Auch wenn das Konzept Scheiße war. Frei nach Aaliyah: If at first you don't succed, try again. Und das ist genau genommen wirklich schade.
Es geht ganz offensichtlich um den VfB Stuttgart und seine Rolle Rückwärts. Der VfB war ja auf dem Weg zu einem der interessantesten Projekte in Europa zu werden. Und das Konzept war dabei eigentlich ganz einfach: Wir installieren einen der besten Talentscouts Europas als wichtigsten Entscheider. Wir erschaffen uns so eine neue Ära. Und wie wichtig so ein Manager für so eine Ära sein könnte, habe ich hier vor Jahren mal erörtert. Auf was für einem an sich guten Weg Stuttgart war, wurde hier ausgeführt.
Jetzt... weiß keiner so ganz genau, warum Sven Mislintat weg ist. Also ja, der VfB wollte mit ihm verlängern, wollte aber auch seinen Handlungsspielraum als alleiniger Macher einschränken. Da hat er dann halt abgesagt, was vielleicht auch das eigentliche Verhandlungsziel des VfBs war.
Aber die eigentlichen Probleme beim VfB liegen doch so viel tiefer. Das fängt halt mit dem Fakt an, dass Thomas Hitzlsperger jetzt bei der ARD auf der Couch sitzt und nicht im Vorstand des VfBs. Niemand hat bis heute so wirklich verstanden, was eigentlich das Problem zwischen ihn und Claus Vogt war. Nur dass es dann eskaliert ist und Hitzlsperger den Machtkampf am Ende verloren hat. Und damit war auch eine der Persönlichkeiten, die Mislintat geholt haben, plötzlich weg.
Stattdessen wurden Vereinslegenden geholt, um Mislintat zu beraten. Also eine dieser "Vereinslegenden" ist Philipp Lahm, der 2 Jahre für den VfB spielte und eigentlich eine Bayern-Legende ist. Aber das waren schon 2 schöne Azubi-Jahre damals. Der gesammelte Arbeitsnachweis von Lahm, Gentner und Khedira lautet nebenbei: Der eine hat sich um die erfolgreiche EM-Bewerbung gekümmert. Und das war's.
Man kehrt halt zurück zum "Alte, verdiente Spieler wissen schon, wie es im Fußball läuft." Das war in den 90ern das ultimative Erfolgskonzept. Aber mittlerweile gibt es halt Manager-Ausbildungen.
Mislintat war halt das komplette Gegenteil: Er hat nie hochklassig gespielt, sondern stattdessen Sportwissenschaften studiert. Er hat sich bei Borussia Dortmund über Jahrzehnte hochgearbeitet, weil er immer wieder wunderbare Diamanten gefunden hat. Danach hat er Auslandserfahrung bei Arsenal London gesammelt, bevor er nach 13 Jahren im relativen Hintergrund endlich eine Führungsrolle übernehmen sollte.
Und diese Rolle funktionierte ja zunächst auch richtig gut: Er fand mehrere sehr spannende Talente und sicherte den Aufstieg und den Klassenerhalt. Aber leider kam dann der nächste Schritt, dass man nichts mehr mit dem Abstieg zu tun hat und zumindest im sicheren Mittelfeld ankommt, nicht schnell genug. So musste man Mislintats Arbeit hinterfragen und ihm diese "tollen Experten" beiseite stellen.
Natürlich hat er auch seine Fehler gemacht. Dass er so lange gebraucht hat, um zu merken, dass Michael Wimmer noch nicht in der Lage ist eine Bundesligamannschaft zu führen. Was kein Vorwurf gegen Wimmer sein soll, weil das NOCH da entscheidend ist: Wenn der jetzt bei seinen nächsten wahrscheinlich nicht in der Bundesliga stattfindenden Station erfolgreich aussieht, kann er durchaus in diese Rolle wachsen.
Aber nach einigen mutigen Entscheidungen bei den Trainern, also ganz praktisch das Finden und Festhalten an Pellegrino Materazzo, entscheidet sich der neue Expertenrat für... die konservativste aller möglichen Entscheidungen: Bruno Labbadia. Was in der Isolation betrachtet vielleicht gar nicht verkehrt ist.
Labbadia hat ja seinen durchaus ramponierten Ruf in Wolfsburg halbwegs repariert, weil... er dieses Mal selber gegangen ist, bevor er entlassen werden konnte. Und er wird zumindest kurzfristig die Probleme der Stuttgarter lösen und die Mannschaft zum Klassenerhalt führen. Da bin ich absolut überzeugt von, das hat er bisher immer hinbekommen. Aber seine durchschnittliche Amtszeit dauert halt auch genau 1,35 Jahre. Denn das ist halt auch nur ein Trainer, der dir kurzfristig deine Probleme löst und keiner, der dir langfristige Lösungen anbietet. Das ist, wenn es gerade halt um den Klassenerhalt geht, auch nicht verkehrt. Aber man hatte es unter Mislintat gerade geschafft, aus diesem ewig währenden Kreislauf auszubrechen und tatsächlich auch in der Trainerfrage perspektivische Antworten zu suchen.
Jetzt kann man sich darauf einstellen, dass man im Winter 2024 wieder einen Trainer suchen wird. Man ist zurück in dem Modus, der einem die letzte Labbadia Verpflichtung gebracht hat. Und der war ja immerhin der erfolgreichste Trainer in den Jahren zwischen Armin Veh und Materazzo. Aber halt auch nicht wirklich gut.
Nebenbei fällt mir da dann auf, wie albern das legendäre Peter Neururer Meme ist, der ja angeblich bei jeder freien Stelle sofort mit dem Porsche vorfährt. Genau jetzt vor der DFB Zentrale... In der Realität fährt diese Luxuskarosserie schon vor, aber es steigt halt Labbadia aus...
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