Montag, 19. August 2024

Im Westen nichts Neues

 Endlich wieder Fußball! Also so richtig. Was auch nur bedeutet: Endlich wieder auf Borussia Dortmund rumhacken. Also dem Verein und nicht den Ultras. Oder erst auf den Verein und dann auf den Fans.

In Dortmund passiert jetzt gerade das, was da immer passiert: Die wirklichen Eigengewächse werden vom Hof gejagt. Tom Rothe wird endgültig an Union Berlin abgegeben. Ole Pohlmann geht nach Brasilien Portugal... obwohl der eigentlich nicht mal zählen sollte, weil er erst relativ spät zum Verein kam. (Nachtrag: Ich bin irgendwie nur über die Memes gestolpert, dass der jetzt als Olinho aufläuft und dachte der deswegen nach Brasilien ist... my bad) Youssoufa Moukoko ist in permanenten Verhandlungen mit anderen Vereinen, weil sie ihm schon wieder einen neuen Stürmer vor die Nase setzen, anstatt ihm eine richtige Perspektive aufzuzeigen. 

Wobei ich an der Stelle nochmal einschieben muss: Dass Dortmund Niclas Füllkrug, nachdem er sie überraschend ins Champions League Finale geschossen hat, mit Gewinn weiterverkaufen kann, ist eine der absurdesten Entwicklungen. Das beweist aber auch nur, wie bekloppt die Premiere League mittlerweile ist: Wenn sich ein Verein aus dieser Liga für dich interessiert, verdoppelt sich dein Marktwert, obwohl er aufgrund deines fortgeschrittenen Alters eigentlich sinken sollte. Dortmund dürfte an dieser Personalie knappe 25 Millionen verdient haben, nachdem man das Gehalt abzieht... also wenn man die zusätzlichen Prämien in der Champions League einbrechnet, in der man dank seiner Tore überraschend weit kam... Wenn man bedenkt, dass man sich nur dank der magischen Champions League Nächte für die Königsklasse 2024 qualifizieren konnte, steigt der Wert nochmal um 15 weitere Millionen. Dass das so perfekt läuft, war nicht abzusehen. Dass man nebenbei Moukoko vergrault hat, der bei allen Managerspielen als eine der sichersten Wertanlangen seit Freddy Adu galt... Das sind doch Details.

Oh und die definitiv schlimmste Personalie wurde auf Transfermarkt.de nicht mal aufgeführt: Paris Brunner wechselt für 4 Millionen zum AS Monaco und wird nach Belgien weiterverliehen. Der verlässt das Boot direkt von der U19. Nur um mal festzuhalten, wie katastrophal diese Entwicklung ist: Brunner ist U17 Welt- und Europameister. Er wurde bei beiden Turnieren zum besten Spieler gekürt. Er gewann letztes Jahr die Fritz-Walter-Medaille in Gold... gemeinsam mit Moukoko... Ja, Dortmund könnte 2 der besten Jugendspieler in einem Sommer abgeben. Und Brunner wechselt, ohne einen einzigen Bundesligaeinsatz für den Verein absolviert zu haben.

Also nur um mal so einen Vergleich zu "anderen Vereinen" zu ziehen: Das wäre, als würde Bayer Leverkusen Kai Havertz und Florian Wirtz abgeben, bevor sie jemals was Relevantes für die Werkself gerissen haben. Von den Voraussetzungen sind Brunner und Moukoko auf demselben Niveau wie bei den beiden. Aber Dortmund entscheidet sich immer wieder dagegen, auf die eigenen Talente zu setzen, weil sie halt die eingekauften Talente fördern müssen...

Dortmund ist auch einfach richtig schlecht darin, eigenen Talenten eine Chance zu geben. Sicherlich. Aber Dortmunds Bilanz bei den "echten Eigengewächsen" ist mehr als grausam. Da kann Brunner bei Ansgar Knauf oder Felix Passlack nachfragen. Passlack hat nebenbei ebenfalls diese ominöse Fritz-Walter-Medaille als bester Jugendspieler bekommen. Oder bei Marvin Ducksch.

Wollt ihr wissen, wer die letzten Spieler waren, die sich aus der Dortmunder Jugend bei den Profis durchsetzen konnten? Mario Götze. Das ist verdammt lange her. Damit hat seit 2009 de facto kein einziger Spieler den Sprung vom Jugend- zum Stammspieler geschafft. Wenig überraschend wurde man auch mit Götze zuletzt deutscher Meister. Meine These war da schon vor einem Jahr: Die Dortmunder "Talente" rennen zu schnell weg und deswegen wird man nie Meister. Man bräuchte einen Marco Reus oder eben einen Götze, der wirklich auch mit Dortmund was erreichen will. Und ja, die Kritik an Götze zu seinem Wechsel zu den Bayern war damals heftig. Aber im Gegensatz zu Aubameyang, Dembelé, Pulisic, Abdou Diallo, Jordan Sancho, Bellingham und Haaland ging Götze erst, nachdem er die Meisterschaft gewonnen hat. 

Erling Haaland war 2 1/2 Jahre in Dortmund, bevor er weiterzog. Wenn der eine weitere Saison geblieben wäre, hätten die Dortmunder eine echte Chance auf den Titel gehabt. Aber wieso sollte er länger bleiben, wenn er Dortmund immer nur als Durchgangsstation betrachtet hat? Ich habe Haalands Zeit in Dortmund nebenbei direkt nach seiner Ankunft genau so vorhergesagt. Nur um zu verdeutlichen, dass es im Westen wirklich nichts Neues gibt.

Jetzt heißt die aktuelle Generation Jamie Gittens, Julien Duranville und Abdoulaye Kamara. Das sind die nächsten Talente, die ihren Durchbruch feiern werden und dann weiterziehen, bevor sie in Dortmund Meister werden.

Wisst ihr, was das wirklich absurde ist: Mit Justin Lerma steht schon die nächste Generation unter Vertrag. Also Dortmund hat jetzt schon 4 Millionen Euro Ablöse für ein 16-jähriges Talent aus Ecuador ausgegeben. Der soll offiziell zur Saison 2026/27 im Verein aufschlagen. Der wird dann ein Jahr brauchen, um sich zurechtzufinden, dann einschlagen und danach dann weiterziehen. Aber hey, vielleicht lernt der jetzt gerade sogar Deutsch... man darf gespannt sein.

Anstatt auf die eigenen Talente zu setzen, hat man stattdessen bei der Konkurrenz gewildert und sich Maximilian Beier, Waldemar Anton und Serhou Guirassy geholt. Ordentliche Spieler, keine Frage. Aber halt auch die Spieler, die die Bayern übrig gelassen haben. Nehmen wir mal Beier. Für mich gibt es da nur 2 Varianten: Entweder er schlägt richtig ein und ihm gelingt der endgültige Durchbruch. Dann ist der aber ab dem Sommer 2026 permanent in allen Transferspekulationen verwickelt und spätestens 2027 weg. Oder er wird der nächste Julian Brandt... ein nettes Talent, welches sein unfassbares Potenzial immer wieder aufblitzen lässt. Aber auch ein Spieler, der immer wieder abtaucht und deswegen nicht auf dem Radar der ganz großen Vereine auftaucht. Brandt ist mittlerweile nebenbei der Vize-Kapitän...

Gucken wir uns da einfach mal den schon erwähnten Florian Wirtz und Bayer Leverkusen an. Nun ist auch Wirtz erst relativ spät aus Köln gekommen. Was schon ein bisschen absurd ist, weil er als Kind der Region zum Lokalrivalen gewechselt ist. Leverkusen hat aber mit Wirtz all das geschafft, wovon Dortmund träumt: Den hoch veranlagten Spieler so lange zu halten, bis man Meister wird. Und nicht nur das: Wirtz bleibt ja noch ein weiteres Jahr. Leverkusen konnte einen dieser richtig geilen Spieler davon überzeugen, dass es das Beste für ihn ist, wenn er noch ein paar Jahre in Leverkusen bleibt. Und machen wir uns nichts vor: Wirtz könnte überall hingehen und würde sich über kurz oder lang durchsetzen. Der ist halt auf dem Haaland Niveau. Vielleicht bleibt er auch, weil er am Rhein und nicht an der Seine geboren wurde und sich deswegen mit der Region ein wenig verbunden fühlt. Nur so ein Gedanke.

Kann es sein, dass Wirtz einfach besser beraten ist, als Brunner? Vielleicht. Aber er spielt auch bei dem Verein, der Kai Havertz vorher eine Entwicklungsmöglichkeit gegeben hat, während Brunner bei dem Verein spielt, bei dem sich Passlack und Moukoko nicht wirklich durchsetzen konnten. 

Das lustigste für mich sind ja die "Coping Mechanisms" der Dortmund Fans in den Kommentarspalten. Wie die sich alle einreden, dass das ja nicht soo schlimm ist. Brunner war eh ein schwieriger Charakter, ist besser den auszusortieren... Weil Haaland und Bellingham ja so einfache und bescheidene Leute sind und waren.
Brunner will ein Millionengehalt! Das finanzielle Risiko ist da viel zu hoch! Bellingham ist garantiert auch mit 17 Jahren zum Millionär aufgestiegen... in Dortmund. Und ist es nicht ein wesentlich höheres Risiko, 4 Millionen Ablöse (plus ein bestimmt auch ordentliches Gehalt) in einen völlig unbekannten Südamerikaner zu stecken? Die 4 Millionen hätte man auch einfach Brunner geben können.
Die Champions League ist ja keine Spielwiese, da kann man keine Jugendspieler ausbilden!!! Ähm... Aleksandar Pavlović und Jamal Musiala existieren. Und Lamine Yamal, Ansu Fati oder Pau Cubarsí. Aber das ist ja unfair, schließlich ist Barca ein Ausbildungsverein mit einer hervorragenden Jugendakademie und Dortmund nur ein ehrlicher Arbeiterverein, deren Jugendmannschaft permanent Meister wird...

Aber wenn selbst die Bayern derzeit eine höhere Durchlässigkeit haben, als deine Mannschaft, dann hast du ein verdammtes Problem. Genauso wie die letzte Kritik an den Talenten: Denen mangelt es halt an Qualität!
Wenn es all deinen Eigengewächsen der letzten 15 (in Worten FÜNFZEHN!!) Jahre an Qualität mangelt, liegt das vielleicht an dir und deiner Ausbildung. Fun Fact: In diesen 15 Jahren hat Dortmund 8 U-Meisterschaften geholt. Vielleicht wäre es sinnvoller, Bundesligaspieler auszubilden, anstatt auf die Titel zu gehen. 

An Pavlovic lässt sich nebenbei wunderbar der Unterschied zwischen Bayern und Dortmund festmachen. Denn auch die Bayern hatten ja eine lange Dürreperiode, bevor man mit Jamal Musiala und eben Pavlovic 2 Diamanten entdeckt und geschliffen hat. Und Pavlovic ist ja wirklich seit 2011 im Verein. Da kann man sich nicht, wie bei Musiala, einreden, dass sie den ja eingekauft haben. Aber zwischen Musiala und David Alaba gab es halt ein riesiges Loch. Der Unterschied ist aber, dass Bayern in diesen knapp 10 Jahren alles gewonnen haben... und dass sie selbst unzufrieden mit ihrer Jugendakademie waren. Deswegen haben sie sich einen kompletten neuen Campus gebaut. Sie holen sich mit Halil Altıntop und Markus Weinzierl externe Experten in dieses Leistungszentrum. Anstatt sich auf der Generation Müller-Alaba auszuruhen und sich feiern zu lassen, hat man buchstäblich keinen Stein auf dem anderen gelassen.

In Dortmund... wurde Lars Ricken im Jahr 2008 zum Nachwuchskoordinator berufen. Was ich gleich lustig fand, weil Ricken ja das Paradebeispiel für ein schlampiges und letztendlich verschwendetes Talent war. Aus dem hätte wesentlich mehr werden können. Sein Vertrag wurde 2014, 16 und 20 verlängert. Weil seine Bilanz ja so gut war. So viele Jugendmeisterschaften!!! Und... also laut Wikipedia schafften Jeremy Dudziak, Felix Passlack, Christian Pulisic, Jacob Bruun Larsen, Jadon Sancho oder Giovanni Reyna den Sprung in den Profikader. Dudziak kommt auf 3 Einsätze für den BvB. Passlack hat nie wirklich eine Chance bekommen. Reyna spielte 12 Mal für die U-19. Pulisic kommt auf 25 U-Spiele

Und wenn man es genau nimmt, blieb all diesen Spielern (bisher) der ganz große Durchbruch verwehrt. Ja, selbst auf Pulisic trifft das zu, der sollte eigentlich der Heiland der USA werden und ist jetzt international gesehen eher gehobener Durchschnitt. Vor allem wurden Reyna und Pulisic praktisch gleich zu den Profis hochgezogen. Also ja, wenn man Ricken weitestgehend aus dem Weg geht, hat man eine gute Chance auf eine ordentliche Bundesligakarriere. Wenn man aber wirklich unter dessen Fittiche gerät, kann man sich von der Idee in Dortmund durchzustarten, verabschieden. Ich verweise nochmal auf die 3 Fritz-Walter-Medaillen Gewinner Passlack, Moukoko und Brunner... 

Bei aller Kritik an seinem Charakter: Einem Uli Hoeneß wäre es mittlerweile aufgefallen, dass in der Ausbildung in Dortmund irgendetwas verkehrt laufen muss. In Dortmund wird man stattdessen befördert. Denn Ricken ist jetzt offiziell "Geschäftsführer Sport". Obwohl die Bilanz in seiner eigentlichen Kernkompetenz grausam ist und er sich nur auf die Scouts, die großartige ausländische Talente finden, verlassen konnte.

Ich sag das jetzt mal ganz direkt: Wenn auch Moukoko diesen Sommer noch wechselt und sich keines dieser beiden Talente in Dortmund durchsetzt, können sie die U-19 auch einfach abmelden. Dann macht es keinen Sinn mehr Geld in Eigengewächse zu stecken. Man müsste die nächsten Lermas halt ein weiteres halbes Jahr irgendwo anders parken. Man kann ja eine Kooperartion mit Paris St.Germain eingehen. Es ist ja eh wahrscheinlicher, sich beim BvB durchzusetzen, wenn man aus deren Akademie kommt.

Vor allem muss man jetzt einfach mal alles hinterfragen, was in der eigenen Jugendausbildung so passiert. Aber der Fakt, dass man deren führenden Kopf gerade befördert hat, bedeutet ja nicht, dass man dies vor hat. Im Gegenteil, man scheint mit der Bilanz der Jugendmannschaften sehr zufrieden zu sein. Dann wünsche ich weiterhin viel Spaß bei eurer eigenen Version des "Jährlich grüßt das Murmeltier": Talente kommen, begeistern 1-2 Jahre und streiken sich dann zum nächsten Arbeitgeber.

Donnerstag, 15. August 2024

Weil die Sommerpause noch nicht ganz vorbei ist

 geht es immer noch um die Frage, wer in dieser Hitze wohl den größten Blödsinn erzählt. Um nochmal die bisherigen Kandidaten vorzustellen:

Jupp Heynckes würde gerne das Elfmeterschießen abschaffen und durch ein Wiederholungsspiel am nächsten Tag ersetzen. Dabei ignoriert er komplett, dass das allein schon in der Organisation ein unlösbares Mammutprogramm wäre, denn irgendjemand muss dieses Finale ja auch absichern. Also stellt euch einfach mal kurz vor, was für ein Aufwand das für Polizei, Ordner und Gastropersonal gewesen wäre, wenn Mikel Oyarzabal in der 86. Minute vorbeigeschossen hätte und alle am Tag darauf wieder antanzen müssen. Und bei dem EM Finale hätte es dieses Problem ja in ganz Deutschland gegeben, weil alle Fanmeilen des Landes erneut abgesichert werden müssen. Wenn man bedenkt, dass das die eine oder andere Fanmeile wegen des einen oder anderen Unwetters evakuiert werden musste, fällt einem auf, wie wichtig das Sicherheitspersonal bei solchen Events ist.

Dazu können die Spieler auch nicht einfach 2 Tage infolge ein Spiel auf allerhöchstem Niveau und mit allerhöchster Intensität abliefern. Das haben ja gerade die im Niveau von Spiel zu Spiel schlechter werdenden olympischen Spiele bewiesen. Die 3 Tage zwischen den Spielen, die man mindestens ansetzen müsste, gibt der Rahmenterminkalender einfach nicht her.

Kandidat 2 war Lukas Podolski, der der Gen Z vorgeworfen hat, dass sie nicht hart genug arbeiten will. Ein privilegierter Multimillionär, der all sein Geld mit seinem unfassbaren Talent gemacht und dadurch sein Hobby zum Beruf machen konnte, wirft der Jugend vor, dass sie zu faul ist. Als Bonusfeature ist dieser Schnösel zurück zu "Mutti" gerannt, als es beim FC Bayern nicht so lief, wie er sich das erträumt hätte... auch weil er für diesen Traum, Plottwist incoming, nicht hart genug gearbeitet hat.

Jetzt meldet sich eine ganze Gruppe an: die Ultras von Bayer Leverkusen. Ich wusste gar nicht, dass es die gibt. Aber ja, ein Verein, der selbst in seiner Meistersaison sein Stadion "nur" 11-mal ausverkauft hat, hat eine eigene Ultra-Gruppierung. Ein Stadion, das mit einer Kapazität von nur 30.210 Plätzen, zu den kleineren gehört... Was kommt als Nächstes? Hoffenheim-Ultras? Oh, warte, die haben sich mit einem "125 Jahre TSG - Aufgebaut und zerstört - danke für Nichts!" Plakat gegen Dietmar Hopp gestellt. 

Anyhow, die Leverkusen Ultras, von denen wir nicht mal wussten, dass es sie gibt, boykottieren jetzt den Supercup. Was ich nebenbei supergut finde. Dass der Supercup aufs 1. Pokalwochenende gelegt worden ist, ist einer dieser viel zu wenig beachteten Kommerzialisierungsskandale. Das ist nebenbei auch eine neuere Erfindung, denn während der Pandemie wurde der Supercup, aufgrund des supervollen Terminkalenders abgesagt (ha, als ob...) auf einen Mittwoch verlegt. Vorher war es quasi das letzte Testspiel (oder zwischenzeitlich sogar ein Test-Turnier) vor dem Saisonauftakt. Genau so sollte es sein. Und das ist eine dieser Ansetzungen, bei denen ich voll für einen Spielabbruch bin. 

Aber andererseits sollten die Bayer Ultras ja eigentlich gegen die Aufstockung der Champions League protestieren. Das sind die Spiele, die wirklich weh tun und die man boykottieren müsste, wenn man wirklich was verändern will. Aber da werden die Bayer-Ultras jubelnd im Block stehen. Genauso wie die Borussia Dortmund Ultras. Denn am Ende sind sie doch das "Tennispublikum", welches sie so gerne verhöhnen. Sobald sie selbst von den Erneuerungen profitieren, sind sie voll dabei.

Mein größtes Problem ist ja, dass der Supercup den Fokus von den Amateuren nimmt. Das sollte eigentlich das eine Wochenende sein, in dem es David gegen Goliath in der Dauerschleife gibt. An dem wir alle gespannt darauf warten, welcher Bundesligist sich dieses Jahr blamiert. Während alle inständig hoffen, dass es nicht sie trifft, weil sie dann ja zu der Lachnummer der gesamten Nation werden. Und einen Verein erwischt es ja immer. Stattdessen rede ich jetzt schon mehr über den Supercup, als über den Pokal...

Kandidat Nummer 4 ist dann der Bayern CEO Jan Dreesen. Der stellt eindeutig klar: "wir können und werden solche unsachlichen Angriffe auf den FC Bayern niemals dulden, geschweige denn akzeptieren." Ist auch wirklich Zeit, dass endlich mal jemand Juan Bernat zur Seite springt. Oder Lothar Matthäus. Oder all den anderen Menschen, die von Uli Hoeneß und seiner Abteilung Attacke unsachlich angegriffen wurden. Oh warte... es geht um Fernando Carro, dem CEO von Bayer Leverkusen... natürlich. 

Die Bayern haben die allergrößten Experten in Sachen "unsachliche Angriffe" in ihren Reihen. Uli Hoeneß hat das quasi erfunden und als Ablenkungsstrategie perfektioniert. Auch wenn er seiner AG damit mittlerweile eher schadet als hilft. Aber wenn die Bayern in irgendeiner Form gegen unsachliche Angriffe vorgehen, sollen sie bitte in ihren eigenen Reihen damit anfangen. Denn wenn ihr eigener Pate das immer wieder darf, muss man es auch mal ertragen, wenn anderen so eine Attacke rausrutscht.

Aber hey, das Sommerloch ist ja fast vorbei, ab morgen gibt es wieder relevante Spiele...

Freitag, 9. August 2024

Olympia vs Herrenfußball: Teil 2: Druck und Charakter...

Das olympische Turnier offenbart halt 2 Lügen, die wir Fußballfans seit Jahrzehnten einreden: 1.) Das sind doch nur Emotionen und zeigt Charakter. Ich frage mich ja eher, was es über deinen Charakter aussagt, wenn du dich bei jeder Kleinigkeit beim Schiedsrichter beschwerst. Und Emotionen zeigen Marta und Lohmann bei den gestern erwähnten Beispielen auch. Lohmann flucht aber ins Leere, anstatt die Schiedsrichterin anzugeifern. Und Marta weint sich an der Schulter ihrer Mitspielerin aus.

Die 2. Lüge ist ja dieses "Der Druck ist halt viel zu hoch, das muss raus!" Fußballer haben doch so ein entspanntes Leben. Im Großen, wie im Kleinen. Sie haben 90 Minuten Zeit, um einen frühen Fehler auszugleichen. Sie haben alle 2 Jahre ein großes Turnier im Kalender. Und ja, Julian Nagelsmanns "dass man 2 Jahre warten muss" klingt herzzerreißend. Aber die DaNas werden nach ihrem aus für 4 Jahre in der Versenkung verschwinden, bevor wir in Los Angeles wieder einschalten.

Dabei ist es ja auch "nur" die Nationalmannschaft, die 2 Jahre lang in den Ruhemodus schaltet. Die Spieler bekommen in den Vereinen direkt die nächste Gelegenheit zum Jammern und Meckern. Wenn sie jetzt wirklich nur bei den Nationalmannschaftsturnieren und dem Champions League Finale zum Schiedsrichter rennen würden, könnte man eine außerordentliche Drucksituation als Argument bringen. Aber sie machen es auch bei jedem verdammten Bundesligaspiel.

Und um die 90 Minuten Spielzeit in Relationen zu setzen, betritt Nera Tiebwa die Matte. Ihr olympischer Wettkampf dauerte 5 Sekunden. Die ist dafür 14.0000 Kilometer angereist. Nun ist das de facto eine wunderschöne Episode, weil die 15-Jährige durch die Teilnahme ihren olympischen Traum gelebt hat. Es geht hier mehr um das Prinzip, mit dem sich Daria Bilodid übers gesamte Turnier auseinandersetzen musste: Im Judo kann eine einzige Aktion sofort den Kampf beenden. Und es gibt keine 2. Chance. Wenn du einen Kampf verlierst, bist du raus. Du trainierst 4 Jahre lang für dieses eine Turnier und nach einem einzigen Fehler kann sofort alles vorbei sein. Fußballer haben gar keine Ahnung, was Druck ist.

Dazu werden sie ja auch Schritt für Schritt an diesen Druck gewöhnt. Denn schon in Jugendmannschaften ist die Aufmerksamkeit ja mittlerweile so hoch, dass kaum noch jemand spontan bei einer WM auf die große Bühne tritt. Die wissen alle, was auf sie zukommt und können sich auch entsprechende Expert*innen leisten, die sie durch mental schwierige Situation kommen. Nicht, dass das einfach ist. Aber vergleicht das mal mit dem, was Imane Khelif durchmachen musste. Diese junge Frau betreibt als Algerierin mit dem Frauenboxen eine Nischensportart. Niemand interessierte sich für sie oder für ihre Wettkämpfe. Bis auf einmal aus dem Nichts das Gerücht aufkam, dass sie eine Transfrau sein soll. ALS ALGERIERIN. Einem Land, dass dich gerade auf seine konservativen Werte besinnt.
Anscheinend hat der ebenfalls eher korrupte Box-Verband festgestellt, dass sie einen erhöhten Testosteronwert hat. Dadurch wurde sie zur Zielscheibe des konservativen Mobs, der ja glaubt, dass der nur 2 Geschlechter gibt, die bei Geburt festgestellt werden. Was nebenbei völlig absurd ist, denn Khelif wurde ja als Frau geboren.

Nur um mal festzuhalten, wie absurd diese Position: Einerseits darf Khelif laut Arschlöchern wie J.K. Rowling nicht an Frauenwettbewerben teilnehmen, weil sie einen zu hohen Testosteronwert hat. Andererseits dürfte eine Khelif als Privatperson, falls sie das will, nicht auf diesen zu hohen Testosteronwert reagieren, indem sie eine Geschlechtsumwandlung durchführen lässt. Sie ist also gleichzeitige eine Frau und keine Frau, obwohl es das nach deren Weltbild gar nicht geben kann.

Und weil das noch nicht genug war, zeigten die Araber ihren Antisemitismus und schoben die Schuld den Juden in die Schuhe. So wurde sie zur Symbolfigur des Palästina-Konflikts, obwohl sie damit eigentlich so gar nichts zu tun hat. All das bricht völlig unvorbereitet über Khelif herein. Und unter diesen Voraussetzungen muss sie sich jetzt auf den wichtigsten Kampf ihrer Karriere vorbereiten, der heute Abend steigt. 

Ich empfehle an der Stelle nebenbei das ARD-Interview mit Caster Semanya. Da geht es auch darum, was diese ganze Debatte bei jungen Frauen auslösen kann. Da landet man ganz schnell bei Selbstmordgedanken.

Und ihr wollt euch einreden, dass Fußballer extreme Drucksituationen kennen? Ernsthaft?

Wir als Fußballfans müssen uns einfach eingestehen, dass unsere Idole zu verzogenen Gören geworden sind. Das sind immer noch Kleinkinder, die im Supermarkt anfangen, laut zu weinen, wenn Mutti ihnen keine Schokolade kauft. Wir haben diese Stars aber auf ein derart hohes Podest gestellt, dass wir uns einreden, dass diese ganz klaren Defizite ja notwendig und etwas Gutes sind. Emotionen und Charakter halt. Und beides kann man ja nur so ausleben und zeigen.

Die Olympischen Spiele zeigen uns jetzt, wie dumm das von uns und für uns war. Dass ein auch für den Zuschauer wesentlich angenehmerer Sport möglich wäre, wenn man den Athleten nicht einfach alles verzeiht, sondern sie sofort in die Schranken weist, wenn sie unangenehm auffällt.

Die neue Regel ist ein wichtiger Schritt dahin. Genauso wichtig ist es aber, dass alle anderen die Spieler darauf hinweisen, dass sie diese Regel für wichtig halten. Dass sie nicht jammern, wenn ihre Helden plötzlich gesperrt fehlen, weil sie sich 4 völlig überflüssige Gelbe Karten fürs Diskutieren abgeholt haben. Dass die Journalisten den Spielern kontra geben, wenn die Trainer sich beschweren wollen, dass diese Regel ja sinnlos sein soll. Man kann dann auch gerne erwähnen, dass es ganz schön erbärmlich ist, dass wir diese Regel brauchen, aber dass liegt ja nicht an der Fifa oder den Schiedsrichtern. Und wenn das alles nicht passiert, sollte man einfach zum Hockey gehen... Als ob das passieren würde.

In 4 Jahren werden wir dann wieder überrascht feststellen, dass es eigentlich viel angenehmer und sympathischer wäre, sich eine andere Sportart auszusuchen. Suprised Pikachu Face. Aber dann wird die Olympiaübertragung für die Zusammenfassung eines Zweitligaspiels unterbrochen und wir sind doch wieder gefangen im Bann des Königs...

Donnerstag, 8. August 2024

Herrenfußball vs Olympia: Teil 1: Der Umgang mit den Schiedsrichter

 Einer der faszinierenden Nebeneffekte bei Olympia ist ja, dass man den Sport, den man eigentlich verfolgt, wunderbar in Relationen zu anderen Sportarten auf absolutem Spitzenniveau setzen kann. Man kann sich dann informieren, wie woanders die Probleme, die man selbst hat, gelöst wurden. Und welche Auswirkungen diese Lösungsansätze auf das Geschehen auf den Plätzen haben. Deswegen gucke ich so gerne bei den anderen Mannschaftssportarten vorbei. Also abgesehen davon, dass ich einfach gerne Turniere in einem zeitlich begrenzten Rahmen mit K.O. Spielen gucke.

Natürlich werden sich die Offiziellen bei der Fifa nie damit beschäftigen. Die sind nur an der Gewinnmaximierung interessiert, werden sich also am ehesten mit Thomas Bach treffen und ihn fragen, wie er das Putin-Problem so elegant gelöst hat... Oder er fragt bei den Fechtern nach, wie die Kampfrichter die Kämpfe so effektiv manipulieren können, dass man die Sportart laut Meinung einiger Experten aus dem Programm nehmen sollte. An progressiven Lösungen zur Verbesserung des Spieles ist Infantino doch gar nicht interessiert.

Was mir als erstes aufgefallen ist: Die haben die Linienrichter beim Volleyball abgeschafft. Die Technologie ist so weit, dass der Schiedsrichter sofort ein Signal bekommt, wenn der Ball im Aus war. Und klar, das haben die theoretisch beim Fußball geklaut, wo die Torlinientechnoligie auch alles sofort und zweifelsfrei klärt. Aber da fällt einem auf, wie geil es wäre, wenn die halbautomatische Abseitserkennung in Echtzeit funktionieren würde. Also nur, weil beim Volleyball auffällt, wie viel Druck man aus dem Diskurs nimmt, wenn das sofort und objektiv geklärt wird.

Der wirklich spannende Teil bleiben aber die Challenges, die es praktisch in allen anderen Sportarten gibt... die aber im Fußball nicht umsetzbar sein soll. Warum auch immer. Bleiben wir beim Volleyball: Es war faszinierend, wie die Italienerinnen in ihrem Spiel bei einer verpassten Netzberührung der Serbinnen direkt aufschrien. Nur wurde nicht die Schiedsrichterin angeschrien, sondern sie drehten sich automatisch zu ihrem eigenen Coach. Der löste dann ruhig und sachlich die Challenge aus und die Italienerinnen bekamen ihren Punkt.
Beim Fußball wäre es bei einer vergleichbaren Szene zu einer Rudelbildung um den Mann in Schwarz gekommen, aber die Fehlentscheidung wäre bestehen geblieben...

Natürlich ist auch beim Volleyball nicht alles entspannt. Schließlich gab es im Spiel der Deutschen eine wohl eher fragwürdige Rote Karte, weil der Angreifer einen Gegner provokant angestarrt hat. Aber auch hier ist es faszinierend, dass die Proteste human ausfallen. Also verglichen mit einer krassen Fehlentscheidung beim Fußball, wo auch der Trainer direkt zum Schiri gerannt und den angeschrien hätte. Im Fußball wäre das Spiel minutenlang unterbrochen worden, im Volleyball wird das in unter 60 Sekunden geklärt und es geht weiter.

2 Beispiele für eine bessere Kommunikation gibt es beim Hockey. Fangen wir mit einer chinesischen Unsportlichkeit an, die zu einer Rudelbildung führte. Ja, so was passiert auch bei Olympia. Das Ergebnis: 2 Gelbe Karten. Was wahrscheinlich eine Fehlentscheidung ist, aber mir fehlt die Erfahrung, um im Hockey zu beurteilen, ob es für die Aktion der Chinesin normalerweise Rot gibt. Aber wie schnell sich die Rudelbildung auflöst. Die bestrafte Belgierin sagt dann ein "Ich habe meine Mitspielerin verteidigt"... und die Schiedsrichterin erklärt in aller Ruhe "I know, but you can not do it." Dann geht sie in aller Ruhe zu den Chinesinnen und lässt den Trainer übersetzen, warum und für wen es Gelb gibt. Das Eurosport-Video ist nebenbei gekürzt, die gesamte Kommunikation gibt es bei 1:39:00 im ReLive bei den Öffentlich Rechtlichen. Die gesamte Aktion von der Unsportlichkeit, über die Rudelbildung und die VAR Überprüfung, zur Bestrafung und Erklärung dauert ungefähr 3 Minuten. Man sieht nebenbei, wie unzufrieden die Kapitänin der Belgierinnen mit der Gelben Karte für die Chinesin ist. Aber sie murmelt ihre Kritik in sich hinein, anstatt sie der Schiedsrichterin ins Gesicht zu brüllen, wie das beim Fußball zum guten Ton gehört.

Das andere Beispiel gab es in der Schlussminute des Hockeyspiels Indien - Deutschland: Der Schiedsrichter sieht und bestraft einen technischen Fehler. Der Deutsche beantragt eine Challenge. Die Kommunikation zwischen VAR und Feldschiedsrichter via Funk wird live übertragen. Man erfährt sofort, was überprüft wird und erfährt transparent, wie die Entscheidung ausfällt. So nimmt man die Spannung aus solchen Situationen.

Beim Hockey merkt man, wie sehr es helfen kann, wenn die Kommunikation der Schiedsrichter mit den Spielern und dem VAR durchs Stadion und die Fernsehstationen transportiert wird. Man kann immer nachvollziehen, was überprüft wird und warum es zu welcher Entscheidung kam. Das ist eine Lektion, die der Fußball definitiv lernen sollte. Und wenn dann noch die Vereine selber entscheiden könnten, was genau überprüft werden soll, weil sie eine Challenge nehmen können...

Sind Challenges perfekt? Bestimmt nicht. Sowohl in der Halle, als auch beim Beachvolleyball wurden immer wieder Challenges genommen, wenn man spät im Satz noch eine offen hatte, um den Spielfluss zu unterbrechen und sich eine kleine, zusätzliche Auszeit zu nehmen und sich nochmal abzusprechen. Aber in Sportarten ohne herunterlaufende Uhr ist das ja kein wirkliches Problem. Außerdem unterbrechen die Fußballspieler und -trainer doch auch ständig den "Spielfluss", wenn sie zum Schiedsrichter rennen und die Schuld bei dem suchen. Zudem beweist die angesprochene Challenge beim Hockey, dass man, revolutionärere Gedanke, die Uhr auch einfach anhalten kann.
Wie geil wäre das eigentlich: Nettospielzeit ab der 70. Minute. Also ab dem Moment, wo das Zeitspiel meistens beginnt. Der 4. Offizielle nimmt die Zeit und funkt sie überall durch. Die Nachspielzeit durch vorherige Verletzungen, Tore und Wechsel wird auch schon in der 70. festgelegt. Sobald das Spiel danach unterbrochen ist, wird die Uhr angehalten. Dieses sich ewig Zeit lassen beim Einwurf oder Abstoß wird komplett abgeschafft. Andere Sportarten können das. Der Fußball ist die einzige Sportart, in der dieses extreme Zeitschinden einfach dazu gehört.

Es ist allgemein faszinierend, wie viel respektvoller der Umgang oftmals ist. Also sowohl mit Gegnern, als auch mit den Schiedsrichtern. Hier muss man sofort erwähnen, dass die neue "nennt sie nicht Mecker-Regel, auch Kapitäne dürfen nicht meckern" Idee ausschließlich für den Herrenbereich eingeführt wurde. Denn bei den Frauen brauchte man sie normalerweise nicht. Hier mal ein praktisches Beispiel: Beim Halbfinale USA - Deutschland gab es nach der 53. und in der 55. Minute 2 Fehlentscheidungen. Zunächst wurde Sidney Lohmann ein harmloses Einsteigen im Mittelkreis zurückgepfiffen. Kann man so sehen, muss man aber nicht. Lohmann flucht laut und sichtbar, aber eben nicht zur Schiedsrichterin. Der Eckball in der 55. Minute war deutlicher. Und dann... laufen Sidney Lohmann und Nicole Anyomi zur Offiziellen... und es passiert nichts.
Aber es ist eben auch ein merklicher Unterschied, ob so was ein Mal im Spiel passiert, oder bei jeder Kleinigkeit. Und beim Frauenfußball passierte es eben nur ein Mal. Dann muss man auch nicht sofort Gelb zeigen.

Kurzer Einschub hier, dass die olympischen Spiele für die Frauennationalmannschaft bisher extrem unglücklich gelaufen sind. Zunächst liefern sie im Viertelfinale, wenn gerade alle hingucken, ihre bestmögliche Imitation des langweiligen Achtelfinales zwischen Slowenien und Portugal ab. Wie schlimm muss dieses Spiel gewesen sein? Deutsche regen sich plötzlich darüber auf, dass zu viel Fußball im Fernsehen gezeigt wird! Dann entscheidet Felicitas Rauch sich im wichtigsten Spiel dafür, den einen Fehler, den Philipp Lahm je gemacht hat, nachzustellen. Es ist an sich nicht verkehrt, sich als Linksverteidigerin an einem jungen Lahm zu orientieren, aber ich muss doch nicht an dem 1:0 der Spanier...
Nebenbei merkte man auch deutlich, dass der olympische Spielplan wirklich hart ist. Also das Niveau im Halbfinale war deutlich niedriger als in der Vorrunde. Und das von beiden Mannschaften. Man merkte aber auch, dass es das 5. Spiel in 13 Tagen war und dass beide in der Runde davor in die Verlängerung mussten. Nur so als Vergleich: Bei der EM hatten die Spanier 5 Spiele in 20 Tagen auf dem Spielplan.

Aber eine Angelique Kerber wird darüber nur lachen, schließlich hatte die auch ein absurdes Mammutprogramm hinter sich... und ihr letztes Spiel gegen die spätere Olympiasiegerin Zheng Qinwen dauerte über 3 Stunden. Zheng gewann 2 Tage später das nächste Duell. Vielleicht sollte man darüber nachdenken, die Spiele doch auf 3 Wochen zu strecken, damit die Athlet*innen wirklich mit genügend Pausen absolute Spitzenleistungen abrufen können.

Zurück zum Umgang miteinander: Ein weiteres konkretes Beispiel: Martas Platzverweis im dritten Gruppenspiel. Extrem unglücklich, weil es ja eher ungeschickt als böswillig war. Extrem emotional, weil es ja durchaus Martas letzte Aktion. Und natürlich gibt es danach eine Rudelbilldung... um die vom Platz geschickte Marta und die am Boden liegende Olga. Die Schiedsrichterin wird aber fast komplett in Ruhe gelassen. Nur eine einzige Brasilianerin geht ganz kurz zu ihr. Wenn man bedenkt, dass sie da gerade die Karriere der ungekrönten Königin beendet haben könnte... stellt euch vor, wie die Brasilianer auf den Schiri zustürmen würden, wenn der einen Neymar vom Platz stellt. Egal ob das völlig zurecht geschehen ist.

Die Olympischen Spiele zeigen, dass man Charakter und Emotionen zeigen kann, ohne dass man auf den Schiedsrichter zustürmen muss. Sie beweisen auch, dass dieser Umgang miteinander auch für die Zuschauer wesentlich angenehmer ist. Aber im Fußball geht das natürlich nicht, weil der Druck so viel extremer ist. Nebenbei beweisen die Olympischen Spiele, dass dieser extreme Druck im Fußball eigentlich nur ein Mythos ist. Aber damit beschäftigen wir uns morgen.