Also falls jemand eine passende Überschrift für die gerade laufende WM braucht: Hier wird im übertragenden Sinne der Übergang von Xbox One zu XBox S getestet. Und klar, es gibt noch einige Xbox One Spiele, die mithalten können, aber im Wesentlichen wird jedem klar, was für ein großes Versprechen die nächste Generation mitbringt.
Ernsthaft, ich kann mich an kein Turnier erinnern, in dem man die gesamte Elf des Turniers mit U23 Spielerinnen zusammenstellen könnte. Amanda Ilestedt als Innenverteidigerin mit 3 Turniertoren im Alter von 30 Jahren das verhindern wird... Und Rebecca Spencer mit ihrem einem kassierten Gegentor. Aber vielleicht hält Daphne van Domselaar ja noch 3 Elfmeter im Finale und zieht an der Jamaikanerin vorbei. Die bestätigt ihre starken Leistungen von der EM, wo sie noch als Ersatz für die verletzte Stammkeeperin einspringen musste, souverän.
In der Innenverteidigung nominieren wir als erstes Oluwatoson Demehin. Eigentlich gingen alle davon aus, dass die 40-jährige Onome Ebi auflaufen würde, aber der Trainer entschied sich für eine Spielerin, die deren Tochter sein könnte... und brachte Ebi nur in den Schlussphasen, wenn es darum ging, das Ergebnis zu halten.
Neben ihr spielt die einzige Amerikanerin, die nicht enttäuschte: Naomi Girma gab die souveräne Abwehrchefin. Wenn die nicht viele Bälle abgelaufen hätte, wäre das alles noch viel schlimmer ausgegangen.
Abgerundet wird die potenzielle Dreierkette mit Tabita Joseph aus Haiti. Oder mit Nesryne El Chad, die die wackelige Defensive Marokkos für 180 Minuten in ein Bollwerk verwandelte. Falls wir es uns überhaupt leisten können, mit einer Viererkette zu spielen.
Linksaußen streiten sich Kathrine Kühl und Esme Brugts. Der Zuschlag geht nicht nur wegen der 2 Tore gegen Vietnam von Brugts an die Niederlande, sondern vor allem, weil sie davor Trinity Rodman neutralisierte. Oder wir bringen Jun Endo, schließlich kann man die Japanerinnen nicht ganz außen vor lassen.
Im Defensiven Mittelfeld ist Kyra Cooney-Cross die beste Spielerin, über die laut ESPN niemand redet. Die Expertinnen können sich das Team jetzt schon nicht mehr ohne sie vorstellen und die ist erst 21. Oh und auch wenn sie in der Vorrunde ausgeschieden ist: Lena Oberdorf ist immer noch viel zu gut für ihr Alter. Oder ich nominiere Teresa Abelleira, die das viertbeste Softscore Rating des Turniers hat.
Rechts steht Aoba Fujino als 19-Jährige bei den bisher überragenden Japanerinnen in 3 von 4 Spielen in der Startelf und kommt auf 1 Tor und 2 Vorlagen.
Jetzt müsste ich eigentlich noch Platz für Emma Snerle und Kika finden. Kika hat mit ihren 20 Jahren schon 30 Länderspiele auf dem Buckel und wurde 4 Mal Meister in Portugal. Casey Parks ist die jüngste WM Spielerin aller Zeiten und stand gegen Deutschland in der Startelf. Ary Borges war die eine gute Brasilianerin und ist auch erst 23. Die ist die einzige auf dieser Liste, die nicht in diesem Jahrtausend geboren wurde. Aber der Platz im zentralen offensiven Mittelfeld muss halt an Lauren James gehen, die vor ihrem Platzverweis auf dem besten Weg zur Topscorerin war. Die designierte beste Spielerin dieses Turniers.
Den Sturm basteln wir uns aus Sophia Smith, die es schaffte 2 Turniertore zu erzielen und trotzdem zu enttäuschen, Mary Fowler, die die Führung gegen Dänemark mit einem überragenden Pass einleitete und Linda Caicedo, deren Tor gegen Deutschland jeder gesehen haben sollte.
Wenn man jetzt bedenkt, wer alles noch nicht mal erwähnt wurde, weil wir hier jetzt "nur" die 20 besten erwähnt haben. Und das sind ja auch keine klassischen Talente oder Ergänzungsspielerinnen. Das sind in vielen Fällen die Schlüsselspielerinnen. Mit diesem Kader würde man um den Titel mitspielen. Und wenn man die spielen sieht, können die einfach einige Dinge, die man im Frauenfußball so noch nicht gesehen hat. Also ganz konkret kann man das an den Torabschlüssen von Lauren James festmachen: So scharf, so platziert, so gelassen, das ist halt ein neues Level.
Ich mache das mal praktisch an einem Namen fest, der noch nicht gefallen ist: Jule Brand. Die ist mit 1,77 m größer als das Kopfballungeheuer Alex Popp, aber genauso wendig und trickreich wie die 13 cm kleinere Lina Magull. Die hat also alle Voraussetzungen, um zur kompletten Symbiose von beiden zu werden.
Nun ist das an sich nichts Ungewöhnliches. Also auch bei den Herren gibt es immer wieder das Upgrade zur letzten Playstation Generation. Ich erinnere mich noch, wie ich das erste Mal einem Lionel Messi beim Spielen zusehen durfte und sofort dachte: Was der macht, ist nicht normal. Aber er wird das jetzt 15 Jahre lang machen. Zuletzt hatte ich das Gefühl bei Kylian Mbappé. Der Unterschied ist halt, dass einem diese Weiterentwicklung nicht mehr im Sommer wahrnimmt, sondern vorher in der Champions League.
Da fällt einem dann auf, wie die Damen in den Vereinsmannschaften immer noch weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen. Das macht die Turniere spannender, weil man halt die Namen und Möglichkeiten nicht schon vorher erkannt hat, aber verdeutlicht halt auch, wofür die Damen die ganze Zeit kämpfen: Dass ihnen halt nicht nur alle 2 Jahre zugeguckt wird.
Diese Fortschritte sind aber auch rein logisch zu erklären, denn man sieht halt die extremen Fortschritte im Scouting und in der "Frühentwicklung". Also eine Casey Phair spielt halt in der "Player Development Academy" in New Jersey und trotzdem haben die Südkoreanischen Verantwortlichen sie auf dem Schirm und nominieren sie für die WM. Vor 4 Jahren hätten selbst die eigenen Scouts diesen Namen nicht gekannt.
An 2 weiteren Namen, die noch nicht mal gefallen sind, kann man die Frühausbildung schön verdeutlichen: Alyssa und Gisele Thompson. Gisele müsst ihr auch wirklich noch nicht gehört haben, ich mache mir selber gerade Sorgen, was Google daraus macht, dass ich gerade die 2. 16-Jährige innerhalb von 5 Minuten gegoogled habe. Aber die beiden haben jetzt schon einen großen Deal mit Nike abgeschlossen. Während eine Megan Rapinoe gegen diese Ungewissheit, ob das mit dem Profi werden überhaupt was werden kann, ankämpfen musste, haben diese beiden schon jetzt die Absicherung, dass sie voll auf die Karte Fußball setzen können.
All diese jungen Spielerinnen führen aber auch zu einem ganz eigenen Narrativ. Denn es steht ja jetzt schon quasi fest, dass die Mannschaft die Trophäe in die Höhe stemmt, die die perfekte Symbiose aus den alten Koryphäen und den aufstrebenden Talenten schafft. Der den jungen Spielerinnen einerseits ein stabiles Umfeld zur Verfügung stellt, sie andererseits auch von der Leine lässt.
Wer aber im Zweifelsfall nicht auf die Jugend setzt, scheidet halt auch aus. Brasilien hat das halt nicht geschafft, als man im letzten Spiel alles auf Marta setzte. Die USA brachten lieber Rapinoe als Thompson und sind auch schon im Urlaub.
Oder... Schweden wird eiskalt Weltmeister und stellt die ganze These auf den Kopf. Die Schwedinnen kommen als einzige Mannschaft im Turnier nur mit einer Spielerin, die in diesem Jahrtausend geboren wurde: Hanna Bennison. Und die bringen sie nur als Einwechselspielerin.
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