Ernsthaft... es ist total faszinierend, wie sich alle Bundesligisten zum offiziellen Ende der Vorbereitung über Dinge freuen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten... Zum Beispiel...
Jerome Boateng und Renato Sanches über ihre Bankplätze, die sie sich mit ihrer starken Vorbereitung echt verdient haben...
Dass die Bayern schon nach dem ersten Spieltag, und bevor die nächste Generation an Verstärkungen angekommen ist, Probleme mit unzufriedenen Stars haben, ist ein gutes Zeichen... für den Rest der Liga.
Apropos Rest der Liga: Der war, abgesehen von den Augsburgern geschlossen zufrieden mit seinem Saisonstart, egal wie beschissen das Ergebnis aussah. Beispiele gefällig?
In Hoffenheim hieß es: "Wir haben den Anfang verpennt (...), aber danach waren wir da"... Da stand es schon 0:1, aber Details. Und (anders als Dortmund) wirklich zurück ins Spiel kam man in den folgenden 90 Minuten auch nicht.
In Gladbach geht es um die Kunst, "die Hektik abzustellen und die Ruhe zu behalten, sobald man in Ballbesitz ist." Das soll angeblich beim Tore erzielen helfen.
Der Kicker nimmt einen Fortschritt auf Schalke wahr, weil "Leidenschaft, Intensität und Aggressivität" eindeutig zu erkennen waren. Es ist schön, wenn dein Vorgänger die Messlatte dermaßen tief angelegt hat, dass Selbstverständlichkeiten zu Fortschritten werden.
Köln's Matchplan sah anscheinend nicht vor, dass man gewinnt, schließlich soll er "völlig funktioniert" haben... Problematisch ist halt "Wir müssen noch mehr Szenen in der Spitze kreieren, ein paar Unsauberkeiten und unnötige Ballverluste vermeiden", aber abgesehen von diesen Details war das Angriffsspiel echt voll gut...
Dann habe ich ja das Gefühl, dass "Mit etwas Glück hätten wir was mitnehmen können" das offizielle Saisonmotto der Paderborner wird.
Florian Kohfeldt muss nach dem 1:3 auch "eigentlich zufrieden sein"... weil man abgesehen von den Gegentoren echt gut verteidigt hat... dass man damit auch mindestens 3 Mal richtig schlecht verteidigt hat, ist ihm nicht so direkt aufgefallen...
Richtig ehrlich waren nur die Mainzer: "Wir haben einen Scheiß-Start hingelegt, so einfach ist das."
Und Peter Bosz mit seiner man hat "jede Saison drei, vier richtig schlechte Spiele" Erfahrung. Wobei der gemeine Schalke-Fan da irritiert guckt und sich fragt: Wie, nur 3 oder 4? Bei uns sind das irgendwie immer 30...
Bleibt noch das wichtigste: Die Union Berlin Ultras: Boah, gehen die mir auf den Sack. Ja, jetzt schon. Anstatt ihr Bundesliga-Debüt angemessen mit einer schönen, in Details gegen die BSG Dynamo schießenden Choreo zu feiern, müssen sie unbedingt zum ersten Bundesligaspiel der Vereinsgeschichte mit einem Stimmungsboykott gegen "das Konstrukt RB" beginnen. Go fuck yourself.
Ich habe das ja schon in der Saisonvorschau angedeutet. Was ich dabei, neben den Kinowelt-Millionen, gar nicht erwähnt habe, ist ja "Quattrex German Opportunities". Einem Fond, der in der Steueroase Luxemburg sitzt, in die Union investierte und so den Aufstieg ermöglichte. Nicht, weil man gutmütig die Tradition stärken wollte, sondern weil man ordentlich Kohle scheffeln kann, wenn man in einen aufstrebenden Berliner Verein investiert. Nur steht halt bei Union der Investor halt nicht im Namen... Wobei es wahrscheinlich reiner Zufall ist, dass der Investor nicht "Quattrex German Union" heißt...
Super Duper Fun Fact: Der eigentliche Retter der Union, Michel Kölmel, hat hinterher RB gegründet, weil er endlich dafür sorgen wollte, dass auch eine brauchbare Mannschaft in seinem schönen Stadion spielt. Frei nach dem Motto: Wenn der mit seinen Millionen unseren Verein rettet, ist das voll in Ordnung, wenn er woanders Profifußball ermöglicht, ist er ein Arschloch... Aber man hat sich ja nie an den Westen verkauft, man verkauft sich an Luxemburger... Das ist was ganz anderes.
Hier ist ein kleines Realitäts-Update für die Union Ultras: Ohne verschiedenste Investoren wäre euer Verein auf Augenhöhe mit Lok Leipzig und wohl genau so oft pleite gegangen. Das hätten keine Mahnwachen verhindert. Damit ist Unions Bundesligaaufstieg genau so konstruiert (und ebenfalls über Jahre am Reißbrett entworfen worden, es war ja kein Überraschungsaufstieg), wie der von RB Leipzig. Hört auf, euch für was besseres zu halten, sondern habt einfach Spaß an dem Fußball, der euch geboten wird.
Aber faszinierender Weise hatte Kölmel ja das Ziel "Das St.Pauli des Westens" zu schaffen... was ihm auch gelungen ist. Das Problem daran ist: Sachlich gesehen ist St.Pauli nur die absolute Kommerzialisierung eines alternativen Mythos, ohne dass das jemand merkt.
Und versteht mich nicht falsch: Der Aufstieg von Union hat mich definitiv gefreut. Ich gönne das den Fans, die mit viel Herzblut an dem Verein hängen. Und Union hätte auch in der dritten Liga gefühlt mehr Fans als die Hertha. Es wäre nur wirklich schön, wenn sich die Union Fans selber auch einfach freuen können und sich nicht unbedingt für etwas besseres halten müssen. Aber dafür müsste sich der Union Ultra ja auch mit den unangenehmen Teilen seiner Vereinsgeschichte auseinandersetzen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen