Dienstag, 27. April 2021

Superleague Gedanken Teil IV: Krieg der Fans

Fügt die Star Wars Melodie hier ein. Und den Lauftext: Es herrscht Aufruhr im Galaktischen Senat. Die Fans in den Stadien werden durch eine neue, dunkle Macht bedroht. etc. pp.

Derzeit wird ja überall behauptet, dass die Fans die Super League mit ihren Protesten verhindert haben. Und dann wurde immer davon gesprochen, dass aus Fans keine Kunden werden dürfen. Also als Unterstützung von der Vereinsseite. Selbst RB Leipzig glaubt daran, dass sie Fans und keine Kunden haben.

Ich halte das für unfassbar arrogant. Also in einer globalisierten Welt haben wir halt auch einen globalisierten Fan. Da hat der FC Bayern dann 30 Millionen Anhänger in den USA. Und natürlich kommt bei genaueren Umfragen raus, dass die Bayern Fans geworden sind, weil ihre Lieblingsspieler dort auflaufen. Aber sind diese Fans wirklich weniger wert, als die in München? Vor allem, wenn man bedenkt, dass die meisten Bayern Fans ja auch nur an dem Verein hängen, weil sie die besten Spieler haben?

Vor allem wenn man bedenkt, dass es ja im wesentlichen reiner Zufall ist, ob der 14-jährige fußballbegeisterte Jan oder Yan aus einem Loch in Deutschland oder in Asien geschlüpft ist. Aber es gibt halt diese unausgesprochene Vorqualifikation, die man mitbringen muss, um als vollwertiger Fan eines Deutschen Vereins sein will: Man muss auch Deutscher sein. Selbiges gilt natürlich auch für englische und spanische Fans.

Dass Yan sich nur keine Dauerkarte fürs Dortmunder Stadion kaufen kann, weil es für ihn schlicht nicht praktikabel ist alle 14 Tage nach Europa zu fliegen. Dafür spart er all sein Geld, damit er sich diesen für die doch ach so treuen Fans selbstverständlichen Traum ein Mal im Leben erfüllen kann. 

Aber Yan hat halt ein Problem: Er hat natürlich keinerlei Bindung zu Arminia Bielefeld. Er will, wie genau genommen überraschend viele Fans, hauptsächlich guten Fußball sehen. Mit möglichst vielen guten Spielern auf dem Platz. Diese Schützenfeste in der nationalen Liga langweilen ihn aber irgendwie. Deswegen denkt Yan sich: Geil, Super League. Da wird es für mich einfacher die wirklich hochwertigen Spiele zu verfolgen. Und die gibt es dann auch jede Woche. Perfekt, da bin ich Fan von!

Ist seine Haltung als Fan jetzt wirklich weniger wert, nur weil sie von weiter weg kommt? Eigentlich nicht.

Aber dieser Interessenskonflikt zwischen dem einen und dem anderen Fanlager lässt sich nur ganz schwer lösen. Und die einen sind viele, aber die anderen sind mehr. Noch setzen sich die einen durch, weil sie behaupten können, dass sie ja schon immer da waren.

Wenn dann in 15 Jahren Yin auch Dortmund Fan wird, weil sein Vater Yan ihn das von klein auf beigebracht und ihn so erzogen hat, wird es schon irgendwie schwieriger.

Und die Begeisterung für den Fußball ist ja global gesehen eher am Steigen. Diese ganzen Debatten über Korruption und Kommerzialisierung sind ja ein europäisches Phänomen. Dem Rest der Welt ist dies schlicht egal.

Man kann diese Emotionalität ja wirklich sehen, wenn die "großen europäischen Teams" und Schalke 04 in der Sommervorbereitung Weltreisen veranstalten. Wer sind wir, dass wir diese Fans zu "Kunden" deklarieren und festlegen, dass deren Emotionen nicht relevant sind?

Deswegen wird nebenbei auch, wenn es irgendwann ein Final 4 Turnier in der Champions League gibt, Finalspiele in New York, Los Angeles oder Shanghai geben. Und dann werden die europäischen Fans wieder aufschreien, dass das ja die reine Kommerzialisierung ist und gar nicht geht. Dass dies aber wahrscheinlich die einmalige Gelegenheit für die Fans vor Ort wäre, relevanten und hochwertigen Fußball im Stadion zu sehen, wird einfach ignoriert. Etwas, was die europäischen Fans aber halt im Monatsrhythmus geboten bekommen. 

Auch auf dieser Seite der Debatte gibt es nicht das eindeutig Gute und die definitiv Bösen. Deswegen ist es auch absurd zu sagen, dass die Super League nicht im Sinne der Fans wäre. Es wäre nicht im Sinne der europäischen Fans, das stimmt. Und das wird auch weiterhin so bleiben. Aber die globalen Fans dürften das anders sehen und könnten sich irgendwann mit ihren Wünschen durchsetzen. Das wäre dann halt auch nur der nächste Schritt der Globalisierung des Sportes.

Etwas, wovon der europäische Fan ja am Ende auch profitiert. Also wenn die Fernsehgelder es den Vereinen ermöglicht, tolle Spieler zu verpflichten und Fußballtempel zu errichten, ist man voll dafür, dass es diese "Kundschaft" gibt. Wenn diese Kundschaft dann doch auch ihre Ansprüche stellt, guckt man aber überrascht und will sie nicht mehr haben. Man will aber die tollen Spieler behalten und hofft deswegen trotzdem, dass die Kunden dabei bleiben. Ein ewiges Dilemma.

Ich habe da auch gar keinen Lösungsansatz für. Ich kann die Haltung der europäischen Fans ja auch verstehen und bin durchaus auch auf ihrer Linie, dass wir keine Super League brauchen. Aber der moralische Hügel, auf dem sie es sich bequem gemacht haben, ist genau genommen aus Arroganz gebaut.

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