 4 Jahren im Finale stand, ist dieses Viertelfinale auf ein Mal das Limit. Und es sieht ja nicht so aus, als würde sich das zeitnah ändern.
Arsene Wenger wurde früher belächelt, als er von der "Wenger Trophy" sprach. Aber genau genommen war er nur viel zu optimistisch. Für die Stammgäste in der Champions League ist Platz 5 in der Liga genauso schlimm, wie für Mainz, Freiburg oder Augsburg ein Abstieg in die 2. Liga: Wenn man diesen Betriebsunfall nicht innerhalb eines Jahres korrigieren kann, wird er sehr schnell lebensbedrohlich. Eine oder 2 Saisons im Unterhaus kann man vielleicht noch verkraften, danach wird es sehr schnell finster. Realistisch gesehen sind Freiburg und Mainz sogar wesentlich robuster aufgestellt, als die angeblich Superreichen...
Wenn man sich dessen aber bewusst wird, versteht man auch, warum gerade plötzlich so viele Engländer an dieser Revolution teilnehmen: Sie haben sich in eine Situation manövriert, in der sie teilnehmen mussten, weil die Premiere League alleine nicht mehr allen 6 die Überlebensgrundlage bieten kann.
Und es zeigt halt auch wieder, wie kaputt das System ist. Denn ursprünglich war der Europacup mal eine Möglichkeit sich international in einem sportlichen Wettkampf zu messen. Also in den 60er Jahren dürfte es sich finanziell echt nur bedingt gelohnt haben, da ging es wirklich ums Prestige. Und dann wurde es ein sportlicher Vergleich mit angenehmen finanziellen Vorteilen. Mittlerweile ist der sportliche Vergleich sekundär und völlig verwässert, das Geld dafür aber überlebenswichtig.
Wirklich pervers wird es, wenn man sich bewusst macht, dass selbst die Teilnahme an der Gruppenphase nicht wirklich ausreicht um den Lebensstandard zu sichern. Arsenal beweist doch, dass selbst regelmäßige Teilnahmen im Achtelfinale nur zu einem schleichenden Niedergang führen. Man muss halt am Ende ins Viertelfinale, damit man sein Niveau halten kann. Und da setzt dann die Mathematik endgültig aus, weil 12 Vereine ihre Lebensplanung auf ein Festmahl auslegen, an dem es nur 8 Teilnehmer geben kann. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Und das wissen die auch. Deswegen haben sie ja diesen fast schon verzweifelten Versuch gestartet. Denen ist halt auch bewusst, dass das derzeitige System so nicht weiter funktionieren kann.
Aber anstatt sich zurückzunehmen und die eigenen Ausgaben zu senken, sucht man lieber nach Möglichkeiten noch mehr Umsätze zu generieren, damit man selber noch ein paar Jahre weiterfeiern kann... Denn das ist ja das eigentliche Problem, womit wir uns als nächste beschäftigen... Also Dienstag oder so...
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