Der ist ja quasi durch. Es fehlt nur noch Kolumbien - Südkorea. Da hat man ja beinah alles gesehen.
Und ganz ehrlich: Das Turnier leidet halt gerade extrem unter der traditionellen Anfangsphase so eines Turniers. Oder anders ausgedrückt: Es ist ganz schön zäh. Was sich auch an einem ganz einfachen Fakt festmachen lässt: Lediglich in einem Spiel haben beide Mannschaften ein Tor erzielt. Damit konnte ein Rückstand auch nur ein Mal zu einem Sieg umgedreht werden.
Gleichzeitig erzählen einem dann alle, dass es auch im Frauenfußball keine kleinen mehr gibt... aber einer realistischen Überprüfung hält diese Aussage einfach nicht stand. Denn die Mannschaften ab Rang 17 der Weltrangliste haben insgesamt 2 Tore erzielt und 5 Punkte geholt. Dafür gab es 11 Niederlagen und 29 Gegentore. Also Jamaika holte ein überraschendes Unentschieden gegen die Französinnen, bei denen sich Diani für den Titel "Gomez der Woche bewerben wollte. Kanada patzte gegen Nigeria und verdeutlichten, dass ihre Fixpunkte einfach zu alt sein könnten. Neuseeland schlug zum Auftakt Dänemark Norwegen, die halt nachweisen mussten, dass sie nur die besseren Einzelspielerinnen haben. Das war's aber auch mit Überraschungen. Und klar. Kolumbien oder Südkorea wird diese Bilanz aufbessern, da sie auf Platz 25 und 17 der Weltrangliste stehen und gegeneinander spielen...
Der Spielplan ist aber auch ein wenig unglücklich, schließlich gab es mit Dänemark - China nur ein Spiel von 2 "guten Mannschaften" (also die innerhalb der Top 16 liegen). Am nächsten Spieltag sieht das mit USA - Niederlande und Frankreich - Brasilien schon viel besser aus. Wie das Turnier wirklich aussieht, sollte man erst beurteilen, wenn solche Spiele ausgetragen wurden.
Wenn es jetzt willkürlich wirkt, das Feld nach Rang 16 zu teilen: Das ist halt genau die Hälfte des Teilnehmerfeldes. Und da ist ein deutliches Leistungsgefälle. Man merkt das halt auch, weil die "schwächere Hälfte" auch vollkommen mit einem Unentschieden oder einer knappen Niederlage zufrieden wären. Deswegen traute sich Irland erst in der Schlussphase wirklich nach vorne zu spielen... und die Reaktion der Australier war weit weg von souverän. Wenn Irland sich 15 Minuten früher mehr zutraut, schießen die den Ausgleich.
Oder die angesprochenen Jamaikanerinnen: Die fingen als eine der wenigen Außenseiter mutig an und pressten sogar am gegnerischen Strafraum. Aber je länger das Spiel dauert, umso weiter zogen sie sich zurück. Und umso länger lag die Kapitänin Kadija Shaw am Boden... so als wollte sie die Aussage von Sophia Kleinherne widerlegen: Es gibt doch weibliche Neymars, die minutenlang am Boden liegen bleiben. Aber wenn ein Unentschieden gegen einen angeblichen Titelfavoriten der größte Erfolg der Verbandsgeschichte darstellt, reizt auch Frau halt alle Möglichkeiten aus.
Das war schon beim EM Finale so, das ist auch jetzt in der Vorrunde so. Wobei ich da nochmal einschieben muss, dass es echt traurig ist, wie einige jetzt das gesamte Turnier auf die letzten 10 Minuten Zeitspiel reduzieren und behaupten, dass das ja von den Engländerinnen furchtbar war. Dass die mutig und offensiv gewechselt haben, deswegen aus logischer Konsequenz das Führungstor erzielt und sich damit die Möglichkeit des Zeitspiels erarbeitet haben, wird komplett ignoriert. Genau sie, wie es ignoriert wird, dass unsere Damen bei eigener Führung genau so agiert und wir es gefeiert hätten. Einschub Ende.
Dazu kommt erschwerend, dass viele der großen Favoritinnen noch nicht so richtig ins Laufen gekommen sind. Also außer die Deutschen, die tatsächlich nachgewiesen haben, dass eine Nationalmannschaft aus diesem Land richtig gut in ein Turnier starten kann. Dabei haben die Experten im Öffentlich Rechtlichen vorher schon darüber diskutiert, wie das ist, wenn man aufgrund eines starken Turniers mit großen Erwartungen in so ein Turnier startet. Kann das vielleicht sogar lähmen? Also bei den Männern kann man diese Frage ja gar nicht mehr stellen.
Im Wesentlichen bedeutete dies aber, dass es verdammt viele verdammt ähnliche Spielverläufe gab: Die Favoritinnen quälen sich gegen diszipliniert verteidigende Mannschaften zu einem knappen, in der Schlussphase errungenen, Sieg. Also 3 Spiele wurden erst nach der 87. Minute entschieden, aufregend waren diese Spiele aber trotzdem nicht.
Nun muss man dazu sagen, dass das völlig normal ist. Der erste Spieltag einer WM sorgt selten für legendäre Spiele und großartige Begeisterung auf dem Platz. Am Ende geht es immer nur darum, dass man selber nicht der Favorit ist, der sich blamiert... außer man ist halt Deutschland. So richtig beginnt so ein Turnier halt frühestens mit dem 2. Spieltag, wenn die Nationen dann auch mehr unter Zugzwang stehen und nicht einfach nur das 0:0 verteidigen können.
Und als praktisches Beispiel, wie irrelevant der erste Spieltag ist: Wenn nicht gerade alle darauf hinweisen würden, dass Hervé Renard, der jetzt die Französinnen trainiert, Lionel Messi zum Auftakt mit Saudi-Arabien geschlagen hat, würde sich niemand an irgendwelche Ergebnisse der ersten Tage im Winter erinnern. Weil wir Deutschen ja schon wieder verdrängt haben, dass Thomas Müller da Scheiße gespielt hat.
Alles in allem ist es also ein ganz normales Fußballturnier. Also abgesehen davon, dass Mary Fowler mit Handschuhen aufgelaufen ist, weil die tatsächlich im Winter spielen müssen. Das wäre für die männlichen Kicker viel zu hart. Obwohl es noch ganz andere Gründe gibt, warum Männer niemals eine WM in Down Under austragen werden, aber dazu komme ich später...
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