Wie sich jetzt alle aufregen. Also angefangen bei Uli Hoeneß und aufgehört bei den Union Berlin Fans. Das ist einfach nicht zu erklären und so komplett willkürlich.
Also klar, an und für sich finde ich das gut. Und die Fanszene ist mittlerweile auch einfach ein bisschen weiter. Aber alle Argumente, die gegen die Playoffs vorgebracht werden, gelten halt auch für die Relegation. Nur werden sie halt nur gegen die Playoffs vorgebracht.
Ganz praktisch: Dieses "Wer nach 34. Spieltagen auf Platz X steht, steht da zurecht." Das gilt für alle DFL Teams... außer für den Tabellendritten der 2. Liga und die Tabellensechzehnten. Die müssen nochmal nachweisen, dass sie den Abstieg wirklich verdient haben. Weil ja eine absolut grausame Saison alleine nicht reicht. Wenn man dann noch bedenkt, dass Werder Bremen und der Hamburger SV trotz der Relegation später absteigen, wird nochmal deutlich wie absurd das alles ist.
Lasst uns an der Stelle auch nochmal festhalten, dass der 1. FC Heidenheim an der europäischen Auswärtstorregel gescheitert ist. Eine Regel, die mittlerweile leider abgeschafft wurde. Die aber bei innerdeutschen Reisen noch viel früher abgeschafft gehört hätte. Oder wenigstens bei den Geisterspielen ausgesetzt werden muss. Also ja, weil Heidenheim ohne jegliche Unterstützung der Heimfans zu Hause nur unentschieden gespielt hat, durften sie nicht an der Bundesligasaison teilnehmen. Wenn die Spiele andersherum angesetzt worden wären und das Rückspiel in Bremen stattgefunden hätte, wäre uns die letzte Bremer Bundesligasaison erspart geblieben.
Oder dass der Karlsruher SC durch einen "Da darf man nie Handspiel pfeifen" Freistoß um den Aufstieg betrogen worden ist. Die Relegation ist auch jenseits der systematischen Ungerechtigkeit voll von Ungerechtigkeiten, die im Zweifelsfall gegen die kleinen Pissvereine ausgehen. Da sich dadurch aber die guten Traditionsvereine retten können, stört sich da so richtig niemand dran.
Man will gar nicht wissen, wie groß der Aufschrei gewesen wäre, wenn Werder Bremen bei den Geisterspielen an der Auswärtstorregel gescheitert wäre. Oder wenn der HSV wegen einer fragwürdigen Schiedsrichterentscheidung absteigt. Aber still und heimlich atmet man ja doch durch und denkt sich: Zum Glück ist uns Heidenheim erspart geblieben, da hätten wir wirklich nicht hinreisen wollen...
Völlig absurd wird es ja, wenn sich die Union Fans fragen, was die Hopfen im Bier hatte. Die Berliner haben schonmal an einer Relegation teilgenommen. Klar, als einer der wenigen Zweitligisten erfolgreich, aber trotzdem könnten sie genaustens wissen, was die gesoffen hat. Denn genau von den Emotionen, die ihr da ohne euch zu beschweren durchgemacht habt, will sie jetzt noch mehr profitieren.
Und auch wenn Unions Kurve in den letzten Jahren deutlich nach oben geht: Es ist immer noch wahrscheinlicher, dass sie an einer Relegation um Liga 2 teilnehmen, als an einem Finale um die Deutsche Meisterschaft. Wo sind also die Proteste gegen das, wovon man selber schon betroffen war und wieder betroffen sein könnte? Legt los! Legt euch ins Zeug! Ihr habt das bei den Montags-Spielen geschafft, wenn ihr gegen die Relegation ähnlich vorgeht, schaffen die auch das ab. Aber irgendwie haben da ja alle Fans einen blinden Fleck auf dem Auge. Die ignorieren einfach, dass auch die Relegation eine reine Kommerzialisierung des Fußballs ist.
Nebenbei hat ja Hoeneß nochmal nachgelegt, dass es ja in keiner anderen großen Liga Playoffs gibt. Stimmt. Nur in kleinen Ligen wird mit so etwas experimentiert. Die Einführung der Playoffs wäre auch das Eingeständnis, dass man keine große Liga mehr ist. Aber wisst ihr, was in Italien, England und Spanien auch nicht gibt? Eine Relegation zwischen Erst- und Zweitligisten. Also Frankreich hat da mittlerweile nachgezogen und diese Deutsche Idee importiert. Aber ursprünglich waren wir die einzige große Liga, die auf derartigen Scheiß gesetzt hat.
Und klar, in anderen Ländern gibt es Aufstiegsrunden innerhalb der 2. Liga. Aber dass dem Versagerverein aus der ersten Liga nochmals ein Rettungsring zugeworfen werden muss, haben auch wir eingeführt. Warum sollten wir bei den Playoffs nicht auch der Trendsetter und Vorreiter sein?
Oder aber ich bin konsequent und einfach gegen beides. Das "Die Tabelle nach 34 Spieltagen ist fair" gilt dann einfach wieder für alle.
Oh und nebenbei ist die Frage, wer Meister wird und wer "nur" die "Wenger-Trophy" bekommt. Also realpolitisch und wirtschaftlich gesehen. Alle Playoff Teilnehmer wären weiterhin für die Gruppenphase der Champions League gesetzt. Und klar, so dumm wie man sich derzeit anstellt, ist es nicht garantiert, dass dies so bleibt. Aber die Voraussetzung für die Meisterschaftsplayoffs wird immer sein, dass keiner aus der Champions League ausscheidet.
Wenn man das kurz mit einem verpassten Aufstieg in die Bundesliga vergleicht... also danach kann man seine Mannschaft nicht zusammenhalten, weil die Spieler natürlich trotzdem in die erste Liga wechseln wollen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man innerhalb von 2 Jahren in die Dritte Liga absteigt, ist größer, als ein erneutes Erreichen der Relegation. Also in Karlsruhe, Braunschweig und Kaiserslautern ist genau das passiert. Bei Holstein Kiel sah es dieses Jahr zu Saisonbeginn echt schlimm aus. Auf der anderen Seite hat nur der 1. FC Nürnberg den Aufstieg noch nachholen können. So eine Relegation kann für den Zweitligisten ein echter Genickbruch sein.
Und die finanziellen Auswirkungen. Also der Unterschied zwischen "Ich werde Meister" und "Ich nehme an der Champions League teil" ist marginal. Es ist wesentlich wichtiger, das Achtel- und Viertelfinale in diesem Wettbewerb zu erreichen, als sich den nationalen Titel in den Briefkopf zu schreiben. Die Bayern sind der nationalen Konkurrenz ja nicht so weit enteilt, weil sie sich frühzeitig aus dem internationalen Wettbewerb verabschieden, sondern weil sie als einzige deutsche Mannschaft konstant an der K.O. Phase teilnehmen. Deswegen wäre der eigentliche Schritt zu einer spannenderen Liga auch folgender: RB Leipzig und Borussia Dortmund müssen international so konkurrenzfähig werden, dass sie in Lostopf 2 landen und sich in 7 von 8 Jahren fürs Achtelfinale qualifizieren. Und dann muss noch einer der beiden jährlich ins Viertelfinale. Wenn das passiert, gibt es auch wieder eine spannende Meisterschaft. Der Rest hat darauf aber praktisch keinen Einfluss.
Aber den finanziellen Unterschied zwischen einem erreichten und verpassten Aufstieg kann man ja gerade sehr schön an Fürth und Kiel nachvollziehen. Also beide dürften ja aus der "5 Jahreswertung I" 0 Euro bekommen. Aber Fürth bekommt dieses Jahr 24 Millionen Euro aus den Fernsehverträgen, Holstein Kiel dagegen nur 11. Kiel hätte sein Fernsehgeld mehr als verdoppelt.
Und während die designierten Playoff Teilnehmer aus Leipzig, Dortmund und München 13 Millionen in ihrem Saisonbudget kaum spüren dürften, liegt der Gesamtetat der Kieler unter 10 Millionen Euro. Zumindest ist die letzte Zahl, die ich finde, 9,1 Millionen... und das war vor der Pandemie, seitdem musste man weiter kürzen. Anders ausgedrückt: Mit einem Jahr Bundesligafernsehgeld hätte man die nächsten 2 Jahre Zweite Liga durchfinanzieren können.
Wir regen uns also über "Juckt uns eigentlich nicht, wir verdienen dann mehr, auch wenn wir nicht Meister werden" Ideen auf, aber "Das verpassen könnte uns das Genick brechen" Ideen tragen wir widerstandslos mit.
Und ja, ich verstehe einfach nicht, warum es nicht mehr Widerstand gegen die Relegation gibt, wenn man sich doch gegen alles andere positioniert.
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