Freitag, 27. Juni 2025

Dann fassen wir mal die Gruppenphase zusammen

 Ein paar lustige und wichtigen Dinge sind ja schon passiert. 

Vor allem gaben die Boca Juniors die wichtige Lektion gelernt, warum man die großen Bayern eben doch nicht sinnlos tritt. Denn dann stellen die im nächsten Spiel gegen deine direkte Konkurrenz einfach Leroy Sané auf... Und der verabschiedet sich angemessen schlampig.

Thomas Müller ist nebenbei endgültig im "Ist mir egal" Modus angekommen... und kontert eine Frage nach der Mentalität mit einem "Sind wir jetzt in Dortmund?" Er muss ja nicht mehr im "wie heißt das Stadion dieser Traditionsaktiengesellschaft gerade?" antreten, da kann er sich das leisten. 

Und nebenbei wird man ja auch noch dafür belohnt, weil man als Gruppenzweiter Chelsea aus dem Weg geht. Das ist jetzt, wo sich die Europäer doch am Riemen gerissen haben, wichtiger als erwartet. Und ja, abgesehen von Atletico und Porto haben alle "Großen" doch noch die Kurve bekommen. Und der Turnierbaum entwickelt sich damit so bescheiden, dass 7 Europäer und ein Brasilianer das Viertelfinale erreichen sollten. 

Die ungelogen lustigste Szene der gesamten WM gab es nebenbei bei Atletico gegen Palmeiras. Beim Stand vom 1:0 für die Spanier bekamen die Südamerikaner einen an sich belanglosen Freistoß in der 95. Minute zugesprochen. Hier ist das wichtigste: Atletico müsste noch 2 Tore erzielen, um Palmeiras noch abzufangen. Diese würden aber mit einem Ausgleich auf Platz 1 springen, was angeblich ungefähr 4 Millionen Euro Prämie einbringt. Man konnte also wenig verlieren, aber einiges gewinnen. 

Die logische Konsequenz: Gregore tut so, als würde er den Freistoß ausführen, bewegt sich dann aber doch weg, um "sich anzubieten". Ein 2. Spieler trottet zum Ball. Der Schiri gibt Gregore Gelb. Seine 2. im laufenden Turnier, er ist jetzt im Achtelfinale gesperrt.

Ich finde es nebenbei großartig, dass der Schiedsrichter das durchgezogen hat. Viel zu oft lässt man diesen einfachen und offensichtlichen Zeitspiel-Trick durchlaufen. Dass dann noch ein Spieler für völlig überflüssiges Zeitspiel gesperrt wird, macht die Sache perfekt.

Aber zu den wirklich wichtigen Sachen: Unwetterwarnungen. Denn der Klimawandel trifft uns alle... Außer die Menschen in Seattle, da ist es angenehm. Und es gab erschreckend viele Unwetterunterbrechungen in der Vorrunde. So viele, dass man die irgendwie mit einberechnen muss.

Praktisches, weil sogar auf Kicker.de dokumentiertes, Beispiel: Auckland City gegen Boca Juniors wurde für 50 Minuten unterbrochen. Das "Parallel-Spiel" zwischen Bayern und Benfica lief derweil munter weiter. Und als der Ball dann in Nashville endlich wieder rollte, stand bereits fest, dass Boca bereits ausgeschieden ist, was sich definitiv auf den weiteren Spielverlauf auswirkte und die Moral der Argentinier brach. Schön für Auckland, die einen überraschendes Unentschieden feiern durften.

Aber jetzt stellt euch mal vor, die wären beide mit diesem Unentschieden ins Achtelfinale eingezogen... Und hier sei nochmal erwähnt, dass selbst die EM in Deutschland von spontanen Stürmen heimgesucht wurde.

Das verdeutlicht nur, wie absurd es ist, dass beim Anpfiff der ersten Halbzeit penibel darauf geachtet wird, dass beide Spiele exakt im selben Moment angepfiffen werden. Mit Countdown und Videoschalte. Aber was danach passiert, ist allen egal. 

Die nächsten Weltmeisterschaften finden teilweise in Mexiko und Marokko statt. In nicht klimatisierten Stadien. Dass wir da ohne Unterbrechungen durchkommen, ist eher unwahrscheinlich. Da sollte man sich doch auch mit der Frage beschäftigen, ob man nicht vorher festlegt, dass immer beide Spiele unterbrochen werden, wenn es an eine Spielstätte eine Unwetterunterbrechung gibt.

Aber das würde ja bedeuten, dass man den Einfluss des Klimawandels auf unser Leben akzeptiert und, wenn auch nur im sportlichen Details, darauf vorbereitet. Da kann man auch gleich die Debatte aufmachen, ob eine WM in Spanien nicht doch auch in den Winter verlegt werden muss, weil es da im Hochsommer einfach zu heiß ist... Das wird also so lange nicht passieren, bis eine Unwetterunterbrechung zur nächsten Schande von Gijon führt. 

Montag, 23. Juni 2025

Die Berichtserstattung über die Klub WM ist herrlich verlogen

Prelude: 3 Tage habe ich zwischenzeitlich im Krankenhaus verbracht. Hauptsächlich deswegen habe ich mich mehr mit der Klub-WM beschäftigt, als ich vorhatte. Denn die Alternativen waren: Lineares Fernsehen zu genießen, was ich seit bestimmt 15 Jahren nicht gemacht habe. Aber ich konnte mich wenigstens selbst fürs Programm entscheiden, wenn es auch noch 10 Stunden RTLII gegeben hätte... Danke, Arte.

Option 2: ich scrolle mich durch die sozialen Medien, die komplett von rechten Trollen und Flat Earthern verseucht sind. Selbst einem zynischen Arschloch wie mir ist das irgendwann zu hässlich. Und politische Nachrichten will man ja gerade auch lieber ausblenden, wenn man auf Schmerzmitteln in einem Zimmer eingesperrt ist. Also doch Sport. Bedeutet: also doch Klub-WM.

Und da fällt dann auf, dass die Europäer ihre Meinung vor dem Turnier schon fertig hatten: alles sinnlos. Da wird dann von Hass geschrieben, wovon wir ja in diesen Zeiten dringend noch mehr brauchen. Das Ganze ist natürlich ein Desaster. Gleichzeitig schafft man es aber nicht mal, halbwegs anständige Live-Ticker zur Verfügung zu stellen. Also es mussten ja Spiele wegen diversen Unwetterwarnungen pausiert werden. Passiert halt in Zeiten des Klimawandels. Selbst bei einem Turnier in Deutschland. Auf Kicker.de stand dann aber nur "abgebrochen". Warum konnte man nicht herausfinden. Das soll das beste Sportmagazin in Deutschland sein? Wie erbärmlich. Haben die keine Praktikanten mehr?

Natürlich hat das Turnier zahlreiche Probleme. Wie alles im Profifußball. Nächsten Sommer werden auch Spiele in der Mittagssonne angesetzt werden, damit wir Europäer die sehen können. Da wird sich die Hitze auch auf die Qualität der Spiele auswirken. Und die Einheimischen sind vom Turnier ausgeschlossen, weil sie ja um 12 arbeiten müssen. Nur wird es dann niemanden interessieren.

Das einzige neue Problem ist ja, dass die Stadien eine Nummer zu groß sind. In 40.000 Mann Arenen würde das alles unproblematisch wirken. Also abgesehen von Boca Juniors, die die Hütte echt voll machen. Aber jetzt tun alle so, als wären 35.000 im Durchschnitt "niemand". Damit wäre man 8. in der Bundesliga-Tabelle... Aber diese Relativierung wird ja bewusst verschwiegen.

Und dann wurde über den sportlichen Teil nach dem ersten Bayern-Spiel geurteilt. Weil diese die Amateure aus Auckland mit 10:0 abgefertigt haben, ist das gesamte Turnier unnötig.

Kurzer Realitätsabgleich: Die Europäer haben im interkontinentalen Vergleich nach 2 absolvierten Spieltagen eine bescheidene Bilanz: 11 Siege, 4 Unentschieden, 3 Niederlagen. Nur so als Verglech: Die Südamerkaner kassierten ihre erste Niederlage im 10. Spiel... Wenn man bedenkt, wie krass unterschiedlich die finanziellen Voraussetzungen sind, ist das absurd. Selbst Giganten wie Paris St. Germain und der FC Chelsea haben bereits verloren. Nur die Bayern, Manchester City und Juventus  starten mit 2 Siegen. Die letzten beiden hatten halt extremes Losglück. Und auch die Bayern mussten sich gegen Boca mehr strecken, als ihnen lieb war. Nach dem überraschenden, aber überragenden, Ausgleich von Miguel Merentinel war man sichtlich angeknockt.

Boca ist sowieso die faszinierendste Mannschaft des Turniers, nicht nur wegen der Fans. Das ist eine richtig asoziale Tretermannschaft. Die wehren sich mit allem, was sie in die Wagschale werfen können und testen die Linie des Schiedsrichters permanent aus. Torhüter Augustin Marchesin ging in beiden Spielen in der 75. Minute ohne Gegnereinfluss zu Boden, nur um eine Behandlungspause zu kreieren und den Spielfluss zu unterbrechen. Asozial? Bestimmt. Unsportlich? Nur bedingt, denn sie versuchen ja nur die krassen wirtschaftlichen Unterschiede auszugleichen. Und darum geht es mittlerweile doch im Profisport. Wenn man bedenkt, wie viele Bundesligisten sich brav ihrem Schicksal ergeben und sich fast widerstandslos abschießen lassen... Die könnten sich dieses Spiel mal angucken, wenn sie Ideen brauchen, wie man sich richtig wehrt.

Aber anstatt die großartige Verteidigungsleistung zu würdigen, wie der geschlagene Luis Enrique es tat, wird lieber gehated. Aber wenn mir jemand vorher gesagt hätte, dass die Europäer so schlecht starten, hätte ich sie ausgelacht. Und dass der 2. Anzug nicht reicht, um die hoch motivierten Mannschaften der anderen Kontinente im Vorbeigehen zu schlagen, ist eine spannende Erkenntnis. Und ja, in den letzten Tagen scheint man ein wenig die Kurve zu bekommen, weil sich die Erkenntnis, dass das doch kein Spaziergang wird, durchgesetzt hat.

Auch das erste Spiel von Boca Juniors gegen Benfica Lissabon wäre sofort ein Klassiker, wenn man die Berichtserstattung ernst nehmen würde: Volle Hütte, super Stimmung, 3 Platzverweise und mit Ángel Di María und Nicolas Otamendi klauen ausgerechnet 2 Weltmeister den Argentiniern 2 Punkte. Dieses komplett einzigartige Spiel mit all seinen besonderen Emotionen rechtfertigen dieses Turnier für mich.

Und wenn ihr jetzt mit "ja, aber die Korruption, die Belastung und die Menschenrechte!!!" Klar, wenn man das konstant anspricht, darf man darüber jetzt auch jammern. Aber wenn man den Champions League Sieg der Qataris zu einem Fußball-Märchen verklären will und da den ganzen Scheiß komplett ausblendet, sollte auch jetzt die Fresse halten. Denn die reformierte Champions League mit demnächst 6 Mannschaften aus der Premiere League ist genauso schlimm, wie die Klub-WM. Aber weil davon ausschließlich Europäer profitieren, frisst man das anstandslos.

Denn wirklich verwerflich ist das alles nur, wenn andere Menschen als wir Europäer von etwas profitieren. 

Montag, 16. Juni 2025

Wann geht diese ominöse EM denn endlich los?

 Wo ich gerade mit einem frisch gebrochenem Arm vorm Rechner sitze und erstaunlich viel Zeit hätte..

02.07.? Das ist ja noch Ewigkeiten hin. Deswegen gibt es noch kein Sonderheft. Da hat der Kicker ja mal richtig Zeit, um zu recherchieren. Und ich habe die Zeit, meine Vorschau mit 3 Fingern zu tippen...

Mir stellt sich da eine spannende Frage: Werden wir das merken? Wird es einen qualitativen Unterschied ausmachen, dass die Spielerinnen wirklich auf das Turnier vorbereiten können. Dass sie im Zweifelsfall all die kleinen Wehwehchen, die sich während einer Saison so ansammeln, auskurieren können.

Also hier die reine Mathematik: der letzte Spieltag der Frauenbundesliga wurde am 11.05. ausgetragen. Das Champions League Finale am 24.05.. Bedeutet: selbst die Extremsportlerinnen haben mindestens 38 Tage Ruhe. Für die Normalsterblichen sind es sogar 52 Tage. Da verliert Mann ja jegliche Form.

Nur so als Vergleich: zwischen dem vorletzten Champions League Finale und dem EM Start bei den Männern lagen nur 13 Tage. Die Bundesliga endete am 18.05. also immerhin 27 Tage vor dem großen Turnier. Aber das sind immernoch deutlich weniger, als die Champions League Finalistinnen...

Fun Fact: zwischen dem Finale und dem nächsten Turnierstart im Sommer 2026 liegen wieder nur 12 Tage. Dazu kommt die Bonusbelastung Klub-WM... Die Leute von TheRinger haben da mal nachgerechnet und festgestellt, dass Marco van Basten in seiner Ballon d'Or Saison 1992 3228 Minuten für den AC Mailand im Einsatz war. Bei Lionel Messi 2016 waren es dann plötzlich 5062 Minuten. Und ein einziges Länderspiel mehr. Also falls wirklich noch jemand daran glaubt, dass die Nationalmannschaften Schuld sind...

Ein Kylian Mbappé hat jetzt 48% mehr Minuten auf dem Buckel, als ein 24-jähriger Thierry Henry. Die Zahlen sind völlig bekloppt, aber die Tendenz ist weiter steigend.

Und gleichzeitig könnte man sich beim Frauenfußball angucken, wie ein halbwegs gesunder, noch nicht völlig durch kommerzialisierter Spielplan aussehen würde. Also das, was die Ultras immer fordern, wo sie aber trotzdem nie hingehen...

Das ganze führt zu einer völlig absurden Debatte: sollte Lena Oberdorf ohne jegliche Spielpraxis zum Turnier fahren, nachdem sie ihren Kreuzbandriss auskuriert hat. Christian Wück hätte das gerne gesehen, aber die Bayern waren dagegen. Obwohl sie wahrscheinlich im Juni für die Bayern auflaufen würde, wenn es da Gelegenheiten gäbe. In dieser einen Ausnahme könnte der großzügige Rahmenterminplan ein Nachteil sein. 

Aber im Großen und Ganzen wird es den Star-Spielerinnen guttun, dass sie ausgeruht zum Turnier kommen. Und die Trainer*innen werden davon profitieren, dass sie eine ordentliche Vorbereitung mit dem gesamten Kader planen können. Sowas werden wir bei den Herren nie wieder erleben, Wir sollten es genießen, bevor Fifa und Uefa auch dieses Spiel ruinieren.

Donnerstag, 12. Juni 2025

Das "wir" echt nicht verlieren können

 Macht es ja meistens nur noch schöner für mich. Also zumindest die letzten 10 Jahre. Aber trotzdem ist der Umgang mit Marc Cucurella doch einfach nur noch peinlich. Das muss man einfach mal so sagen.

 Dass die deutschen Fans den immer noch auspfeifen und eine Entschuldigung fordern, ist einfach peinlich. Wir tun also so, als wäre das der nächste Ruud Gullit. Oder als hätte der mit einer fiesen Grätsche einen unsrer Spieler ins Krankenhaus getretenToni Schumacher-Style. 

Aber im Wesentlichen soll der sich für eine eventuelle Fehlentscheidung des Schiedsrichters entschuldigen. Und das muss auch nochmal erwähnt werden: Wenn die Fifa ein paar Monate nach der EM bekannt gibt, dass sie für solche Szenen doch Elfmeter geben wollen, liegt das daran, dass die Auslegung der Handspielregel mal wieder geändert worden ist. Das passiert halt immer dann, wenn in einem großen Spiel auffällt, dass die aktuelle Auslegung Scheiße ist. Aber "wir" haben halt alle nur die Schlagzeilen gelesen. Also hier ist die Zusammenfassung während des Turniers. Als ihnen dann aufgefallen ist, dass die Auslegung doch wieder Kacke war, haben sie dann doch zugegeben, dass es für solche Szenen wieder Elfmeter geben sollte.

Und dann beweist Rudi Völler, dass er immer noch einer der größten Vollidioten des Landes ist. Denn wenn er gefragt wird, ob er die Pfiffe nachvollziehen kann, fängt er mit einem "Ich glaube, der hat ein Interview gegeben" an. Und in dem Interview hat er gelacht. Wie dreist. Wahrscheinlich war er einfach nur erleichtert, dass seine Mannschaft dieses schwierige Halbfinale auch etwas glücklich gewonnen hat.

Ein Thomas Müller hätte in der Situation exakt dasselbe Interview gegeben. All die Leute hätten ihn dafür gefeiert. 

Dann kommen haufenweise "Er hätte ja zum Schiedsrichter gehen und es zugeben können" Kommentare. Wenn ein Antonio Rüdiger das in einer ähnlichen Situation gemacht hätte, wäre er von genau denselben Leuten mit rassistischen Kommentaren überhäuft worden. Wie kann man so unpatriotisch sein! Da muss man sich doch einfach wegdrehen... also, nachdem das Handspiel nicht gepfiffen wurde, nicht davor.

Um nochmal eine kleine Medienübung mit Rudi Völler zu machen: Die korrekte Antwort wäre gewesen: Wir sollten aufhören, den Spieler für einen Fehler des Schiedsrichters zu bestrafen. Er kann nichts dafür, dass der Elfmeter nicht gegeben wurde und er hat ja auch nicht aktiv, zum Beispiel mit dem Versuch einer Schwalbe, versucht zu betrügen. Er hat einfach seinen Arm nicht schnell genug weggezogen, das kann passieren. Und er hat sich danach genau so verhalten, wie jeder deutsche Nationalspieler es auch getan hätte. Deswegen muss man ihn auch einfach mal in Ruhe lassen. 

Und hier muss man nochmal festhalten: Rudi ist quasi der höchste Fußballdiplomat in diesem Land. Er hat ja keine wirkliche Funktion, außer lächeln und winken. Und wahrscheinlich im Hintergrund irgendwie die Stimmung heben. Aber es soll eben auch zwischen den Mannschaften kommunizieren. Und das wäre jetzt mit einem Jahr Abstand genau der Moment gewesen. Stattdessen hat er mal wieder bewiesen, dass er nur die Stimme des Volkes ist... und dieses Volk kann halt nicht verlieren...

Auch wenn "wir" mittlerweile selbst dann verlieren, wenn der Gegner "gar keinen Bock" hatte zu gewinnen. Wir könnten uns mittlerweile dran gewöhnt haben.

Donnerstag, 5. Juni 2025

Ein neuer Tiefpunkt ist erreicht.

 Das gab es echt noch nie: Die deutsche Nationalmannschaft verliert gegen Cristiano Ronaldo

Fun Fact: Beim letzten Sieg der Portugiesen traf ebenfalls ein gewisser Conceição. Das ist der Vater von dem Torschützen gestern. Das Spiel habe ich damals noch live gesehen. Ich bin halt auch alt. Um zu verdeutlichen, wie viel Zeit seit dem vergangen ist. Das war VOR Cristiano Ronaldos Zeit. Und die "Das werden wir unseren Kindern erklären müssen" Generation. Jetzt sind wir nach 25 Jahren wieder an diesem Punkt.

Es ist schon faszinierend, dass der Deutsche Fußball in den letzten 10 Jahren immer wieder doch recht peinliche Pleiten produziert hat... aber für Portugal hat es immer gereicht. 

Auffällig ist, wie schnell Deutschland doch wieder im "Lass uns mal lieber schonen" Modus angekommen ist. Praktisches Beispiel: Jamal Musiala. Der wird erst zur Klub-WM wieder fit. Sich jetzt schon mit dem designierten kongenialen Partner in Crime Florian Wirtz einzuspielen, ist doch nicht sooo wichtig. Vielleicht hat Julian Nagelsmann die Hoffnung doch noch nicht aufgegeben, dass die das einfach nächste Saison bei den Bayern machen. Das ist aber eher unrealistisch. 

Wir haben halt schon wieder den Modus operandi erreicht, in dem die Spieler sehr plötzlich wieder abreisen. In dem niemand auch nur das geringste Risiko eingehen will. Während Portugal in Bestbesetzung antritt. Und wer da die ach so lange Saison als Entschuldigung anbringt: Bernardo Silva und Bruno Fernandes spielen in Manchester. Einer der beiden hat das Europa League Finale gewonnen. Einer der beiden hat schon 58 Spiele in den Knochen. Der andere kommt "nur" auf 49, hat aber noch eine Klub-WM vor der Brust. Trotzdem suchen die keine Ausreden, sondern beißen auf die Zähne.

Dabei haben die letzten Turniere doch eindrucksvoll bewiesen, dass auch eine deutsche Nationalmannschaft sich vor den Turnieren einspielen muss. Und dass man jede Gelegenheit nutzen sollte. Und selbst wenn man eine Musiala dann nur auf die Bank oder gar auf die Tribüne setzt: Den jetzt vor Ort zu haben, damit er wenigstens mit Wirtz zusammen trainieren kann, könnte durchaus helfen.

Vor allem, wenn man bedenkt, dass dies wohl auch die einzige Gelegenheit gewesen sein dürfte, wirklich als Mannschaft zu trainieren. Und es ist auch die einzige Möglichkeit, gegen hochwertige Konkurrenz zu testen. 

Denn der Rest des Länderspieljahres besteht ja ausschließlich aus der WM-Qualifikation gegen die Slowakai, Nordirland und Luxemburg. Alles Daten, die zwischen die Bundesligaspiele gepresst werden. Da wird man seine Spieler 7 Tage lang zu Gesicht bekommen. Die meiste Zeit geht fürs Reisen, die Spiele und Promotermine drauf. Und dann sind es nur noch 6 Monate bis zur WM.

Im Sommer 2026 werden wir uns dann wieder wundern, warum die Automatismen zwischen Musiala und Wirtz nicht funktionieren. Didi Hamann wird dann wieder behaupten, dass das gar nicht funktionieren kann, weil deren Spielstil einfach nicht zueinander passt. Dabei sollten hochtalentierte Spieler immer gemeinsame Lösungen finden, man muss ihnen nur die Zeit geben. Und die wenige, verfügbare Zeit möglichst sinnvoll nutzen.

Aber obwohl Deutschland jetzt seit 2016 kein Halbfinale in einem großen Turnier erreicht hat und 2014 sein letztes Halbfinale gewonnen hat, glauben "wir Deutschen" anscheinend immer noch, dass wir es uns leisten können, unsere Starspieler zu schonen.

Und um das nochmal zu verdeutlichen: 5 Turniere infolge ohne Finalteilnahme gab es nicht mal zu den bereits verlinkten, finstersten Zeiten, als Didi Hamann selber noch das Tempo auf dem Platz gedrosselt hat. Wenn ihr jetzt mit einem "Es gibt halt keine Kleinen mehr, der Fußball hat sich so weit entwickelt, dass eine absurd dominante Bilanz, wie sie die Deutschen bei der EM über Jahrzehnte hingelegt haben, nicht mehr möglich ist", sage ich:

Stimmt und genau deswegen müssen die wenigen Gelegenheiten konsequent genutzt werden. Zu Jogi Löws Zeiten konnte man es sich noch erlauben, mit einer C-Elf gegen Dänemark aufzulaufen und trotzdem ein halbes Jahr später das Halbfinale zu erreichen. 

Und das Talent ist ja unbestritten vorhanden. Das war es aber auch bei den letzten verkackten Weltmeisterschaften. Aber die 2 Jahre zwischen den Turnieren im Larifari-Stil anzugehen, kann sich die Deutsche Nationalmannschaft ganz offensichtlich nicht mehr leisten. Und im Sommer werden dann alle wieder entsetzt gucken, wenn die ganzen anderen Mannschaften wesentlich besser abgestimmt und eigespielt auftreten.

Mittwoch, 4. Juni 2025

Ein kreativer Lösungsvorschlag für das Regionalliga-Problem

 Der genau deswegen nicht diskutiert werden wird.

Also die "Die Meister müssen aufsteigen" Bewegung bekommt ja immer mehr Zuspruch. Aber im Wesentlichen ist das immer noch eine Forderung der ostdeutschen Vereine, die aber gleichzeitig, wie ich hier ausführlich vorgerechnet habe, nur ein trojanisches Pferd als Kompromissvorschlag eingebracht haben: Sie geben den Greifswalder FC ab und dürfen dafür all ihre Derbys behalten, während sich für alle anderen Verbände alles verschlechtert.

Sie haben immer noch keine vernünftigen Argumente dafür geliefert, warum die Vereine aus Bayern und Baden-Württemberg für eine derartige Reform stimmen sollten. Also außer der "Der Meister muss aufsteigen" Moralkeule. Das wird bestimmt überzeugen.

Aber es will halt weiterhin das ganz offenkundige Problem ansprechen: Für eine faire Aufteilung der Regionalliga müsste die Regionalliga Nord/Ost komplett aufgespalten werden. Und das ist natürlich ein herber Verlust der eigenen Identität. Die ganzen schönen Derbys fallen weg. Damit wird auch der Zuschauerschnitt fallen. Eine Aufteilung wäre schon ein sehr hartes Brot, was die Vereine verzerren müssten. Deswegen bringt das auch niemand ins Gespräch.

Aber sie sind es ja auch, die mit der großen Forderung kommen. Und der Fakt, dass die "DDR-Oberliga" erhalten bleiben musste, war auch einer der Hauptgründe, warum es überhaupt eine 5-gleisige Regionalliga geben musste. Damals lautet der Kompromiss halt: Könnt ihr haben, aber dann muss es am Ende der Saison Aufstiegsspiele geben. 

Dass ein derart kleiner Teil der Bevölkerung bei einer 4-gleisigen Regionalliga seine eigene Staffel bekommt, ist aber nicht vermittelbar. So weit, so bekannt.

Aber wie lösen wir jetzt dieses Problem? Ganz einfach: Wir nehmen eine Seite aus dem Lehrbuch der Fifa. Denn für die ist ja "Mehr Spiele" und "Ein neuer Wettbewerb" immer ein Lösungsansatz. Also führen wir den NOFV Pokal ein.

Oder wir führen ihn wieder ein und holen die alte Trophäe aus dem Schrank. Also um allen ganz deutlich zu machen, dass es hier am Ende nur um Ostalgie geht. 

Der DFB lässt einen für sie nicht wirklich schmerzhaften Betrag ins Preisgeld fließen. Der MDR und T-Online lassen Geld für die Übertragungsrechte springen, die ja im Wesentlichen an diese Vereine gehen. Den Rest regeln die Fans über die vollen Stadien. Mit dem Preisgeld lässt sich auch der Nachteil, dass die Teilnehmer aus der wirtschaftlich schwächsten Region des Landes kommen, kompensieren. Die Fußballvereine können ja am wenigsten dafür, dass wir das mit der Wiedervereinigung vor 35 Jahren so verkackt haben.

Die 32 besten Mannschaften aus dem Gebiet der ehemaligen DDR dürfen, solange sie sich für den Europacup qualifiziert haben, an diesem Wettbewerb teilnehmen. Denn in den Wochen, in denen RB Leipzig normalerweise durch Europa tourt, sind ja die Termine, an denen dieser Wettbewerb ausgetragen werden soll. Das Finale wird am Champions League Sonntag ausgetragen. Nur halt schon um 15:30 Uhr.

Jetzt muss man nur noch klären, ob man im DFB-Pokal Modus, oder im Europacup Modus spielt. Also mit Hin- und Rückspiel. Und wie man RB für die kommende Saison auslädt. Oh und man muss klären, wie man mit der Hertha und den anderen Westberlinern umgeht... Am Effektivsten wäre es wahrscheinlich, das ganze zu einem "Einladungsturnier" zu machen, an dem man teilnehmen kann, aber nicht muss. Alles in dem unausgesprochenen Einverständnis, dass sich die Teilnahme für RB nicht lohnen würde, weil das ja nicht ihre Derbys sind, und sie die Einladung deswegen ausschlagen würden.

Aber um das mal kurz durchzurechnen: Wenn RB auf eine Teilnahme verzichtet, würden Union Berlin, der 1. FC Magdeburg, die HerthaDynamo Dresden, Energie Cottbus, Hansa Rostock, Erzgebirge Aue und die 18 Regionalligisten in einen Lostopf geworfen werden. Dazu kommen dann noch die jeweils 4 besten Mannschaften der Oberliga NOFV-Nord und -Süd. Zweite Mannschaften werden wie RB ausgeladen. Sparta Lichtenberg und Germania Halberstadt spielen den letzten freien Platz aus.

In der ersten Runde gibt es dann, wie im DFB-Pokal, 2 Lostöpfe, danach wird knallhart gelost. Das Finale wird an einem neutralen Ort ausgetragen, der beiden Fans eine faire Anreise ermöglicht.
Wenn man sich, damit jeder garantiert seine Heimspiele bekommt, für das "europäische System" mit Hin- und Rückspiel entscheidet, braucht man nur 9 Termine im Kalender. Dafür würde man durchaus Platz im Terminkalender finden. Ab der 2. Runde wird es garantiert die richtig "geilen" Derbys geben.

Also die Hochsicherheitsspiele, aber Dynamo gegen Hansa unter Flutlicht in einem K.O. Spiel klingt doch wie der feuchte Fiebertraum eines jeden "Traditionsfans". Im anderen Halbfinale spielt am Tag darauf Union gegen Hertha. Da würden wahrscheinlich sogar Fußballfans aus dem Westen einschalten.

Dafür wäre es dann natürlich für Halle nicht mehr garantiert, dass sie jedes Jahr auf Lok und Chemie treffen. Und sie müssten deutlich weiter reisen, als das bisher der Fall war. Aber dafür bekommen sie ja die Chance auf die beachtliche Zusatzeinnahme in ihrem eigenen Pokalwettbewerb. 

Das größte Problem dürfte sein, ein neutrales Stadion zu finden, welches das Finale austragen wird. Denn machen wir uns nichts vor: Die Tribünen werden da brennen. Und nicht im metaphorischen Sinn. Aber vielleicht besinnen sich ja die Ultras bei so einem Turnier auf ihre eigentliche Aufgabe: Großartige Stimmung zu verbreiten.

Aber da man derzeit noch nicht mal über eine vernünftige Aufteilung der neuen Regionalligen reden kann, wird man nie auf derartige Lösungsvorschläge kommen.  Dabei wäre es die Möglichkeit, wie alle Beteiligten bekommen, was sie wollen.

Mittwoch, 28. Mai 2025

Niemand interessiert sich für diese dämliche Klub-WM

 Das muss doch scheitern. Die werden von halbleeren Stadien und halbleere Wohnzimmer senden. Das könnte für Europa sogar stimmen. Hier interessiert sich vielleicht wirklich niemand für dieses Turnier.

Und ganz vielleicht lernt die Fifa tatsächlich die schmerzhafte Lektion, dass sie die Ticketpreise nicht endlos nach oben erweitern kann. Die Preise, die da aufgerufen werden, lassen Beyoncé günstig erscheinen... und die bringt konstant absolute Weltklasse, welche es bei der Klub WM nur selten zu sehen gibt. Dafür kann man die Tickets bei der Klub-WM ganz einfach erwerben, weil davon noch genug rumliegen.

Aber interessiert sich wirklich niemand dafür? Wer das behauptet, glaubt auch, dass die Erde eine Scheibe ist. Denn jetzt, wo die Vorbereitung beginnt, wird es auf einmal deutlich, wie ernst alle dieses Turnier nehmen. Und wie absurd der europäische Fußball geworden ist.

Beispiel Nummer 1: Bayer Leverkusen könnte doch eine Ablöse für Jonathan Tah kassieren, obwohl dessen Vertrag in 4 Wochen aufläuft. Da generiert man plötzlich eine Millionenablöse. Bei Trent Alexander Arnold hat Real Madrid sich die Teilnahme 5 Millionen Euro kosten lassen. Da müssen die schon das Halbfinale erreichen, damit sich das lohnt.

Wäre das den Vereinen wirklich egal und das ganze eine reine Vorbereitungsveranstaltung, würden die Bayern Tah für das Trainingslager mitnehmen und in den Spielen auf die Tribüne setzen. Aber irgendwie wollen die alle das schon gewinnen und werden deswegen spätestens in der K.O. Phase mit der bestmöglichen Mannschaft auflaufen. 

Die eigentlich spannendste Frage: Wer schlägt bei Cristiano Ronaldo zu? Und wie viel Geld gibt man für einen Monat Ronaldo so aus?

Das vierte Beispiel: Die Dortmunder dachte über ein Comeback von Mats Hummels nach. Das machen die nicht, weil sie nach dem unromantischen Abschied ein schlechtes Gewissen haben, sondern weil sie in dem Turnier möglichst weit kommen wollen. Da wäre es auch egal, dass Hummels die Entwicklung der eigenen Verteidiger behindern würde...

Und ja, Dortmund scheint sich am Ende dagegen zu entscheiden. Das machen sie aber nur, weil sie nicht glauben, dass Hummels ihnen helfen würde. Es handelt eben nicht diese Abschiedsfahrt zum Saisonende, bei dem alle verdienten Spieler nochmal winken dürfen und drumherum viel Promo vor Ort gemacht wird. Das ist ein richtig ernsthaftes und wichtiges Turnier.

Falls die Personalentscheidungen euch nicht davon überzeugen, kommt hier das Totschlagargument: Borussia Dortmund, also die "Echte Liebe" Kommanditengesellschaft auf Aktien, haben extra für dieses Turnier ein neues Trikot designt. Also so richtig designt. Inklusive Koksspuren. Anders können sich zumindest die deutschen Fans diese Auswüchse nicht erklären. Optimisten sehen eine Verbindung zwischen Fußball und Mode.

Das Management in Dortmund sieht ein Trikot, das sich während des Turniers wunderbar an die Fans in aller Welt verkaufen lässt. Genau deswegen haben sie sich für genau dieses Modell entschieden: Man will zwischen den 08/15 Trikots der Konkurrenz hervorstechen, damit die "Causals" in Amerika oder Asien plötzlich BvB Fans werden. Oder das Trikot kaufen, obwohl sie eigentlich keine BvB Fans sind, weil sie das Design anspricht.

Man darf gespannt sein, wie viele anderen Vereine auch diese Gelegenheit ergreifen. Fakt ist aber: Wenn sich niemand für dieses Turnier interessieren würde, käme auch niemand auf die Idee, so ein Sondertrikot zu vermarkten. Das macht man nur, weil praktisch jetzt schon fest steht, dass dieses Turnier global gesehen ein riesiger Erfolg werden wird. 

Die Aktionäre beten jetzt, dass Dortmund mit diesem Turnier vor einem weltweiten Publikum im Halbfinale auflaufen darf, weil das die Absätze nochmal deutlich steigern wird. 

 Am Ende ist es bezeichnend, dass Borussia Dortmund mal wieder der Vorreiter auf dem Gebiet der Kommerzialisierung ist. Dass die sich immer noch Traditionsverein nennen dürfen, obwohl die bei jedem Scheiß in der ersten Reihe stehen, ist einfach nur faszinierend. An denen perlt halt alles ab. Und das nicht nur bei den eigenen Fanatikern, denn auch viele der anderen Fans halten die Borussia ja für "die Guten" und RB Leipzig für die Ausgeburt des Teufels.

Fakt ist: Dortmund macht diesen ganzen Scheiß nicht nur mit, sondern steht in der ersten Reihe. Sie nutzen seit Jahrzehnten jede Gelegenheit, um noch einen Cent aus dem Fußball herauszuholen. Wer also gegen diese Kommerzialisierung ist, müsste auch gegen Borussia Dortmund protestieren. Aber das wird nicht passieren, denn das sind ja die Guten...