Montag, 26. August 2019

Worst of des "Das hat ja lange gedauert." Wochenendes

Ganze 2 Spieltage. Also gefühlt doppelt so lange wie letzte Saison. Aber völlig unerwarteter Weise funktioniert der VAR in Deutschland immer noch nicht. Irgendwann werden die Leute schon noch darauf kommen, dass die Schiedsrichter das eigentliche Problem sind und dass unsere Deutschen einfach nicht mehr wirklich gut sind... was, wenn man sich die Entwicklungen dort in den letzten 20 Jahren anguckt auch niemanden überraschen sollte. Aber wer will denn da schon Zusammenhänge sehen?
Wenn es eines gibt, was wir richtig gut beherrschen... dann ist es doch das ignorieren von Zusammenhängen. Da haben wir eigene Behörden für, das liegt uns.
Dabei ist die Handspielregelung endlich eindeutig definiert worden. Also es ist eindeutig kein Handspiel, wenn ein Bayern-Profi beteiligt ist, an sonsten eventuell schon.

Und es hat ganze 2 Spieltage gedauert um den Leuten vorzuführen, dass die neue Handspielregelung auch sinnlos ist. Im Angriffsspiel zwar eindeutig, aber sinnlos. Denn die Neue Auslegung sorgt dafür, dass zum ersten Mal faktisch unterschiedliche Regeln spielen. Bisher galten ja für alle immer dieselben, auch wenn es natürlich wahrscheinlicher ist, dass ein Spieler auf der Jagd nach dem Ball mehr Foulspiele begeht, als derjenige, der den Ball behaupten will. Also praktisches Beispiel eins: Ich stehe als Angreifer auch dann im Abseits, wenn ich mich aus dem Pressing rausnehme und im gegnerischen Strafraum herum lungere... Nur ist eine Abseitsstellung an sich nicht strafbar, deswegen stört es keinen. 
Aber ich beim Behaupten des Balles meinen Gegenspieler ins Gesicht greife, kriege ich trotzdem Probleme. Weil die Dinge, die ein Foulspiel sind, auch dann eines bleiben, wenn ich den Ball habe.

Praktisches Beispiel: Wenn ein Ball lang auf den Angreifer geschlagen wird und es dann beim Kopfballduell zu einem Ellenbogeneinsatz kommt, ist es vollkommen egal, ob der Ellenbogen im Gesicht des Gegners vom Angreifer oder Verteidiger kommt. Wenn jetzt aber der Verteidiger bei der Aktion den Angreifer an den Arm köpft, ist die Situation strafbar, wenn es anders herum passiert wahrscheinlich (also wenn es ein Bayern-Verteidiger ist garantiert) nicht.

Nebenbei hat man jetzt ein theoretisches Szenario erschaffen, in dem der Angreifer zum Schiri gehen kann und der dann sagen muss "Stimmt, du hast Recht, das Tor muss doch zählen." Also folgende Situation: Der erste Verteidiger läuft den Spielmacher des Gegners an. Der bricht in Panik aus und will den Ball lang schlagen... trifft aber den Arm des Verteidigers. Das dumme daran: Der Spielmacher ist der Torwart, vom Arm aus springt der Ball entweder direkt ins Tor oder zu einem Gegenspieler, der denn Ball einschiebt...
War der Spieler, den der Ball an den Arm geschossen worden ist, jetzt ein Verteidiger oder ein Angreifer? Wer kam auf die bescheuerte Idee, dies im Regeltext zu unterscheiden?
Und bei direkter Torerzielung nach dem Handspiel wird natürlich (wenn auch regeltechnisch fälschlicher Weise) abgepfiffen.  Aber wenn der Spieler im Mittelfeld angeschossen wird und es danach einen Konter über 3 Stationen zum Tor gibt, wiederum nicht. Obwohl das Vergehen beide Male exakt dasselbe ist.
An der Stelle kommt das, was hier immer kommt: Gebt einfach auf jedes Handspiel einen Indirekten Freistoß. Egal wo auf dem Platz und unabhängig von der Ausrede, die ein Spieler anbringt. Immer das gleiche Vergehen führt konstant zu der selben Strafe. Und auf Grund der Konstanz gibt es keinerlei Beschwerden. Und nur bei aktiven Handspielen zur Verhinderung eines Tores (siehe Luiz Suarez im WM Viertelfinale gegen Ghana) gibt es Elfmeter und Rot. So funktioniert ein vernünftiges Regelwerk. Es wäre echt nicht so schwierig...

Schalke 04: Klar, man kann hinterher behaupten, dass man 2 Handelfmeter bekommt, wenn man gegen einen Bundesligisten, der nicht Bayern heißt, antritt. Oh und nur so nebenbei: Ja, dieses Wochenende wird Niko Kovac auch wieder ignorieren, wenn er am Ende der Saison sein Fazit zu den Schiedsrichtern zieht und dann wieder behauptet, dass der VAR ja immer zu seinem Ungunsten agiert hat... Obwohl er 2 Mal zu seinen Gunsten nicht eingegriffen hat, obwohl er es definitiv gekonnt hätte.
Aber eigentlich geht es ja um Schalke. Und den Fakt, dass ihr Ex-Angreifer Breel Embolo alleine mehr Tore erzielt hat, als die gesamte Schalker Mannschaft. Was nicht so besonders schwer ist, da Schalke als einziger Bundesligist noch gar nicht getroffen hat. Was nach 2 Spieltagen nicht so schlimm wäre, wenn man nicht Saison übergreifend in 7 von 9 Heimspielen ohne eigenen Torerfolg blieb.
Jetzt kann man sich natürlich einreden, dass es ja gegen die Bayern ging und man mindestens einen Handelfmeter hätte bekommen müssen. Aber auf der anderen Seite stand es halt auch schon 0:2, bevor man sich dann doch mal entschloss sich wenigstens ein wenig zu wehren. Und die Hertha hat ja in der Vorwoche (und in München, also ohne die eigenen lautstarken Fans im Rücken) gezeigt, dass man die Bayern durchaus ärgern kann, wenn man sich bereits nach dem 0:1 und nicht erst danach etwas zutraut. So konnten die Bayern sachlich gesehen ihr erstes Auswärtsspiel im Schongang und ohne zu glänzen deutlich gewinnen.
Und Schalke erstarrt weiterhin gegen Manuel Neuer in Ehrfurcht. Fortschritte hin zu einer mutigen Spielweise sehen irgendwie anders aus...
Aber hier ist ja das verwirrende: Laut Kicker liegt Schalke ohne eigenem Tor und nach einer heftigen Heimpleite "im Soll". Klar, ist halt Schalke, da beginnt der "Soll" bei "Gurkenfußball"...

Werder Bremen vs SC Paderborn: Wann spielen die eigentlich endlich gegeneinander? Also es sind ja die beiden "Was wir machen wollten, ist über sehr weite Phasen aufgegangen" Mannschaften... die aber trotzdem bei 0 Punkten stehen und auf dem Weg zur Schießbude der Liga sind. Es bleibt spannend, wer von den beiden als erstes von der "Was die Jungs leistungsmäßig abliefern, ist okay." Linie abkommt...

Oh und wo wir schon dabei sind: Steffen Baumgart und Robin Dutt: Also als die Ersten, die auf der Trainerbank verwarnt worden sind, haben sie sich ja einen Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Der eine in Liga 1, der andere vorher schon im Unterhaus... nebenbei muss sich bei Dutt jetzt schon gefragt werden, ob der nächste Trainer eigentlich seine Verwarnung übernimmt... aber Details Was sie natürlich nicht davon abhielt, lautstark über diese neue Regel zu fluchen. Wie auch Friedhelm Funkel. Dabei... ist diese Regeländerung doch sowohl sinnvoll, als auch brillant:
Früher waren Bestrafungen für Trainer immer etwas Willkürliches. Also ein Schiedsrichter schickt einen Trainer auf die Tribüne, wenn der ihm zu sehr auf den Sack geht. Der Trainer hat dann immer das Gefühl, dass er für das erste Widerwort direkt verbannt worden ist. Der Schiedsrichter behauptet, er habe ihn versucht das vorher deutlich zu machen. Und nachdem das Spiel dann x Mal passiert ist und mit Geldstrafen abgehandelt wurde, gibt es irgendwann mal Innenraumverbot für ein Spiel. Selbst wenn sich die vorherigen Vergehen über 2 Jahre hinweg gezogen haben.
Jetzt gibt es ein klares "Du bist hier jetzt zu weit gegangen, wenn du dies nochmal machst..." Signal des Trainers, welches für jeden verständlich ist. Und wenn man dann mal ausnahmsweise zu heftig lamentiert, passiert einem ja auch nichts. Wenn man aber regelmäßig in den "Emotionen müssen erlaubt sein" Modus verfällt, dann guckt man sich halt mal ein Spiel von der Tribüne an. Aber halt nach einer vorher klar definierten Anzahl von Vorfällen.
Nun müssen die Trainer natürlich lernen, wie sie mit der neuen Regel umgehen. Dass sie jetzt tatsächlich mal die Vorbildfunktion für all die Kreisliga Trainer wahrnehmen müssen... oder alle 5 Spieltage gesperrt werden. Das ist dann ihre Entscheidung.

Und gerade dieses "heftig reklamieren" ist doch eines der Grundprobleme im Fußball: Das macht jeder Spieler und der Trainer pro Team ein mal in 90 Minuten... ist ja nicht viel. Der gemeine Fußballfan sagt da aber: Das passiert viel zu oft und bringt viel zu viel Unruhe ins Spiel... es sollte viel häufiger und auch bei Spielern geahndet werden. Aber da sind wir wieder beim "Fußball ist der einzige Sport, dem es schadet, dass die vorhandenen Regeln nicht angewendet werden".
Und natürlich wird sich Funkel auf seine alten Tage anpassen müssen. Und es wird eine Übergangsphase geben, in der die Trainer noch nicht begriffen haben, dass dieses Verhalten nicht mehr toleriert wird. Aber danach wird das Spiel dann allgemein angenehmer, weil man sich nicht mehr ständig mit wild herumfuchtelnden Irrwischen beschäftigen muss. Aber anstatt das zu verstehen, jammert man natürlich lieber über Emotionen, die einem verboten werden...

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