Montag, 5. Mai 2025

Die Pseudospannung war ja kaum auszuhalten!

 Was für eine großartige Samstags-Konferenz! Genau dafür schalten wir doch ein! Da kann ständig alles passieren und jeder kann jeden schlagen!

Und dann macht ausgerechnet DIE Legende Yussuf Poulsen Bayern München zum 4 Minuten Meister! Wie... irrelevant. Selbst wenn Bayer die "Einladung" ausgeschlagen und gegen Freiburg gewonnen hätte, wäre Thomas Müller's "Kann auch rechnen" Aussage völlig korrekt gewesen. Trotzdem wollten die mir bei Sky einreden, dass das jetzt unfassbar wichtig und relevant wäre.

Aber gut, dass die Meisterschaft irgendwie durch ist, hatten wir ja alle eingesehen. Viel schlimmer ist ja, dass die das auch im Abstiegskampf machen. Da wollten die mir die ganze Zeit einreden, wie wichtig dieser Ausgleich für 1899 Hoffenheim ist. Und wie dramatisch die Niederlage für St. Pauli. Denn wenn Heidenheim jetzt beide Spiele gewinnt, könnten die noch auf den Relegationsrang rutschen!!! Wenn Heidenheim beide Spiele gewinnt und Holstein Kiel beide Spiele deutlich gewinnt, könnten die sogar noch direkt absteigen!! Wie soll man diese Spannung nur aushalten!

Hier muss ich wieder mein grundlegendes Problem mit Kommentatoren darlegen. Denn Kommentatoren müssen uns eigentlich das realistischste Szenario darlegen, damit wir mit dem Gezeigten umgehen können. Die Experten dürfen dann gerne erklären, wie ihrer Meinung nach diesem Szenario aus dem Weg gegangen werden kann, damit wir Zuschauer dann wissen, worauf wir achten müssen, wenn wir es mit dem Außenseiter halten.

An diesem Wochenende wurde aber dann wieder aus den Kommentatoren bei Sky die Verkäufer des Abos. 

Denn hier muss man nochmal festhalten: Der Klassenerhalt von St. Pauli und Hoffenheim ist zu 95 % gesichert. Mindestens. Und als Pseudoexperte erkläre ich euch auch warum:
Wisst ihr, wann dieses für die beiden ach so bedrohliche Szenario, dass der Tabellensechszehnte 2 Siege an den letzten beiden Spieltagen holt, eingetreten ist? 

2002/03 rettete sich Bayer Leverkusen mit Siegen gegen 1860 München und den 1. FC Nürnberg die Klasse. Diese Rettungsaktion muss eigentlich mit einem Sternchen versehen werden, denn Leverkusen stand 12 Monate zuvor noch um Champions League Finale. Die hatten mit Lucio, Bernd Schneider und Olivier Neuville 3 Spieler im Kader, die auch im WM-Finale 2002 zum Einsatz kamen. Und sie hatten Carsten Ramelow... das werden wir unseren Kindern erklären müssen. Also wie diese an sich richtig gute Mannschaft überhaupt in den Abstiegskampf rutschte, nachdem einige ihrer Spieler im Vorjahr 4 Vize-Titel in einer Saison geholt hatten. Von dieser Leistung kann man also nichts ableiten.

2 Jahre davor konnte Energie Cottbus dann mit Siegen gegen den Hamburger SV (wieder) 1860 München die Abstiegsränge verlassen. Damit kann man doch schon eher arbeiten, denn Cottbus war ja einer dieser Vereine, die aufgrund ihrer eingeschränkten Möglichkeiten immer der Topfavorit auf den Abstieg waren. Da muss man also als Erstes festhalten, dass dies schon über 20 Jahre her ist. Um die allgemeine Wahrscheinlichkeit richtig einzuordnen. Denn im Allgemeinen gilt ja: Man ist nach 32 Spieltagen 16., weil man eben nicht gut genug ist, um 2 Spiele infolge zugewinnen. Dass dies dann plötzlich gelingt, wäre völlig gegen den Trend. Dennoch kann man daraus was lernen.

Denn es ergibt sogar Sinn, dass 1860 2 Mal in dieser Aufzählung auftaucht: Im ersten Beispiel waren sie 10., im zweiten "nur" auf Platz 11. Vor dem Duell mit Cottbus lagen sie 6 Punkte hinter der Hertha und 5 Punkte hinter Werder. Sie hatten also nur theoretische Chancen auf einen Platz im europäischen Geschäft. Und sie lagen 9 Punkte vor den Abstiegsrängen. Es ging für sie also um nichts, für Cottbus um alles. Selbes Prinzip gilt für den quasi geretteten HSV und den bereits abgestiegenen Nürnbergern. In beiden Fällen traf eine Mannschaft, für die es um alles ging, auf eine Mannschaft, für die es um nichts mehr ging.

Das ist natürlich immer so ein Joker, den man ganz schlecht einordnen kann. Also als zeitnäheres Beispiel: Dass Borussia Mönchengladbach, wo es für sie praktisch um nichts mehr geht, das Verteidigen komplett eingestellt haben, war so nicht abzusehen. Die haben jetzt 3 Spiele infolge mindestens 3 Gegentore kassiert. Und gegen 2 Mannschaften aus dem unteren Drittel jeweils 4 Tore kassiert. Das ist, da Gladbach bis zum 30. Spieltag nur 1,5 Gegentore pro Spiel kassiert hat, sachlich kaum zu erklären... Außer man gibt doch zu, dass es nach den 3 Spielen ohne Sieg einen Spannungsabfall gab, weil man erkannt hat, dass man die Chance aufs europäische Geschäft verspielt hat.

Genau diesen Spannungsabfall könnte es jetzt auch bei beiden Gegnern der Heidenheimer geben. Da  Union Berlin und Werder Bremen sich unentschieden getrennt haben, ist die Saison für beide auch durch. Wenn die gedanklich schon im Sommerurlaub sind, könnte es echt nochmal eng werden. Und bei Union sah es ja zumindest in der ersten Halbzeit stark danach aus, als hätten die mit der Saison schon abgeschlossen.
Aber es ist auch das letzte Heimspiel der Unioner für die Saison. Die werden da schon ein ordentliches Abschiedsfest mit ihren Fans feiern wollen. Wenn Heidenheim ein Heimspiel hätte, würde ich das durchaus als realistisches Szenario einschätzen. Augsburg hat ja gerade in Kiel vorgemacht, wie so was läuft. Und Union ist auch eine dieser Mannschaften, die nur dann wettbewerbsfähig ist, wenn sie 100 % auf den Platz bringt.

Aber ja: Möglich ist es. Denn das Szenario, welches uns jetzt bevorsteht, gab es vor über 20 Jahren schonmal. Aber die Frage, ob Heidenheim noch eine Chance auf den Klassenerhalt hat, wird eher in den Köpfen der Gegner als in den eigenen Beinen beantwortet. 

Nebenbei müssen da noch 2 andere Dinge beachtet werden: Bayer Leverkusen hatte damals nach 32 Spieltagen 34 Punkte auf dem Konto und nur 2 Punkte Rückstand aufzuholen. Bei Energie waren es "nur" 33 Punkte, aber auch sie sprangen bereits nach dem ersten Sieg über den Stich. Heidenheim kann maximal 31 holen. Also nur um rein mathematisch zu verdeutlichen, dass die Kellerkinder heutzutage einfach deutlich schwächer sind, als vor über 20 Jahren. Was diese 2 Siege infolge nochmal unwahrscheinlicher macht. Und: Beide Mannschaften hätten sich auch gerettet, wenn sie am letzten Spieltag verloren hätten. Die konnten zwar beide Spiele gewinnen, mussten es aber gar nicht.

Die letzte Mannschaft, die wirklich 5 Punkte Vorsprung erfolgreich verspielten und überraschend absteigen mussten, war der 1. FC Nürnberg. In der Saison 1998/99. Und wer keine Gänsehaut bekommt, wenn er "Bundesliga Pur" hört, ist kein Fußballfan... oder zu jung. Aber natürlich, weil die DFL was Internetvermarktung absolute Kacknoobs sind, gibt es nur die Radiokonferenz online zu finden. Und eine Zusammenfassung der Zusammenfassung von Kicker.de.

Wir reden hier aber von dem LEGENDÄRSTEN Abstiegskampf aller Zeiten. Wenn Heidenheim das noch dreht und sich den direkten Klassenerhalt sichert, wird das sofort auf Platz 2 der "spektakulärsten Aufholjagden" einsortiert. Es wäre ebenfalls ein historisches Verkacken von St. Pauli oder Hoffenheim. 

Kann das passieren? Bestimmt. Aber es sollte auch jedem bewusst sein, dass wir etwas Historisches erleben würden, wenn das passiert, weil es eben verdammt unwahrscheinlich ist. Und das sollte man auch vorher den Leuten erklären.

Und dann... ist es am Ende egal, weil sich die Mannschaften in der 2. Liga ja so absurd schwach sind, dass eine Niederlage in der Relegation eigentlich ausgeschlossen werden muss. Die stellen sich kollektiv noch dümmer an, als der HSV!! Das ist eigentlich physikalisch unmöglich. Nüchtern betrachtet geht es nur noch darum, ob Heidenheim oder Kiel über die Relegation die Klasse hält. Wer euch was anderes erzählt, will euch nur Abos verkaufen, betreibt aber keinen seriösen Journalismus.

Montag, 28. April 2025

Wir hatten lange keine Kopfverletzungen mehr

 Also keine richtig heftigen. Passiert ist das bestimmt, aber es schafft ja nicht jede Gehirnerschütterung in die Highlights.

Aber die Szene mit Oliver Baumann war schon heftig. Und dass die DFL jetzt felsenfest behauptet, dass das ja kein Foul war und damit alles korrekt abgelaufen ist, entlarvt die ein wenig. Das ist jetzt natürlich schwierig, denn dass der VAR nicht eingreift, weil es eben keine klare Fehlentscheidung war, ist ja richtig.

Wobei das ja auch wieder so ein Paradebeispiel für Fußballzweikämpfe gibt. Denn ich gebe sowohl Niko Kovač als auch Christian Ilzer recht. Also man kann da weiterlaufen lassen, weil Carney Chukwuemeka erst den Ball spielt. Aber genauso gut kann man ein Foul pfeifen und Gelb geben, weil der Borusse mit seinem Einsteigen eine Verletzung des Gegenspielers billigend in Kauf nimmt. Das Regelwerk gibt beide Interpretationen her. Deswegen ist der Fußball ja so emotional. Und deswegen ist es keine klare Fehlentscheidung.

Aber dass das Spiel weiterlief, war trotzdem falsch. Zumindest war es das, wenn man diese ganze Geschichte mit den Kopfverletzungen ernst nehmen will. Das kann die DFL sich jetzt klemmen, sie haben da ein ganz klares Statement abgegeben... bei dem man sich nur an den Kopf fassen kann.

Dann bekommt noch der Mannschaftsarzt Kern die Rote Karte, weil er den Schiedsrichter darauf hinweist, dass der Schiedsrichter seiner Kernaufgabe nicht nachkommt. Wenn die bei der DFL ein wenig Anstand besitzen, streichen sie zumindest die Sperre für den Arzt, denn wenn den Schiedsrichtern die Gesundheit der Spieler am Arsch vorbeigeht, braucht man eine gute medizinische Versorgung.

Aber die ringen sich ja noch nicht mal dazu durch, zuzugeben, dass man das Spiel hätte unterbrechen müssen. Dass dies der krasse Fehler des Schiedsrichtergespanns war, auch wenn es kein Foul war. Denn die mögliche Kopfverletzung zu ignorieren, ist schon eher fahrlässig. Und es im Blick zu haben, dass Oliver Baumann eher auftaumelt, als aufsteht, gehört zu seinem Aufgabenbereich. 

Gerade bei Kopfverletzungen sollte man das Spiel lieber ein mal zu häufig unterbrechen. Denn hier muss nochmal festgehalten werden: Ein Kreuzband kann man flicken, das Gehirn nicht. Irgendjemand sollte Benjamin Brand und der DFL mal den Artikel zu CTE verlinken, die brauchen das anscheinend dringend.

Das aller dümmste ist ja: Baumann wird dafür bestraft, dass er auftaumelt. Und man muss hier nochmal dringend festhalten, dass man deutlich sieht, wie krass beeinträchtigt der von dem Kopftreffer ist. Wenn er einfach liegen bleibt, wird das Spiel unterbrochen. Also zumindest steigt die Wahrscheinlichkeit extrem. Und im Gegensatz zu all den sterbenden Schwänen, die wir am Wochenende so sehen, hatte er allen Grund liegenzubleiben. Das ist wieder so eine Paradeszene, warum es richtig ist, sich fallenzulassen und theatralisch zu schreien. Denn wenn man sich sportlich fair und korrekt verhält, wird man dafür nur bestraft.

Bonuspunkte gibt es für Niko Kovač, der irgendeine andere Szene aus dem Spiel als Vergleich heranzieht, dabei aber komplett ignoriert, dass wir hier von einem Kopftreffer reden. Der sieht die riesige Beule am Kopf des gegnerischen Torwarts und zeigt trotzdem null Empathie. Wahrscheinlich hat der in seiner Jugend doch einfach zu viele Gehirnzellen verloren, weil man zu seiner aktiven Zeit auf Gehirnerschütterungen komplett geschissen hat. Das ist dann auch nur bedingt seine Schuld.

Leider hat auch keiner der anwesenden Journalisten den Arsch in der Hose, um Kovač darauf hinzuweisen, dass er sich endlos echauffieren würde, wenn einer seiner Spieler mit so einer Beule am Kopf vom Platz torkelt. Und ihn darauf hinzuweisen, dass Kopfverletzungen im Allgemeinen wesentlich gefährlicher sind, als irgendwelche Treffer am Knöchel. Ich wiederhole mich da, aber das Gehirn kann man halt nicht reparieren, eine Achillesferse schon.

Auch wenn gerissene Bänder langfristig die Lebensqualität beeinflussen können, so sorgen sie nicht dafür, dass man plötzlich vergisst, wie seine eigenen Kinder heißen. Das ist ein entscheidender Unterschied.


Freitag, 25. April 2025

Worum geht es hier eigentlich noch?

 Also jetzt beginnt ja die spannende Phase der Saison... zumindest angeblich. Die wichtigen Spiele und die großen Entscheidungen stehen an. Und keine englischen Wochen mehr, also gleiche Bedingungen für alle.

Ok, das liegt ausschließlich daran, dass alle deutschen Mannschaften aus dem Europacup ausgeschieden sind... Aber das ist ja leider auch schon "normal". In den letzten 5 Jahren haben es nur 2 deutsche Teilnehmer ins Halbfinale der Champions League geschafft. Da hat selbst Frankreich mehr zu bieten. Also dank Paris St. Germain

Da ergibt es auch Sinn, dass Vincent Kompany das Turnier 2026 als "die unwichtige WM" bezeichnet. Denn während die Bayern gerade praktisch die Hose runterlassen und zugeben, dass sie diesen neuen Wettbewerb eigentlich ganz gerne mitnehmen, werden genau diese Bayern nächsten Sommer über die Zusatzbelastung durch die richtige WM jammern. Auch wenn jeder Verein, der an diesem Wettbewerb teilnimmt, auf ewig das Recht aufs Jammern verwirkt hat. Also zumindest in meinen Augen, wenn die Bayern dann nächstes Jahr jammern, wird der Kicker dazu schweigen.

Nebenbei muss man an der Stelle auch mal wieder festhalten: Die "richtige WM" ist der Hauptgrund, warum der Fußball global gesehen so dominant ist. Er hat den Vereinen quasi gratis verdammt viele Märkte erschlossen. Ohne diese absurde Erfolgsgeschichte würde niemand über eine Klub-WM nachdenken. Und eine WM hat den Bayern die Baugenehmigung für ihre neue Arena besorgt und ihnen den Umbau der U-Bahn-Station finanziert. Das waren dann mal so 250 Millionen Euro, die dem Rekordmeister in den Arsch geblasen wurden.

Was, um das nur mal klarzustellen, an sich nichts Schlimmes ist. Im Gegenteil, für die Stadt München war das ein guter Deal, denn sie dürften die 250 Millionen über diverse Steuern, die von den Bayern und ihren Fans generiert worden sind, wieder eingespielt sind. Und in die eigene Infrastruktur zu investieren, ist immer etwas Gutes. Es geht nur darum, mal wieder ganz praktisch zu verdeutlichen, wie der FC Bayern von der WM profitiert.

Aber wie sie die Klub-WM angehen wollen, ist ja auch die letzte Sorge der Bayern. Denn der Rest der Saison ist nur eine Vorbereitung auf dieses Turnier. Theoretisch hat Bayer Leverkusen schon aufgegeben. Bereits an diesem Wochenende können die Bayern den Titel endgültig festmachen. Das wird selbst Harry Kane nicht verhindern können. Dann müssten sich die Bayern eigentlich mit der Frage beschäftigen, ob sie ihr Klub-WM Personal für 2 Wochen in den Urlaub schicken und die Ergänzungsspieler auflaufen lässt. Es ist ja quasi deren einzige Chance auf einen Urlaub, da wäre das schon vernünftig. 

Anyhow. Bayern wird Meister, Bayer wird Vize. Da geht es nur noch darum, ob und wie krass die Mannschaft in diesem Sommer zerfällt. Jonathan Tah ist quasi schon weg. Bleiben Florian Wirtz, Xabi Alonso, Granit Xhaka und Robert Andrich? Muss man Patrick Schick verkaufen, wenn Alonso bleibt? Bekommt Victor Boniface wieder so ein Angebot aus der Wüste, dass er nicht ausschlagen will? Alles Fragen, die wesentlich spannender sind, als alles, was auf dem Platz passiert.

Eintracht Frankfurt braucht noch 2 Siege, um sich die Champions League zu sichern. Also realistisch gesehen, denn die "Konkurrenz" macht ja nicht den Eindruck, als würden die jetzt 4 Spiele infolge gewinnen. Also können sie gar nicht, weil sie alle noch gegen Frankfurt spielen müssen. Ein Sieg am Wochenende gegen RB Leipzig wäre ein Meilenstein. Wenn es keine 4 Punkte auf Freiburg wären, hätten wir da ein echt spannendes Finish mit verdammt vielen 6 Punkte Spielen. Aber wir dürfen dieses Jahr anscheinend keinen Spaß haben.

RB Leipzig arbeitet an ihrer geheimen Mission: "Das Finale Heeme." Dafür müssen sie in die Conference League. Wenn man das verstanden hat, ergeben all die Entscheidungen dieser Saison plötzlich mehr Sinn. Es ist aber verdammt schwierig, 6. zu werden, wenn der Rest sich auch so unfassbar dumm anstellt. 

Mainz ist seit 5 Spielen sieglos. Freiburg war zwischenzeitlich 6 Spiele sieglos, hat aber anscheinend die Kurve bekommen. Eine dieser Mannschaften muss beinah nächstes Jahr international spielen, auch wenn beide es anscheinend lieber vermeiden wollen. Aber dafür müssen sie sich auf eine Aufholjagd der Dortmunder verlassen.

Das sieht auch gar nicht so schlecht aus. Also die Dortmunder waren ja aktiv daran beteiligt, dass Freiburg und Mainz so lange sieglos sind oder waren.  Man kommt auf 1 Unentschieden gegen die Bayern und 3 Siege in den letzten 4 Spielen, obwohl sie gegen 3 Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel gespielt habem. Und man hat praktischerweise keine englischen Wochen mehr. Wenn es nicht Dortmund wäre, würde ich mich festlegen, dass Dortmund mindestens 5. wird. Aber dieser Mannschaft ist halt alles zuzutrauen. Auch im Negativen.

Wenn Dortmund trotz der eigentlich episch verkackten Saison doch wieder 5. wird, zeigt das auch nur, wie kaputt die Bundesliga als Ganzes ist. Denn in den letzten 9 Jahren landeten die Dortmunder immer unter den Top 5. Und nur ein Mal (letzte Saison) nicht unter den Top 4. RB Leipzig beendete eine einzige Saison in ihrer Bundesliga-Geschichte nicht in der Top 4. Bayer Leverkusen beendet 8 von 10 Jahre ebenfalls in der Top 5. Und die Bayern wurden zuletzt 1995/96 "nur" Sechster. Also nur um mal ganz praktisch zu verdeutlichen, dass mindestens 3 der ersten 5 Plätze schon vor dem ersten Spieltag quasi vergeben sind... und Bayer Leverkusen sich versucht sich ja gerade, den 4. dieser 5 Plätze dauerhaft zu sichern. Nicht nur die Dominanz der Bayern ist ein Problem sind, sondern auch der Rest sich deutlich vom Pöbel entfernt: Eigentlich spielen wir diese gesamte Saison nur aus, um herauszufinden, wer sich als 5. Mannschaft in die Top 5 schleicht... ohne in das Meisterrennen einzugreifen. Letztes Jahr war das der VfB Stuttgart und dieses Jahr ist Eintracht Frankfurt dran.

Aber zum Glück gibt es meistens nur 4 Champions League Teilnehmer, dadurch wird wenigstens das Rennen um Platz 4 spannend und relevant. The race for the Wenger-Trophy is on!

Der Rest spielt sein eigenes Turnier um den Einzug in die Conference League ein. Dieses Jahr sind das realistisch der SC Freiburg, Mainz 05, Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach. Theoretisch hat auch der FC Augsburg noch Chancen. Aber auch nur, wenn Dortmund wieder einbricht und sie am Wochenende Leverkusen schlagen.

Am anderen Ende haben Bochum, Heidenheim und Kiel quasi eingesehen, dass es für sie nur noch um den Relegationsrang geht. Damit sind Hoffenheim, St.Pauli, Union, Wolfsburg und Stuttgart von jeglichem Druck befreit... würde zumindest der Optimist sagen. Bei Union geht ja sogar rein rechnerisch nichts mehr. Wolfsburg und Stuttgart können sich noch theoretische Chancen auf die Conference League. 

Damit sind wir jetzt schon bei 7 Mannschaften, die nur noch für die Ehre und die Fernsehgelder. Und Augsburg wird sich zeitnah dazugesellen. Vor uns liegt also verdammt viel verdammt belangloser Sommerfußball. Da kann die EM gar nicht schnell genug beginnen...

Dienstag, 22. April 2025

Das ist schon ein geschicktes Trojanisches Pferd, was der NOFV da anbietet.

 Oder sachlich gesehen: Es ist ein ganz schön dreistes Angebot.

Denn dank der neusten Sportschau Mini-Doku ist der Plan dieses Verbandes zum Thema "Meister müssen aufsteigen" endlich auf dem Tisch. Und dabei sieht der NOFV sogar ein, dass seine eigene Regionalliga so nicht weiter bestehen kann. Der Lösungsvorschlag:

Mecklenburg-Vorpommern wechselt in die Regionalliga Nord. Dafür bekommt die dann nur noch "Osten" heißende Staffel Hessen zugeschoben. Was für ein fairer Kompromiss. Da müssen doch alle dafür sein. Nun ja... genau genommen ist es Bullshit.

Guckt euch mal die Regionalliga Nordost an. Da fällt euch eines auf: Mit dem Greifswalder FC spielt da eine einzige Mannschaft aus dem abzustoßenden Bundesland an. Einem Verein, dessen Wurzeln zwar auf das Jahr 1926 zurückgehen, der aber in der Form erst seit 2016 existiert. Und wenn ihr dann noch eine Stufe tiefer grabt, dann fällt euch auf, dass weder BSG Einheit Greifswald, noch BSG KKW Greifswald jemals in der Oberliga gespielt haben. Aber die haben Andreas Zachhuber und Hilmar Weilandt hervorgebracht. Also das war so ziemlich ihr einziger Beitrag zur DDR Oberliga. Und der Greifswalder SC war der erste Verein eines gewissen Toni Kroos. Der hängt als Konkursmasse auch irgendwie bei dem neuen Verein mit drin.

Und man muss sich auch relativ wenig Sorgen machen, dass da irgendjemand dazustößt. Also die ewige Tabelle weist mit Vorwarts Stralsund, BSG Motor Wismar und dem SC Neubrandenburg 3 Vereine aus Mecklenburg-Vorpommern als ehemalige Oberligamannschaften aus. Und diese 3 Mannschaften haben zusammen 5 Jahre in der Oberliga gespielt. Die Fußballabteilungen gingen längst in irgendwelchen anderen Vereinen auf. Da wird niemand von einem Derby sprechen.

Bleibt der eine große Elefant im Raum: Hansa Rostock. Die spielen noch in der Dritten Liga. Sie haben seit der Wiedervereinigung 0 Jahre in der Regionalliga verbracht. In guten Zeiten hat die 2. Mannschaft da mal mitgemacht, aber das darf man wohl ignorieren. 
Vor allem hat Hansa halt die schlimmsten Fans Deutschlands. Der offizielle Randale-Meister des Landes. Da werden sich selbst die größten Ostalgiker freuen, wenn man die nicht zu Gast hat.

Random Einschub: Ich mag Marteria ja. Der ist der 2. beste Rapper Rostocks all Time. Er musste seinen Titel als Nummer eins gerade an Milli Dance abgeben, aber dazu im Dezember bei den Jahrescharts mehr. Und Stefan Beinlich war der beste Spieler, den dieser Verein je hatte. Trotzdem ist es zumindest fragwürdig, dass die jetzt ein Benefizspiel für die neuen Flutlicht-Masten ankündigen. Den im Wesentlichen subventionieren die damit die Ausschreitungen der Hansa-Ultras. Dieses Jahr ist man schon wieder bei knapp 100.000 Euro Strafe. Letztes Jahr waren es insgesamt fast 600.000 Euro. Und da ist die Rechnung für das Zerstören des Gästefanblocks in Aachen noch nicht mal dabei. Da kommt noch mal ordentlich was auf die zu. Es hilft ja nicht mal, seine Heimspiele gegen Hansa am Sonntag um 19:30 anzupfeifen, in der naiven Hoffnung, dass da keiner kommt.
Und während man beim friedlichen Abbrennen von Pyrotechnik noch was von "Stimmung" und "Fußball-Mafia-DFB" schwadronieren kann, ist das mutwillige Zerstören des Fanblocks oder das Angreifen gegnerischer Fans unentschuldbar. Und jetzt brauchen die auf einmal Geld für neues Flutlicht. Das würde auf dem Konto liegen, wenn man nicht ständig für das Fehlverhalten seiner Fans zahlen müsste.

Aber zurück zur Regionalliga Reform: Denn das Beste an dem Angebot ist ja, dass man diesen Rostockern aus dem Weg gehen würde, falls die wirklich nochmal absteigen. Das ist doch großzügig. Aber all die anderen Ost-Derbys behält man. Wie praktisch. Und machen wir uns nichts vor: Genau darum geht es in der Regionalliga: Alle wollen ihre Klassiker aus den 70ern nachspielen. Da ist die Hütte voll und die Stimmung geil.

Nehmen wir da mal die Kickers Offenbach: Deren bestbesuchte Spiele waren gegen Stuttgarter Kickers und Eintracht Trier. 2 Stunden Fahrtzeit mit dem Auto. Weshalb auch die Gastspiele jeweils das am besten besuchte Heimspiel der jeweiligen Mannschaften war. Diese Spiele werden dann durch 4-5 Trips nach Berlin ersetzt, was eher 6 Stunden Autobahn bedeutet. Nur um dann vor 2000 Leuten zu spielen. Offenbach alleine würde dabei also mehr verlieren, als der gesamte NOFV. Und das preisen die dann als den großen Kompromiss an.

Bonuspunkte in Sachen Verlogenheit gehen nebenbei an Daniel Meyer. Der ist Sportdirektor beim Hallescher FC und verweist darauf, dass der NOFV ja 6 Bundesländer vertritt. Ich bin fasziniert, dass der Mann so weit zählen kann, obwohl man dafür beide Hände braucht. Aber anscheinend kann er nicht bis 18 Millionen zählen. Das, als kleiner Exkurs in die Lokal-Geografie, ist die Anzahl der Menschen, die alleine in Nordrhein-Westfalen leben. Und ich habe da mehrmals nachgerechnet, aber in den immer noch sogenannten "neuen Bundesländern" leben insgesamt 16 Millionen Menschen. 

Wenn diese 16 Millionen jetzt irgendwie ein Anrecht darauf haben, eine eigene Regionalliga auszuspielen, sollten die NRWler dies doch auch haben, oder? Und genau deswegen brauchen wir ja die 5-gleisige Regionalliga.

Nebenbei beweist der Fakt, dass wir nach 35 Jahren immer noch von "neuen Bundesländern" sprechen und diese ihre eigene Fortsetzung der DDR Oberliga betreiben, wie sehr wir das mit der Wiedervereinigung verkackt haben. 

Ganz sachlich gesehen muss die Regionalliga Nordost zerschlagen werden, damit es eine vernünftige Aufteilung in 4 Staffeln geben kann. Denn das sind halt die Bevölkerungsschwächsten Regionen des Landes. Und der Fakt, dass die zwingend auf ihre eigene Regionalliga bestehen, führt zu den Problemen, die die jetzt haben. Das habe ich vor 2 Jahren schon mal ausgeführt. Das einzige, was seit dem wirklich neu ist, ist der Fakt, dass Lok Leipzig mittlerweile so weit gewachsen ist, dass die häufiger um den Aufstieg spielen, als ich das für möglich gehalten hätte.

Und natürlich, dass sich die Vereine mittlerweile fast geschlossen hinter die Forderung stellen. Wahrscheinlich sind die Greifswalder die einzigen, die ein Problem mit der Neusortierung haben und den Antrag nicht unterstützen, weil sie ja rausfliegen würden. 

Um nochmal die Absurdität hervorzuheben: Laut deren Idee soll Bayern und Baden-Württemberg zusammengelegt werden.  Da wohnen zwar 24,6 Millionen Menschen und dort sind dementsprechend viele Vereine beim DFB angemeldet, aber das ist doch dem NOFV egal.
Nur so als Vergleich: Eine Regionalliga "Süd-Ost" aus Bayern, Thüringen und Sachsen würde 17 Millionen Menschen "vereinen". Das wäre dichter an einem Viertel der Bevölkerung und damit an sich ganz fair.

Aber Daniel Meyer wird sich mit allem, was er hat, gegen so einen Vorschlag wehren, denn das würde ja bedeuten, dass seine Derbys mit den Leipzigern wegfallen. Das kann ja nicht gewollt sein.

Natürlich wird es bei einer Umstrukturierung immer zu schmerzhaften Trennungen kommen. Es werden einige Vereine den Cut nicht schaffen. Es werden alle Vereine in der Summe weiter reisen müssen. Und das eine oder andere Derby wird hinten runterfallen. Aber ein Kompromiss, bei denen nur die anderen Einschränkungen haben, ist kein Kompromiss. Es ist, wenn überhaupt, ein Trojanisches Pferd.

Freitag, 18. April 2025

Das lief dieses Jahr schlechter als erwartet

 Also schlechter als im Vorjahr, wo zum ersten Mal eine Mannschaft aus Griechenland einen Europapokal gewinnen konnte. Denn dieses Jahr scheinen die großen Ligen die Conference League doch halbwegs ernst zunehmen. Deswegen spielen da plötzlich doch Mannschaften aus England, Spanien und Italien gegeneinander. Wir hatten wenigstens den Anstand, Heidenheim zu schicken und frühzeitig auszuscheiden, wie sich das eigentlich gehört.

Aber zum einen gibt es Djurgardens IF aus Schweden. Das dürfte die erste Halbfinal-Teilnahme einer schwedischen Mannschaft seit 1987 sein, als der IFK Göteborg den UEFA Cup zum 2. Mal gewinnen konnte. Das ist als fast 40 Jahre her. Und wie immer sage ich an der Stelle: Genau darum geht es. Dass kleinere Nationen auch im Frühjahr am Europacup teilnehmen können, ist etwas wunderbares. 

Wenn man sich aber das Viertelfinale anguckt, ist die Bilanz schon gar nicht mehr soo schlimm. Mit Legia Warschau und Jagiellonia Bialystok kämpften 2 Mannschaften um den Einzug ins Halbfinale. Ich werfe mal die dreiste These in den Raum, dass noch nie 2 polnische Mannschaften gleichzeitig in einem europäischen Viertelfinale standen. Legia Warschau stand zuletzt 95/96 unter den letzten 8. Das ist also auch schon wieder fast 30 Jahre her. 

Dazu spielte NK Celje aus Slowenien auch noch mit. Bisher war für Mannschaften aus diesem Land die Europacup-Saison Ende Februar beendet. Also zumindest war dieses Duell zwischen dem FC Sevilla und NK Maribor das späteste Europacup-Spiel, dass ich auch die Schnelle finden konnte. Jetzt durften die auch im April noch mitspielen.

Und über allem steht Bodö/Glimt. Der nördlichste Verein, der jemals in ein europäisches Halbfinale eingezogen ist. Die ersten Norgweger, denen dieses Kunststück gelang. Das weiß ich, weil HITC Seven nach dem Hinspiel eine 40-minütige Dokumentation über diesen Verein rausgehauen hat. Titel: The World's Best Run Football Club.

Das ist eine wunderschöne Geschichte. Quasi Heidenheim auf Speed. Aber es zeigt auch, wie absurd der europäische Wettbewerb mittlerweile ist. Denn auch das Europa League Halbfinale ist eine beinah geschlossene Gesellschaft. Die meisten Vertreter kommen aus den 5 großen Ligen. Glasgow Rangers waren da die eine Ausnahme. Und jetzt halt die Norweger. Das waren die 2 Halbfinalteilnehmer der letzten 5 Jahre, die nicht aus Deutschland, England, Spanien, Italien oder Frankreich kamen. Nur um zu verdeutlichen, dass auch dieser Wettbewerb immer elitärer wird, weil der Abstand zwischen den 4 großen Ligen und Paris St. Germain stetig weiter am Wachsen ist. 

Um da reinzugrätschen, muss man schon der am besten geführte Klub der Welt sein... und seine Lage hoch im Norden ausnutzen. Denn auswärts hat man alle K.O. Spiele am Ende verloren. Aber im Winter im heimischen Stadion ist man unantastbar. Nur Qarabağ Ağdam konnte einen Auswärtssieg in Norwegen feiern.

In der Champions League ist alles wie immer. Der letzte Halbfinalteilnehmer, die nicht aus den großen 5 Ligen kamen, war Ajax Amsterdam im Jahr 2019. Dazu kommt technisch gesehen Olympique Lyon, die als nicht Paris St. Germain auch zu den kleinen gehören und es ins Final-Turnier geschafft haben. Aber das erste Pandemiejahr muss halt mit einem Sternchen versehen werden. 

Und mit dem jetzt eingeführten neuen System wird das alles nur noch viel krasser werden. Denn diese Liga ist ja eingeführt worden, damit die Reichen noch reicher werden und die Schere noch weiter auseinander geht. Dazu kommt die Klub-WM, von der die Conference Teilnehmer nicht mal träumen dürfen. 

Genau deswegen ist die Einführung der Conference League als quasi Gegengewicht zu dieser Monotonie. Zumindest für die nächsten 5 Jahre, bis die Schere dann so weit auseinandergegangen ist, dass auch die C-Elf der 7. besten Mannschaften aus England und Spanien die besten Mannschaften all dieser kleinen Nationen besiegen. Die 5 Jahre sollten wir genießen. Falls es dafür nicht doch schon zu spät ist.

Aber um das nochmal mit Zahlen zu verdeutlichen: Seit der Einführung der Conference League kamen in allen anderen Wettbewerben 2 von 32 Mannschaften nicht aus einer der großen 5 Ligen. Die schon erwähnten Rangers und Bodö/Glimt. In der Conference League spielten auch Mannschaften aus diesen 5 Ligen. Aber eben auch Feynoord Rotterdamm und AZ Alkmaar aus den Niederlanden. Club Brügge aus Belgien. Olympiakos Piräus aus Griechenland. Und jetzt Djurgardens IF aus Schweden. Wir sind also bei 5 von 16. Gut, dafür gab es aber noch keine Deutsche Mannschaft. Trotzdem sind wir jetzt schon bei Teilnehmern aus 8 verschiedenen Nationen, während die Champions League nur auf 5 kommt. Und während es in der Königsklasse keine realistische Hoffnung darauf gibt, dass sich dieser Kreis irgendwie erweitert, dürfte er in der Conference League quasi jährlich erweitert werden.

Donnerstag, 17. April 2025

Vor 5 Jahren hätte er den gemacht.

 Muss man mal so festhalten. Das steht gar nicht zur Debatte. Vor 5 Jahren wäre Thomas Müller auch in der Nachspielzeit noch die nötigen 3 Zentimeter höher gesprungen und hätte Druck auf den Ball ausüben können. So gab es eher ein tragisches "Es sollte halt nicht sein" Ende.

Aber die Szene verdeutlicht halt auch, wie alt Müller mittlerweile ist. Wie auch das gesamte Spiel. Dabei war er in der ersten Halbzeit nicht mal schlecht. Der Pass in der ersten Halbzeit war schon richtig stark. Er hatte auch einige Abschlussmöglichkeiten... das Problem hierbei: Bis auf den Kopfball in der Nachspielzeit brachte er keinen Ball aufs Tor. Und es ist schwer, ein Tor zu erzielen, wenn man den Ball nicht aufs Tor bringt. Die allgemeine Zusammenfassung der Müller-Chancen im Kicker Ticker war schon ein: "Da war mehr drin." Kritisch könnte man behaupten, dass ein Stürmer auf diesem Niveau den Ball in der 55. Minute aufs Tor bringen MUSS.

Viel Schlimmer: Von der 55. bis zur 95. Minute gab es nichts von ihm zu sehen. Das sah wieder wie der Müller aus, den ich aus den letzten Champions League Jahren kenne. Und das war ja im Kern genau die Phase, in der die Bayern verzweifelt anrannten. Da einen frischen Müller auf dem Platz zu haben. Also die Kompany-Kritiker aus dem Hinspiel müssten jetzt eigentlich fragen, warum der den Müller nicht später gebracht hat, damit er in der entscheidenden Phase nochmal entscheidende Impulse setzen kann. Und sie müssten anerkennen, dass Müller in diesem Spiel endgültig bewies, dass es für 90 Minuten nicht mehr wirklich reicht. Damit müssten sie aber ihre eigenen, komplett Pro-Müller ausgelegte Berichtserstattung hinterfragen und das wird nicht passieren.

Der Kicker schreibt plötzlich davon, dass "die Spieler, die für die Misserfolge der vergangenen Jahre verantwortlich waren, auch diesmal nicht übers Viertelfinale hinauskamen." Das stimmt sogar. In 4 von 5 zuletzt in genau dieser Runde Feierabend. Das Problem: Derselbe Kicker will uns seit Jahren einreden, dass ein Joshua Kimmich gut genug für das Halbfinale ist. Oder dass ein Thomas Müller hier immer noch den Unterschied ausmachen könnte. Sie warten immer bis nach dem Ausscheiden, um uns dann zu sagen, dass sie das ja schon vorher wussten. Das macht doch echten Qualitätsjournalismus aus.

Nebenbei muss man auch nochmal festhalten: 5 Jahre infolge zu den 8 besten Mannschaften in Europa zu gehören, ist kein "Misserfolg". Genauso wenig sind es 4 Meisterschaften in 5 Jahren. Und natürlich braucht die Mannschaft noch gewisse Impulse, um in die Top 4 aufzusteigen. Aber darauf hätte man auch hinweisen können, bevor der Vertrag von Joshua Kimmich verlängert worden ist. Doch dass Kimmich nur als Rechtsverteidiger allerhöchsten Ansprüchen genügt und er im Zentrum in den wichtigsten Spielen nur ein Mitläufer ist, erfährt man nicht beim Kicker, sondern eher hier bei mir.

Denn Kritik an den Bayern ist auch beim Kicker selbst unerwünscht. Zumindest ich habe keine kritische Einordnung der letzten Vertragsverlängerungen gelesen. Anscheinend planen die Bayern bis 2029 mit Kimmich als zentralen Mittelfeldspieler. Damit planen sie in meinen Augen auch bis 2029 nicht mit einem Erreichen eines Champions League Finales. Das Halbfinale ist mit viel Losglück drin, aber mehr halt nicht.

Nebenbei bewies Kimmich vor dem 1:1 ja auch, dass die Leute von absoluter internationaler Spitze im Kopf einfach die Millisekunde schneller sind. Er ist der Spieler, der den Ausgleich verhindern kann, ist aber zu langsam, um einzugreifen. Natürlich reden wir hier vom allerhöchstem Niveau, aber genau da wird für ihn die Luft seit Jahren dünn. Trotzdem nannte genau der Kicker, der jetzt Veränderungen fordert, diese Verlängerung eine vernünftige Entscheidung.

Am anderen Ende des Emotionsspektrums hat Dortmund tatsächlich die 4 nötigen Tore für die Verlängerung erzielt... nur halt nicht alle in das richtige Tor. Es ist schon faszinierend, was die alles leisten können, wenn die wirklich wollen. Darauf kann sich der FC Augsburg jetzt freuen. Also hauptsächlich darauf, dass der BvB sich am Wochenende nicht mehr an dieses Spiel erinnern können und ganz anders auftreten wird.

Wobei man eigentlich eine Schicht tiefer schauen muss. Denn Barcelona und Paris St. Germain wirkten eigentlich in diesem Jahr deutlich besser, als der Rest. Barca war schon in der Gruppenphase verdammt dominant. Nach der Auftaktniederlage gab es 10 Spiele ohne eine Niederlage. Bei einem einzigen Unentschieden. Paris brauchte nach dem Abgang von Kylian Mbappé ein Weilchen um ins Laufen zu kommen. Aber sie gewannen die letzten 3 Vorrundenspiele. Sie fertigten Stade Brest mit 10:0 Toren ab. Sie kamen gegen Liverpool, der drittbesten Mannschaft Europas, am Ende weiter. Und ja, wenn sie das Elfmeterschießen verloren hätten, wäre Liverpool jetzt der Top-Favorit. Und sie waren auf einem Weg zu einem 5+X:1 gegen Aston Villa. Dann kassierten diese beiden Mannschaften plötzlich jeweils 3 Tore und mussten ums Weiterkommen zittern. 

Die eigentliche Lektion zeigt uns, wie krass das Niveau in der Champions League wirklich ist. Denn wenn diese beiden richtig guten Mannschaften gegen im besten Fall gehobenen Durchschnitt den Fuß auch nur minimal vom Gas nehmen, bekommen sie sofort 3 Tore eingeschenkt. Das ist schon krass. 

Die optimistischen Fans beider Lager werden sich jetzt einreden, dass sie ihren einen Fehltritt, den man in so einer Saison halt immer drin hat, jetzt abgearbeitet haben und trotzdem weiter sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide noch mal solche Nachlässigkeiten zeigen, ist eher gering.

Freitag, 11. April 2025

Wenigstens hat Thomas Müller getroffen

 Denn ansonsten wäre das, aus rein deutscher Sicht, ja nur traurig gewesen. Denn das andere Highlight war der Fakt, dass ein deutscher Nationaltorhüter endgültig seinen Stammplatz an ein brasilianisches Talent verloren hat.

Wie schlimm war diese Woche? Nun ja... Norwegen hat in dieser Woche mehr Siege errungen, als die Bundesliga. Und das noch nicht mal in der Conference League, sondern Bodö/Glimt könnte tatsächlich ins Halbfinale der Europa League einziehen. Aber da geht es den Norwegern wie den Arsenal-Fans: Man sollte sich da nicht vor dem Rückspiel zurücklehnen. 

Aber ja: Thomas Müller hat mein Skript gelesen und ein Tor erzielt. Nur ob das Tor auch wichtig war, müssen wir noch sehen, denn Inter hat ja direkt nachgelegt... Und jetzt zeigt sich der andere Teil meiner Prognose: Das ist jetzt alles gar nicht so gut für den Thomas.

Denn überall liest man ja jetzt, dass Müller doch hätte mehr spielen müssen. Obwohl Vincent Kompany offensichtlich genau den Sweet Spot getroffen hat, in der Müller die Stimmung im Stadion belebt und ein wichtiges Tor erzielt. Und obwohl wirklich allen bewusst ist, dass es bei Müller nicht mehr für die 90 Minuten reicht. Aber er hätte ihn ja 5 Minuten früher bringen können... dann wäre das 1:2 nicht gefallen.

Kurze Korrektur eurer kurzsichtigen Logik: Kompany hat Müller deutlich zu früh gebracht. Wenn er den 5 Minuten später bringt, erzielt er das Tor in der 90. Minute und die Bayern haben keine Zeit mehr, um naiv weiter nach vorne zu rennen. Aber genau diese unnötig emotionale Debatte wollen sich die Bayern nächste Saison anscheinend einfach sparen. Wenn jetzt alle den Moment genossen hätten und Kompanys Entscheidung gelobt hätten... aber das wird bei einem Müller nie passieren.

Genauso albern ist die "fatale Einwechslung" von Sacha Boey. Denn da zeigt sich das eigentliche Problem der Bayern: Denen fehlt es nach den Verletzungen von Jamal Musiala, Manuel Neuer, Alphonso Davies, Hiroki Ito, Dayot Upamecano, Aleksandar Pavlović und Kingsley Coman einfach an der nötigen Substanz, um auf diesem Level noch zu reagieren. Was auch sachlich gesehen gar nicht so schlimm ist. Er musste deswegen halt auf verdammt viele Spieler in ungewohnten Positionen und Rollen setzen.

Kompany kann auch wenig dafür, dass Harry Kane in der ersten Halbzeit in den "Gomez der Woche" Modus schaltet, anstatt das eigentlich sichere 1:0 zu erzielen. Oder dass Min-Jae Kim kurz vor einem Platzverweis stand. Und dann sitzt halt einfach nur ein Karl auf der Bank. Wenn man das in Betracht zieht, hat Kompany verdammt viel richtig gemacht. Aber es ist halt einfacher, rumzuheulen, weil Müller zu wenig gespielt hat.

Also um mal so ein Alternativszenario aufzustellen: Wenn Kompany Leon Goretzka zurückzieht und dann das Gegentor fängt, heulen alle rum, warum er das an sich stabile Mittelfeld aufgebrochen und deswegen Unruhe reingebracht hat. Dann wäre wieder die "Überfordern Trainer ihre Spieler, wenn sie von denen verlangen, dass sie alle Rollen gleichzeitig spielen können?" Debatte losgegangen. Weil aber alle die Entscheidung nicht in dem Moment, in dem sie getroffen wird, beurteilen, sondern über ihre Auswirkungen richten, kann man Kompany an der Stelle nur verlieren.