Und sie könnte sich diese Saison wiederholen.
Also der Reihe nach. Der ganze Gedankengang, den ich jetzt ausführe, begann vor einigen Monaten, als ich darauf hinwies, dass der VfB Stuttgart in einem ziemlich fiesen Paradoxon steckte: Einerseits mussten sie ihren ursprünglichen Erfolgstrainer Pellegrino Materazzo nach 1 1/2 Jahren im permanenten Abstiegskampf irgendwann entlassen. Andererseits stand in dem Moment der Entlassung fest, dass er spätestens im Sommer bei einem Konkurrenten anheuern und diesen verstärken wird. Denn selbst in Stuttgart hat ja niemand infrage gestellt, dass Materazzo ein guter Trainer ist. Aber es hat dort halt nicht mehr funktioniert.
Aber er wartete gar nicht auf den Sommer, sondern heuert ziemlich direkt beim direkten Konkurrenten in Hoffenheim an. Das praktische Worst-Case-Szenario, denn man machte sich die Mission Klassenerhalt selber schwerer. Hoffenheim holte unter Pellegrino 1,69 und sicherten sich überraschend souverän den Klassenerhalt. Dies konnten sie am letzten Spieltag mit einem Unentschieden gegen die Stuttgarter.
Diese gingen einen eigentlich unnötigen Umweg über Bruno Labbadia, der eigentlich im verdienten Abstieg münden müsste, aber nur in die Relegation führte. Dies lag vor allem daran, dass ausgerechnet der ehemalige Hoffenheimer Sebastian Hoeneß am Ende übernehmen durfte. Bei Hoeneß war damals noch nicht ganz raus, ob er ein guter Trainer ist, weil er seine wirklichen Erfolge in der 3. Liga gefeiert hat. Und er wäre nicht der erste Trainer, der nur in den unteren Ligen gut aussieht. Jetzt kann man sich aber darauf einigen, dass er zumindest phänomenal viel Potenzial hat. Und wenn ich das von einem Hoeneß sage...
Beide Vereine mussten ihren an sich guten Trainer entlassen, weil es bei ihnen einfach nicht mehr gepasst hat. Das Schwierige an der Bundesliga ist ja, dass einem dies passieren kann, obwohl man an sich kompetente Leute angestellt hat. Manchmal nutzt ein Trainer sich einfach ab. Dann muss man reagieren, darf dabei aber nicht den Kopf verlieren. Hoffenheim hat dies direkt geschafft, Stuttgart am Ende auch.
Und jetzt... sind sie in ganz anderen Sphären unterwegs. Als sie liegen nach 11 Spieltagen auf Kurs Europacup. Letztes Jahr brauchte Stuttgart 28 Spieltage, um die 24 Punkte zu sammeln, die sie bereits jetzt auf dem Konto haben. Es würde mich schon wundern, wenn nicht mindestens einer der beiden nächstes Jahr durch Europa touren darf, schließlich trennen Freiburg auf Platz 8 und Stuttgart auf Platz 4 jetzt schon 10 Punkte. Auch wenn es dank der Aussetzer der Bayern und von RB Leipzig dieses Jahr eher ungewiss ist, dass die beiden Pokalfinalisten aus den Top 4 kommen, deswegen könnte Platz 7 nicht reichen.
Es ist schon eine absurde Geschichte, dass beide Mannschaften von so einem Trainertausch profitieren. Und dass so ein Trainertausch überhaupt zustande kommt. Aber jetzt kommt meine dreiste Prognose: Das SOLLTE sich wiederholen, wenn sich 2 derzeitige Krisenvereine clever verhalten.
Wir reden offensichtlich von Union Berlin und dem 1. FC Köln, die mit Urs Fischer und Steffen Baumgart 2 der faszinierenderen Rohdiamanten auf der Trainerbank zu sitzen haben. Beide haben ihren Trainern auch durchaus viel zu verdanken. Union so viel, dass eine Entlassung eigentlich unvorstellbar ist. So viel dazu, ich habe den Post gestern um 3 geschrieben und wollte ihn um 13:12 veröffentlichen. Manchmal unternimmt die Realität alles, damit Passives Abseits Leser es eben nicht früher wissen.
Aber bei beiden läuft es halt richtig beschissen. Da passt gerade gar nichts zusammen. Unter normalen Umständen wären beide schon entlassen worden. Einer ist jetzt doch plötzlich weg.
Es kann auch einfach sein, dass Fischer mit dem neuen, relativ exquisiten Starensemble ein wenig überfordert ist. Er hat halt noch nie einen Spieler von der Marke Bonucci trainiert. Baumgarts intensive Art kann sich nach den Jahren einfach abgenutzt haben. Das wäre jeweils kein Vorwurf an die Trainer, das kann einem passieren.
Sein wir mal ganz ehrlich: Falls Union Berlin in der Winterpause (hier steht dann auf einmal ein noch) einen neuen Trainer sucht und falls Steffen Baumgart dann verfügbar ist, wird er der erste Name sein, der da fällt. Er passt mit seiner Mentalität und seiner Köpenicker Vergangenheit einfach zu gut zu diesem Verein, um nicht sofort gehandelt zu werden.
Und falls sie in Köln im Winter nach einem neuen Trainer suchen, werden auch einige darauf hinweisen, dass der Fischer alles kann, was man gerade braucht. Wirklich absurd wäre es, wenn jeder abgebende Verein den Trainer unter der Bedingung abgibt, dass man den anderen haben kann. Oder wenn Union jetzt über drei Ecken in Köln anruft und fragt, ob Baumgart vielleicht verfügbar wäre, wenn sie dafür den Fischer haben können. Ob die Trainer dann zusagen oder erst mal Abstand gewinnen wollen, ist natürlich die nächste Frage.
Das ist natürlich nach wie vor ein extrem unwahrscheinliches Szenario. Schließlich könnten zumindest Baumgart noch den Umschwung schaffen. Vor allen Dingen müssten die beiden Trainersuchen ja so synchron passieren, dass nicht einer der beiden Parteien bereits Peter Neururer geholt hat. Und sich dann denkt: Verdammt, hätten wir doch noch 2 Wochen gewartet... Wobei ich es den Kölnern auch zutrauen würde, dass sie komplett in den Panikmodus zurückfallen, Baumgart direkt nach der Länderspielpause entlassen, weil das ja der beste Zeitpunkt ist und sich dann Labbadia holen... nur um in 3 Monaten zu merken, dass das ganz schön dumm war. Stuttgart ist schließlich auch rückfällig geworden, da kann Köln das auch.
Aber dass es für beide Mannschaften die beste Lösung wäre, ist zumindest mal eine Überlegung wert. Also war es anscheinend für mich, denn mir hat sich dieser Gedanke aufgedrängt.
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