Um so schlimmer wird es. Also ich hatte ja kurz das Gefühl, dass ich vielleicht ein wenig zu kritisch mit dem Kicker-Sonderheft umgegangen bin. Vielleicht habe ich auch einfach zu hohe Erwartungen. Am Ende lohnt sich der Aufwand, den ich gerne gesehen hätte, einfach nicht... und es ist halt auch ein Geschäft.
Aber dann stolperte ich über diesen Artikel auf The Ringer: "The Future of U.S. Women's Soccer is here." The Ringer ist natürlich ein amerikanisches Onlineportal, aber dafür spezialisieren sie sich nicht auf Fußball, sondern hat den Fokus eigentlich auf anderen Sportarten. Man könnte also schon erwarten, dass der Kicker auf einem ähnlichen Niveau agiert, auch wenn sie natürlich wesentlich weniger Platz haben. Aber in diesem Artikel lerne ich dann, dass alles, was zum US-Team gedruckt wurde, schlicht falsch ist.
Also hier ist eine interessante Statistik für einen amtierenden Weltmeister: 14 Spielerinnen im Kader haben noch nie eine WM gespielt. Nur 9 Spielerinnen haben schon Erfahrungen in diesem Turnier. Demnach müssten zwangsweise immer mindestens 2 junge Spielerinnen in der Startformation stehen. Wenn man bedenkt, dass Megan Rapinoe eher als Joker eingeplant wird, ist man direkt bei 3.
Die jüngste Spielerin, die im Sonderheft erwähnt wird, ist Rose Lavelle mit zarten 28. Die kann dem Tod gelassen ins Auge sehen... die wird jedenfalls älter als Kurt Cobain. Und ist schon Weltmeisterin. Über die ganzen jungen und interessanten Spielerinnen erfährt man nichts.
Nehmen wir mal demonstrativ Trinity Rodman. Die ist zum einen die Tochter einer Basketball-Ikone. Zum anderen wird sie in dem Artikel als die weibliche Version von Kylian Mbappé vorgestellt. Das mag übertrieben sein und nur durch die nationale Brille, die halt alle Journalisten aufhaben, so scheinen. Andererseits saß sie neben Mbappé, weil sie mit 20 schon zur "Ballon d'Or" Gala eingeladen wurde... Und sie gilt definitiv als eine der aufstrebenden Stars der Szene. Oder anders ausgedrückt: Das ist genau die Art Spielerin, die so ein Sonderheft vorstellen sollte.
Damit verpasst der Kicker die Chance, sowohl den weiblichen Messi, als auch den weiblichen Mbappé vorzustellen. Und da sind wir noch nicht mal bei Sophia Smith, die angeblich noch besser sein soll, als Rodman. Damit verfestigt sich halt die Erkenntnis, dass ich mir andere Quellen suchen muss, wenn ich was zur Frauen-WM erfahren will.
Aber hey, ich habe jetzt immerhin meine Grundlage... weil ich mich jetzt während des Turniers fragen kann, wo der Kicker alles falsch lag und wen die alles übersehen haben. Das ist doch schon mal was.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen