Um zurück zum eigentlichen zu kommen: dem Herziehen über schlecht geführte Bundesligisten.
Wir haben in Wolfsburg jetzt also mit Jörg Schmadkte einen Manager, der heftig in der Kritik steht und gleichzeitig den Kader umbauen muss. Das logische Ergebnis schreit nach Panik!
Mein erster Gedanke, als ich die "Max Kruse wechselt eventuell nach Wolfsburg" Schlagzeile gelesen habe, war: Wenn Union Berlin 5-6 Millionen angeboten bekommt, sollten sie das sofort machen.
Dann fiel mir auf: Max Kruse ist 33 Jahre, war nie wirklich austrainiert und sein Vertrag läuft in 6 Monaten aus. Für den wird niemand 6 Millionen Euro bieten. Das ist einfach dumm. Und Jörg Schmadtke so: Aber er ist der einzige, der Florian Kohfeldt wie einen guten Trainer aussehen lässt, der Wechsel ist alternativlos... sagt einfach, was ihr haben wollt, wir zahlen das dann... Ok, er hat zunächst selber eine Zahl gesagt, die zu niedrig war und dann das überwiesen, was Union haben wollte...
Gut, man könnte auch stattdessen einen vernünftigen Trainer verpflichten. Lucien Favre ist derzeit vereinslos und hat bereits nachgewiesen, dass er all das, was Wolfsburg in den nächsten 3-4 Jahreb braucht, leisten kann. Dazu müssen wir nochmal festhalten: Dass Max Kruse wirklich gut altern wird, ist eher unwahrscheinlich. Er müsste dafür mit Mitte 30 nochmal die Auffassung zu seinem Beruf komplett umdrehen. Und dieser Wechsel beweist ja, dass Kruse genau des einfach nicht vorhat.
Kruse bleibt einer der faszinierendsten Charaktere der neueren Bundesligageschichte. Er entscheidet sich eiskalt und völlig frei von Moral immer fürs Geld. Er hätte bei so vielen Vereinen zur Vereinslegende aufsteigen können.
Also zunächst mal in Freiburg, wo er schon frühzeitig die Rolle von Christian Günter übernehmen könnte. Oh und seiner Nationalmannschaftskarriere hätte das auch geholfen. Aber gut, aus Freiburg gehen ja irgendwie alle weg.
Dann hätte er in Gladbach die neue Generation an Fohlen anführen können. Also man stelle sich Gladbach mit einem besseren Lars Stindl vor. Bei Werder Bremen eine Renaissance auslösen und den Verein zurück in internationale Gewässer bringen können. Bei Fenerbace in die Fußstapfen deutscher Legenden treten können, die allgemein in der Türkei immer verehrt worden sind. Oder er hätte den Aufstieg der Berliner ins Gutsbürgertum des deutschen Fußballs begleiten können. Er sagte aber jeweils eiskalt: Da hab ich keinen Bock drauf, da drüben gibt es 100.000 mehr zu verdienen. Und Tschüss.
Das lustigste ist ja sein "Dazu geht es um einen Verein, bei dem ich noch ein Kapitel offen habe, das ich nun zu Ende schreiben kann." Statement. Wenn Kruse wirklich noch all seine offenen Kapitel beenden will, hat er noch einiges vor und wird noch nen paar mal wechseln müssen. Wahrscheinlich geht er dann im Sommer nach dem Abstieg ablösefrei zum FC St. Pauli... Ich meine ernsthaft, warum muss er ausgerechnet sein Wolfsburg Kapitel beenden, wo er ein relativ bedeutungsloses Jahr mit 6 Bundesligatoren gespielt hat. Es ist tatsächlich der Verein, für den er die wenigsten Tore erzielt hat. Und es ist der VfL Wolfsburg, ein derzeit chaotisch geführter Verein ohne großartige Fanszene, einem durchschnittlichen Stadion mitten in der niedersächsischen Pampa... Er hätte sich ja echt einige schöne Orte und außergewöhnliche Vereine aussuchen können, um sein Kapitel zu vollenden... er entscheidet sich für den einen Plastikklub auf der Liste.
Ich will ihn da auch gar keinen Vorwurf machen. Max Kruse kann es egal sein, was die Fans der Vereine von ihm halten. Eine "ich maximiere meine Finanzen" Ansatz ist nicht verkehrt. Und vielleicht ist er so schlecht im Pokern, dass er es wirklich nötig hat.
Aber Kruse wird halt als "Der beste deutsche Spieler, der nirgends zur Legende wurde" in die Bundesligageschichte eingehen. Und da er nirgends langfristig bleibenden Eindruck hinterlassen wollte, wird er auch chronisch unterschätzt. So schreibt die Sportschau zu seinem neusten Wechsel: "Max Kruses gibt es überall." Dabei stimmt das so doch gar nicht: Max Kruse ist einzigartig. Er ist und bleibt der einzige Angreifer, der Kohfeldt wie einen kompetenten Trainer aussehen ließ. Jetzt setzt Wolfsburg alles darauf, dass Kruse diese Magie nicht verlernt hat. Und darauf, dass er im Sommer auch noch Bock hat...
Und ja, ich gehe voll davon aus, dass dieser Transfer kurzfristig funktionieren wird. Also dass die Wolfsburger die Klasse halten, weil Kruse 5 bis 8 Tore erzielt. Aber allein schon, dass man sich in eine Position manövriert hat, in der man über derartige Transfers nachdenken muss, sagt doch alles über die Entwicklung in Wolfsburg.
Aber das Schlimmste ist ja: Selbst "Der Transfer wird kurzfristig funktionieren" bringt einen heftigen Rattenschwanz mit sich, wenn Max Kruse selber von einem "langfristigen Vertrag" spricht. Denn das Ergebnis lautet, dass man irgendwann einen 35-jährigen Max Kruse bezahlen muss, wie einen 29-jährigen Star. Und dass Florian Kohfeldt weiterhin dein Trainer bleibt, obwohl mittlerweile doch einige zu der Überzeugung gekommen sind, dass der kein guter Trainer ist.
Der Schaden könnte also geringer sein, wenn Kruse direkt einbricht, nur noch den Gehaltscheck einstreicht und Kohfeldt dafür früher entlassen wird...
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