Das war nicht die Form von "Equal Play", die wir alle sehen wollten... Jetzt ist es plötzlich doch wieder so weit, dass Deutschland eine überraschende Niederlage in der Vorrunde erklären muss. Und Martina Voss-Tecklenburg sagt, wenn sie nach einem möglichen Achtelfinale gegen Frankreich gefragt wird, dass man Südkorea halt auch erstmal schlagen muss. Das waren doch auch genau die Worte von Jogi Löw 2018...
Hier muss man mal eines festhalten: Das 0:1 kann passieren. Das ist ein abgeblockter Schuss. Und auch wenn die Expertinnen von "1 Meter Sicherheitsabstand" faseln: Linda Caicedo lässt da 2 Gegenspielerinnen auf engstem Raum aussteigen und streichelt den Ball in den Winkel. Das ist ein Gemälde von einem Tor. Wenn sie das im Schwarz-Weißen Trikot erzielt, wird es garantiert das Tor des Monats. So wird die Sportschau nicht die Eier haben und das Tor in die Auswahl nehmen.
Fairerweise würde ich Caicedo für die ausgelassene Großchance zum 2:0 zum Gomez der Woche küren, wenn sie für Deutschland auflaufen würde...
Aber das eigentliche Problem beginnt nach dem 1:0. Denn auch der Elfmeter zum 1:1 kam, so schön er auch heraus gespielt wurde, mehr oder weniger aus dem Nichts. Zwischen dem überraschenden Führungstreffer in der 52. und dem Spielzug zum Elfmeter in der 88. gab es keinen einzigen Schuss aufs Tor. Und auch keine wirklich heraus gespielte, klare Chance. Eine wirkliche Reaktion sieht anders aus. Da muss man einfach mehr erwarten.
Nebenbei hat man vorher viel darüber geredet, dass man die körperliche Spielweise annehmen wird, aber die einzige, die mit der Härte wirklich klar kam, war Lena Oberdorf...
Und dann lässt man in der 97. Minute Manuela Venagas nach einer Ecke völlig frei zum Kopfball kommen. Man hat die beste Kopfballspielerin der Welt. Und Lea Schüller... Und genügend weitere Spielerinnen im Strafraum. Das ist wieder diese mittlerweile "typisch deutsche" Verteidigung: Man hat halt diese kollektiven Aussetzer, die man sich bei so einem Turnier einfach nicht erlauben kann.
Also ja, die spielen jetzt wirklich wie die Männer. Nur ist das nichts Gutes.
Der Rest des Turniers is, dank einiger doch überraschender Siege von den Philippinen, Nigeria, Marokko und natürlich Kolumbien, um einiges spannender geworden. Dennoch gibt es, aufgrund der Turnierkonstellation einige, nennen wir es "interessante", Szenen. So hatte Lucy Bronze in der Schlussphase in der dänischen Hälfte den Ball am Fuß und wartete darauf, dass sie unter Druck gesetzt wird... mit der "Wir müssen hier nichts mehr tun, wir führen 1:0" Gelassenheit. Und die Däninnen haben sich das angeguckt und gedacht: Wir müssen hier nichts mehr tun, mit einem Sieg und einer knappen Niederlage können wir ganz entspannt ins letzte Gruppenspiel gehen. Wir regeln das dann gegen Haiti. Wenn wir gegen die 2 Tore erzielen, sind wir sicher weiter.
So weit werden die nicht gedacht haben, aber es gab definitiv ein "mit einer knappen Niederlage können wir gut leben" Ansatz. Und ich kann ihnen da auch keinen Vorwurf machen, denn die Logik ist ja grundsolide. Und so tragisch Haitis Niederlagen waren, weil sie kollektiv im "Gomez der Woche" Modus unterwegs sind: Am Ende haben die Dänen im Achtelfinale auch nichts verloren, wenn sie Haiti nicht schlagen. Jetzt werden sie sich natürlich über ein Unentschieden für die nächste Runde qualifizieren und dann hinterher Weltmeister werden...
Die wichtigste Frage ist aber: Sind die Amerikanerinnen "in trouble"? Also sind die am Ende nicht annähernd so tief besetzt, wie alle gedacht haben? ESPN hat die Frage in den Raum geworfen, ob man Julie Ertz nicht zurück auf ihre eigentliche Position ins Mittelfeld vorziehen muss. Und sie kommen zu dem Schluss, dass man das nicht kann, weil man einfach keine Verteidigerinnen hat, die die dann hinten entstehenden Lücke schließen kann. Das bedeutet auch nur: Die sind eine einzige Verletzung von einer defensiven Katastrophe entfernt. Nebenbei spielen die nur mit 2 gelernten Verteidigerinnen in der Viererkette.
Und vorne fragen sich alle, warum Trainer Vlatko Andonovski nicht wechseln wollte. Er selber wollte den guten Rhythmus, den man gefunden hatte, nicht unterbrechen. Ähm... ok. Also der Ausgleich fiel halt auch ein wenig aus dem Nichts. Und Alex Morgan war nicht wirklich ins Spiel involviert. Trinity Rodman wirkte auf viele eindeutig müde. So kam man zwar in den letzten 10 Minuten zu einigen Abschlussaktionen, aber die brachte Rodman halt konsequent nicht aufs Tor.
Nebenbei sagt Andonovski damit auch, dass er eine Megan Rapinoe nicht mehr zutraut, auf ein enges und umkämpftes Spiel als Einwechselspielerin einen positiven Einfluss zu nehmen. Und Alyssa Thompson traut er das anscheinend noch nicht zu. Bei einer souveränen Führung kann man die bringen, aber wenn das Spiel auf Messers Schneide steht, lässt man sie lieber draußen. Das war definitiv nicht die Botschaft, die er damit senden wollte...
Oh und zu guter Letzt ist es als Trainer auch irgendwie deine Aufgabe den Rhythmus aufzubrechen und neue Impulse zu setzen. Also eine Sarina Wiegmann würde das als etwas Positives betrachten. Die würde das durchaus vorhandene Potenzial auf der Bank eiskalt nutzen, um den Gegner vor neue Aufgaben zu stellen. Wenn Andonovski nicht nur nach Ausreden gesucht hat, sondern das wirklich seine Haltung ist, wird die Wiegmann den so was von ausmanövrieren..
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