Frauen fordern Dinge von der Fifa. Und berufen sich auf die Menschenrechte. Wie niedlich. Als hätte sich die Fifa jemals für die einen oder das andere interessiert. Ernsthaft, wenn die Fifa Respekt für Frauen übrig hätte und sich auch nur im Ansatz für Menschenrechte interessierte, gäbe es keine WM im Katar. Nach deren Logik bringt sich der Iran gerade in die beste Position um sich für die nächste WM zu bewerben.
Was mich aber an dem Kicker-Artikel und an Open Stadiums am meisten stört: Beide verheimlichen uns da was ganz Wichtiges: Die iranische Nationalmannschaft positioniert sich gerade in größeren Teilen eindeutig auf der Seite der protestierenden Frauen.
Also klar, dass Sardar Azmoun da heldenhaft vorgeprescht ist, weil er halt früher abgereist ist, erwähnt der Kicker. Das ist ja auch ein sympathischer Deutscher Bundesligaspieler. Da muss man ja beschreiben, wie gefährlich das für ihn und seine Familie ist.
Dass der Rest der Mannschaft nachgezogen hat, sobald sie ihr persönliches Brandenburg verlassen und wieder Zugriff aufs Internet hatten, erfährt man nur auf Tagesschau.de. Wobei man natürlich auch erwähnen muss, dass nur 3 Spieler namentlich genannt werden. Aber Iran hat halt jetzt 2 Optionen: Seine besten im Westen spielenden Akteure ausladen, oder sich auf eine eher unangenehme WM einzustellen. Und klar, wenn die sich äußernden Spieler wirklich aus politischen Gründen nicht eingeladen werden, dann kann man auch das ganze Land ausladen. Aber eine Anwesenheit der Spieler würde eher dafür sorgen, dass wir auch über die Zustände im Iran reden müssten.
Oder anders ausgedrückt: Open Stadiums fordert die Spieler auszuschließen, die genau das machen, was sie sich von all den anderen Profis erhoffen: Eine klare Positionierung zur Menschenrechtslage. Und sie kehren dabei sogar vor der eigenen Haustür.
Nun muss man natürlich auch bedenken, dass der Iran durchaus in der Lage sein wird, seine Spieler abzuschotten. Sie eben nicht vor die Mikros zu lassen, damit sie auf gar keinen Fall etwas sagen können, was ihnen laut Regime nicht zusteht. Aber seine bekanntesten und besten Spieler nicht vor die Kamera zu lassen, schränkt auch die Bühne fürs Regime ein. Und man könnte Azmoun ja einfach mal zum "Man of the Match" im Duell gegen die USA küren, egal ob sie da mit 0:4 abgeschossen werden. Ok, vielleicht nicht gegen die USA, das Spiel könnte so schon heiß genug werden. Aber davor geht es ja 2 Mal gegen England... Dann muss man den Mann vor ein Mikro lassen...
Aber ja, die eigentliche Frage bleibt, wie man mit der iranischen Mannschaft und ihren Vertretern umgeht. Wenn man immer mal wieder nach harkt, wie denn ihre Position zur Protestbewegung ist, kann man den Aufenthalt wirklich unangenehm gestalten. Selbst wenn gefragter Spieler dann nur mit einem "Dazu kann und darf ich mich nicht äußern" antwortet.
Oder man konfrontiert den Trainer damit Carlos Queiroz damit, warum er die besten Spieler nicht einladen durfte, falls es dazu kommt. Oder man fragt den Portugiesen mal allgemein, wie es so ist, für ein Regime zu arbeiten, dass Frauen wahllos umbringt und unterdrückt. Alles Dinge, die man einfach mal machen könnte.
Aber ein einfacher Ausschluss. Also ich bezweifle mal, dass die Fußballfans jemals erfahren wird, warum das wirklich geschehen ist. Und ob die Männer dann nicht ihren Frauen die Schuld für den Ausschluss geben und das als Anlass sehen, sich auf die Seite des Regimes zu stellen. Ebrahim Raisi wird eine Variante in seinen Predigten finden, das so hinzudrehen, dass der Westen und die Frauen allein Schuld daran sind, dass man nicht mehr mitspielen darf.
Und wie beim allgemeinen Boykott der WM kann ich die Forderung nach einem Ausschluss durchaus nachvollziehen. Aber wie beim Boykott gilt auch hier: Ändern wird sich vor Ort nur was, wenn wir uns auch dafür interessieren, wenn gerade keine WM ansteht.
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