Donnerstag, 8. August 2019

Die Pessimistische Saisonvorschau: Am wann wird der Adlerlass zu groß?

Die Frankfurter Eintracht dürfte ja gerade ihre faszinierendste Phase seit... ähm... der Wende durchmachen. Also das letzte Mal, dass die Eintracht konstant so gut war, dürfte in den Jahren von 89 bis 93 gewesen sein, als man relativ konstant 3. wurde... Und Meister geworden wäre, wenn man am letzten Spieltag beim sicher feststehenden Absteiger aus Rostock gewonnen hätte, aber lasst uns nicht unnötig in der gemeinsamen Wunde pulen...

Die Optimisten werden den nächsten Schritt in der Entwicklung des Vereines sehen. Von der Fahrstuhlmannschaft, die man zur Jahrtausendwende war, über den stabilen Bundesligisten hin zum konstanten Kandidaten fürs Internationale Geschäft. Und auf den ersten Blick haben sie sogar recht: Frankfurt spielt zum 3. Mal in 7 Jahren international.

Und sie haben halt gerade einen entscheidenden Vorteil: Selbst die Stuttgarter erkennen mittlerweile an, dass Fredi Bobic ein verdammt guter Manager ist. Gerade was das finden von internationalen Talenten, die unter dem Radar fliegen, weil sie nicht aus Belgien kommen, ist der Mann genial.

Die offene Frage bleibt aber: Wie lange kann das gut gehen? Wann wird Bobic die Abgänge des Sommers nicht mehr kompensieren können? Und wie geht die Eintracht damit um.

Denn die andere Wahrheit lautet halt: In den letzten 20 Jahren landete die Eintracht ein Mal unter den Top 6. Und der letzte "Zum Glück gibt es die Relegation" fast Abstieg kommt aus dem Jahr 2016.

Womit ich definitiv nicht sagen will, dass die Frankfurt dieses Jahr absteigt. Dass dies praktisch unmöglich ist, wurde ja zur Saisonvorschauseröffnung geklärt. Die eigentliche Frage ist: Wie geht die Eintracht damit um, wenn sie auf ihr eigentliches Niveau zurück kehrt und zwischen Platz 9 und 13 ins Ziel trudelt. Nicht nur diese Saison, sondern auch in den nächsten 2 Jahren. Und in 6 von 10 Jahren landet man derzeit halt genau dort. Wenn man in dem ersten Ausreißer nach unten nicht abgestiegen wäre, dürfte die Quote nur noch höher ausgefallen sein.

Es gibt faszinierender Weise 2 "Historische Beispiele", an denen man das Problem verdeutlichen kann. Das eine ist die Eintracht selbst unter einem gewissen Friedhelm Funkel. Dieser führte die Eintracht nach dem vorletzten Abstieg direkt zurück ins Oberhaus und machte aus der Fahrstuhlmannschaft, die mehr Zeit in der 2. als in der ersten Liga verbracht hat, eine graue Maus in der Bundesliga. Dinge, die ein Funkel halt so macht, was aber auch sein persönliches Limit ist. Den Frankfurtern reichte dies aber nach 4 Jahren Bundesliga am Stück nicht mehr. Nur um das mal festzuhalten: Man spielte zum ersten Mal seit dem ersten Abstieg 1996 4 Jahre am Stück in der höchsten Liga. Und all das ohne jemals was mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben. Aber dem Umfeld reichte dies halt nicht.
Das Ergebnis: 2 Jahre später stieg man wieder ab... Dank einer Hall of Shame Rückrunde. Ob Funkel diesen Einbruch verhindert hätte, ist hypothetisch. Vielleicht wäre man mit Funkel schon das Jahr davor abgestiegen... Aber erst die höheren Ambitionen der Frankfurter sorgten dafür, dass diese Frage überhaupt gestellt werden kann.

Das 2. Beispiel ist genau so Hall of Shame würdig: Hannover 96 war ja die letzte Mannschaft, die sich überraschend in aufeinander folgenden Jahren für die Europa League qualifizieren konnte. Was für Fredi Bobic Serbien ist, war damals für Jörg Schmadtke Norwegen: Er fand dort ständig völlig absurde Verstärkungen.
Das Problem der Hannoveraner: Martin Kind ging danach scheinbar davon aus, dass die beiden Ausnahmejahre in der Top 6 der Bundesliga die neue Norm sind. So brachte er selber völlig unnötig Unruhe in den Verein, weil man "nur" auf Platz 13 stand, was für Hannover halt völlig normal ist. Wenn Kind damals damit zufrieden gewesen wäre, dass die 2 Jahre in der Europa League dabei helfen sich endgültig im Mittelfeld zu etablieren. Wenn er damit zufrieden gewesen wäre, dass es in Ausnahmejahren vielleicht mal fürs Internationale Geschäft reicht... Man hätte sich den einen oder anderen Abstieg ersparen können.

Die Situation der Frankfurter ist gar nicht so viel anders als die in Hannover. Klar, man hat gerade die eine oder andere extreme Finanzspritze bekommen. Aber das Problem ist halt: Das hilft nur bedingt (auch wenn man sich deswegen am Ende Trapp und Hinteregger leisten konnte), denn Spieler, die die Klasse eines Jovic oder Haller aus der letzten Saison haben, wechseln halt für kein Geld der Welt nach Frankfurt. Selbst Spieler, die das offensichtliche Potenzial haben dieses Niveau zu erreichen, werden in Frankfurt eher nur den Flughafen nutzen um zwischen 2 Terminen mit anderen Vereinen umzusteigen.

Man muss immer noch darauf setzen, dass Fredi Bobic Spieler findet, die unerwartet den Sprung in die Internationale Klasse schaffen. Wenn diese Spieler sich "nur" zu ordentlichen Bundesligastürmern werden, wird Frankfurt sich von den Europatourneen verabschieden können. Und ein Bobic kann halt auch nicht immer richtig liegen.

Aber wenn das Umfeld dann ruhig bleibt und sich sagt; Auch nach 3 Jahren im Mittelfeld ist es wahrscheinlicher, dass wir mit Bobic wieder in die Europa League kommen, als ohne ihn. Wenn man die Festtagsessen entsprechend feiert, aber trotzdem nicht mit der Hausmannskost unzufrieden ist.

Aber ganz ehrlich: Wie oft haben sie sich in Frankfurt schon gesagt: "Wenn wir jetzt alle ruhig bleiben?"

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